23. September 2013
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Sich Gedanken über die Zurechnungsfähigkeit von Zeitgenossen zu machen und andererseits Material zu verarbeiten, das geeignet ist, bei anderen Gedanken über die eigene Zurechnungsfähigkeit zu verursachen, ist freilich ein etwas zwiespältiges Unterfangen. Ich kann das nur mit meinem Vornamen rechtfertigen. Genie und Wahnsinn sollen ja nah beieinander liegen, heißt es mitunter. Das mit dem Genie sei an dieser Stelle zu vernachlässigen. Es ist wie es ist. Eigenbrötler hat man früher auch gesagt. Heute mitunter auch noch. Andererseits, hielte man im vergleichbaren Zustand bei anderen die Kamera drauf, wäre das Ergebnis wohl kaum kontrollierter. Ich habe immerhin nur Dinge gesagt, die ich auch bei Tageslicht nicht widerlegen kann. Jetzt blogge ich das derart spät, dass ich davon ausgehen muss, dass es (wenn überhaupt) an einem Montag Morgen oder Vormittag gesehen wird. Dabei gehört diese Aufnahme in die Abendstunden. Oder in die Nacht. Wenn man selber ein bißchen trunken ist, und bereit, alles mögliche nachzusehen. Zu verzeihen. Zwei Uhr fünf, sagt die Uhr rechts unten auf dem Monitor. Immerhin nicht gelogen. Nicht die Uhrzeit, und nicht, was ich von mir gebe. Den Grimmepreis wird es nicht dafür geben, aber das ist heutzutage auch kein Kriterium mehr. War nicht unlängst das Dschungelcamp dafür nominiert? Oder verwechsle ich da etwas? In meinem eigenbrötlerischen Universum bekomme ich eine ganze Menge nicht mit. Und dann wieder doch. Und denke: nichts verpasst. NIcht viel. Aus irgendeinem Grund hatte ich gestern - was selten geschieht - Lust, den Fernseher anzumachen, auf gut Glück. Vox war voreingestellt, also der Sender, der kam, beim Anschalten. Und es lief gerade eine aufwändige Dokumentation über das Leben von Udo Lindenberg. Ich blieb dran. Das war sehr sehenswert. Vier Stunden. Ist sicher auch wieder in der Mediathek, wenigstens für eine Woche umsonst. Hat mir gefallen, weil Udo für mich, wie wahrscheinllich überhaupt für meine Generation, eine Lichtgestalt ist. Auch wenn man nicht zu seinen Konzerten gepilgert ist. Ich habe sogar ein paar CDs von ihm. Und Cello und das Mädchen aus Ostberlin sind nun wirklich zum Weinen schön. Und sein Panikorchester hat einen großartigen Sound, das ist mir gestern so richtig aufgefallen, als man sie bei Proben für die letzte Tournee hörte, diese alten Haudegen. Und die Wegbegleiter zu hören und zu sehen war auch schön. Inga Rumpf, die ich so mag. Als ich Inga sah, überlegte ich, ob ich mir früher als angedacht, die Haare wieder färben soll. Aber dann hänge ich plötzlich wieder so an meiner noch vorhandenen Haarfarbe und will sie sehen, so lange es noch geht. Ja, ja, Gedanken, wenn es nicht mehr selbstverständlich ist, keine grauen Haare zu haben. Ich habe ja gar nicht so viele, aber eben doch. Na ja. Mit dem Buch von Rolf Eden bin ich zu Ende. Immer nur Glück gehabt heißt es. Ich habe mich blendend unterhalten gefühlt. Es ist ein Stück Berliner Geschichte. Und wenn man Berlin liebt, so wie ich, und sich zumindest noch dunkel an das Big Eden der Achtziger erinnern kann, ist es spannend, die ganze Geschichte davor zu kennen. Er hat das Berliner Nachtleben seit Anfang der Sechziger Jahre geprägt wie kein anderer. Eine historische Figur. Aber das will man gar nicht erklären, das versteht sich eigentlich von selbst. Wählen war ich heute auch. Aber das Ergebnis beschäftigt mich ehrlich gesagt nicht dramatisch, das wäre gelogen. Ich bin auch nicht überrascht. Ist wohl keiner. Ich habe ja noch nie, auch heute nicht CDU gewählt, aber wenn die Sozialdemokraten - die ich auch noch nie gewählt habe - einen tolerierbaren, attraktiven Spitzenkandidaten gehabt hätten, wäre es vielleicht ein paar Sekunden Schwanken in der Kabine wert gewesen. Eigentlich furchtbar, dass man seine Positionen in einem Wahlprogramm findet, eine Reihe zumindest, und derart von dem Spitzenkandidaten abgestoßen ist, dass man noch lieber die Gegenpartei wählen würde. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie zuwider mir dieser Kandidat war. So habe ich in meiner Tradition konservativ gewählt. Schadet zumindest nicht. Und der Kandidat für Mitte, dem ich die Erststimme gab, ist in der Türkei geboren. Ich habe schon so eine integrative Ader. Und ich muss nicht mit meinem Gewissen hadern. Nicht deswegen, und auch nicht seiner Schwerpunkte wegen. Jetzt habe ich wieder mehr ausgeplaudert, als beabsichtigt. Sehr späte Schlafenszeit heute. Morgen muss ich auch aufstehen, aber nicht so früh, wie neulich, wo ich so überrascht war, wie voll die S-Bahn schon vor sechs Uhr Morgens ist. Gute Nacht muss ich wohl gar nicht schreiben. Wer das liest, hat vielleicht seinen Morgenkaffee vor sich. Hoffentlich einen guten. Ich mache jetzt immer eine kleine Prise Salz hinein, bevor ich das Wasser aufgieße. Wundersam für das Aroma. Aber nicht zuviel!
g a g a - 23. September 2013, 02:34
Prost!
Ich mußte mit dem Anstoßen ja leider mehrere Stunden warten (wegen der goldenen Regel, an die ich mich allerdings auch nicht immer halte, die Sache mit dem Einbruch der Dunkelheit.)