03. September 2024







Diesmal rate ich nicht, von wann ein Foto ist, sondern: dieses Holzbild mit den gepressten Blättern verschiedener Laubbäume.



Mein Vater Johann hat es gemacht. Das Holz zugeschnitten, Birnbaum glaube ich, den Rahmen gesägt und geleimt, die Blätter gesammelt und gepresst und es zuletzt lasiert. Aber er hat es nicht signiert. Daß er es weniger als Tablett, sondern mehr als Wandbild gedacht hat, vermute ich wegen der rückwärtigen Aufhängung. Es ist nicht die einzige Holzarbeit von ihm. Es gibt auch hölzerne, zylindrische Gefäße, Vasen, ein kleines Holzintarsienbild, das aus verschiedenen Hölzern die Blätter einer Rose zeigt. Die romantische Seite meines Vaters. Als ich schon auf der Welt war, konnte ich solche Arbeiten von ihm nicht beobachten, da fertigte er praktischere Dinge an, wie Einbauschränke für den Dachboden des Hauses. Sicher liege ich richtig, wenn ich vermute, dass er das in den Anfängen seiner Jahre mit Karin gemacht hat. Und es ihr verehrt hat. Das ist das dritte Erinnerungsstück, das ich vor fast vier Wochen mit nach Hause nahm, neben dem gestickten Bild meines Großvaters und der Hochzeitsvase mit den Verliebten von Raymond Peynet. Ich habe den goldgelben Ton der Lasur immer sehr geliebt, es gerne angeschaut. Man könnte es als Tablett benutzen, aber dafür ist es zu empfindlich, weil die Lasur brüchig geworden ist, im Lauf der Jahre. Vielleicht hat er es sogar 1963/64 angefertigt, als Karin mit dem ersten gemeinsamen Kind schwanger war, meinem Bruder. Im Herbst, Winter und Frühjahr.

03. September 2024

Evi hat wieder geschrieben!



"Feucht, 30.4.1964

Liebe Karin!

Ich möchte Dir nur kurz mitteilen, daß wir seit 27.4. ein kleines Töchterlein haben. Es ist alles gut gegangen und ich fühle mich frisch und munter. Bin ja gespannt, was Du bekommst, hoffentlich schreibst Du es mir auch gleich. Du hast es jetzt auch bald geschafft, die paar Wochen werden schnell um sein. Ich wünsche Dir inzwischen viel Glück und alles erdenklich Gute.

Herzliche Grüße auch an Deinen lb. Mann und Deine Mutti von
Deiner Evi"




Und Alma hatte auch geschrieben, eine Postkarte aus Oberstdorf, wo sie mehrere Wochen zur Kur weilte. Sie schrieb fast täglich an ihre Tochter Karin, wenn sie verreist war. Am 6. Mai 1964: "(...) Wir müßten auch Gladiolen noch setzen o. ist es schon zu spät. Was machen die Vergißmeinnicht - blühen sie schon beim Vati? (...)"



Wieviel man doch aus Briefen nicht nur über den Absender, sondern auch über den Empfänger erfahren kann, wenn es ein sehr persönliches Verhältnis ist. Evi war auch nach Karins Hochzeit offenbar regelmäßig genug mit ihr in Kontakt geblieben, um zu wissen, dass sie sie fast zur gleichen Zeit wie sie selbst ihr erstes Kind erwartete. Karins Kind kam am zehnten Mai 1964 auf die Welt, neun Monate zurückgerechnet, bedeutet das, dass sie um den 10. September 1963 herum schwanger geworden ist, also knapp zwei Wochen nach ihrer Hochzeit. Das ging ja schnell! Was nicht aus Evis Zeilen hervorgeht ist, ob sie um den Tod von Karins Vater wußte, der gut zwei Monate vorher plötzlich zuhause gestorben war, aber ich bin mir sicher, auch wenn sie es nicht erwähnt, sicher hat sie schon früher kondoliert. Karin war unendlich traurig, dass ihr Vater André, der sich riesig auf sein erstes Enkelkind freute, ihr Kind nicht mehr erleben konnte. Das hat sie mir oft erzählt. Wie traurig, zugleich in froher Erwartung zu sein und ihren geliebten Vater begraben zu müssen. Er starb am 17. Februar 1964 mit nur 54 Jahren. Die Zeilen von Alma, drei Monate nach dem Tod ihres geliebten Mannes André, die nun mit achtundvierzig Jahren Witwe geworden war, "Was machen die Vergißmeinnicht - blühen sie schon beim Vati?" beziehen sich auf die Grabbepflanzung, um die sich Karin auch kümmerte. Karin war nach der Eheschließung nicht sofort von zuhause ausgezogen, sondern ihr Hans zog zu ihr, in das ausreichend große Elternhaus von Karin. Was aber nicht auf Dauer so bleiben sollte, denn die Eltern von Hans waren gerade dabei, ebenfalls ein Haus für die gesamte wachsende Familie zu bauen, mein späteres Elternhaus.

02. September 2024



Mit diesen farbenfrohen Bildern aus den smarten Apparaten von Ina und Klaus schließe ich mein Fotoalbum vom 1. September am Wannsee und sage: auf Wiedersehen, es war wieder schön!







02. September 2024





Wird nie zu viel, der Untergang. Ein Herr mit Hut sitzt bei uns, neben mir, beginnt (wohl) Theodor Storm zu zitieren. Unheimlich und sonderbar. Er legt sich so in den Vortrag hinein, wir müssen arg lachen, was ihm gefällt. Schade, hab es mir nicht gemerkt.

02. September 2024



Der Publikumsrang vom Sonnenuntergang. "Goldene Zeiten" schreib ich dazu, als ich Ina die Bilder schicke. Sie mir zurück: "Ja September. (...) Die Süße des Sommers, die Reife des Herbstes."





02. September 2024



Am Wannsee. Sitzen. Reden. Schauen. Lachen, ernst sein. Die Sonne sinkt. Erwartete Begegnungen, unerwartete. Als ich kam, da, wo der eine Catering-Truck mit den Getränken steht, rechts, kurz dahinter, kam mir Elvira entgegen. Sie war schon vorbei, ich verarbeitete das Bild und rief ihr hinterher. Ah! Hallo!! Auch ihr Mann dabei und Susanne, unsere Blogger-Freundin Engl. Hallo..!!!



Auch noch andere bekannte Gesichter gesehen, Namen lassen sich nicht immer gleich zuordnen. Den Herrn mit der Literatursendung, der hier immer Hut trägt, Denis Scheck. Letztes Jahr plänkelte er launig mit Jan herum, ich war angenehm überrascht, dass er wirklich witzig war. Ich hielt nach Ina Ausschau, aber sah sie noch nicht. Hauptsache, den Sonnuntergang genießen. Dann aber war sie da und sogar ihre Schwester Mirjam und in einer anderen Ecke Klaus, der Galerist. Last but not least, Gerwin, der ungeheuer erholt aussah, war. Freute mich alles sehr.

02. September 2024



Alexander v. Schlippenbach, gestern Abend für eine gute Stunde im Foyer des LCB. Schlippenbachs filigranes, entgrenztes, selbstvergessenes Spiel hatte eine immens beruhigende Wirkung auf mich. Hätte mich gerne in eine Ottomane sinken lassen.





"Alexander von Schlippenbach (* 7. April 1938 in Berlin) gilt als wichtiger Vertreter der ersten Generation der europäischen Free-Jazz-Musiker. (...) Schlippenbach erhielt Schallplattenpreise der Union Deutscher Jazzmusiker 1980 u.1981, ist Träger des Kunstpreises Berlin 1976, des Albert-Mangelsdorff-Preises 1994, des SWR-Jazzpreises 2007. 2017 wurde ihm das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Deutscher Jazzpreis sowohl für sein Lebenswerk, als auch in der Kategorie Piano/Tasteninstrumente; erhält den Jazzpreis Berlin 24." Wikipedia

02. September 2024











Und nun hinunter zum Seeufer. Aufs Wasser zum Horizont geblickt, dann nach links - da war auch schon Doro mit Freundin...!



02. September 2024



Mit der S7 nach Wannsee, zum LCB. Jan im Wintergarten getroffen, wo er jedes Jahr die Gäste des Sommerfests verewigt.





02. September 2024

















Und was machte Karins Tochter an ihrem ersten Geburtstag ohne Gratulation von Mama? Sie zog sich ihr blauweißes Blumenkleid an und einen blauen Hut auf und spazierte sodann zur S-Bahn.

01. September 2024

Und was machte Karin am Tag nach der Hochzeit? Ich denke, erstmal ein spätes Kater-Frühstück. Ich habe da selbst keine Erfahrung. Bestimmt schaut man sich am Tag nach der Hochzeit die Hochzeitsgeschenke in Ruhe an. Ich weiß nicht, was Karin und Hans am 1. September 1963 gemacht haben, aber ich weiß ganz bestimmt, welches Hochzeitsgeschenk einen Ehrenplatz in der Vitrine bekommen hat, weil ich es mir später immer wieder angeschaut habe. Leider habe ich vergessen, von wem diese zauberhafte Vase geschenkt wurde. Ich habe sie nach der Beisetzung von Mama als Erinnerungsstück mit zu mir genommen.



Schon als Kind war ich ganz verliebt in das Motiv mit dem verliebten Paar. Zum Glück konnte ich dank der Google-Bilder-Suche herausfinden, wer das Motiv auf der Rosenthal-Vase von 1963 erschaffen hat. Es war der sehr beliebte französische Grafiker und Cartoonist Raymond Peynet, der eine ganze Serie erschuf, Szenen eines Paars, "Les Amoureux" - "Die Verliebten".





Er ist ein Dichter, eine Art Minnesänger, der sich immer wieder aufs Neue bemüht, seine Angebetete zu verzaubern. Inspiriert hatte Peynet ein Chanson von Georges Brassens aus dem Jahr 1953 „Les amoureux des bancs publics“. Die Bilder wurden über Frankreich hinaus so beliebt, dass er auch einen Bildband veröffentlichte und Rosenthal mit ihm eine Studio-Linie mit Porzellantellern und Vasen mit diesen Motiven kreierte, sogar ein Zeichentrickfilm über die Abenteuer der Liebenden wurde gedreht.



Zufällig hatte Raymond Peynet zeitgleich mit der Hochzeit meiner Eltern seine erste Ausstellung in Deutschland vorbereitet, die Anfang September 1963 in Stuttgart eröffnet wurde, worüber der SWR einen Fernsehbericht sendete. Die Fotos sind neulich in meinem Büro entstanden, wo ich sie mit Wiesenblumen bestückte. Ich werde sie für immer in Ehren halten und dabei an ihren Hochzeitstag 1963 denken, zwei Jahre, bevor ich zur Welt kam.








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