10. Februar 2015

Am 19. Oktober 2005. Und 17. Mai 2006. Und... 9. Februar 2015.



Es gibt kein Foto von gestern. Ich muss mir behelfen, mit einem Bild von irgendwann, das ich früher einmal im Brel gemacht habe. Selber schuld, muss Lisa denken, wenn sie das liest. Man darf nicht den Fotoapparat oder das Mobilfon, wenn man eines hat, während einer atemlosen Konversation aus der Tasche holen und auch nur eine Sekunde mit dem Zuhören oder Antworten aufhören, bloß weil man ein Bild für eine Blogeintrag haben will. Man muss abwägen. Meine Kamera war die ganze Zeit in der Tasche auf dem Boden neben dem Tisch. Ich habe es sogar noch erwähnt. Und ich glaube, dass es Lisa bis zum Ende gar nicht so recht glauben konnte, dass ich wirklich kein einziges Foto von unserem Treffen nach beinah neun Jahren mache. Aber ich habe sie ja dauernd innerlich fotografiert. Das muss man einfach glauben. Wenn ich sage, dass sie sehr schön, wirklich blendend ausgesehen hat, wird man mir das auch glauben, weil sie das ja wahrscheinlich meistens tut. Und ich vermute, dass sie sogar dann blendend aussieht, wenn sie einen eher blöden Tag hat - was ich noch nie gesehen habe. Kunststück! Vielleicht hat Lisa gestern gedacht, dass ich es ein bißchen übertreibe, mit meiner wiederholten Verkündung "Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie gut du aussiehst? Du siehst so gut aus!!!". Nicht deswegen überrascht, weil sie vorher nicht gut ausgesehen hätte, also neun und zehn Jahre davor, wo ich sie gesehen habe, sondern gerade deswegen. Das ist nicht bei allen so, neun Jahre später. Man könnte denken, es ginge mir nur um das gute Aussehen. Aber das ist natürlich eine oberflächliche Betrachtungsweise. Jeder tiefgründige Mensch weiß, dass ein schönes Naturell alles überstrahlt. Und warum hätte sie das verlieren sollen. Es macht aber natürlich auch viel aus, wenn sich jemand immer gut pflegt! Ich bin mir sicher, dass sie sich da nichts vorzuwerfen hat. Lisa vor mir sitzen zu haben, war ein rundherum erfreulicher Anblick. Die Frisur war auch sehr gut, nicht zu frisiert, guter Haarschnitt, lässiger Schick, wie es mir auch gefällt! Dann das T-Shirt. Das war schon deswegen ganz prima, weil schwarz mit weißem Band-Motiv. So ein geblümter Totenkopf, mit dem man eigentlich nichts falsch machen kann. Des weiteren hatte ich mehr oder weniger bestimmt, dass wir uns im Brel am Savignyplatz treffen, wo man von Hause aus noch besser als sowieso schon ausschaut, wegen sehr guter Schummerbeleuchtung und geschmackssicherer Dekoration. Wir saßen nah beim Klavier, wo zu etwas späterer Stunde ebenfalls sehr dekorativ gespielt wurde. Ich hoffe, ich konnte Lisa dahingehend beruhigen, dass es für mich total okay ist, wenn wir uns nicht jedes mal und auch nicht jedes zweite mal und auch nicht sonst irgendwie regelmäßig verpflichtend treffen, wenn sie gerade einmal wieder in Berlin zu tun hat, was öfter vorkommt. Da bin ich nicht gram! Im Gegenteil, es entlastet mich sogar! Ich habe ihr auch gesagt, dass es mir viel zu anstrengend wäre, sie jedesmal zu treffen, wenn sie schon wieder da ist! Das ist ja gar nicht zu schaffen. Ich muss ja solche Erlebnisse immer ganz intensiv und gründlich verarbeiten, da käme ich gar nicht mehr hinterher. Auch bin ich - genauso wie sie selber - überhaupt kein Typ für ständigen Mail-Austausch oder sonstigen Kontakt. Oder womöglich telefonieren! Bitte nicht! Sie hat mir auch einigermaßen überzeugend versichert, dass sie mit ihrem Smartfon eigentlich nie telefoniert, nur eben so andere Sachen checkt. Ich denke, das war auch nicht gelogen, weil sie nicht der Typ dafür ist und es auch gar nicht nötig hat, mich zu belügen. So denke ich mir das. Es war ein ganz arg schöner Abend und ich kann mir gut vorstellen, dass wir uns spätestens in neun Jahren oder zehn, einmal wiedersehen. Würde mich total freuen. Wie ein Wiener Schnitzel! Ganz unter uns, habe ich mich aber auch deswegen so hopplahopp von heute auf morgen mit Lisa verabredet, weil ich eiskalt berechnend, ein bißchen Wienerisch hören wollte. Ich kann jetzt ja auch ein bißchen in Sachen Wien mitreden, wo ich selber da war, und es nun richtig zu schätzen weiß, mit dem Wiener Blut! Was ich gelegenheitshalber auch noch ausplaudern will, ist dass ich vielleicht doch noch einmal zur republica-Veranstaltung gehe, wenn ich sicher weiß, dass Lisa dort bei was mitmacht, was total gut sein kann. Dann fühle ich mich auch nicht so verloren, und weiß auf jeden Fall, dass mich etwas Lustiges dort erwartet. Wir haben aber nicht nur Blödsinn geredet gestern, sondern auch schon zwei, drei ernste Sachen. Mit Lisa kann man alles machen.

08. Februar 2015







Ein Geburtstag in Berlin, privat. Ist so eine kleine Gratwanderung, was man schreiben kann, ohne die Privatsphäre zu beeinträchtigen. Nicht meine, aber es hat ja nicht bei mir stattgefunden. Wenn es ein öffentlich zugänglicher Ort wäre, hätte ich keine Scheu, zur Seite der Architekten zu verlinken, Details zu erwähnen, die gewissermaßen bauhistorisch hochinteressant sind, aber bei einem privaten Haus kann das geradezu heikel sein. Der Wiedererkennungswert ist einfach zu hoch. Also muss ich mich im Stillen daran erfreuen, dass ich das aus nächster Nähe sehen konnte. Man kann nur so viel sagen, man kommt nicht in so ein Bauwerk, ohne neugierig nach dem Architekten zu fragen. Aber weit draußen. Ich hatte mir zwar die Anfahrt - man muss fast schon schreiben Anreise, zwar mit allen Varianten von U-Bahn und S-Bahn und Bus und Fußweg ausgeguckt, aber dann bin ich doch der Bequemlichkeit halber einfach bis zum Ende der U-Bahnlinie gefahren und habe ein Taxi genommen. Ich war schon lange auf keiner größeren privaten Feier mehr. Es waren ungefähr fünfunddreißig bis vierzig Geburtstagsgäste, von denen ich außer der Gastgeberin zwei näher kannte. Und Jan war einer von beiden.



Was ich ohne weiteres erwähnen kann, ist dass die Gastgeberin die schöne Idee hatte, in einer kleinen Ansprache jeden Gast vorzustellen, sie stand dabei eine Stufe höher in dem großen Wohnraum, der eine höhere Ebene hatte, wie eine kleine Bühne, und hat sich einen nach dem anderen Gast vorgenommen. Das ist natürlich sehr interessant, weil sie Sachen erzählt hat, die man auch gerne wissen will, aber vielleicht nicht so direkt immer gleich unter vier Augen fragen würde. Also wie jeder heißt und was er so treibt. Na gut, nach dem Namen zu fragen, ist jetzt keine große Sache, aber das Gespräch mit der Frage nach der Beschäftigung oder dem Beruf bzw. der Berufung zu eröffnen, finde ich immer ein bißchen polizeiverhörmäßig. Bei einer Vorstellung musste Jan kalauern. Er konnte sich die Bemerkung "Ach? Was denn für einer? Geheim-'Agent' oder was?" nicht verkneifen. Was auch noch mit Gelächter quittiert wurde. Aber der 'oder was' war eindeutig einer der bestgekleidetsten Männer. Ich habe ihn leider nicht fotografiert. Der andere bestgekleidete hat von Berufs wegen die selbstauferlegte Verpflichtung, eine gute Figur zu machen. Er erinnerte mich ein bißchen an Till Brönner. War er aber nicht. Es war also sehr nett, gleich ohne investigative Recherche zu wissen, wen man vor sich hat. Wenn ich jemals eine größere Feier machen sollte, werde ich das aufgreifen. Dass es nicht peinlich war, lag aber auch an der launigen Vortragsweise unseres Geburtstagskinds. Gut hat mir auch die Bezeichnung 'Neu-Erwerbungen' für neuere Freundinnen und Freunde gefallen.





Ich hatte mich ja ungeplanterweise, wie bereits ausführlich dargelegt, von der Mutter des Geburtstagskindes entführen lassen. Das war nicht nur deswegen interessant, weil ich eine weitere schöne Welt betreten konnte, sondern auch, weil die doch größere Unterbrechung nach der Rückkehr zur Feier eine dramaturgische Entwicklung aufzeigte, mit der ich so nicht gerechnet hätte. Als mich die Bildhauerin ansprach, ging es noch sehr gesittet und ein wenig brav zu, getanzt hat noch keiner, es wurde nur so ein bißchen im Rhythmus gewippt. Aber das knappe Stündchen, das ich weg war, hat dazu geführt, dass die Party richtig in Schwung kam und fast alle getanzt haben. Ich hoffe, dass es nicht meine Abwesenheit gebraucht hat, um die Sache anzukurbeln. Aber das ist denke ich, auch ganz natürlich. Wer fängt schon stocknüchtern an, wie wild loszutanzen. Sehr animierend war auf jeden Fall unser Geburtstagskind, das mit Sicherheit mit zwanzig Jahren auch nicht virtuoser getanzt hat. Es war schon eine Freude, ihr zuzusehen.



Nachdem ich mir auch ein bißchen den Verstand weggetrunken hatte, habe ich beim D-Jay tolle Lieder aus den Achtzigern bestellt, zum Beispiel so total unbekannte, insidermäßige independent-Sachen wie The Passenger von Iggy Pop. Was er nicht hatte. War eben zu ausgefallen! Aber sehr gut kam bei mir auch die Alternative "porque te vas" von Dings.... äh - wie hieß die - ? an. War lustig. Und dann Kraftwerk. Und "Jeans on". Ja, man könnte sagen, es war eine bunte, launige Mischung. Früher hätte man sich ja geniert, zu solchen Sachen wie Porque te dings und Jeans on auch nur den kleinen Zeh zu bewegen, aber ich muss gestehen, ich habe mich gut amüsiert. Bei Jeans on kann man zum Beispiel auch super so eine erzählerische Tanzperformance hinlegen, weil der Text ja sehr anschaulich gestaltet ist. ("When I wake up, in the morning light, I put on my Jeans, and I feel alright!") Super! Man müsste viel öfter einfach tanzen gehen. Wo ich sonst schon keinen Sport mache, wäre das eine echte Alternative, um rüstig zu bleiben. Wer rastet, der rostet! Eines ist sicher: wenn man älter ist, verliert man ein paar Coolness-Zwangsvorstellungen, die auch eine gewisse Einschränkung bedeuten. Ich hätte auch kein Problem, zu Ein Bett im Kornfeld zu tanzen. Das war außerdem meine Jugend. Schade eigentlich, dass das nicht kam. Aber er hat schon gute Sachen aufgelegt, das waren jetzt ein paar Extrem-Beispiele. Adriano Celentano kommt zum Tanzen auch sehr gut. Ah, diese Stimme! Da ist Testosteron drin! Besonders wichtig, weil das in einem gewissen Alter ja auch bei den Herren ein wenig nachlässt.






Es galt, die Zeit bis zur Mitternachtsstunde zu überbrücken, bis endlich der Magnum-Champagnerkorken knallen würde, denn es wurde ja hineingefeiert! Der größte und stärkste Mann hat zum gemeinsamen Countdown den Champagner in die Kelche fließen lassen und wir haben das Geburtstagskind dreimal hoch leben lassen. Es war ein bißchen wie Silvester, das ich dieses Jahr ja nicht groß gefeiert habe, genauso wie das Jahr zuvor und das davor und das davor. Usw. Eigentlich doch schön, so ein bißchen mit Wein, Weib und Gesang das Leben zu zelebrieren. Ich kann da noch etwas lernen. Das einzige, was ich nicht nachmachen würde, sind Polaroid-Fotos mit Blitz. Aber es war unterhaltsam, die Instant-Abzüge nebeneinander zu betrachten. Meine eigenen Versuche sind auch keine Meisterwerke, das ist schon alles arg verrauscht, aber dafür kann man die Atmosphäre gut erahnen und alles weitere bleibt diskret, und dem Reich der Phantasie überlassen.





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