25. September 2019

Aus meinem goldenen Notizbuch XXXIII.
25. September 2019:

„S 7 (Richtung Bhf. Zoo), 9.20 Uhr, Ansage: „Achtung, Achtung! Dieser Zug fährt nur bis Grunewald!“ Klassenausflug im Abteil, nur Jungs, ca. 10 Jahre alt. Einer zu seinen beiden Klassenkameraden: „MIR EGAL! Ich will nur zum Ku’Damm! Ku’Damm ist toll!“ (ich denke: hm? Robuster kleiner Junge begeistert sich für schicke Gucci-Pucci-Mode-Designer-Schaufenster und so? Hä? Interessant.) Er weiter: „Auf dem Ku’Damm sind viele teure Autos!!!“

Aha. Hat mich mein Instinkt doch nicht getrogen, also doch kein Mini-Harald Glööckler. Das war so ein richtiger Junge-Junge. Wenn ich Kinder gehabt hätte, und hätte es mir aussuchen können, hätte ich gerne einen kleinen Hetero- und einen kleinen schwulen Jungen zusammen aufgezogen, da hätte ich am meisten gelernt, und die beiden Racker auch. Für’s Leben! Und dazu noch ein kleines Mädchen als Schiedsrichterin. Und vielleicht noch ein Kind vom dritten Geschlecht, auch toll. Solche Menschen sind glaube ich früher bei den alten Griechen als Gottheiten behandelt worden, weil sie beide Geschlechter und damit die Vollkommenheit der Schöpfung in sich tragen. Aber ich wollte jetzt nicht ausufernd in evolutionäres Philosophieren kommen, nur eine weitere putzige Beobachtung teilen.

Ich finde es gut, wenn sich der kleine Junge auf teure Autos einschießt, die sehen meistens schöner aus und haben die neueste Technik. Besonders pfiffig fände ich Autos mit Oldtimer-Karosserie, aber superduper umweltschonender Technologie, mir egal ob mit Elektro oder Solar oder Gemüsesaft betrieben, halt das Beste vom Besten! Das Stadtbild gewinnt auch sehr mit gutaussehenden Fahrzeugen. Mir gefallen so Autos wie Kim Novak eins in „Große Lüge Lylah Clare“ fährt, dieser cremeweiße Zwanziger Jahre-Rolls Royce (oder was das war), mit offenem Verdeck (wahlweise natürlich). Der kleine Junge und ich sind also gar nicht so weit voneinander entfernt. Und so ein Auto dann am Ku’Damm… grandios! Ich selber fahre ja nur S-Bahn und U-Bahn (und ab und zu Nachtbus oder Taxi oder bei einer Freundin mit), und das werde ich auch weiter so halten, sonst hätte ich ja keine solchen Geschichten für mein Goldenes Notizbuch mehr.

25. September 2019

Aus meinem goldenen Notizbuch XXXII.
23. September 2019:

„August-/Ecke Joachimstr., Mitte. Milchhalle/Hauseingang. Junger Mann erzählt draußen beim Kaffee guter Freundin, dass er ganz oft Blumen kauft und schenkt, auch ohne Anlass, weil er Blumen liebt. Aber er selber kriegt nie welche geschenkt. Nie, nie, nie. (enttäuscht…), und zu ihr: „Ja! Mach das!“ - als hätte sie gefragt, ob man einem Mann Blumen schenken kann.“

Ich muss gestehen, dass ich auch noch nie einem Mann Blumen geschenkt habe. Meine überwiegend heterosexuellen männlichen Freunde und Bekanntschaften oder auch frühere Liebhaber haben bislang kein besonderes Interesse an Pflanzen, geschweige denn Blumen gezeigt. Wenn es überhaupt Blumen oder Blumentöpfe gab, dann entweder in getrockneter Form, mal hier eine alte verblichene Rose, mal da ein anspruchsloses Geldbäumchen oder ein alter Kaktus oder Gummibaum, der auch nicht sonderlich gepflegt aus der Wäsche schaute. Das motiviert freilich nicht, sich mit Schnittblumen zu verausgaben, weder gekauften, noch gepflückten, noch geklauten. Der junge Mann am Kaffeetischchen, direkt neben meinem Hauseingang sprach so ganz leicht gedehnt, was ein Hinweis auf seine sexuelle Präferenz sein könnte, sein ganzes Lamento hatte schon etwas mädchenhafte Züge. Aber sehr süß. Ich war gerührt. Ich hatte meinen Hausschlüssel noch nicht griffbereit in der Hand, deshalb stand ich ein Weilchen am Hauseingang, bis ich ihn fand. Also keine Lauscherin an der Wand. Die Ohren funktionieren noch ganz gut. Da fällt mir ein, ich hab noch gar keine Auswertung von meiner Untersuchung bei der Charité. Hat das letzte mal vor vier Jahren aber auch einen Monat oder so gedauert. Ist ja immer ein sehr gutes Zeichen, wenn man nichts hört, also in diesem speziellen Fall.

19. September 2019

Herzliche Einladung!
DIE VORWURFSMASCHINE.
Eine Lesung mit Lydia Gebel und Gaga Nielsen.
20. September 2019, 19 Uhr. Lettrétage, Berlin.
Mehringdamm 61. 10961 Berlin



P.S. vor uns lesen noch zwei andere Autorinnen, wir legen gegen 20 Uhr los. Eintritt frei, es gibt Getränke!

16. September 2019

Aus meinem goldenen Notizbuch XXXI.
14. Sept. 2019:

"U 8 - "Berliner Fenster" (Fernseher an der U-Bahn-Decke)
"DROGEN-SPÄTI IN SCHÖNEBERG HOPSGENOMMEN"

Ok. Das ist ja einleuchtend. Es wurde nächtens nicht nur Snickers über den Tresen geschoben, sondern auch Riegel mit Pilzen, Koks etc. pp. Aber schreibt man "hopsgenommen" wirklich zusammen? Müsste es nicht richtiger heißen "hops genommen"? Auf jeden Fall eine sehr schöne Redewendung, die man viel zu selten in den Nachrichten hört und liest. Danke, Berliner Fenster fürs in Erinnerung bringen!

Diese U-Bahnfahrt am (mittlerweile vor-)gestrigen Samstag Nachmittag wurde durch mein Gewissen initiiert. Die Blümchen in meiner Werkstatt mussten gegossen werden, die Sonne gab noch mal alles. Aber ich holte auch eine bislang unbenutzte Trinkflasche aus Stahl, die mir die Charité neulich geschenkt hat, als Dankeschön für meine Bereitschaft, mich von Kopf bis Fuß untersuchen und ausmessen und befragen zu lassen.

Am 4. September 2019 hatte ich die zweite Untersuchung als Langzeit-Probandin (lebenslänglich, bis zu meinem Tod) für die Studie vom Bundesgesundheitsministerium zur Erforschung von Volks- und Zivilisationskrankheiten. Die Voraussetzung für die Teilnahme ist nicht, dass man eine solche Erkrankung hat, sondern dass einen der Zufallsgenerator ermittelt hat. So bei mir geschehen. Diesmal gab es neue Untersuchungen und neue Fragen. Ich musste zum Beispiel ganz viele Fragen zu meinen Musikhörgewohnheiten beantworten, wie oft, welche Musik, und ob ich selbst musiziere oder singe.

Ein ausgesprochen ansehnlicher dunkelblonder Medizinstudent mit sommerlich keck geöffnetem Hemd, das sein Brusthaar im Ansatz freigab, fragte mich dann auch noch recht intime Sachen, die aber von seinem Computer vorgegeben waren. Er hat meine gute Vorbereitung gelobt, da ich alles flüssig beantworten konnte. Auch musste ich Zahlenreihen, die der Computer vorsagte, rückwärts aufsagen. Bis zu 10 verschiedene Zahlen, auch zweistellige. Eine neunstellige hatte ich komplett richtig! Obwohl ich mir solche Sachen total ungerne merke, ich hasse Gedächtnisspiele wie die Pest! Es interessiert mich nicht die Bohne! Die Zahlen konnte ich mir nur deshalb teilweise so erstaunlich gut merken, weil ich fluchs Eckdaten meiner Biografie identifizierte. Als zum Beispiel die Zahl 86 mit in der Reihe war, konnte ich sie mir als das Jahr merken, in dem ich nach Berlin zog. Oder 21, als das Alter, in dem man früher volljährig war. Oder 45 für Kriegsende - ok, eher indirekt meine Biographie - usw. usf. Es waren aber auch immer ein, zwei Fehler bei den meisten meiner Reihen drin. Die fehlerlose 9-er-Reihe war eher Glückssache.

Ich musste auch offenlegen, ob ich Medikamente oder Drogen konsumiere. Ich gestand, dass ich hin und wieder Aspirin nehme, wenn ich qualitativ unzulänglichen Wein trinken musste. Damit waren beide Fragen beantwortet. Mein Lungenvolumen beträgt 5 Liter, obwohl ich nur 4,1 Liter benötigen würde. Ein Erfolgserlebnis für mich, da man mir noch vor zwanzig Jahren einen Lungenschaden und eine unterdurchschnittliche Lungenfunktion attestierte (ich hatte ca. vierzig Jahre Asthma, seit vierzehn Jahren spurlos verschwunden - Ernährung umgestellt). Seit ich keine Atemprobleme habe, rauche ich auch ab und zu mal gerne, aber unregelmäßig. Fällt nicht ins Gewicht. Der Augenhintergrund wurde auch fotografiert, der helle Blitz ist nicht schön, wenn ausgelöst wird, tut aber nicht weh. Die Fotos davon und die Auswertung kommt wieder per Post und am 30. September 2019 habe ich wieder ein Ganzkörper-MRT in Berlin-Buch, können nur Leute ohne Rückenprobleme machen. Ist im Grunde Folter. Eine ganze Stunde regungslos zu liegen und nicht einmal mit der kleinen Zehe zu wackeln, ist maximale Anstrengung. Grenzwertig! Aber eine tolle Untersuchung, die ich mir sonst niemals leisten würde. Hoffe, sie finden nix, fühle mich sehr fit. Toi, toi, toi!

Die Trinkflasche habe ich dann mit eiskaltem Champagner eingeweiht, den ich neulich geschenkt bekommen habe, und der Proviant für einen abendlichen Kinobesuch mit Jenny war. Wir haben uns den Gloria-Film mit Julianne Moore im Kant-Kino angeschaut. Danach in ein französisches Restaurant am Stuttgarter Platz, wo wir ein bißchen - nein falsch: sehr - vom Service der dort tätigen Dame enttäuscht waren. Eine erlesene Flasche Wein zu bestellen ist schon erwünscht, aber eingießen darf man dann selber. Wohl eine Fehlinterpretation moderner Zeiten, wie mir scheint. Aber der Abend war trotzdem schön, wir haben uns wie immer blendend unterhalten, unter anderem über die Unattraktivität des männlichen Hauptdarstellers, mit dem Gloria Küsse austauschen musste, und ich habe weitere Kapitel aus meinem vergangenen Liebesleben zum Besten gegeben. Wir sind aber noch nicht durch, demzufolge müssen wir uns noch für weitere Abende verabreden. Ordnung muss sein!

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