14. Oktober 2010

[nur ein kleiner erklärender Kommentar, aber eigentlich doch ein Blogeintrag]



(...) Ich bin nicht aus der Welt... nur ein bißchen aus dem Internet. Und ein kleiner Umzug. Es gibt drei Orte in Berlin, um die mein Leben kreist. Einer hat sich gerade verändert. Ein Teil meines Lebens findet seit einigen Tagen in der Fasanenstraße statt. Seit langem geliebteste Straße im Westen der Stadt. Bis gerade eben noch Umzugskartons ausgepackt. Und ich habe viele hundert Bilder der letzten beiden Wochen offline, quasi in der Hinterhand;-) Sehr schöne Sachen dabei. Eva-Maria Hagen ganz nah, letzten Sonntag. Und Werner Herzogs Kameramann Thomas Mauch, der erzählte, dass es bei den Dreharbeiten für Aguirre keinerlei Lampen gab. Und eine schöne Frau, eine Zufallsbegegnung, die die Bilder von sich so sehr mochte, die ich beiläufig bei Werner Herzog von ihr einfing, dass sie ein sehr nettes Angebot machte. Das olympische Dorf. Die Atmosphäre von Olaf Heines Opening I love you, but I've chosen rock. Gleißende Sonne, indigoblauer Himmel in Berlin am letzten Wochenende. Und ich. Da ist kein Entrinnen. Eine Ecke in meinem Atelier, wohin ich Bilder brachte. Und mich tief ins Fleisch schnitt. Keine Metapher, die Scheibe eines großen Bilderrahmens rutschte mir aus den Händen und zersplitterte auf dem Holzboden in tausend Stücke. Eine Scherbe landete wie ein Pfeil in meinem linken Zeigefinger. Tiefe Fleischwunde. Zum Glück die Sehne nicht erwischt. Lange Blutspur auf dem Holzboden. Dauerte sehr lange, bis die Blutung stoppte. Ich starrte fasziniert auf die schöne rote Farbe meines Blutes und umwickelte die Wunde mit zwanzigfach gewickeltem Klopapier. Fingerturban. Es tat so gut wie gar nicht weh. Starke Verwundungen setzen Endorphine frei, die den Schmerz stillen. Man hat das alles in sich.

Der Körper funktioniert nach einem viel besseren System als die Seele, denke ich gerade. Seelische Vewundungen können auch durch die Ausschüttung von Endorphinen geheilt werden, aber der Mechanismus setzt nicht automatisch ein. Man muss sich darum bemühen. Tapetenwechsel, neue Augenweide-, Landeplätze finden (you are the airport of my eye verstand ich jedesmal, wenn Stevie Wonder you are the apple of my eye sang, in Sunshine of my Life). Als ich vor sechs Jahren an einem sehr schwierigen und tiefen Punkt angelangt war, reiste ich zum
Antelope Canyon. Man kann auch in Gedanken reisen. Ich mache das gerade sehr viel. Wo anders hinschauen. Neue Gewohnheiten erfinden. Lesen. Bilder anschauen. Zum Beispiel Farins kiloschweres Bilder-Tagebuch seiner langen Reise durch Indien und Buthan. Ein altes Buch von Wolf Wondratschek, das mir mein guter Freund Jan neulich mitbrachte, weil er sich aufmerksam an nebensächliche Kleinigkeiten erinnern kann, wie dass ich Wondratschek mag. Und lange liegengebliebene Bücher lesen. Sich über unerwartete Bilder und Gedanken freuen. Oder nach zehn Jahren mit dem Kopf nach Norden schlafen, statt nach Süden.
Gritelda - Fr, 15. Okt, 22:24

Etwa alle sieben Jahre möchte die Schlange ihre Haut abwerfen, fällt mir dazu nur ein. Ob ihr das weh tut? ... man weiß es nicht, kann gut sein. Aber eine neue Haut kommt immer, ganz bestimmt!

g a g a - Fr, 15. Okt, 23:39

häuten

ja

Ich würde sehr gerne mein Erinnerungsvermögen defragmentieren. Die Fähigkeit, sich zu erinnern, kann ein großes Hindernis sein, sich mit der angemessenen Begeisterung auf einen neuen Weg zu begeben. Ich habe sogar darüber nachgedacht, ob es heute chirurgisch möglich wäre, gezielt Erinnerungsbereiche im Gehirn auszulöschen. Um wie ein Neugeborenes vor dem Leben zu stehen, das einem bleibt, einem geschenkt ist. Aber mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten meiner in fünfundvierzig Lebensjahren erworbenen Biographie. Ich glaube nicht, dass das geht. Wahrscheinlich alles oder nichts. Man müsste vielleicht anhand der Entwicklung und des Alters der Zellstrukturen und Synapsen analysieren, welche Erinnerungen sich in einem bestimmten Zeitraum festgesetzt haben. Aber jeder Zeitraum hat auch eine eigene gute Qualität. Selbst wenn man leidet, lernt man. Ich besonders durch eine manisch kreative, etwas erschaffende Kompensation, während derer ich mir beständig neue Fähigkeiten und Fertigkeiten erschließe. In einem rasanten Prozess, beinah atemlos. Ich gleiche gefühlte Defizite durch das Erschaffen von Traumwelten aus, damit die für mein Seelenheil benötigte Balance zwischen Wunsch und Erleben entsteht. Ein Ausgleich, ein adäquater, gleichwertiger Status. Wenn das Leben etwas vergisst, etwas weglässt, missen lässt, erschaffe ich es selbst. In meiner Phantasie. Und wird gleichsam Teil des Erlebens einer Lebenszeit. Meine Phantasien sollen bitte drin bleiben im Gehirn. Das sind meine schönsten Erinnerungen, mich an meine Phantasien in einer Zeit zu erinnern. Nur selten das nackte Erleben. Der Zauber entstand fast immer durch meine Projektion. Mein fatalstes Talent. Großartig, faszinierend, beflügelnd und an einem gewissen Punkt beinah immer desillusionierend (es sei denn, man verhindert meine Ernüchterung, davon träume ich). Aber weniger zur Projektion fähig zu sein, weniger davon einfließen zu lassen, ist unvorstellbar. Ich sehe zwar die schwierige Konsequenz, die mir diese Neigung beschert, aber liebe die Intensität zu sehr, um damit aufhören zu wollen.

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