10. November 2018



Man hat nicht immer ganz realistische Vorstellungen, was ein gewisses Lebensalter bedeutet. 1992 gab es eine Fotostrecke in der deutschen Vogue mit Vera von Lehndorff ("Veruschka"). Sie trug meiner Erinnerung nach u. a. einen Anzug, vielleicht von Yamamoto, weißes Hemd, flache Schuhe, die Haare glatt und schulterlang. Sehr cool, sehr attraktiv. Damals war sie 53 und ich blätterte die Strecke immer wieder durch und betrachtete die "hochbetagte", von mir zeitlebens verehrte Veruschka wie ein Weltwunder. Sie sah nicht wie ein altes Mütterchen aus, war weder verunzelt noch sonstwie verwelkt und auch nicht jenseits von Gut und Böse. Sie war dynamisch, schön, cool, lässig, hochattraktiv. Als ich fünfzig wurde, stellte ich fest, dass kein Alterungsprozess im Zeitraffer eintritt, der einen alsbald dahinrafft. Ich fühlte mich nicht schwächer oder gebrechlicher als mit vierzig. Natürlich treten biologische Veränderungen ein, aber die sind keine Katastrophe, manche haben sogar Vorteile. In einem Gespräch unter vier Augen mit Jenny, heute vor einer Woche - sie hatte bei sich zuhause wunderbar gekocht, und wir waren unter uns, kam das Gespräch auf verschiedene Legenden, die dieses Lebensalter umranken. Viele denken ja, dass gewisse Gefühlsempfindungen nachlassen. Ich meine nicht die Fähigkeit, sich zu verlieben, sondern das Gesamtpaket. Aus meiner Erfahrung lässt da überhaupt nichts nach. Kein bißchen. Die Einbrüche im Empfindungsvermögen die ich in meinem Leben hatte, waren immer mentaler Natur, was sich dann zeitweise auch körperlich auswirkte. Aber das bleibt nicht ewig. Wenn man sich innerlich wieder berappelt, folgt der Körper mit allen Zellen. Wirklich allen. Dass man keine Panik mehr vor einer ungewollten Schwangerschaft haben muss, ist auch alles andere als ein Beinbruch. Und die paar Hitzewallungen, die ohnehin nicht jede Frau hat, kann man auch wegstecken ohne sich ein Hormon-Potpourri einzuverleiben. Meine Mama hatte kaum aufsteigende Hitze, war aber früher in den Wechseljahren als ich. Ich kenne das durchaus, die plötzliche tropische Hitze im Nacken. Aber das tut ja nicht weh. Ist auch sehr unregelmäßig, kann man wirklich aushalten. Ich nehme gar nichts außer Aspirin, wenn ich mal aus Versehen irgendwo außer Haus doch ein Glas zuviel von keinem Spitzengewächs getrunken habe. Sonst gibt es hier nur Pflaster und Ohropax für die Silvesternacht. Dass die kleine Lesebrille nun doch immer in Griffweite ist, finde ich mit Abstand am Schlimmsten. Ich hatte doch angeblich laut Augenarzt bei diesen Kontrolluntersuchungen immer 120 Prozent Sehfähigkeit. Seit Ende meiner Vierziger hat sich da doch irgendeine Veränderung eingeschlichen, die ich nicht begrüße. Leider gibt es keine Tabletten gegen diese Sache. Ärgerlich! Da könnte man doch mal forschen. Das bedeutet nämlich auch, dass ich auf dem Display der Kamera nicht mehr ohne Lesebrille erkennen kann, ob ein Bild scharf ist. Ich kann so nicht arbeiten! Aber sonst alles im grünen Bereich. Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.



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*1965

07. November 2018

"Pille fürs Vergessen".
Interessant. Vierzehn Jahre alt der Artikel zur medikamentösen Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen. Was wohl aus der Entwicklung des Medikaments geworden Ist? Ich war noch nie in psychotherapeutischer Behandlung, vielleicht sollte ich das ändern. Wobei ich mich erstaunlich gut halte, angesichts dessen, was mir widerfahren ist, widerfährt. Belastend empfinde ich, niederdrückende Erlebnisse unter den Teppich zu kehren, um keine gut gemeinten Ratschläge und unerwünschten Bewertungen und Zensuren zu erhalten.

Und selbst wenn ein offenes Ohr und Herz da ist, ohne Stirnrunzeln und anmaßende Handlungsvorschläge, mag ich es nicht, das Ganze mit noch mehr Wucht und Präsenz zu füttern. Im Grunde mag ich beides nicht, es herunterzuschlucken, als wäre nichts gewesen, aber auch nicht, es in die Welt zu tragen, zur öffentlichen Begutachtung. Am besten wäre Ausradieren. Man müsste eine Pille entwickeln, die man exakt chronologisch auf den Punkt einsetzen kann. Also zum Beispiel: bitte Erinnerungen an den 30. Februar 1928 komplett löschen. Ich würde da durchaus die eine oder andere Pille schlucken.

05. November 2018





Es war in Schöneberg, im Monat Mai. Aus der Reihe Erstveröffentlichungen aus meinem mehr oder weniger sentimentalen Archiv - mit Le-Thanh Ho und Lena Braun. Ina war auch dabei, aber nicht die Kamera draufgehalten.

18-05-31


Barbiche, Mai 2018

05. November 2018






Hennigsdorf. Mitte Oktober. Weil ich noch niemals in Hennigsdorf war, hatte ich doch die Kamera eingepackt, falls eine ungeahnte Sehenswürdigkeit daherkäme, und ich die einmalige Gelegenheit dann versäumt hätte, dieses eine Bild einzufangen. Tatsächlich war es schon völlig dunkel, als ich aus der S-Bahn stieg, ich kann kaum beurteilen, wie die Straßen von Hennigsdorf wirken, ob mir da etwas entgangen ist. Vom Gefühl her war es wie eines von vielen kleineren Städtchen, das man offen gestanden auch recht schnell wieder vergisst, hat man ihm den Rücken gekehrt. Vor dem Stadtklubhaus war ein stattliches Konzertplakat angebracht, wie man es eher am Berliner Olympiastadion erwarten würde. Beinah hätte ich es fotografiert, aber dann wurde mir klar, dass sich die Größe nur vermittelt, wenn jemand daneben steht. Das Gebäude hat eine ganz schöne, elegant zurückgenommene Fünfziger(?)-Jahre-Architektur. Man hätte dort auch gut und gerne eine Szene mit Lilo Pulver und Paul Hubschmidt beim ersten Rendezvous drehen können. Ich mag architektonischen Feinsinn, daher hoffe ich, dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Hennigsdorf ist ja nicht so weit von Berlin und gehört für mich zu den Orten, wo man nie sicher ist, ob es gerade noch ein Randbezirk von Berlin ist, oder doch schon Brandenburg. Auf jeden Fall von mir aus ohne umzusteigen leicht mit der S-Bahn zu erreichen. Daher fand ich es auch ein bißchen merkwürdig, dass Freunde anmerkten, dass es doch sehr beachtlich sei, dass ich nun sogar schon nach Hennigsdorf reise, um ein Konzert vom Berlin Beat Club zu besuchen. Also praktisch nach Übersee. Ohne den Ruhm der von mir geschätzten Formation schmälern zu wollen, habe ich dann das Gefühl erklären zu müssen, dass ich kein hysterischer Fan bin, sondern einfach gerne zu sehr guter Live Musik tanze, noch dazu zu einem Potpourri geliebter Songs der Sixties und Seventies. Als müsste ich mich dafür entschuldigen, wie blöd. Tatsache ist, dass der Berlin Beat Club mehr Tempo und Stimmung macht, als zum Beispiel die als Beste geltende Doors Coverband aus UK, und das ganz ohne den Ehrgeiz, wie ein Abziehbild eines der alten Superstars auszusehen. Es war total voll, womöglich ausverkauft, jedenfalls gab es in kürzester Zeit keinen freien Sitzplatz mehr. Ein paar bekannte Gesichter aus Berlin winkten mich zu ihrem Tisch, sehr familiär und nett, ein Tisch ganz vorne. Im Grunde möchte man hauptsächlich tanzen und benutzt den Stuhl nur für Verschnaufpausen oder um die Jacke drüberzuhängen. Etwas nach mir trudelte Ina ein, die mit mir die Begeisterung für dieses spezielle Tanzvergnügen teilt. Ich hatte zuletzt als Teenie eine Freundin, mit der ich regelmäßig tanzen gegangen bin, ich liebe das so sehr.

In einer der Pausen setzten wir uns in die Nähe des Tresens, wo es auch Wiener Würstchen gab, die wir uns auch genehmigten. Während der Unterhaltung nahm unsere Stimmung einen Umschwung. Ina begann über Irina zu sprechen, und dass es ihr zunehmend schlechter ging. Sehr schlecht. Im Grunde hoffnungslos. Das bedrückte mich so sehr, ich driftete innerlich völlig nach unten, auch wegen der Hilflosigkeit, mit der nicht nur wir beide vor dieser Krankheitsgeschichte standen. Eine Mischung aus Trauer und Wut und Ach. Die Band spielte schon längst wieder, als wir wieder nach vorne gingen, das Hennnigsdorfer Publikum feierte dieses Live-Erlebnis als etwas Besonderes. Was es wohl auch ist, einmal im Jahr, wenn ich es richtig verstanden habe. Ich versuchte noch einmal mitzugrooven, aber es fühlte sich gezwungen an, die Band gab wie immer alles. Ich kam nicht mehr von der dunklen Wolke herunter, Ina bekam noch mal die Kurve und tanzte weiter. Da saß ich mit einer inneren Trauer und Wehmut und ermunterte mich selbst bei Hey Jude zum Schluss wenigstens den Chor mitzusingen. Das war auch ganz schön. Ina fuhr mich dann bis Frohnau zu S-Bahn, von wo ich alleine heimfuhr. Zwei Tage später schrieb Jan, dass Irina gestorben ist. Am Freitag, dem 12. Oktober um 14:30 Uhr. Also war sie schon nicht mehr unter uns, als wir am Samstag über sie sprachen. Oder aber auch doch. Wer weiß es. Vielleicht ja doch. Diese paar Bilder habe ich sehr nebenher gemacht, eigentlich um mich abzulenken. Die eine Frau im Publikum, im Profil da oben, ist auch eine Berliner Anhängerin der Band. Sie erinnerte mich wieder daran, wie schön ich es fände, wenn Uschi Nerke irgendwann einmal zu einem Konzert des Berlin Beat Club käme. Sie hatte ja auch so eine Frisur. Das wäre schön.

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