10. Januar 2011




Ja. Nun ist es raus. Ich ernähre mich ausschließlich von Kürbissen. Geht doch! Mit ein bißchen Phantasie bekommt man mindestens dreieinhalb verschiedene Gerichte zusammen. In letzter Zeit entdecke ich neue Freude am Schwindeln. Aber meistens steht hier die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe. Interessant, dass ich vor siebzehn Jahren aus der Kirche ausgetreten bin, hindert mich nicht, den lieben Gott gelegentlich anzurufen. Man weiß ja nie. Ich fand nur die Klubregeln nicht so attraktiv und nehme gerne beim Kochen verschiedene Gewürze aus aller Welt in mein Religions-Süppchen. Oder besser alles und nichts. Mir fällt eigentlich kein religiöser Wahn ein, der nicht auch ein interessantes Detail hätte. Letztlich ist meine kultischste religiöse Handlung ein erhebendes, erhabenes, ja irgendwie heiliges Gefühl bei der Essenszubereitung.

Ich muss mir immer vorstellen, dass das Zeug in der Bratpfanne mal ein Teil meines Fingers wird, der gerade die Zwiebeln schneidet. So Sachen stelle ich mir vor. Und dann wird mir ganz feierlich. Deswegen rede ich auch immer viel und gerne von Zellschutznahrung, Zellbaustoff. Das wird alles mal ein Teil von einem selber und wenn man möglichst schöne neue Zellen fabriziert haben will (will ich), muss man schöne, gute Sachen essen. Da scheiden sich dann wieder die Geister, was schön und gut ist. Ich nenne das gerne Powerfood, insbesondere, was ich mir in den jüngeren Jahren einverleibe. Unformatiertes Essen. Mit der böhmischen Küche meiner Vorfahren hat diese Art des Essens rein gar nichts mehr zu tun. Ich habe in meinem Leben genug Mehlspeisen verdrückt, das reicht für den Rest des Lebens. Obwohl das freilich auch eine Küche ist, die bestimmte Geschmacksnerven sehr reizvoll kitzelt.

Aber das ist nicht mehr meine Priorität. Ich glaube, Heroin hat auch interessante sinnliche Erfahrungsmöglichkeiten, aber ich halte den Konsum nicht für konstruktiv. Aus dem Ursprung in die Pfanne, das finde ich sehr vertrauenerweckend. Übrigens habe ich erst in letzter Zeit entdeckt, dass es zwei Sorten Tiefkühlgemüse gibt, das sehr viel Kraft in sich trägt, nämlich Broccoli und Blattspinat. Erntefrischer Tiefkühl-Broccoli hat mehr Power als der schon länger im Supermarkt herumliegende, 'frische'. Blattspinat gibt es selten frisch, daher den gefrorenen. Große Überraschung für mich, weil ich sonst keinerlei Tiefkühlprodukte benutze. Gestern gab es so eine ähnliche Kraut- und Rübenpfanne wie da oben, nur mit Broccoli und Blattspinat. Auch Käse drüber. Und Paranusskerne. Ein bißchen Salz, frisch gemahlener schwarzer Pfeffer, Cayenne. Auf niedriger Flamme gedünstet, nicht totgebraten. Sehr delikat. Nur wenn ich Kürbis in der Pfanne habe, fällt mir immer ein, dass man eigentlich ein Foto davon machen sollte. Aber jetzt ist Schluss. Außerdem hab ich auch schon anderen Zellbaustoff abgelichtet, bevor er einverleibt wurde. Hier Beweisfotos.
Eugene Faust - Mo, 10. Jan, 17:13

Ihr kultischer Zubereitungsaltar - Ihre Wohnung überhaupt - hat schon eine sehr ansprechende Atmosphäre.

Ich kann mich übrigens sehr für Ihre Farbfotos begeistern.

g a g a - Mo, 10. Jan, 17:55

Danke, liebe Eugene. Visueller Hedonismus ist nun einmal mein Laster! Ich habe übrigens immer schon auch in Farbe fotografiert, es ist nur vergleichsweise weniger, weil ich Farbe nur als eigene Aussage interessant finde. Zum Beispiel ein schönes, altes grellrotes Auto vor einer graubraunen Wand am Straßenrand. Bei Nieselwetter. Das ist nicht relevant. Aber dasselbe rote Auto vor einer türkisblau gestrichenen Mauer in Havanna oder Buxtehude. Das ist ein Kontrast, da steigt der Adrenalinspiegel. Das mag oberflächlich und beschönigend sein, aber so halte ich es. Im Übrigen ein Aspekt meiner unaufhörlichen Ekstaseforschung. Das Tantra des Alltags! Kartoffeltantra.
books and more - Mo, 10. Jan, 18:13

Dieser Kirche Küche trete ich bei! Wann reichen Sie das Abendmahl?

*kniet schon mal*

g a g a - Mo, 10. Jan, 18:24

Ich möchte nicht profan werden, aber sind Sie denn auch bereit, die Küchensteuer zu entrichten? Als Religionsstifterin habe ich natürlich auch meine Ausgaben. Die Steuer ist jeweils direkt bar nach dem Gottesdienst zu entrichten. Die Hostien der heiligen, von mir gesegneten Kürbisse sind natürlich etwas kostspieliger als die üblicherweise im Handel erhältlichen. Aber das werden Sie verstehen und sollte es Ihnen auch wert sein. Ich verspreche allen meinen Gläubigen hoch und heilig, dass Sie damit dem Paradies ein gutes Stückchen näher kommen.
books and more - Mo, 10. Jan, 18:25

Ihre Kräuter sind mein Weihrauch.
g a g a - Mo, 10. Jan, 18:34

So ist's recht.
So sei es.
Inshallah.
Amen.
arboretum - Mo, 10. Jan, 22:01

Broccoli gab es bei mir früher ziemlich häufig, derzeit habe ich ihn aber ziemlich über. Als ich unlängst mal wieder welchen kochte, mochte ich ihn nicht mehr so. Heute gab es bei mir Gemüsepfanne: Karotten, Zucchino, Pastinaken, Sellerie, Lauch und Lauchzwiebeln. Und demnächst wieder Butternut, ich habe noch zwei.

g a g a - Mo, 10. Jan, 22:19

Das klingt mir aber ganz nach einer gottgefälligen, gesegneten Mahlzeit. Bei mir heute nur in Sonnenblumenöl gebratene Babykarotten mit Käse überbacken. Ein schlichtes, schmackhaftes Mahl. Aber jetzt kommt noch der Nachtisch: Vanillequark mit einer Prise Zimt und Apfelschnipseln und als Krönung darüber leicht in der Pfanne angeröstete, gehackte Haselnüsse, Pistazien und Mandeln. Noch heiss auf den kalten Quark! Das ist der Burner. Ich hab es schon mit erkalteten, vorher gerösteten gehackten Nüssen probiert, aber kein Vergleich.
books and more - Mo, 10. Jan, 22:59

Sie machen mir Laune, mein Dachboden-Ausbauprojekt zu forcieren, auf dass die Küchenzeile werde, auf dass dort die Pfannen tanzen und der Kürbis rollt! Schon hab ich den Duft der Nüsse in den Nüstern! Das wird auch Leni* gefallen!

*) Grüße!
g a g a - Mo, 10. Jan, 23:06

Forcieren Sie. Leni muss diesen Nachtisch einfach probieren. Aber die Nüsse fein gehackt, hören Sie?
books and more - Mo, 10. Jan, 23:08

Wie hieß es immer in den orientalischen Geschichten vom Wesir und so weiter: Hören ist gehorchen hacken!
g a g a - Mo, 10. Jan, 23:19

Sie dürfen auch hacken lassen. Für die eine oder andere Vorbereitungsarbeit greife auch ich mitunter auf qualifiziertes Personal zurück. Aber den Röstvorgang dürfen Sie sich nicht aus der Hand nehmen lassen. Das ist Chefsache!

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