15. Juli 2024



Hochzeitstag meiner Eltern, nach der Zeremonie. Die kirchliche Trauung war an einem Samstag, dem 31. August 1963. Die standesamtliche Eheschließung am Tag vorher, Freitag, 30. August. Ich musste heute das Datum der standesamtlichen Eheschließung in ein Formular für das Nachlassverfahren eintragen. Auch viele Geburts- und drei Sterbedaten. Letztere, von meinem Bruder, seinem erstgeborenen Sohn und meinem Vater. Und dazu von allen die letzte Wohnadresse. Bei meinem Bruder kam ich durcheinander. Ich wusste noch, dass er zuletzt in der Tetzelgasse in St. Sebald in Nürnberg mit seiner kleinen Familie lebte. Aber auf dem Papier war er in Berlin gemeldet. Bei mir. Ich musste also auch meine alte Adresse in Schöneberg ins Formular eintragen. Er war 23 und hätte noch zum Wehrdienst eingezogen werden können. Das konnte man mit einer Meldeadresse in Berlin umgehen. Deshalb hatte ich in den Achtzigern immer junge, männliche Pazifisten aus Nürnberg als Untermieter in Schöneberg.

15. Juli 2024

Gerade mit der Bestatterin telefoniert. Die Einäscherung meiner Mutter war am Freitag, 12. Juli 2024. Die Urne ist schon im Bestattungsinstitut. Ich hatte es am Freitag im Gefühl. Irgendwie so, die unsichtbare Nabelschnur. Heute war ich vergeblich mit der original Sterbeurkunde und der original vom Notar beglaubigten Vorsorgevollmacht (auch zu Vermögens- und Bankangelegenheiten), die explizit über den Tod hinaus gilt, und einer Kopie des beim Notar hinterlegten Testaments bei der Postbank. Ich wollte den Tod der Kontoinhaberin zur Kenntnis geben und mich über zu kündigende Daueraufträge usw. informieren. Die Schalter-Dame meinte, ich sei dazu nicht befugt, wenn ich keine Konto-Karte und keine auf genau das Postbankkonto ausgestellte Vollmacht und auch keinen Erbschein vorlegen kann. Ich war sprachlos, da mir letzte Woche ein Berater am Telefon gesagt hatte, die original Sterbeurkunde würde genügen, um den Tod eines Kontoinhabers anzuzeigen. Ich wollte ja kein Geld abheben. Wieder daheim habe ich wieder bei der Hotline angerufen, der Berater meinte, was ich dabei hatte, hätte genügen müssen, aber neuerdings kann man den Tod eines Kontoinhabers nur bei einem vereinbarten persönlichen Termin mit einem Berater anzeigen. Der ist nun erst am 1. August 2024. Bin gespannt, ob ich dann weiterkomme. Schon Ende letzter Woche hatte ich Post vom zuständigen Amtsgericht, einen Fragebogen zur Ermittlung der Erben innerhalb des Nachlassverfahrens. Dort sind u. a. Eintragungen zum Vermögen und den Bestattungskosten zu machen. Ich habe sechs Wochen Zeit, das auszufüllen. Ich versuche ja schon so viel wie möglich alleine rauszukriegen, um nicht dauernd Valerian damit zu behelligen. Übrigens gehört zu den Bestattungskosten nicht nur das, was auf der Rechnung vom Bestatter steht, sondern auch die Gebühren für das Öffnen des Grabs, Friedhofsgebühr, Kaffeetrinken danach. Soll man alles aufheben, wird dann als Bestattungskosten von dem Nachlass abgezogen. D. h. der Verstorbene zahlt seine Beisetzung mit allem Drum und Dran im Grunde selbst. Außer bei Mittellosigkeit. Ich fände es schäbig, an schönen Blumen zu sparen, nur weil man denkt, dann bleibt mehr vom Nachlass übrig. Mir unsympathisch.

14. Juli 2024





Ungelenkes Lächeln für den Fotoapparat, vorhin. Nicht ganz leicht. Die Anstrengung der letzten Woche(n) steht mir im Gesicht. Wie kleine Bleigewichte an den Muskeln, die sich sonst wie von selbst für ein Lächeln, heben, mühelos. Aber kommt schon wieder. Wenn die Bürokratie ad acta liegt. Es fehlt mir mitunter, mich spontan austauschen zu können, wenn mir etwas in den Sinn kommt. Ich meine nicht über emotionale Dinge, das mache ich mit mir alleine aus. Oder schreibe davon hier. Eher meine ich damit, so ein bißchen aufgefangen werden, von jemandem, der auch damit zu tun hat. Da wäre ein Ehemann gar nicht schlecht. Oder ein Bruder. Leider beides nicht im Sortiment. Da kann auch gerade keine Freundin helfen, weil nicht unmittelbar verstrickt. Ich will jetzt aber nicht rumjammern, sondern nur ein bißchen innere Bewegungen erhellen. Ich weine wenig, aber jeden Tag erwischt es mich einen Moment. Bei einem Lied oder dem inneren Bild einer Erinnerung.



Ich laufe nicht mit verquollenen Augen herum, wie es ganz bestimmt nach dem Tod meines Bruders vor siebenunddreißig Jahren war. Wochenlang. Ach - ewig. Musste vorhin an Marie Theres Relin denken. Ihre Mutter, Maria Schell. Weil es da Parallelen gibt. Aber nicht, was die glorreichen Zeiten angeht. Ich fühle mich sehr der Diskretion verpflichtet, was meine Mama angeht. Sie hätte nicht gewollt, dass Details ihres Zustands öffentlich kund getan werden. Würde ich für mich auch nicht wollen. Gar nicht. Auf einer Sterbeurkunde steht auch die Uhrzeit, wann der Tod festgestellt wurde. Ich weiß nicht, ob es die Uhrzeit ist, zu der jemand einen verstorbenen Menschen antrifft, also zum Beispiel eine Pflegekraft. Oder ob es eine geschätzte, wahrscheinliche Uhrzeit vom Arzt ist, der den Totenschein ausstellt, anhand des Zustands des verstorbenen Menschen, Körpertemperatur. usw. Obwohl es auch nicht auf die Minute ankommt. In der Sterbeurkunde meiner Mutter steht 7. Juli 2024, 17:35 Uhr. Am letzten Sonntag. Heute vor einer Woche. Eine Pflegekraft hat es bemerkt. Die andere hochbetagte Dame, die mit ihr im Zimmer lebte, wohl nicht. Die hat geschlafen. Also hat sie vielleicht auch geschlafen und war ganz ruhig. Wünschte ich mir.

14. Juli 2024





Und die unsichtbare Rückseite. Warum hat das neun Tage gedauert. Eigentlich hätte ich es an drei oder vier Tagen hinbekommen können. In den letzten sieben Tagen habe ich nur in kurzen Etappen daran gearbeitet. Das letzte, was ich an dem jeweiligen Tag machte, für einen inneren Tapetenwechsel, aber mir ist natürlich kein einziger Gedanke durch den Kopf gegangen, der nicht damit zu tun hatte, was ansteht, wenn man einem sehr nahen Menschen einen angemessenen, guten letzten Weg bereiten will.

14. Juli 2024





Viele Gedanken und Erinnerungen hineingewebt. Einige Details.

14. Juli 2024



"JOUE" (in memoriam Mama). Serverschrank- oder Tür-Behang, Wärmeschutzrollo, Textilnetz von Deko-Tischläufer, Kleber, Acryl, Blattgold, 1. Juli und 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 12. und 13. Juli 2024, 80 cm x 200 cm, , Staatliche Museen von Gaganien.





Gestern fertiggestellt, heute fotografiert, an meiner Wohnungstür. Der Serverschrank, für den der Behang ist, steht woanders. Geht aber auch als Türbehang. Er hängt gerade noch dran, auf einem Hochzeits-Sari. Ich habe in meiner Wohnung alle Türen vor 25 Jahren behängt oder verkleidet, weil sie mir zu profan aussahen.

13. Juli 2024

Juli 1967, vor siebenundfünfzig Jahren. Mein großer Bruder drei, Tante 36, Mama 24, ich eindreiviertel und halte mich an Mamas Beinen fest. Ich habe nie "Mutti" zu meiner Mama gesagt. Mein Bruder auch nicht, das Wort war uns fremd. Mama. Das Planschbecken war in ganz hellem Orange und innen am Boden indigoblau und der schwarze Reifen war von einem Autoreifen.



Im Juli 1967 war "Puppet on a String" von Sandie Shaw auf Platz 1 in der Hitparade. Mein Lieblingslied 1967, das weiß ich noch genau. Ich habe rumgewackelt, wenn es im Radio gekommen ist. Weitere Hits 1967 waren „A Whiter Shade of Pale“ von Procol Harum und "San Francisco" von Scott McKenzie. Und "Massachusetts" von den Bee Gees. Hat mir auch alles prima gefallen. Und Esther & Abi Ofarim waren gleich mit zwei Alben auf Platz Eins der LP-Charts! Das waren die Lieblings-Stars meiner Mama. Wenn die beiden im Fernsehen kamen, haben ihre Augen geleuchtet, sie hat geseufzt.

Ich hatte als Kleinkind immer kurz geschnittene Haare, weil es wohl praktisch war und mein Vater es lustig fand, dass ich damit aussehe wie ein "Lausbub". Haareschneiden hat mir nicht gefallen. Dann trat Mireille Mathieu im Fernsehen auf und sang "Martin" usw. Mireille Mathieu fanden meine Eltern auch gut. Ich bekam dann ungefähr ab vier die Mireille Mathieu-Frisur, die ich auch ganz o.k. fand, weil mir "Martin" und "Es geht mir gut, Chéri" und "An einem Sonntag in Avignon" und "Hinter den Kulissen von Paris" gut gefallen hat. Weil ich nicht zum Haareschneiden wollte, haben mein Vater und die Friseurin immer zu mir gesagt, dass ich danach aussehe wie Mireille Mathieu. Hat aber nicht gestimmt.

In den Siebzigern wurden meine Haare dann kinnlang und dann schulterlang und dann noch länger. Ich durfte selbst bestimmen, welche Frisur ich habe. Lang! Wie Katja Ebstein und Dahlia Lavi! Ich wollte Mama auch zu langen Haaren überreden, aber sie hat nicht gewollt. Sie hat immer geglaubt, mein Vater fände kurze Haare an ihr besser. Ich habe aber mitbekommen, dass er auch Frauen mit Langhaarfrisuren im Fernseher zugelächelt hat, deswegen habe ich es nicht verstanden. Viel später, sie war schon über Siebzig, hat sie die Haare dann ein klein wenig länger getragen, auch nicht lang, aber keine Kurzhaarfrisur. Das gefiel mir an ihr besser, ich hab es ihr gesagt und sie meinte, eigentlich hätte sie etwas längere Haare auch immer schon schöner gefunden.

13. Juli 2024

Eben, beim Einloggen in mein gmx-Mailpostfach, ich klickte stark getriggert von "Beauty-OP" auf die folgende "News":

"Antonia Hemmer hapert schon seit Längeren mit ihrem Aussehen. Die "Make Love, Fake Love"-Bekanntheit hat sich nun die Augenlider straffen lassen."

Da hapert es wohl etwas mit der qualifizierten Auswahl der "Redakteure". Aber vielleicht ist das Kriterium für die Beschäftigung als gmx-Online-Redakteur oder Redakteurin, dass es nicht mit dem Aussehen hapert, es somit keinen Grund gibt, damit zu hadern!

g a g a
Margarete 4. Dezember...
04.12.25, 20:47
g a g a
Die dt. KI-Stimme...
04.12.25, 17:59
kid37
Gelebter Maximalismus....
04.12.25, 14:26
g a g a
Margarete 3. Dezember...
03.12.25, 18:34
g a g a
Margarete 2. Dezember...
02.12.25, 19:57
g a g a
Margarete 1. Dezember...
01.12.25, 18:07
g a g a
Margarete 29. November...
30.11.25, 21:36
g a g a
Margarete 29. November...
29.11.25, 12:44
g a g a
Margarete 28. November...
28.11.25, 21:13
g a g a
MICH NICHT!
28.11.25, 19:16
g a g a
Saskia Rutner Was...
28.11.25, 10:43
g a g a
Margarete 27. November...
27.11.25, 20:38
g a g a
Margarete 21. November...
21.11.25, 13:19
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Saskia Rutner Ist...
19.11.25, 16:49

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