30. Januar 2012
Ich will es einmal so formulieren, also irgendwie positiv. Eine große Freude kann man mir immer damit machen, wenn man mir nichts Selbstgestricktes schenkt. Zum Glück besteht keinerlei akute Gefahr. Zu den Dingen, über die ich mich nicht wirklich freuen kann, gehört der Anblick von Selbstgestricktem. Weder Socken (wobei die noch das kleinste Übel sind, aber auch nichts, wofür ich aus freien Stücken Verwendung hätte), noch Schals, noch Pullover und ganz bestimmt niemals Strickjacken. Neben den kratzigen Strickstrumpfhosen meiner Kindheit, die härteste Herausforderung. Aber man soll nicht denken, das sei ja nun alles lange her, irgendwann Ende der Sechziger Jahre, Anfang der Siebziger. Damals mussten sogar arme kleine Jungs gestrickte Höschen und Hosen anziehen. Von Mutti oder Oma gestrickt. Man konnte sich ja nicht wehren. Zum Glück blieb mir eine Strickhose erspart. Aber was macht man, wenn man über ein oder sogar mehrere Blogs stolpert, in denen Abbildungen von Selbstgestricktem in allerlei Farbkombinationen, die ich persönlich nie für möglich gehalten hätte, zur Ansicht dargeboten werden. Also nicht 1969, sondern 2012. Es gibt sogar Frauen, die nicht nur freiwillig "melierte" Wolle zu unförmigen Strickjacken mit aufdringlichen Knopfleisten verarbeiten, sondern diese Wolle auch noch selbst färben. Mit Pflanzenfasern. Da kommen dann so schöne grün-kackbraun-dunkelrot-grau-Nuancen dabei raus. Ganz apart. Fortgeschrittene spinnen die Wolle nicht nur selber, sondern schnitzen sich auch die Spindel selbst. Ein die langen, langen dunklen Wintertage ausfüllendes Hobby. Ganz oft haben die strickenden Frauen Familie, Kleinkinder (die nonstop mit neuer Ware versorgt werden müssen, sie wachsen ja so schnell raus, die lieben Kleinen) und auch Männer, von denen aber nur so am Rande die Rede ist. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendein Mann auf diesem Planeten Frauen in Strickjacken mit Holzknöpfen attraktiv findet. Was ist da los? Fressen diese nebenher laufenden Familienväter ihre ästhetische Frustration in sich hinein? Oder setzt irgendwann ein Stadium der totalen visuellen Abstumpfung ein? Hauptsache Mutti kocht und backt immer schön und nachts unter der Bettdecke ist sie ja zum Glück nackig? Okay. Ich war mal wieder zu Besuch auf einem meiner "Studien"-Blogs. Sie wissen schon. Manchmal muss es einfach raus. Ja, das Blog mit den Astlochmöbeln.
g a g a - 30. Januar 2012, 20:22
HierIm Westen gab es zur lila Latzhose dann gerne auch mal so einen kleinen Button mit der berühmten geballten Faust.Man sollte niemals den Fehler machen, ökologisch vertretbar mit zwangsläufig selbst hergestellt zu verwechseln. Das ist wie die Sache mit dem "Selbstgebackenen". Ich kenne wahnsinnig viele Frauen, die unheimlich stolz auf ihre selbstverfertigten Kuchen sind, die mir aber geschmacklich zu neunzig Prozent weniger gelungen erscheinen, als eine beliebige aufgetaute Backware aus dem Hause Coppenrath und Wiese. Also als extremer Vergleich jetzt. Backen und Kochen ist nun einmal auch eine Profession, die nicht jedem in die Wiege gelegt ist. Und so ist es mit anderen Sachen halt auch. Nichts gegen einen feinmaschigen, einfarbigen, maschinengestrickten Kaschmir-Rollkragenpullover in einem fröhlichen Anthrazit oder Schwarz oder Steingrau. Das sind allerdings nicht die Pullover-Modelle, die auf meinem Studienblock zur Ansicht gereicht werden.
Meine Gedanken dazu
Das ist