04. August 2013

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Warum erzählt ihr nichts vom Strand
von weißen Küsten, einem fernen Land
wo das Meer blau ist und die Wiesen grün und schön

Und wenn es schwarz ist
und nur schwarz und windumtost
dann malt uns diesen Wind als Trost

Als Vogel, der uns rüberträgt ins Licht
wir Menschen schaffen's ohne Bilder nicht
uns die Verwandlung vorzustellen

Euern Saum hab ich geküsst
seitdem weiß ich, wie das ist
das Glück des Lebens



Duke Meyer 2013




Lieber Duke,

warmen Dank für deine Gedanken und behutsamen Worte von einer nächtlichen Terrasse in Andalusien. Ein schönes Bild. Auch hier wird die kühlere, laue Nacht herbeigesehnt. Ich habe deine Songskizze, deine Ode an den Tod gehört. Es gibt darin mich sehr berührende Momente und Zeilen, besonders diese.

Wenn man mich vorgestern, noch ahnungslos, gefragt hätte, was ich glauben würde, wie ich angesichts einer kommenden Todesnachricht reagieren würde, ich hätte es nicht einmal beantworten können. Man geht von einer Art Verzweiflung aus, einer Hilflosigkeit, Fassungslosigkeit, so wie ich sie kannte und erlebte, als ich als einundzwanzigjährige junge Frau vom Tod meines Bruders erfuhr. Doch diesmal ist es anders, ganz anders. Vielleicht, ja sicher sogar, kann ich diesmal allen anderen, die von tiefer Trauer erfasst sind, Trost geben, denn ich bin zutiefst getröstet. Ich würde meinen Frieden mit diesen letzten Dingen gerne weitergeben, verschenken, verströmen, auch dir. In einem Kommentar letzte Nacht, wo mir ein lieber Freund aus Hamburg unter meinem Blogeintrag sein Beileid aussprach, habe ich vieles formuliert, wie meine Gefühle dazu sind, nicht nur angesichts dieses Todes meines Neffen.

Was ich nicht schrieb, Duke, ist - dass es sich für mich stimmig anfühlt, was geschah. Ebenso wie damals bei meinem Bruder, auch wenn es ein tieferer Schmerz und über Jahre dauernde Fassungslosigkeit war. Ein Lebenskreis hat sich geschlossen und ist vollendet. Ein flammender Kreis katapultiert ins Universum, vereint mit allen anderen Flammen vergangener Leben. Keita Richard war auch im Zeichen der Fische geboren, so wie du. Das hat eine große Nähe zwischen ihm und mir gezaubert, weil mir diese besondere Sensibilität und Phantasie so nah war, mir so gemäß. Wir verstanden uns auf den ersten Blick ohne Worte. Ja, Keita hatte keine Todesangst. Man konnte ohne jede Scheu mit ihm über diese letzten Dinge sprechen, er war ein tief spiritueller Mensch, was ihm in die Wiege gelegt war. Da war nichts Angelesenes, es kam tief aus seiner Seele, diese Gewissheit, dass alles gut ist, was uns am Ende widerfährt, auf dieser letzten Reise.

Wie gerne würde ich dir von meiner tiefen Ruhe und Zuversicht, ja Heiterkeit in dieser Hinsicht abgeben. Diese Gewissheit hat keinen Hintergrund, der auf einer Religion beruhen würde, die ich praktiziere. Ich bin weder Christin noch Buddhistin noch Muslimin, noch bete ich namentlich nennbare Gottheiten an. Mir ist der Lauf der Sonne und der Regen und der Wind und die Musik Religion genug. Aber so war es schon immer. Ich respektiere alles und jeden, woran jemand glaubt. Jedoch dieser tiefe Frieden, den ich nun damit habe, ist ein Geschenk der späten Jahre, die mir das Universum mit seinem Füllhorn bereitet. Vielleicht, weil ich viele Verluste zu beklagen hatte, musste ich sehr viel unternehmen, um die irdische Existenz als die ebenso schöne Seite zu sehen. Die Idee von Erlösung war aber immer mit dem Ende der körperlichen Existenz verbunden, eine seltsame tiefe Gewissheit. Es ist schon gut, aber es kann sogar noch besser werden. Ich freue mich auf diese letzte Reise ins Ungewisse. Sehr. Und habe dabei keine Todessehnsucht in diesen Tagen mehr. Ich möchte sogar Hundertsieben werden. Und dann ist es aber auch gut. Naja, Hundertsieben ist schon wirklich lange. Ich denke, ich habe noch so viel zu tun und zu geben, da brauche ich einfach noch ein ordentliches Päckchen Jahre zum Fertigwerden, bevor ich zu den Sternen fliege.


(aus einer Mail vom 3. August 2013)


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03. August 2013



Jeff Buckley, Hallelujah

Jeff Buckley wurde nur dreißig Jahre alt. Er ging zum Schwimmen in den Wolf River in Memphis, wo er schon oft zum Schwimmen war. Er wurde von der Bugwelle eines Schiffes erfasst und ertrank.

02. August 2013

Ein Nachmittag, den ich nie vergessen werde.
Heute, gegen vierzehn Uhr dreißig habe ich durch einen Anruf meines Neffen Valerian erfahren, dass sein großer Bruder ertrunken ist. Ich bin selbst erstaunt, wie gefasst ich in der Lage bin, das noch am selben Tag in dieses Fenster zu schreiben, in dem man Blogeinträge erstellt. Mein Neffe Richard Keita, ist zum Schwimmen an einen Fluß gegangen und nicht wiedergekehrt. Man fand ihn. Da war er schon im ewigen Meer der Gezeiten. Ganz bestimmt bei meinem lieben Bruder, der ihn, seinen erstgeborenen Sohn liebte, wie man ein Kind nur lieben kann. Mein Bruder saß auf dem Teppich, mit gekreuzten Beinen und spielte Gitarre, aber in der Kuhle, in seinem Schoß, saß sein neugeborener Sohn, so habe ich die beiden oft gesehen. Richard Keita hatte seinen Vater nur gute zwei Jahre, dann geschah der blöde Unfall. Aber er hat das dickste, fetteste Paket Liebe mitbekommen, das man sich vorstellen kann. Und das hat man immer gespürt. Er war ein sensibler junger Mann, voller Liebe und Sanftheit. Und er spielte Gitarre, wie sein Vater. Die Stratocaster kam abhanden, aber seine Les Paul hat er über alles geliebt und gespielt. Ich glaube, ich werde die Kommentare bei diesem Eintrag deaktivieren, nicht weil ich es nicht ertragen würde, sondern weil ich fürchte, dass sich Leser unbekannterweise genötigt fühlen, die dann üblichen Beileidskommentare zu hinterlassen. Obwohl, das wäre eigentich auch nicht wirklich schlimm. Ich will nur sagen, ich weiß, dass er zuhause ist, da wo er endlich mit seinem Vater Gitarre spielen kann. Und das gibt mir großen Frieden. Ich bin nicht verzweifelt, denn alles war gut. Wir hatten immer ein schönes, wenn auch unregelmäßiges Neffe-Tante-Verhältnis. Zuletzt sprachen wir ungefähr im Februar am Telefon miteinander. Er wollte mit seinem Bruder Valerian nach Berlin kommen und ich bot an, sie könnten in meinem Atelier übernachten, eine große Matratze organisieren und alles prima. Aber erst wenn es schön ist in Berlin, warm. Ja, das machen wir, wenn es wärmer ist, dann ist Berlin erst richtig schön. Jetzt musst du dir das alles von der Wolke da oben angucken, mein kleiner Fisch. Es hat mir viel bedeutet, dich vor achtundzwanzig Jahren in den Armen zu halten, neugeboren, selig blinzelnd. Du hast mir mein eigenes Kind mit einem Blick zurückgeschenkt. Und dafür danke ich dir. Für immer und ewig.

P.S. ich wollte dir noch sagen, du hast auf deinem Facebook-Profil unter einem Foto, das ich von dir gemacht habe, geschrieben: Photograph: Valerian Seethaler. Das Bild war aber von mir. Ich verzeihe dir, du hast den Kommentar erst letztes Jahr druntergeschrieben, unter das Bild von 2010. Im Mai war das. Das sind die Bilder. Du mochtest sie sehr. Das weiß ich noch. Ich denke, es ist okay für dich, wenn ich hier den Link einklebe. Du musst dich übrigens daran gewöhnen, dass ich jetzt, wo du dich da oben bei Jimi und deinem Vater rumtreibst, direkt anspreche. Ich bin das so gewohnt. Mein Bruder, also dein Vater, und ich machen das auch immer so. Weißt du Bescheid. Ich lasse die Kommentare doch offen. Alles ist gut. Schlaf gut, mein kleiner Fisch.

Deine Tante
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