28. Juli 2015







Bißchen Fotoroman. Bravo-Fotoroman mit Erwachsenen. Ohne Auszieh-Szenen. Wenn man groß ist, muss man das nicht mehr dauernd erkunden, wie das alles funktioniert. Wir kamen von Roswitha Hecke und ließen uns ein bißchen in diese Richtung, Pariser Straße treiben, weil Jan sagte, er wollte da unbedingt hin, ein guter alter Freund, der Maler Heiner Lerch, hatte eine Eröffnung bei Taube. So eine Sache der Verbundenheit. Gehen wir auch mal in die Richtung, warum nicht. Westberlin. In der Pariser Straße, der Ecke da, wo man gerade in Wilmersdorf ist, nicht mehr Charlottenburg, aber gefühlt doch, denke ich immer an die "Weiße Maus" am Ludwigkirchplatz. Eine Bar, die es vermutlich nicht mehr gibt. Da hing Mitte der Achtziger eine Replik des berühmten Anita-Berber-Portraits mit dem roten Kleid von George Grosz Dix und Yma Sumac sang, das war damals schwer in Mode, ja beinah ein bißchen Avantgarde. Schöne Nächte, nicht einmal so viele, aber eindrucksvolle. Aber ich schweife ab. Der Maler Heiner Lerch hat eine virtuose Hand, was Farben und den Auftrag anbelangt. Manchmal unterlaufen mir Reime, keine Absicht. Also man steht so herum und plaudert, ich rauchte eine Zigarillo von Manfred, ziemlich starkes, scharfes Zeug. Gut, dass die Galerien oft diese tiefgezogenen Fensterrahmen haben, da kann man schön sitzen und in die Luft gucken. Wir haben uns dann erst einmal getrennt.








Ina und ich wollten was zu essen holen und dann damit zu Manfred in seine Carpentier-Galerie und da noch was dazu trinken, er hatte ein paar Flaschen offen. Und Jan wollte auch noch kommen und Manfred ging schon mal vor. Wir waren in so einem recht elegant wirkenden italienischen Take-away, Imbiss klingt zu ordinär für das Etablissement. Die hatten da schwere, goldgerahmte Spiegel an der terrakotta- oder ochsenblutfarben getünchten Wand und alles irgendwie schick wie ein Miniatur-Steh-Restaurant. Ristorante meine ich natürlich. Ich habe für mich eine gegrillte Hähnchenbrust mit Pommes Frites und Gemüse und Salat genommen und Ina hatte glaube ich einen Thunfischsalat und sie meinte, wir müssten noch Pizza für Jan mitnehmen. Der isst ja eigentlich alles, so weit ich mich erinnere. Sehr unkompliziert. Ich habe den Ober-Pizza-Bäcker gefragt, welche Pizza er denn als seine beste beurteilt, das war so eine mit allem möglichen und Ruccola war auch drauf und ein ganz hauchzarter Schinken, toll. Die habe ich dann genommen. Manfred hatte mittlerweile (u. a.) eine Flasche Gavi aus dem Gefrierfach exhumiert und mit ein bißchen Schütteln löste sich dann sehr lustig der kleine gefrorene Pfropf und lugte so aus dem Flaschenhals, dass Ina und ich nicht anders konnten als albern zu kichern. Wie die Backfische! hätte meine Oma Alma gesagt. Backfisch sagt man schon lange nicht mehr. Ein Verlust. Ich führe das hiermit wieder ein. Manfred schaute uns an, als ob wir nicht alle Tassen im Schrank hätten. Wie kann man sich nur derart albern haben, wegen so einem kleinen Eispimmel. Ich könnte mich schon wieder kaputt lachen, wenn ich daran denke. Immer wieder haben wir ihn rausflutschen lassen und immer wieder war es schön! Gott, wie albern. Egal. Spaß muss sein! Inzwischen kam doch noch Jan, der sich schon wieder irgendwo verzettelt hatte, aber das kennt man ja, darüber wundert sich schon längst niemand mehr, der ihn länger kennt. Die Pizza war schon lau, aber immer noch exzellent. Er war sehr zufrieden mit meiner Bestellung. Nach dem sehr albernen Kunststück, das wir auch noch Jan demonstrieren wollten, was aber leider nicht mehr so gut funktioniert hat, weil der Wein inzwischen schon wieder komplett flüssig war, hat sich das Gespräch entgegen allen Erwartungen überraschend ernsthaft entwickelt. Wir haben uns selber gewundert. Auch, weil wir uns vielleicht nicht so oft in so einer eher hermetischen Situation begegnen, meistens sind da mehr Leute, oder es ist irgendeine trubelige Sache. Aber so in der geschlossenen Galerie, in der Ecke mit der schwarzen Ledercouch, wo garantiert niemand mehr dazukommen würde, konnte man sich auch auf etwas ernstere Gespräche einlassen, weil es möglich war, und nicht aus Höflichkeit anderen Gästen gegenüber, kurz gehalten werden musste. Das war sehr interessant. Ungefähr das Gegenteil von dem Herumgealber mit dem kleinen Piephahn. Irgendwann verabschiedete sich Jan und Ina und ich brachen dann auch zeitgleich auf. Wir liefen erst irgendwie Richtung KuDamm - oder dachten es zumindest - und plötzlich und es war so eine schöne laue Nacht - flanierten wir so ziellos herum, bis es uns selber auffiel, dass eine immer der anderen hinterherlief, aber keine hatte ein bestimmtes Ziel. Wir kamen ganz schön rum. Wir mussten dann sogar noch U-Bahn fahren, ich glaube, wie waren auf einmal am Fehrbelliner Platz und dieses nächtliche, im wahrsten Sinne des Wortes "um die Häuser ziehen" erinnerte mich stark an die Zeit, als ich zwanzig war und mich auch gerne so durch die Nacht treiben ließ, immer auf Entdeckungsreise. Nachdem wir so viel gelaufen waren und dabei natürlich ununterbrochen gequatscht und gelacht hatten, wollten wir uns noch ein wohlverdientes Glas genehmigen. Und so landeten wir nach dieser exorbitanten Runde wieder am Savignyplatz, draußen vor dem Brel. Ich hatte irgendeinen Weißwein, ich weiß es nicht mehr genau. Mir kam es gar noch nicht so spät vor, wie es gewesen sein muss. Aber das war es! Und das machte gar nichts. In dieser Nacht habe ich gemerkt, dass ich immer noch ein unruhiger Geist bin, der unveränderten Genuß darin findet, sich durch die Nacht treiben zu lassen. Aber natürlich nur in allerbester Gesellschaft.

27. Juli 2015

Berlin, Juli 1945

Min. 1:15, 2:06, 2:35, 3:10, 3:34, 4:24, 5:18

25. Juli 2015











Wir hatten uns mehr oder weniger verabredet. Jan wollte kommen und Ina auch. Wegen Roswitha. Hecke. Kann man vielleicht auch einfach der Bequemlichkeit halber auf den Eintrag bei Wikipedia verlinken. Was auch immer da stehen mag, es vermittelt nicht die Anziehungskraft der Person. Das wusste ich aber schon vorher, bevor ich da hin bin, weil ich sie nicht zum ersten mal gesehen habe. Wir standen uns schon einmal vor circa sieben Jahren in einer kleinen Ausstellung in einer Galerie, die es nicht mehr gibt, Auge in Auge gegenüber. Damals war ich nicht so zurückhaltend wie in der Autorenbuchhandlung. Der Rahmen war damals familiärer und da war viel Sympathie, auf beiden Seiten. Jedenfalls war sie da, um eine Ausstellung, die da noch bis Oktober hängt, zu eröffnen. "Pigalle". Bilder aus dem letzten Jahrhundert. Eine fast private Annäherung an transsexuelle Paradiesvögel in Paris. Mitte der siebziger Jahre hat sie die Bilder gemacht. Rosa von Praunheim hat sie in ein Gespräch verwickelt, geplant, deswegen hat er auch ein Mikro in der Hand, obwohl man das in dem kleinen Literaturcafé gar nicht unbedingt gebraucht hätte. Irgendwie bin ich ein bißchen zu faul, ins Detail zu gehen, merke ich gerade. Herr Sartorius hat auch gesprochen, er hat auch schon die eine oder andere Einleitung bei ihren Bildbänden geschrieben. Kann man ja alles googeln, wie - wo - was, wer die Leute sind. Auch Erika Rabau. Noch so eine Legende. Ich habe mich über den Moment gefreut, als Erika Roswitha so von hinten den Arm um die Schultern gelegt hat, diese Zuneigungsbekundung. Diese beiden lebenden Legenden unter den Fotografinnen. Jan hatte Roswitha Hecke schon am Tag vorher, am Nachmittag dort angetroffen und sie fotografiert. Er nennt sie gerne die Elfenkönigin. Das ist mir nachvollziehbar. Ein sehr schönes Gesicht, stolz und eigensinnig wirkt es. Aber sie ist auch humorvoll und hintersinnig. Nicht so schwer zu Lachen zu bringen. So kann man mit Siebzig sein. Das geht alles. Auf einem der Bilder, den Fotografien von ihr an der Wand, ist ein Paar, zwei Frauen, die in einem Pariser Café sitzen und sich küssen. Ina und ich taten es der Fotografie gleich, was uns sehr amüsierte. Man hat ja auch Publikum. Ich weiß gar nicht, ob ich so ungeniert in der Öffentlichkeit für ein Bild küssen würde, wenn es ohne diesen verspielten Hintergrund wäre. Es war auch die Lust, sich ein bißchen exaltiert zu verhalten, ein wenig der Atmosphäre der Bilder in den Raum zu bringen. Und es waren die Tage, als viele bei facebook die Regenbogenfarben über ihr Profilbild gelegt haben. Das war sozusagen meine, unsere Solidaritätsbekundung zum Thema Leben und leben lassen. Ich habe schon häufiger bedauert, dass ich leider überhaupt keine homoerotische Veranlagung habe. Ich liebe Frauen sehr, einige besonders, und obwohl ich ganz sachlich ihre erotische Qualität sehen kann, löst es nicht den Impuls bei mir aus, mich da körperlich anzunähern. Ich bin leider total heterosexuell veranlagt.




Aber man kann ja mal ein bißchen so tun als ob. Ich finde, man sieht gar nicht, dass ich sonst keine Frauen küsse. Ina ist meines Wissens auch - erotisch - zu ungefähr null Prozent an Frauen interessiert, aber sie kann mich, glaube ich, ziemlich gut leiden und riechen. Ich mag sie auch sehr gerne. Wir hatten danach auch noch viel Spaß. Wir sind noch weitergezogen, eine andere Galerie, was zu essen geholt, dann zu Manfred, der auch bei Roswitha war, in seine Galerie und lange zu viert geredet, recht privat. Und Ina und ich liefen dann noch durch die laue Nacht - verliefen uns sehr wirr und schön und endeten dann noch im Brel. Aber ich greife vor.

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