Ich war gestern Abend bei 'Hedwig' im BKA. Kannte das Stück nicht. Es war von der ersten bis zur letzte Minute furios. Sven Ratzke ist eine Naturgewalt. An seiner Seite Maria Schuster und eine geile (noch dazu extrem gutaussehende) Band. Wenn jemand eine Stimmfarbe zwischen Iggy Pop und David Bowie hat, gehe ich sowieso in die Knie. Absolut großartige Performance, keine Sekunde langweilig. Es rockt ohne Ende. Ist ja auch ein 'Rockmusical'. Ich bin ja sonst eigentlich allergisch auf "Musical" und theatermäßige Gesangsdarbietungen, aber das ist eine komplett andere Liga. Unbedingt hingehen. Noch heute und morgen Abend im BKA und dann noch mal drei Tage im November, ansonsten auf Tour in Hamburg. An meinem Tisch waren fünf junge Frauen, die das Stück schon am Broadway und in Linz und sonstwo gesehen hatten, sie pilgern zu den verschiedenen Inszenierungen. Seit Jahren. Sie waren völlig begeistert. Das war gestern eines meiner Konzert-Highlights 2016. Neben Blixa Bargeld und Teho Teardo und Tom Adams. Und Alexander Hacke und Danielle de Picciotto. Und Pharoah Chromium. Es gab auch noch andere großartige Momente bei Konzerten, Little Annie war auch ein Erlebnis, gesanglich aber nicht so durchgängig. Mit Maria hatte ich sowieso schöne Momente, nicht nur musikalisch. Karl Neukauf im Grünen Salon mit "Einzig und allein" allein am Flügel, war ein unerwartetes Aha-Erlebnis. Ich weiß noch, wie Doro und ich uns ansahen. Großartige Momente auch bei der einen oder anderen Coverband, ich will da nichts unter den Teppich kehren. Oder Buzzdee und Romain bei der Open Stage im Blackland. Aber Hedwig gehört ganz nach oben auf der Treppe der Musikperformances. Selbstverständlich Bilder gemacht. Und gefilmt. Als wir uns nach der Show an der Bar trafen, und mich Maria Sven und der Rockband vorstellte, hatte ich noch mehr zu verarbeiten als ohnehin schon. Die sehen ja privat komplett anders aus. Natürlich auch gut, aber völlig andere Frisuren. Und wie sich Maria über mein ungläubiges Gesicht amüsierte. Besonders der Bassist hatte es mir angetan, mit seinem rockigen Bülent Ceylan-Style. Die schönen langen Haare waren weg. Die kajalumrandeten Augen jungfräulich. Oder der Gitarrist - oder war es der Keyboarder. Statt Rockermatte ein sehr cooler Undercut. Frisuren sind einfach unheimlich wichtig. Wer etwas anderes behauptet, lügt. Wir haben dann noch eine Bio-Currywurst mit Pommes nebenan bei Curry 36 verdrückt und dann heim nach Mitte. Ohne Alkoholexzess. Nur zwei Jever und das halbe Bier von Maria. War ein wirklich schöner Abend. Danke, Hedwig. Danke, Maria.
"(...) Termin am Nachmittag abgesagt und mich versucht vom Kater zu kurieren, ging so na ja - bin dann hastig aus der Wohnungstür, hab sie mit innen steckendem Schlüssel zugeschlagen, unkonzentriert, und wusste, ich muss nach dem Konzert den Zweitschlüssel holen. Auf den letzten Drücker mit einem Taxi zur Bar jeder Vernunft, kurz vor Beginn da gewesen, Ticket geholt, ein Ansager verkündet strikt, dass Fotografieren untersagt ist. Ich dachte, für mich gilt das nicht, weil man mich ja gebeten hatte, ob ich fotografieren könnte. Eigentlich hatte mich das Konzert nicht so brennend interessiert, auch fotografisch nicht, war eher ein Gefallen und für gratis Eintritt ok. Ich habe also ein paar Bilder zu Anfang geschossen und als ich den Ansager sah, ging ich offensiv auf ihn zu, um ihm zu sagen, dass ich es auf Wunsch der Künstler mache - hat ihn nicht interessiert, da müsste eine Fotografier-Erlaubnis vorher beantragt werden. Laber laber. Bin dann in eine versteckte Nische, wo auch Hans Rohe saß und Moritz, der Booker. Konnte mit meinem schwenkbaren Display diskret weiterfotografieren. (...) Trotzdem was rausgeholt, auch eine Filmsequenz, irgendeine Bob-Dylan-Nummer, na ja. Nach dem Auftrittsende kommt Dziuk an mir vorbei, begrüßt mich sehr herzlich - eigentlich unerwartet - ich kenn ihn ja nur von ein paar Mails, als ich ihm einen link zur Strecke im April geschickt hatte. Erzähl ihm von dem Verbot und meiner subversiven Vorgehensweise, freut sich wie Bolle und meint, da könnte man dann ja behaupten, das wären Bilder von woanders, wenn die so herumzicken. (...) Hole meinen Zweitschlüssel, fahre nach Hause, Schlüssel nützt nix, weil ich den anderen von innen drinnenstecken hatte, kann die Tür nicht öffnen. Zur Nachbarin, Schlüsseldienst gerufen, sagt 30 Minuten ca, ich sage ich warte unten im Hausflur, an der Tür. Setze mich auf den Boden, der kommt und kommt nicht, blättere meine Fotos durch, lösche (...). Nach über einer Stunde auf dem kalten Boden kommt der Mann. Es kam ein Notfall dazwischen, er konnte mich nicht erreichen, stillende Mutter hatte sich ausgesperrt, Baby auf dem Bett, Baby kann nicht unbetreut da ewig liegen, ist klar. Und jetzt bin ich gerade in meine Wohnung gekommen und fahre den Rechner nochmal hoch, Tapetenwechsel nach diesem Scheißtag. Und jetzt geh ich schlafen."