27. August 2021



Mein kleiner Balkon an meiner Werkstatt, gestern Nachmittag. Die Krone vom arg zurechtgestutzen Vogelbeerbaum ist so schön erblüht, dass ich jetzt vom zweiten Stock in ein grünes Blättermeer schaue. Ein Zweig ist durch das Balkongeländer gekrabbelt. Die letzten Tage wieder täglich da gewesen und auch den Oleander und Bambus mit viel Wasser verwöhnt. Habe siebzehn Stunden an einem recht großen Bild gearbeitet. Ist jetzt fertig. Zeige ich später.

31. August 2020



Franz Ludwig Catel, Schinkel in Neapel, 1824, Öl auf Leinwand, 62 x 49 cm, Sammlung Alte Nationalgalerie Berlin

Ich schließe den Reigen meiner Sammlung mit einem Gemälde, das Karl Friedrich Schinkel in Neapel zeigt, gemalt von Franz Ludwig Catel im Jahr 1824. Ich entdeckte es bei einem Besuch in der Alten Nationalgalerie in Berlin, wo es zum festen Bestand gehört. Damit ist es ja ohnehin immer in meiner Nähe und wenn ich es in groß sehen will, spaziere ich hinüber.

In der Beschreibung der Staatlichen Museen Berlin heißt es:

"1803 brach der 22jährige Karl Friedrich Schinkel zum ersten Mal nach Italien auf. Zwanzig Jahre später betrat er im Süden Italiens erneut ›klassischen Boden‹: »Die Gegend Neapels hat immer etwas Unglaubliches, und so sehr man sie kennen mag und sich ihr Bild in der Phantasie zurückrufen konnte, sie erscheint immer wie ein überirdischer Traum«.

Auf der Rückreise bestellte Schinkel in Rom bei Franz Ludwig Catel, mit dem er seit zwei Jahrzehnten bekannt und auch in Italien unterwegs war, als Weihnachtsgeschenk für seine Frau ein Porträt von sich.

»Ganz früh, vor 7 Uhr, ging ich zu Catel, der mich in ein Bildchen hineinmalen wollte, welches ein Zimmer in Neapel vorstellt, aus dessen offenem Fenster man das Meer mit der Insel Capri und die Bäume unter dem Fenster aus Villa Reale sieht, gerade so, wie ich dort gewohnt hatte« (...)

Vornehm gekleidet sitzt Schinkel in entspannter Haltung und mit aufmerksamem Blick, ein Schriftstück in den Händen haltend, am weitgeöffneten Fenster des Casino Reale in der Via Chiatamone. Über die silbrig-grünen Baumkronen und das Blau des Meeres hinweg schweift das Auge zur violett schimmernden Insel Capri.

Das attraktive, bei vielen Italienreisenden beliebte, heute jedoch zerstörte Quartier wurde Schinkel zum Vorbild für seinen im Auftrag von König Friedrich Wilhelm III. errichteten Pavillon im Schloßpark Charlottenburg."
Birgit Verwiebe

31. August 2020

Das hier sind auch sehr schöne Aufnahmen. Brigitte Bardot besuchte Pablo Picasso 1956 in seinem Atelier in seiner Villa La Californie in Cannes, als sie dort während der Filmfestspiele weilte. Es stimmt wohl, dass B.B. vom Look von Sylvette sehr inspiriert war und auch gerne diesen hohen Pferdeschwanz trug.

31. August 2020



Pablo Picasso, "Sylvette au fauteuil vert", 18. Mai 1954, Öl auf Leinw., 81 x 65 cm

Im Frühjahr habe ich einige zum Teil weltberühmte Gemälde gezeigt, die ich gerne auch privat um mich hätte, als Originale, wohlgemerkt. Es gibt noch drei Bilder in meiner hochkarätigen Phantasiewunschtraumsammlung, die ich nicht gezeigt habe. Dazu gehört dieses sehr, sehr bekannte Bild von Pablo Picasso, das Sylvette David zeigt. Es ist mir jetzt näher als früher, weil mir die echte Lydia-Sylvette Corbett ans Herz gewachsen ist, nachdem ich sie in dieser wunderbaren Dokumentation gesehen habe.

Heute ist die am 14. November 1934 geborene Sylvette David 85, und immer noch ein Blickfang. Sie trägt den Künstlernamen Lydia Corbett, und malt seit vielen Jahren selbst. Offenkundig ist ihr eigenes Werk bis heute von der Begegnung mit Picasso durchdrungen, bis zur Überidentifikation mit seiner Malweise, aber das sehe ich ihr nach. Sie ist mir einfach zutiefst sympathisch.

Das Bild befindet sich in einer Privatsammlung in Frankreich, seit es am 1. Nov. 2005 für 8,080,000 US Dollar von Christies versteigert wurde. Es war daher auch nicht in der Ausstellung über Picassos Sylvette-Portraits in der Kunsthalle in Bremen 2014, die mir leider entgangen ist. Für mich ist das nicht etwa eines der beeindruckendsten Bilder von Picasso, sondern eines der atmosphärischsten, das ich gerne in meiner Nähe hätte. Aber unbedingt und nur als Original, um die Textur zu sehen und den Atem zu spüren und diese Aura von Vallauris 1954. Dieses Bild hat so ein starkes Flair der Fünfziger Jahre, es zeigt den Teil, den ich an der Ästhetitk der Fünfziger mag. Es wäre für mich wie ein hochatmosphärisches Möbelstück. Und nachdem ich nun weiß, wie faszinierend die Frau ist, die Modell stand, noch viel mehr.

30. August 2020



Auch 1982, 17. November. Ich muss an dem Tag das tschechische Filmdrama "Ein Tag für meine Liebe" gesehen haben, und währenddessen ist diese düstere Zeichnung entstanden. Ich hatte in meinem Zimmer unterm Dach einen großen alten Schwarzweißfernseher in einem Holzgehäuse, daran hing eine große Antenne, die ich so ausrichtete, dass ich DDR-Fernsehen sehen konnte. Ich erinnere mich nur ganz dunkel an den Film, der 1976 gedreht wurde. Was Trauriges.

In der Beschreibung steht, dass die vierjährige Tochter eines jungen Ehepaars, das recht glücklich ist, beim Kirschenessen erstickt. Nach dem Tod versuchen sie wieder ein Kind zu bekommen, aber die Beziehung hat sich völlig verändert. Tragische Filme mit Tiefgang waren schon immer eher auf meiner Wellenlänge als Klamauk und Action. Obwohl ich als Kind natürlich auch Quatschfilme geguckt habe, keine Frage.

Ich mochte diese gewisse Bildästhetik von einigen tschechischen Filmen aus den Siebzigern, die manchen DDR-Filmen ähnelte. Aber sie wirkten heller, weniger grau und trostlos, hatten keinen Mief. Lag vielleicht auch daran, dass sie synchronisiert waren, was ihnen durch die bekannten Sprecherstimmen einen internationalen Anstrich gab. Warum eine Pistole auf meiner Zeichnung ist, weiß ich nicht, ich kann mich nicht erinnern, ob es gewalttätige Szenen im Film gibt.

30. August 2020



JIMI, 1982, Bleistift in Notizbuch. Damals habe ich Electric Ladyland wie süchtig gehört. Wie für jeden mit offenen Ohren war Jimi Hendrix für mich Offenbarung. Göttlich, ekstatisch, ultimativ.

30. August 2020



Selbstportrait, So, 7. Juni 1981, Kugelschreiber auf A 4-Papier

Da war ich Fünfzehndreiviertel. Ein Sonntagnachmittag, an dem ich nichts anderes zu tun hatte. Ich hörte wahrscheinlich Neil Youngs Platte Rust Never Sleeps oder eine andere von ihm und hatte mein kariertes Lieblingsflanellhemd an und setzte mich vor den Spiegel und schaute mich ernst an.

Das Bild ist mit Kugelschreiber auf einem einfachen weißen Blatt Papier in DIN A 4, wahrscheinlich von einem Schreibblock, gemalt. Ich habe es noch nie jemandem gezeigt. Im Grunde ein gemaltes Selfie. Das wäre mir früher peinlich gewesen, ich hätte das Gefühl gehabt, mich für eine solch unstatthaft eitle Betätigung entschuldigen zu müssen.

Aber ich wollte sehen, ob ich etwas entdecken könnte an mir, das ich bei einem Blick in den Spiegel nicht sehe. Wenn ich etwas zeichne, betrachte ich es grafisch, präge mir die Silhouette der einzelnen Teile ein und kopiere sie dann aus dem Gedächtnis auf das Papier vor mir. Es ist also ein recht pragmatischer, handwerklicher Vorgang, zunächst jedenfalls.

Ich glaube, ich war dann überrascht, dass ich so eine Melancholie ausstrahle, und das war auch wirklich so. Wenn ich nicht gerade gelacht oder gelächelt habe, wurde ich oft gefragt, ob ich traurig bin. Ich fand mich selbst von der Veranlagung her optimistisch, aber hatte tatsächlich oft Liebeskummer. Unglücklich oder ergebnislos verlaufende Verliebtheiten. Auch schon mit Fünfzehn.

Wenn ich darüber nachdenke, fällt mir auch wieder ein, um wen es da ging. Es war der beste Freund meines älteren Bruders, der uns oft besuchte, so lernte ich ihn kennen. Er war im Zimmer meines Bruders und sie spielten zusammen Gitarre. Er hatte eine Band, mein Bruder später auch, aber damals noch nicht. Dank Internet kann man ja herausfinden, was aus einem alten Schwarm geworden ist. Heute hat er ein Tonstudio und produziert vor allem andere.

Er hat damals ganz schön mit mir geflirtet, so ganz grundlos war meine Verliebtheit also nicht. Aber er hatte schon eine Freundin. Was ihn aber nicht abgehalten hat, sich mir gegenüber zu verhalten, als ob es sie nicht gäbe. Ich hab sie dann auch kennengelernt, weil es doch ein gemeinsamer Freundeskreis war, und habe nicht durchblicken lassen, dass mir ihr Liebster Avancen machte und sogar ein romantisches Lied zum Geburtstag geschenkt hatte. Ich fand sie ganz okay. Sie hat das nie erfahren.

Mehr als im Auto mit heruntergekurbelten Scheiben durch den Sommer fahren und dabei laut Musik hören (vor allem die erste Platte von Lou Reed, mit Berlin und Wild Child) und durch den Wald Spazieren und ein bißchen Schmusen ist nicht passiert. Aber für mich war es viel. Eine Riesensache, gewaltig. Das war vor allem im Jahr vor diesem Bild, 1980. Ich war total verknallt. Und nicht zum letzten mal. An jenem Sonntagnachmittag im Juni 1981 war ich vermutlich schon etwas ernüchtert. Das sagt mein Blick.

30. August 2020

Athena 2

Athena hatte auch eine sehr melancholische Seite, die eher in ihrer Ausstrahlung, als ihrem Verhalten zu bemerken war. Große, tiefblickende Augen. Wenn mich ihr Blick traf, ging er ganz tief. Das Bild vom November 1982 habe ich auch während des Unterrichts gemalt, obwohl sie neben mir saß, da kannte ich sie schon eine Weile und hatte ihr Aussehen verinnerlicht. Ich bin mir nicht sicher, aber es kann sein, dass sie das kleine Tier selbst auf ihre Schulter gemalt hat, einfach so, zum Spaß. Sie war auch verspielt, jedenfalls bei mir. Unsere Wege haben sich nach Ende der Schulzeit getrennt, ohne Streit, wie man sich eben so auseinander entwickelt, wenn ein gemeinsamer Teil des Alltags wegfällt. Ich habe aber immer gern an sie zurückgedacht.

30. August 2020



Das war Athena, meine Schulfreundin. Sie hatte griechische Eltern und war in Deutschland aufgewachsen. Wir saßen 1982 nebeneinander in der Klasse und befreundeten uns recht schnell. Wir haben auch nach der Schule viel Zeit zusammen verbracht, sie war ein oder zwei Jahre älter als ich. Ich habe sie gerne angeschaut. Das war mein Blickwinkel von der Seite, wenn wir im Unterricht saßen. Sie hat immer gut aufgepasst und war eine der Besten, hatte aber trotzdem immer Spaß an lustigen Seitenbemerkungen in meine Richtung und auch immer Liebesgeschichten, über die wir uns ausführlich austauschten.

30. August 2020

Trulla

Das war eine blöde Trulla. Nicht wie man denken könnte, eine gouvernantenhaft gestrenge Studienrätin, sondern eine Mitschülerin. Ich kann mich beim besten Willen nicht an den Namen erinnern. 1982 war ich zwischen 16 und 17 und die meisten in dieser Klasse waren so alt wie ich. Man hätte denken können, sie hätte schon das Klimakterium hinter sich, tantiges, besserwisserisches Getue und biedere Klamotten wie eine Sekretärin aus den Fünfzigern. Seltsame Frisur mit Außenwelle und Perlenohrclips. Darf man sich jetzt aber nicht stylish retromäßig vorstellen, sondern wie stehengeblieben.

Ich weiß, das klingt geradezu extravagant aus heutiger Sicht, aber das war sie nicht. Wenn ein Lehrer etwas gerügt hat, oder um Ruhe bat, hat sie eifrig genickt und tadelnde Blicke in die Runde geworfen. Die Unruhe enstand auch schon mal, weil sich meine Mitschüler über meine Kritzeleien amüsierten. Dieses Portrait hat das Opfer selbstverständlich nie gesehen. Ich habe den Abgebildeten nur schmeichelhafte Sachen gezeigt. Ja, ich gebe es zu, die Zeichnungen waren manchmal auch ein bißchen gemein, aber so ging die Zeit ganz gut rum.

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