08. Februar 2015







Ein Geburtstag in Berlin, privat. Ist so eine kleine Gratwanderung, was man schreiben kann, ohne die Privatsphäre zu beeinträchtigen. Nicht meine, aber es hat ja nicht bei mir stattgefunden. Wenn es ein öffentlich zugänglicher Ort wäre, hätte ich keine Scheu, zur Seite der Architekten zu verlinken, Details zu erwähnen, die gewissermaßen bauhistorisch hochinteressant sind, aber bei einem privaten Haus kann das geradezu heikel sein. Der Wiedererkennungswert ist einfach zu hoch. Also muss ich mich im Stillen daran erfreuen, dass ich das aus nächster Nähe sehen konnte. Man kann nur so viel sagen, man kommt nicht in so ein Bauwerk, ohne neugierig nach dem Architekten zu fragen. Aber weit draußen. Ich hatte mir zwar die Anfahrt - man muss fast schon schreiben Anreise, zwar mit allen Varianten von U-Bahn und S-Bahn und Bus und Fußweg ausgeguckt, aber dann bin ich doch der Bequemlichkeit halber einfach bis zum Ende der U-Bahnlinie gefahren und habe ein Taxi genommen. Ich war schon lange auf keiner größeren privaten Feier mehr. Es waren ungefähr fünfunddreißig bis vierzig Geburtstagsgäste, von denen ich außer der Gastgeberin zwei näher kannte. Und Jan war einer von beiden.



Was ich ohne weiteres erwähnen kann, ist dass die Gastgeberin die schöne Idee hatte, in einer kleinen Ansprache jeden Gast vorzustellen, sie stand dabei eine Stufe höher in dem großen Wohnraum, der eine höhere Ebene hatte, wie eine kleine Bühne, und hat sich einen nach dem anderen Gast vorgenommen. Das ist natürlich sehr interessant, weil sie Sachen erzählt hat, die man auch gerne wissen will, aber vielleicht nicht so direkt immer gleich unter vier Augen fragen würde. Also wie jeder heißt und was er so treibt. Na gut, nach dem Namen zu fragen, ist jetzt keine große Sache, aber das Gespräch mit der Frage nach der Beschäftigung oder dem Beruf bzw. der Berufung zu eröffnen, finde ich immer ein bißchen polizeiverhörmäßig. Bei einer Vorstellung musste Jan kalauern. Er konnte sich die Bemerkung "Ach? Was denn für einer? Geheim-'Agent' oder was?" nicht verkneifen. Was auch noch mit Gelächter quittiert wurde. Aber der 'oder was' war eindeutig einer der bestgekleidetsten Männer. Ich habe ihn leider nicht fotografiert. Der andere bestgekleidete hat von Berufs wegen die selbstauferlegte Verpflichtung, eine gute Figur zu machen. Er erinnerte mich ein bißchen an Till Brönner. War er aber nicht. Es war also sehr nett, gleich ohne investigative Recherche zu wissen, wen man vor sich hat. Wenn ich jemals eine größere Feier machen sollte, werde ich das aufgreifen. Dass es nicht peinlich war, lag aber auch an der launigen Vortragsweise unseres Geburtstagskinds. Gut hat mir auch die Bezeichnung 'Neu-Erwerbungen' für neuere Freundinnen und Freunde gefallen.





Ich hatte mich ja ungeplanterweise, wie bereits ausführlich dargelegt, von der Mutter des Geburtstagskindes entführen lassen. Das war nicht nur deswegen interessant, weil ich eine weitere schöne Welt betreten konnte, sondern auch, weil die doch größere Unterbrechung nach der Rückkehr zur Feier eine dramaturgische Entwicklung aufzeigte, mit der ich so nicht gerechnet hätte. Als mich die Bildhauerin ansprach, ging es noch sehr gesittet und ein wenig brav zu, getanzt hat noch keiner, es wurde nur so ein bißchen im Rhythmus gewippt. Aber das knappe Stündchen, das ich weg war, hat dazu geführt, dass die Party richtig in Schwung kam und fast alle getanzt haben. Ich hoffe, dass es nicht meine Abwesenheit gebraucht hat, um die Sache anzukurbeln. Aber das ist denke ich, auch ganz natürlich. Wer fängt schon stocknüchtern an, wie wild loszutanzen. Sehr animierend war auf jeden Fall unser Geburtstagskind, das mit Sicherheit mit zwanzig Jahren auch nicht virtuoser getanzt hat. Es war schon eine Freude, ihr zuzusehen.



Nachdem ich mir auch ein bißchen den Verstand weggetrunken hatte, habe ich beim D-Jay tolle Lieder aus den Achtzigern bestellt, zum Beispiel so total unbekannte, insidermäßige independent-Sachen wie The Passenger von Iggy Pop. Was er nicht hatte. War eben zu ausgefallen! Aber sehr gut kam bei mir auch die Alternative "porque te vas" von Dings.... äh - wie hieß die - ? an. War lustig. Und dann Kraftwerk. Und "Jeans on". Ja, man könnte sagen, es war eine bunte, launige Mischung. Früher hätte man sich ja geniert, zu solchen Sachen wie Porque te dings und Jeans on auch nur den kleinen Zeh zu bewegen, aber ich muss gestehen, ich habe mich gut amüsiert. Bei Jeans on kann man zum Beispiel auch super so eine erzählerische Tanzperformance hinlegen, weil der Text ja sehr anschaulich gestaltet ist. ("When I wake up, in the morning light, I put on my Jeans, and I feel alright!") Super! Man müsste viel öfter einfach tanzen gehen. Wo ich sonst schon keinen Sport mache, wäre das eine echte Alternative, um rüstig zu bleiben. Wer rastet, der rostet! Eines ist sicher: wenn man älter ist, verliert man ein paar Coolness-Zwangsvorstellungen, die auch eine gewisse Einschränkung bedeuten. Ich hätte auch kein Problem, zu Ein Bett im Kornfeld zu tanzen. Das war außerdem meine Jugend. Schade eigentlich, dass das nicht kam. Aber er hat schon gute Sachen aufgelegt, das waren jetzt ein paar Extrem-Beispiele. Adriano Celentano kommt zum Tanzen auch sehr gut. Ah, diese Stimme! Da ist Testosteron drin! Besonders wichtig, weil das in einem gewissen Alter ja auch bei den Herren ein wenig nachlässt.






Es galt, die Zeit bis zur Mitternachtsstunde zu überbrücken, bis endlich der Magnum-Champagnerkorken knallen würde, denn es wurde ja hineingefeiert! Der größte und stärkste Mann hat zum gemeinsamen Countdown den Champagner in die Kelche fließen lassen und wir haben das Geburtstagskind dreimal hoch leben lassen. Es war ein bißchen wie Silvester, das ich dieses Jahr ja nicht groß gefeiert habe, genauso wie das Jahr zuvor und das davor und das davor. Usw. Eigentlich doch schön, so ein bißchen mit Wein, Weib und Gesang das Leben zu zelebrieren. Ich kann da noch etwas lernen. Das einzige, was ich nicht nachmachen würde, sind Polaroid-Fotos mit Blitz. Aber es war unterhaltsam, die Instant-Abzüge nebeneinander zu betrachten. Meine eigenen Versuche sind auch keine Meisterwerke, das ist schon alles arg verrauscht, aber dafür kann man die Atmosphäre gut erahnen und alles weitere bleibt diskret, und dem Reich der Phantasie überlassen.





zuckerwattewolkenmond - 8. Feb, 23:41

Die Vorzüge

des Tanzens kann ich ebenfalls nur unterstreichen und loben. Ich bin inzwischen sogar beweglicher als ich es als Kind gewesen bin und so, wie ich nie gedacht hätte, daß das bei mir überhaupt möglich ist, von der Kondition, der Figur und dem Gehirn- bzw. Koordinationstraining ganz abgesehen. Wahrscheinlich wiederhole ich mich, aber meine Begeisterung für das Tanzen ist gerade ungebremst.
Dieser Geburtstag scheint mal eine wirklich nette Party gewesen zu sein. Ich hasse ja ehrlich gesagt diese Feiern, auf denen alle in Grüppchen herumstehen, Small Talk halten und Häppchen essen. Aber wo man tanzen darf, da laß dich ruhig nieder...

g a g a - 8. Feb, 23:48

ich denke, man braucht ein paar starke Führungspersönlichkeiten auf der Tanzfläche, die von der ersten Stunde an Beharrungsvermögen zeigen und damit ein Zeichen setzen, was den Sinn der Zusammenkunft anbelangt. Sehr zweckmäßig ist auch, wenn Leute mittanzen, die eher nicht so begabt sind, das senkt die Hemmschwelle für die Präsentation der eigenen Darbietung. Wenn alle gleich sehr supersexy tanzen, kann es passieren, dass man sich nicht traut, was natürlich Scheiße ist. Aber es sollten schon auch gute Tänzer dabei sein, das wirkt inspirierend auf die, die noch dazulernen wollen. Und das Tolle am Tanzen ist: es fühlt sich überhaupt nicht wie Sport an! Das reinste Vergnügen. Ich habe mich sogar dabei ertappt, dass ich Jeans on mitgesungen habe, obwohl es schon ein eher blödes Lied ist! Was für ein Spaß! Es gibt noch so viel nachzuholen. Ich war zum Beispiel auch noch nie in einer Karaoke-Bar.
g a g a - 9. Feb, 00:16

Ah...!
"Jeanette"!

Hatte die gar nicht so hübsch in Erinnerung!
Eigentlich gefällt mir das Lied doch ziemlich gut. Man wird eben älter und reifer.

g a g a - 9. Feb, 00:26

und natürlisch


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