25. November 2023







Gestern mit rosarotem rechten Auge mit Fremdkörpergefühl und verklebten Wimpern erwacht. Wohl eine Bindehautentzündung, bin da nicht so im Thema. Auge tränt, gucke durch einen leichten Schleier, aber heute schon besser, der nicht vorhanden gewesene Fremdkörper ist weniger. Niemals würde ich so ein Foto von dem Auge machen. Aber da ich meine Befindlichkeits-Berichterstattung gerne mit Bildmaterial garniere, habe ich mal in meinem Flickr Account geschaut, welche Fotos im Farbspektrum rosa-pink (die aktuelle Farbe meines rechten Augapfels) vorhanden sind. Flickr sagt, ich bin 2005 "beigetreten" und habe 66.480 Fotos hochgeladen. Darunter ein paar Interessante rosa-pinke Ergebnisse, die eindeutig attraktiver als mein Auge aussehen. Voilà. Gibt mir sogar was zum Nachdenken. Z. B. das Buchcover von Claire Goll, im Oktober 2016 abgelichtet. Verzeihe ich keinem? Nun ja. Manche Enttäuschungen sind einfach verjährt und das dringliche Verletzungsgefühl ist abgeflacht oder wie eine Welle ausgelaufen. Hilfreich ist, wenn mir jemand in irgendeiner Form Reue über vergangenes Scheiß-Verhalten vermittelt. Da bin ich sehr schnell sehr großzügig. Manches ist aber so weit in der Vergangenheit, dass es mir einfach egal geworden ist. Schon mitunter gedanklich durchgespielt: "Wie wäre das Gefühl, wenn ich jetzt die Todesnachricht erhielte." Und in vereinzelten Fällen festgestellt: weder ein Schock noch Trauer, nahezu schnuppe. Bei einigen Geschichten gab es eine gewisse kleinere oder größere Aufarbeitung und man ist nun in freundschaftlichem Einvernehmen, sogar herzlich. Wie Brüderchen und Schwesterchen, wenn es auch vor Jahren unvorstellbar war. Das gibt es. Derlei ging mir gerade so durch den Kopf. Die Kamera macht manchmal gerade bei Konzertfotografie oder Nachtaufnahmen interessant verwischte Bilder. Ein Bild, das mit dem Feuerwerk oben, war ein Silvester im Radialsystem, nach einem Einstürzende Neubauten-Konzert, auch schon einige Jahre her, 2015. Ich muss mal in meine Küche, da kochen Rosenkohlröschen, die sind glaub ich jetzt durch. Ich schneide die Röschen davor am Strunk mit einem Kreuzschnitt ein.



24. November 2023







Eingangshalle ARD Hauptstadtstudio. Sitzgruppe mit Thonet Freischwinger S 411, im Jahre 1932 erstmalig von Thonet (und anderen europäischen Stahlrohrmöbelmanufakturen) produziert, unter Lizenz des dänischen Designers Willem Hendrik Gispen (1890 - 1981). Thonet hat den Klassiker bis heute im Programm, mit vielen Möbelstoffen erhältlich. Hier wurden schwarze Lederbezüge gewählt. Für das schöne Modell muss man zwei- bis dreitausend Euro pro Stück rechnen. Die offiziellen Bauherren des ARD Hauptstadtstudios waren RBB und WDR, die sich aus Rundfunkbeiträgen finanzieren. Ich will nicht bekritteln, dass von den Gebühren prestigeträchtigen Designklassiker angeschafft wurden. Sie sind langlebig und zeitlos schön, also in jeder Hinsicht nachhaltig. Bequem dazu. I approve! Ich weiß nicht, wieviele solche Sitzgruppen sonst noch im Haus verteilt sind, aber hier stehen sie schon sehr gut und passend. Damit schließe ich meinen höchstpersönlichen Bericht aus Berlin vom ARD Hauptstadtstudio. Ich hoffe, die Fernsehzuschauer sind mit meiner redaktionellen Arbeit in Form dieser gebührenfreien Berichterstattung zufrieden.

24. November 2023







Bißchen Studio-Equipment vom großen Studio. Die Kameras und Kontrollmonitore, auch der Teleprompter und die Moderatoren stehen rückwärtig vor dem Green Screen. Es ist das Ergebnis dieser raffinierten Projektionstechnik, wenn es so aussieht, als ob die Moderatoren vor dem Fenster stehen, tatsächlich stehen sie auf der anderen Seite vor der grünen Wand und schauen auf die schwarze, mit "autoscript" bedruckte Box über dem kleineren Monitor mit den bunten Streifen, wo "Lokstedt" steht. Da läuft der Text, der aufzusagen ist, in großen Buchstaben durch, aber immer nur ca. drei Worte auf einer Zeile, damit der Zuschauer nicht mitkriegt, dass abgelesen wird. Bei breiterem Text würden die Pupillen erkennbar von links nach rechts wandern. Der Text steht aber zusätzlich auf Moderationskarten, falls es mal einen technischen Aussetzer gibt. Manche Moderatoren sprechen sogar einiges frei. Politiker, die interviewt werden, kriegen keinen Teleprompter als Unterstützung, sie dürfen auch die Fragen vorher nicht bekommen, denn sie sollen ja frei antworten und auch ein bißchen von den Fragen überrumpelt werden. Da aber jeder Politiker ersten Ranges durch ein Mediencoaching gegangen ist, kriegen wir trotzdem altbekannte Phrasen als Antworten serviert.

24. November 2023



Wir sind im Herzstück vom ARD-Hauptstadtstudio. Hier, im Studio 1 entsteht wöchentlich der "Bericht aus Berlin". Der ganze Stolz ist das große Eckfenster mit Sichtachse zum Spreebogen und links dem Reichstag. Links davon eine große Monitorwand. Die Redakteurin meinte, das sei europaweit das Fernsehstudio mit dem größten Panoramafenster. Ich kann das nicht verifizieren. Es leuchtet mir aber ein, dass Fernsehstudios eigentlich von Hause aus eher fensterlos konzipiert werden, weil das unberechenbbare natürliche Tageslicht keine ideale Produktionsbedingung ist. An der Decke hängen 100 Scheinwerfer, wie im Lampenladen! Wenn die Sonne ungünstig steht und direkt durchs Fenster fällt und das Bild beeinträchtigt, werden unterschiedlich stark getönte Schiebe-Scheiben hervorgezogen, je nach Stärke des Sonnenlichts. Da gerade nichts aufgezeichnet wurde, liegt das Eck-Panoramafenster hier frei. Beim Bericht aus Berlin sieht man manchmal auch das nächtliche Panorama. Es gibt auch eine virtuelle 360°-Tour durch das ARD-Hauptstadtstudio, kann man hier gemütlich anschauen.





24. November 2023





Inspektion Hörfunkstudio. Ich habe die Tontechnik des kleinen Studios im ARD Hauptstadtstudio inclusive der Kopfhörer auf ordnungsgemäße Funktionsfähigkeit überprüft. Alles tadellos, im grünen Bereich! Die nächste Folge vom Tagesschau-Podcast "mal angenommen" kann aus meiner Sicht aufgezeichnet werden.



23. November 2023



Details der Redaktionshalle des 1998 erbauten ARD-Hauptstadtstudios. Architekten: Ortner + Ortner Baukunst. Die rechteckigen Verkleidungen sind aus feinem Kupfer-Gewebe.





23. November 2023





Um es gleich vorwegzunehmen: was immer sich der laienhaft mutmaßende Fernsehzuschauer unter dem "ARD Hauptstadtstudio" vorstellt, ist es allerhöchstwahrscheinlich nicht. Da ich mich dort nicht zum Vorstellungsgespräch einfand, habe ich mich dementsprechend überhaupt nicht vorbereitet, abgesehen vom Eruieren der U-Bahn-Verbindung, wegen des S-Bahn-Streiks. Ich glaube, meine Erwartung war so eine diffuse, hohe Energie, wie in einem Bienenschwarm. Oder wie früher in der Fernsehserie Lou Grant, die sich um einen ehemaligen Fernsehnachrichten-Journalisten drehte, der zur Los Angeles Tribune als Chefredakteur wechselte, und die viel Aufregung und Gewimmel in endlosen Großraumbüros mit nie stillsitzenden, eifrigen Redakteuren zeigte. Nun sind wir aber nicht bei der Los Angeles Tribune und auch nicht in der Nachrichtenredaktion und dem Sendestudio der Tagesschau in Hamburg. Wir sind im ARD-Hauptstadtstudio, was in erster Linie eine Hauptstadt-Repräsentanz der ARD darstellt. Quasi ein Status-Symbol und Prestige-Objekt direkt an der Spree. Ein echtes Filetstück, die Lage in der Wilhelmstraße. Die nächste U-Bahnhaltestelle ist "Brandenburger Tor". Mehr geht nicht. Hier sollte man schon sein. Tatsächlich gibt es - wenn ich der Redakteurin, die die Führung durchs Haus machte, glauben darf, nur eine einzige wöchentliche Fernsehsendung, die im Hauptstadtstudio produziert wird, nämlich "Bericht aus Berlin".







Wenn Bundestagswahlen anstehen, werden von dem einen großen Studio mit dem spektakulären Ausblick (davon zeige ich später noch Bilder) Elefantenrunden gesendet. Wäre ja auch zu schade, bei dem Panorama mit Blick auf den Reichstag. Es gibt diverse kleinere Aufnahmestudios, vor allem für Hörfunkproduktionen und Podcasts, aber ansonsten überwiegend Büros für politische Redakteure, die dort konzipieren und fabrizieren, was an anderer Stelle umgesetzt und gesendet wird, auch Auslandskorrespondenten, die für andere Sender in anderen Ländern aus Deutschland bzw. Berlin berichten. Ein paar Jahre im ARD-Haupstadtstudio zu sein, ist auf jeden Fall gut für den Lebenslauf, aber kein Arbeitsplatz bis zur Rente. Es gibt wohl eine Befristung auf drei oder fünf Jahre, dann sind die nächsten dran. Damit sich bei der politischen Berichterstattung aus Berlin keine allzu familiäre Nähe zwischen den Reportern und den Politikern einstellt, das könnte dazu führen, dass jemand mit Samthandschuhen angefasst wird, der hart rangenommen werden soll. Ich hoffe, ich habe gut aufgepasst und gebe das richtig wieder.



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Margarete 3. Dezember...
03.12.25, 18:34
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02.12.25, 19:57
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