05. Juli 2020

Ich bitte meine Leserinnen und Leser mir hier ein bis fünf persönliche Lieblingstiere zu nennen. Eventuell nehme ich sie in den Zoo von Gaganien auf (sehr großer Auslauf und endlose, saftige Weiden sowie riesige Steppen, kein Elektrozaun, kein Gitter).

05. Juli 2020



PAPILLON. Irina u. B.B. gewidmet.Batist, Kordel, Bambus, Schmuck-Libelle, Acryl, Leinwand, 100 x 71 cm, (...) Juni/02. Juli 2020, Staatliche Museen v. Gaganien,

Ich habe mich gegen dieses Tier gewehrt, diese Kreatur, dieses Wesen aus der Ordnung der Lepidoptera. Und man fragt sich warum nur. Weil Schmetterlinge als ernst zu nehmendes Motiv verbrannt sind. Auf Kitschpostkarten, als Nippes auf einem Holzspieß für den Blumentopf, als dekoratives Frühlings- und Sommersymbol für den kleinen Geldbeutel. Tatsächlich sollte aber nicht die mittelmäßige Interpretation eines Symbols, eines Motivs davon abhalten, eine darüber erhabene Spezies der Ordnung Lepidoptera zu züchten oder wenigstens zuzulassen. Dieses geflügelte Wesen war stärker als meine erlernte Zensur. Jetzt, wo es auf der Welt ist, verstehe ich, dass es so gedrängt hat, das Licht der Welt zu erblicken und möchte es um Entschuldigung bitten.

„(…) Groß sind selbst die kleinsten Dinge, löst Du sie vom Alltag frei. Auch der Rost an der Messerklinge und der kleinen fliegenden Ameise Schwinge reden laut vom Weltenfleiße. Tat bei Tat schafft Blatt bei Blatt. Singt im Busch die kleinste Meise, kommt die Sehnsucht ins Geleise, Sehnsucht, die ein gläsern Auge und ein hinkend Holzbein hat."

Max Dauthendey, Schatten der Schmetterlinge
aus der Sammlung Lieder der Vergänglichkeit


Die Widmung für Irina und B.B. auf der Rückseite ist mit Bedacht gewählt und aus vollem Herzen. Dieses Wesen ist für mich fast ein Portrait von Irina, meiner verstorbenen Freundin. Bevor ich wusste, was sie für Bilder malt, hätte ich gedacht, dass es Bilder sein müssten, die eine Ausstrahlung haben, wie sie selbst. Wäre dieser Papillon nicht von mir, ich hätte ihn gesehen und hätte gedacht, er ist vielleicht von Irina. Aber sie hat ganz andere Wesen gemalt, ich habe mich geirrt. Und dennoch sehe ich die Verwandtschaft. B. B. hat für mich eine ganz ähnliche Ausstrahlung, es ist auch ein Portrait von B. B., nicht weil sie den Tieren so verbunden ist. Es ist ihre Aura. Ich muss das nicht erklären, für mich ist es so und nicht verhandelbar. Vielleicht mache ich davon eine Postkarte und schicke sie ihr nach La Madrague. Ich glaube, das ist eine gute Idee. An Irina schicke ich die Postkarte hiermit. Geht ganz nach oben, auf Deine lila Wolke im ich-weiß-nicht-wievielten Himmel.

04. Juli 2020



Otto Mueller, Liebespaar, 1917/1919

Auf der Rückseite der Karte steht geschrieben "diese Karte ist nicht fürs Blog gedacht, sondern einfach nur zu Deiner Erbauung, weil ich weiß, dass du den Maler magst." Das kann man wirklich sagen. Und ganz besonders dieses Bild von ihm. Der Hinweis "nicht fürs Blog" ist für mich zu lesen als: das Motiv ist nicht als herausforderndes Motiv für meine Serie zu begreifen, wo ich versuche, empfangene Karten nachzuempfinden. Muellers Liebespaar könnte ich in der Tat nicht angemessen umsetzen, es würde immer jemand fehlen. Sie hat einen Ehrenplatz bekommen. Die Karte steckt in einem alten ziselierten, marokkanischen Messingspiegel über meinem Waschbecken, wofür eine andere schöne Karte weichen musste. Das Motiv dieser Karte ist mir das liebste von allen Karten, die ich bisher empfangen habe.

29. Juni 2020



26. Juni 2020

Liebste Gaga,

der Name Josef Engelhart sagte mir nix, dabei gehörte er neben Klimt und anderen zu den Mitbegründern der Wiener Secession. Als die sich gute acht Jahre später in die Wolle bekamen - Klimt trat mit einigen anderen Künstlern aus - führte Engelhart die konservative Gruppe an (er hatte vorher schon die Orga usw. erledigt). Engelhart hatte von seiner Frau auch verlangt, dass sie ihre künstlerischen Ambitionen nach der Hochzeit aufgibt. Sehr unsympathisch, gelinde gesagt.

Liebste Grüße

* * *









Wie ist das denn passiert. Dabei war ich gestern zur Stunde der Aufnahmen doch leicht verkatert. Ich war bis um halbvier in der Nacht im Tarantinos, einer fast komplett gästefreien Bar in Mitte. Eine sehr schöne Bar. ich sah Lydia nach vielen, vielen Monaten zum ersten mal wieder. Vorher waren wir vor einer anderen Lokalität, dem Griffin, innen auch sehr schön, aber wir waren draußen, da war es nicht ganz so anheimelnd, aber es war warm an dem Abend, sehr warm. Es zog nichts nach drinnen.

Zwischen den beiden Barbesuchen irrten wir ein wenig herum und ich glaube, ich wirkte etwas zickig und divenhaft, das war mir unangenehm bewusst, aber ich konnte es nicht abstellen, weil mir meine Lebenszeit immer so kostbar ist, und ich jede Minute meiner Freizeit nur an den schönsten Orten verbringen will. Schwamm drüber! Als wir gegen Dreivierteleins im Tarantinos landeten, hab ich die Kurve gekriegt und sogar übermütig und wie selbstverständlich geraucht, was sicher auch nicht zu meinem Wohlbefinden am Tag darauf beitrug. Aber man hat sich einmal wieder leibhaftig gesehen und ausgiebig ausgetauscht!

An diesem leicht verkaterten Sonntag hatte ich schon wieder zwei Postkarten in der Schleife, die es abzuarbeiten galt! Eine davon, die hier gezeigte. Ich hatte sie schon am Tag davor erhalten und mir den Kopf zerbrochen, wie ich diesen grünen Hintergrund imitieren könnte. In meinem Haushalt gibt es kein einziges Stückchen Stoff in Lindgrün, keine Tischdecke, kein Halstuch, kein Geschirrtuch, nichts. Nur khakigrün hier und da, ein paar T-Shirts, eine Hose, ein Strand-Frotteetuch in einem eher lehmfarbenen Khaki-Ton. Nicht flirrend zart. Dann fiel mein Blick durch die Balkontür, da war doch Grün, richtiges, echtes, junges Grün! Und dieser kleine Klapptisch, ebenfalls n einem zarten Grünton. Nun noch ein weißes Nachthemd. Gibt es nicht in meiner Wohnung (auch keine andersfarbigen, ich brauche keine Anziehsachen im Bett). Dann eben ein weißes Betttuch. Gibt es auch nicht in meiner Wohnung, nur in meiner Werkstatt, aber auch nicht so halbtransparent und licht. Immerhin fand ich einen weißen Baumwollschal mit Fransen, ein längeres Tuch, das ich eigentlich nie trage, aber sorgsam aufgehoben habe. Nun war seine Stunde gekommen.

Ich wickelte mich also irgendwie in das Tuch und hielt die Arme hoch. In der einen Hand ja wieder die Kamera. Ich habe mich längst von dem sehr sportlichen Plan verabschiedet, Postkarten-Posen exakt nachstellen zu wollen, da ich nur eine Hand frei habe. Das kam also diesmal dabei raus, erstaunlich viele Bilder, die ich gar nicht wegschmeißen wollte. Ich sehe gar nicht so verkatert aus, wie ich war. Schon deswegen muss ich die Bilder aufheben. So etwas gibt mir Auftrieb, weil man sich ja manchmal richtig gut fühlt und dann sein Spiegelbild erwischt und nicht ganz so gut und frisch aussieht, wie man erwartet hat. Das Leben hält doch immer wieder Überraschungen bereit. Den Einfallwinkel muss ich mir merken. Indirektes Licht von der Nordseite!




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