Ich hatte gerade einen uferlosen Roman über - ach - warum ich mir gerade diese Stiefel bestellt habe, verfasst. Auf irgendeine Scheißtaste gekommen, alles weg. Das war bestimmt Lektüre für eine Viertelstunde, wenn nicht mehr. Das krieg ich nicht mehr zusammen. Jedenfalls beschäftige ich mich nicht nur mit Berliner Museums-Exponaten.
"Die Opferkammerndes Metjen, Merib und Manofer. Als Karl Richard Lepsiusnach seiner Ägyptenexpedition 1845 nach Berlin zurückkehrte, brachte er an die 1500 Altertümer mit, darunter drei Opferkammern. Nun im Neuen Museum seit 70 Jahren das erste Mal wieder vollständig zu sehen. Eindrucksvoll wurden sie Stein auf Stein im Neuen Museum wieder aufgebaut und ermöglichen so einen kleinen Eindruck von der Monumentalität und detailreichen Ausgestaltung ägyptischer Grabbauten. [...]Berlin besitzt mit drei Grabkammern der Pyramidenzeit eine in den Museen der Welt einzigartige Fülle von zusammenhängenden Darstellungen des täglichen Lebens aus der Zeit um 2600 bis 2300 v. Chr. Szenen des Handwerks und der Landwirtschaft, der Tier- und Pflanzenwelt fügen sich zu einem Bilderlexikon der Lebenswelt des antiken Niltals. Seit 1939 evakuiert oder zum Schutz vor Bombenschäden eingemauert, können sie nun erstmals wirklich entdeckt werden.
Lepsiusstudierte in Leipzig, Göttingen und Berlin Philologie und vergleichende Sprachwissenschaft. 1833 promovierte er mit der Arbeit De tabulis Eugubinis. Er wandte sich in Paris der kurz zuvor von Jean-François Champollion mit seiner Übersetzung des Steins von Rosette etablierten Kunde der ägyptischen Sprache zu. Lepsius vollendete bereits mit einer seiner ersten Schriften Lettre à M. Rosellini sur l’alphabet hiéroglyphiques die Champollion nicht vollständig gelungene Entzifferung der Hieroglyphen, brachte Ordnung in das Schriftsystem und begründete damit die methodische Erforschung der ägyptischen Sprache. Einen Aufenthalt in Italien, wo er 1836 Sekretär am Archäologischen Institut in Rom wurde, nutzte er zur Beschäftigung mit der umbrischen und oskischen Sprache. Im Jahr darauf wurde Lepsius zum außerordentlichen Professor an die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin berufen. In dieser Eigenschaft übernahm er die Leitung der von König Friedrich Wilhelm IV.ausgesandten Expedition nach Ägypten (1842–1846). Deren Ziel war, Gipsabgüsse von wichtigen Skulpturen und, wenn möglich, originale Kunstgegenstände so wie Papyri nach Berlin zu bringen, neben einer Suche nach dem sogenannten unbekannten, mythologischen fünften Element im Land der Pharaonen. Die „Königlich Preußische Expedition“ [...]führte Lepsius über die Pyramidenfelder und Memphis das Niltal hinauf nach Luxor, zu den Königsstädten des meroitischen Reiches im heutigen Sudan, wenig nördlich von Khartum und weiter den Weißen und Blauen Nil entlang, bis tief in den Zentralsudan. Auf dem Rückweg wurde das Niltal erneut durchmessen, mit einem Abstecher an das Rote Meer und auf den Sinai zum Katharinenkloster. Im Herbst 1845 trat Lepsius über Syrien und Konstantinopel die Heimreise an.
Durch eine Vereinbarung mit dem ägyptischen Regenten Muhammad Ali hatte Lepsius freie Hand selbst an Originaldenkmälern Stücke mitzunehmen, so dass das Königliche Museum mit einem Schlag zu einer der großen Sammlungen ägyptischer Altertümer wurde. Die altägyptischen Denkmäler, die Lepsius mitbrachte, sind heute [wieder] in der ägyptischen Abteilung des Neuen Museums in Berlin zu sehen."
"Lässt man im Vestibül des Neuen Museums seinen Blick schweifen, so wird er fast unwiderstehlich von einer monumentalen Skulptur am Ende der Raumflucht angezogen. Es ist die Figur des Königs Amenemhet III., der Ägypten von etwa 1842 bis um 1795 v. Chr. regierte. „Pharao“ ist der Raum überschrieben. Zeichen ihrer Würde war, wie auch bei den Königen in späterer Zeit, die Krone. Die Figur Amenemhets III. trägt das schlichtere Königskopftuch. In den Jahrtausenden der Pharaonenherrschaft hat es sich kaum verändert: Das gestreifte Tuch fällt vorne locker über die Schultern und ist im Nacken wie ein Zopf zusammengefasst. An der Stirn bäumte sich eine Schlange auf - für Götter wie für Pharaonen gleichermaßen Symbol des Schutzes, der Unverletzlichkeit. Diesem steinernen König ist sie verloren gegangen. Auf andere gebräuchliche Zeichen der Königswürde wie den am Kinn getragenen Zeremonialbart oder Krummstab und Wedel wurde verzichtet, nur der Schurz ist in dieser Form allein dem König vorbehalten. Seine beeindruckende Wirkung beeinträchtigt dies kaum. Er hat sich als Betender, als Priester darstellen lassen, sein steinernes Abbild war in einem Tempel aufgestellt. In seiner Stellung als Pharao war Amenemhet III. in der Vorstellung der Ägypter Sohn des Sonnengottes. Nach seinem Tod erhielt auch er göttlichen Status. Zu seinen Lebzeiten aber war der König für den Götterkult verantwortlich. Sein Standbild übernimmt die Aufgabe des Priesters und ist für alle sichtbar Vermittler zu den Göttern"(...)
Rechts vom Vestibül kommt man zum 'Prolog' des Ägyptischen Museums. Die indigoblauen Deckenfresken mit den ägyptischen Motiven sind sehr schön. Ich habe leider kein Bild, das den Raum in seiner Gesamtheit zeigt. Nicht aus altägyptischer Zeit ist die blaue Decke, sondern aus der altberliner Entstehungsepoche des Museums. 'Prolog' ist eine neue Bezeichnung für diese Vorhalle, so eine Art Appetithäppchen, in der das Ägyptische Museum mit Glasvitrinen mit ein paar schönen alten, kleineren Exponaten wie Karaffen und Amphoren und Terrakotta-Töpfen beginnt und langsam aber sicher zu dem Bereich in der anschließenden Halle führt, der 'Pharao' heißt und für meine Begriffe sehr sakral inszeniert ist. Man merkt, dass wohlüberlegte Dramaturgie im Spiel ist. Es beginnt gewissermaßen gewohnt museumshaft und wird dann theatralisch, und das sehr gelungen. An den Türstöcken kann man schon das Besondere der Restaurierung ablesen, es war nicht das Ziel, mit perfektionistischer Restaurierungsarbeit alle Spuren des Verfalls auszumerzen. Die verblichenen Farben dürfen es sein.