08. Dezember 2021







TRIAS. Stromkabel Flachbettscanner, Kleber, Grundierung, Karton, 24 x 31 x 4 cm, 25. Juni 2018, Staatliche Museen von Gaganien

Trias: altgr. τριάς, gen. τριάδος=Dreiheit. Aber das sind doch vier Dreiecke. So ein Titel springt einen an, man geht da ja nicht wissenschaftlich vor. Ich empfinde immer noch drei, auch wenn ich vier Dreiecke zählen kann. Ich kann überhaupt gut zählen, wenn ich will. Ich will nur oft nicht. Es langweilt mich. Berechnungen mag ich nur beim Ausmessen von Mobiliar oder wenn ich gleichmäßige Abstände ermitteln will.

Früher dachte ich, dass man menschliche Beziehungen nicht berechnen kann, nicht berechnend angehen kann. Vielleicht gilt das aber nur für mich. Aus der Ferne kommt es mir mitunter vor, dass manche Verbindungen trotz eines berechnenden Elementes bestehen können. Dass mir das nicht gefällt, steht auf einem völlig anderen Blatt. Die Rechnung muss wohl einfach irgendwie aufgehen. Und man muss signalisieren, dass mit einem zu rechnen ist, wie man so sagt. Auch im Sinne von Verbindlichkeit, Verlässlichkeit. Ich bin schon ein verbindlicher, verlässlicher Charakter, aber wedle vielleicht nicht sehr plakativ mit meiner Fahne.

Die Mysterien von Bindungen. Ich habe mich in meinen Zwanzigern so sehr ausführlich in die Geheimnisse der Astrologie eingearbeitet, dass mich zuletzt Partnerschaftsastrologie sehr stark beschäftigte. Wenn man in diesem Bereich in die Lehre geht, schaut man sich naheliegenderweise an, was bei einem selbst vorliegt. Ob es einen roten Faden gibt. Gibt es. Ist nur nicht so einfach bei Beziehungsarchäologie den Staub wegzuwischen und den Kern der Fundsachen freizulegen. Letztlich kann man auch ganz ohne astrologische Analysen zu Erkenntnissen kommen, sogar zu nicht von der Hand zu weisenden, was man von der Sterneguckerei nicht behaupten kann. Aber es in der Komplexität zu betrachten, schadet auch nicht.

Ich werde hier jetzt keine Details ausbreiten, was mir über mich klar geworden ist. Ich bin da gerne diskret und auch der Erkenntnisprozess ist work in progress. Solche eingemachten Sachen betreffen auch familiäre Zusammenhänge, die ich nicht auf dem Tablett servieren will. Ich kann aber verraten, dass ich Mama-Papa-Kind-spielen das uninteressanteste Spiel von allen denkbaren fand. Und meine Puppen waren in meinen Gedanken keine kleinen Mädchen, keine Kinder und schon gar keine Säuglinge. Sie waren erwachsen und frei und wollten in bunten Sechziger- und Siebziger Jahre-Partykleidern die Welt entdecken. Die ganze große, bunte freie Welt. Wo sich "was sollen die Nachbarn denken"-Nachbarn nicht einmal im Traum hin verirren.

07. Dezember 2021





SPEEDPORT W 722V. Platine v. Gaga Nielsens 3. Internet-Router, online 27. September 2012 - 16. Juni 2018, Serviette, Kleber, Acryl, Karton, 22 x 32, 16. Juni 2018, Staatl. Museen v. Gaganien



Wer sich im Zeitraum 27. September 2012 und 16. Juni 2018 mit mir im Internet über Facebook-Chat oder Kommentare oder Mails ausgetauscht hat, kann davon ausgehen, dass alles was getippt wurde, über diese Platine gerauscht ist. Und vielleicht ist ja auch irgendetwas davon hängen geblieben. Jetzt hängt sie in meinem Wohnzimmer. Ich kann sie sehen, wenn ich tippe und mein vierter Router die Buchstaben ins All des World Wide Web schießt. Schon aufregend! Ich habe den Router tatsächlich an dem Tag zerlegt, nachdem ich den neuen erfolgreich angeschlossen hatte. Es war eine Zeremonie und ich musste, als ich das Gehäuse aufschraubte, beinah mit einem religiösen Gefühl daran denken, wie viele Gedanken und Gefühle mit rasender Geschwindigkeit über weite Entfernungen damit transportiert wurden, nicht nur meine. Das unsichtbare Netz elektronischer und oft auch elektrisierender Verbindungen, über Dächer und Schornsteine, Bezirke und Grenzen von Städten hinweg. Ich sehe urbane Landschaften auf der Platine. Relief unserer Kultur. Eine Reliquie.







06. Dezember 2021

LET'S DANCE. Regalbodenträger, 1. Zebra-Papier-Serviettenlage von hinten, Kleber, Acryl, A3-Kopier-Papier, Pappkarton, 3. Juni und 8. Juli 2018, 28,5 x 44,5 cm, Staatliche Museen von Gaganien





Dieses rhythmische Werk ist entstanden, als ich wieder einmal meinen Krimskrams sortiert und aussortiert habe, was sich gerne auf dem Teppich sitzend im Wohnzimmer abspielt. Da alle meine Regalböden fest sitzen, besteht kein weiterer Bedarf an Regalbodenstiften. Ich musste mal eine ganze Schachtel kaufen, obwohl ich nur ungefähr acht gebraucht habe. Zufällig lief Let's Dance im Fernseher, was mich stark inspirierte! Wer getanzt hat, weiß ich nicht mehr, aber war wohl sehenswert. Andere Staffeln habe ich dann nicht mehr so verfolgt.

Ich begeistere mich manchmal für Mainstream-Formate, gucke eine Weile und dann reicht's mir wieder! Z. B. habe ich mal eine Weile, allerdings schon viele Jahre her, Shopping Queen geguckt, natürlich wegen Guido, den Wohnungseinrichtungen der Damen und Guidos kecken Bemerkungen. Auf einmal war mein Interesse vorbei, ich hatte den Eindruck, es wiederholt sich und ich kenne schon alle Sprüche. Nichts Neues unter der Sonne!

Ich bin ein sehr begeisterungsfähiger Charakter, aber mag keine Wiederholung, wenn es sich nach Wiederholung anfühlt. Außer bei meinen Lieblingsgetränken und Lieblingsessen und Lieblingsmusik. Aber bei Musik muss ich auch immer wieder mal aussortieren. Ich habe auch schon Freundschaften sozusagen auslaufen lassen, wenn ich das Gefühl hatte, die Gespräche haben kein Entwicklungspotenzial mehr. Ich bin eindeutig nicht der "ach weißt du noch, damals, wie schön war es doch"-Typ. Mich interessiert die Gegenwart und das Kommende hundertzwanzigtausendmal mehr, weil unwägbar und damit interessant.

Aber historische Angelegenheiten von Anno Dazumal in Dokus oder Büchern kann ich verschlingen, wenn für mich neue Sachen exhumiert werden können. Gerade lese ich ein Buch über die Geschichte vom Hotel Sacher in Wien. Außerdem auf meinem Stapel ungelesener Bücher, ein Buch über die Geschichte vom Hotel Adlon seit seiner Gründung bis in die Gegenwart, vom Nachkommen Felix Adlon recherchiert und verfasst.

Parallel zu dem Sacher-Buch von Monika Czernin lese ich ein Mammutwerk über die Geschichte von Hollywood, wo auch sehr interessante Nähkästchenplaudereien zu finden sind. Von dem Harvard-Historiker Otto Friedrich in den Achtziger Jahren verfasst. Unglaubliche Details! "Markt der schönen Lügen" heißt es. Da werde ich bald daraus zitieren. Allerdings lese ich auch ein bißchen quer, manches ist mir zu ausführlich, was geschäftliche Hintergründe angeht, zum Beispiel. Das Sacher-Buch lese ich unterwegs in der S-Bahn und U-Bahn und mittags, weil ein leichtes Taschenbuch. Das Hollywood-Buch lese ich nur daheim, es ist mir zu schwer zum Mitnehmen!

06. Dezember 2021

Heute Morgen, Viertelzehn. Vor dem S-Bahneingang Hackescher Markt: ca. 23-jährige Frau mit Selfiestick. Mundwinkel happy nach oben, löst aus. Mundwinkel fallen wieder runter. Fotocheck mit ernster Miene. Selfiestick wieder im Anschlag, Mundwinkel happy nach oben, löst aus. Mundwinkel fallen runter. Freudloses Gesicht. Licht an, Licht aus, Licht an, Licht aus. Making of „My-Happy-Life“-Show für Insta. Gewusst hat man es ja schon immer, aber so hautnah beobachten konnte ich das noch nie. Beeindruckendes Gefälle. Dabei können das unmöglich Sponsoren-Aufnahmen gewesen sein, die Klamotten und die Gesamterscheinung waren zu beliebig. Der Hintergrund, Eingang S-Bahnhof unglamourös, unfotogen, wirr, unruhig. Vielleicht eine einsame Touristin?

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Margarete 21. November...
21.11.25, 13:19
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Saskia Rutner Ist...
19.11.25, 16:49
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Doku
17.11.25, 21:51
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Ruth Rehmann hatte...
17.11.25, 18:42
kid37
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Margarete 16. November...
16.11.25, 19:46
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Saskia Rutner Das...
13.11.25, 22:05
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Margarete 12. November...
13.11.25, 00:01
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Margarete 12. November...
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Afall 12. November...
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