22. September 2015















Wünsche mir, der Eintrag wäre schon verfasst. Von Zauberhand. Ich möchte lieber Dinge tun, die sich einfach so ergeben. Hier ein Kommentar, dort ein paar Zeilen. Bei einem Freund auf facebook, der mich in ein Spielchen verstrickt, es hat mit Musik zu tun, und da bin ich anfällig, poste auf seiner Pinnwand, oder wie das heißt "oder wie das heißt" schreibe ich jedesmal, ich kann es mir nicht merken. Sieben Tage, sieben Lieder. Ich kann Duke nichts abschlagen. Ich wählte Auflösen. Mit viel Erklärung. Schon möchte ich jeden kommentierten Buchstaben wieder meinem Blog einverleiben. Es gehört doch alles zusammen. Es ist doch ein Werk. Ein Werk. Ich verstehe das. In beiden Kommentaren zufällig - oder unzufällig ein Bezug zu Wim Wenders. Nein, ist kein Zufall.










Alles schwingt mit und fließt ein, was einen gerade zuletzt beschäftigt hat. So entsteht das Gewebe, das einmalige Muster, die unverwechselbare Textur. Jetzt bin ich bei Wim Wenders, ich habe es geschafft. In diesem Eintrag und mit der Kamera. Seltsam, wie ich noch vor gut vier Wochen davon schrieb, dass ich manchmal so ein Gefühl habe, jemandem zu begegnen, irgendwann. Und nur vier Wochen später war es plötzlich so weit.



Das war kein Hexenwerk. Ich bin ja auch aus eigener Kraft dort hingegangen. Ich sah schon einen Tag vorher, dass die Presseagentin dieselbe Lady war, die ich zufällig an anderer Stelle getroffen hatte und wir hatten uns gut unterhalten. Vera Lehndorff und Holger Trülzsch im Box.Freiraum in Friedrichshain. Dort habe ich unendlich viele Bilder gemacht. Gegen Mitternacht knallte eine Magnum Dom Perignon, Holger Trülzsch hatte Geburtstag und vier Musiker aus Syrien katapultierten uns mit den Klängen einer arabischen Oud, einem Keyboard und zwei Trommeln in eine ferne, verlorene Landschaft. Doch ich komme schon wieder weg von meiner Geschichte. Ich war wieder fasziniert, wie dynamisch Wim Wenders war, obgleich ich ihn nicht zum ersten mal sah. Ich meine seine Bewegungen. Es brauchte bei diesem Anlass keinerlei Rechtfertigung mit der Kamera zu agieren. Ich beobachtete eine Situation im oberen Bereich der Galerie. Ein schwer bewaffneter Fotograf positionierte sich und fokussierte Wim, er nahm geradezu artig eine brauchbare Pose ein. Aber er hielt immer noch eine Bierflasche, die zwangsläufig mit im Fokus gewesen wäre und das Bild zer- oder zumindest gestört hätte. Ich sprang impulsiv ins noch nicht ausgelöste Bild und griff reflexartig, als sei ich die engagierte Assistentin, nach der störenden Flasche und zauberte sie auf den Boden, wo sie nicht mehr das Bild störte. Ich bemerkte knapp erklärend "die Flasche muss weg." Wim und der Fotograf waren eine Viertelsekunde perplex und nickten dann zustimmend. Nun konnte es losgehen. Wie kann man das nicht sehen. Ich meine, der Fotograf. Das begreife ich nicht. Dann hielt ich Ausschau nach einem bestimmten Bild, einer Fotografie von ihm, die er bei "Four Corners" gemacht hatte, jener Ecke, wo die vier US-Bundesstaaten Utah, Arizona, Colorado und New Mexico aufeinandertreffen.








Ich sah das Bild in der online Pressemappe, es war mein liebstes, aber es war nicht in der Ausstellung zu sehen. Gerade kam er wieder vorbei und ich fragte ihn im Vorbeigehen nach jenem Bild, er sagte, dass es nicht dabei sei und ich sah seine innere Verwunderung, dass jemand tatsächlich eine konkrete Aufnahme ansprach. Irgendein Amischlitten in dieser weiten Wüstenlandschaft, in der ich auch einmal war, in dieser Ecke im Südwesten der USA. Auf einem alten Chevrolet oder was auch immer, saß ein Tier... ein Vogel... ein Rabe, eine Krähe? Ich weiß es nicht mehr. Die Presseagentin hatte inzwischen Geburtstagsbescherung. Wir stellten fest, dass wir nur wenige Tage auseinander liegen, vierzehn Tage. Derselbe Jahrgang. Ich mochte die Stimmung um sie und ihre Assistentinnen, besonders Alexandra. Und die bildschöne Tochter. Und dann war da noch das Fiona Bennett-Geschöpf mit der Schleife. Auch so ein Wesen, das das Lächeln, um nicht zu sagen Lachen nicht verlernt hat. Und zuguterletzt Fiona selbst. Noch nie sah ich ein Bild von Fiona Bennett, auf dem sie so flirrend, vibrierend und feurig gewirkt hätte, wie in der Realität. Sie war aber in diesem Moment auch sehr angetan, Wim zu sehen. Die beiden kannten sich. Und weil ich gerade noch so mit den beiden Fionas geflirtet hatte und wir nun bei Wim standen, purzelte es aus mir heraus, zu fragen, ob sie sich kennen (ja, ja!), die Frage war auch halb rhetorisch, und ich bemerkte, dass ich das sehr amüsant fände, weil ich ausgerechnet sie, Fiona immer wieder beim Frühstücken in der Milchbar unten vom Haus, in dem ich wohne, sehe und andererseits gegenüber im Al Contadino eben ihn, also Wim - und dass ich jedesmal denke, dass ich niemals Fotos machen würde, so aus dem Fenster. Und Fiona grinst und ich setzte noch nach "ich SEHE das ja immer alles!" und Wim guckt erst leicht unwirsch und muss die Information verarbeiten und schüttelt dann den Kopf und macht so "nein, nein...ach! Wieso - ist doch... ach pfh nö, wieso?!" Fiona Bennett wollte unbedingt von ihrer Assistentin mit Wim fotografiert werden, und da sie mir dauernd so lustig zuzwinkerte, konnte ich die Kamera auch nicht weglegen und Wim ließ sich das alles sehr gerne gefallen. "Aber heute habe ich euch paparazzt." versicherte ich, und Fiona freute sich wie eine Schneekönigin. Und Wim fand das auch nicht unamüsant, schien mir. Ein geladener Zirkel hatte dann noch ein Dinner, wo auch immer. Ich hatte mich auch amüsiert und rauschte an der bereits auf dem Hinterhof wartenden Taxikolonne vorbei, auf die Potsdamer Straße, hinein in die Nacht.

17. September 2015

Meryl Streep (66) gets Guitar Lesson from Neil Young (69).

15. September 2015





Youkali Tango. Kurt Weill. Höre ich sehr oft. Es gehört zu einer Wiedergabeliste, die ich sehr oft höre. In der Liste ist auch High Voltage Queen. Und Sing. Und Summertime. Und Libertango. Und Sunday Lover. Und Fang mich an. Und Folle de toi. Und Anybody seen my baby. Und Wo. Und Steine. Und Auflösen. Und Breakdown. Und Erinnert. Und The Music Played. (Nicht von Kurt Weill.) Als es nur wenige Tage zu meinem Geburtstag war, wollte ich den countdown mit einer dichteren Bildfolge festhalten. Es ist sehr lange her, dass über einen gewissen Zeitraum nahezu oder sogar täglich Bilder von mir entstanden sind. Ich hatte mehr Zeit als sonst und wollte mir in Bildern vorführen, wie ich diese vermeintliche Klippe umschiffe. Es war nicht einmal ein kleines Korallenriff und schon gar kein Eisberg. Fünf Tage im schönen Alter von neunundvierzig lagen noch vor mir. Ich habe sie auch gut verbracht und wertgeschätzt. Aber als die fünf Tage vorbei waren, ging es natürlich innerhalb von Stunden schnell bergab. Man macht sich keine Vorstellung.





Kaum ist man fünfzig, geht es los. Man kann auf die Uhr schauen. Morgens beim Aufwachen schmerzen die Knochen, man kommt praktisch kaum noch ohne Hilfe aus dem Bett. Aufgrund der starken Eintrübung der Sehfähigkeit tapert man halb blind ins Badezimmer, wo man größte Schwierigkeiten hat, die Duschwanne zu finden, geschweige denn zu überwinden. Über Nacht verlieren die Haare die natürliche Pigmentierung und fallen aus. Der Stoffwechsel ist annähernd eingestellt. Man sitzt den ganzen Tag herum und stiert unmotiviert aus dem Fenster und hat keine Pläne mehr. Man ist alt. Die Leute (Männer sowieso) bemitleiden einen oder nehmen keine Notiz mehr von einem. So ist es ab fünfzig. Man gehört zum alten Eisen. Ein Neutrum dazu. Früher war man Frau, nun ist man Seniorin. So ist das. So hat man es immer befürchtet. Auftakt zu einem geschlechtslosen Dasein.



Na gut, vielleicht habe ich jetzt doch ein wenig übertrieben. Ich hatte jetzt ja zwei Wochen Zeit, mich mit dem neuen Lebensabschnitt, dem Eintritt in das sechste Lebensjahrzehnt zu arrangieren. Ich kann keine Tipps geben, außer dass man sich ungeniert mit den Tatsachen konfrontieren sollte. Alles stimmt, was ich geschrieben habe, aber zum Glück in weitaus geringerem Ausmaß. Wenn man es geschickt anstellt, lassen sich die sehr einschränkenden Alterserscheinungen sicher noch ein bis drei Jahrzehnte hinauszögern. Ich bin noch nicht bereit für die Alters- oder Wechseljahre-Depression, falls sie überhaupt an die Tür klopft. Vielleicht ist es ja so ähnlich wie mit manchen Drogen, die die Grundstimmung verstärken, herausarbeiten. Es wurde immer empfohlen, keine LSD-Experimente zu machen, wenn die psychische Konstitution labil ist oder zur Depression tendiert. Nur Gras rauchen, wenn es einem halbwegs gut geht, sonst mentaler Einbruch. Ich bin bis jetzt sehr gerne Fünfzig. Vielleicht sind die schwersten Prüfungen vom Schicksalsgott in meinem Fall in die erste Lebenshälfte gestopft worden und jetzt bin ich endlich dran.



Ein paar Sachen gehen ja noch. Und man sollte sowieso immer in Übung bleiben. Mit allem. Überhaupt mit allem. Außer vielleicht Kinderkriegen. Nicht alles, was man abhaken muss, ist eine Tragödie. Tragisch sind nur zwanghafte Vorstellungen über die eigene Person und was man meint, das einem im Leben zusteht. Das ist doch das ganze Drama. Ich hatte gerade ein interessantes Erlebnis, was Verzicht und Belohnung angeht. Geradezu mysteriös. Aber ich kann daraus kein Gesetz ableiten. Das erzähle ich aber ein andermal, es ist spät, ich brauche meinen Schönheitsschlaf, damit ich auf Siebenundvierzig geschätzt werde.

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