Manchmal erzählen Musiker in Interviews, dass sie sich ihre alten Sachen nicht anhören. Überwiegend stimmt das sogar. Aber manchmal doch. Jahre später. Und ich sehe mir manchmal meine alten Videos an. Nicht jede Woche, nicht jeden Monat. Nicht jedes. Nur manche. Manchmal. Und manche öfter. Gerade habe ich wieder Widerspruch gesehen. Ich kann machen was ich will, es berührt mich immer noch. Egal, was passiert ist. Egal, wie die Verhältnisse sind. Egal, egal, egal. Ich liebe dieses Stück Zerrissenheit. Und die Bilder. Als ich es geschnitten habe, war ich in keinem Widerspruch. Ich war am Boden zerstört. Aber wenn ich es sehe, baut etwas in mir auf. Als ob man ein Surrogat aus Nährstoffen in einem Glas Wasser auflöst. Es ist doch ein Glück, dass ich es sogar schaffe, mich in dunkelsten Stunden in meiner Dunkelkammer aufzubauen, indem ich Bilder an die Wand werfe. Es muss nicht immer eine Bühne sein. Wenn ich tot bin, oder fast, und mein letzter Film in meinem Kopf abläuft, werden Bilder aus diesem Video drin sein. Und die Töne. Da bin ich mir ganz sicher. Mein Herz in diesen Frühlingstagen, mein Herz, in diesen Frühlingstagen... mein Herz in diesen Frühlingstagen... ist ein Widerspruch... ein Widerspruch... ein Widerspruch... Widerspruch
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Es hat geschneit... zum ersten mal in diesem Winter. Als ich nach Hause kam, nach meinem Schlüssel suchte, vor der Haustür, war da ein Junge, vielleicht elf oder zwölf. Er hatte einen Ast in der Hand, von einem Nadelbaum, mit dem er jedes Auto streifte, eine Spur im Schnee hinterließ. Ich schaute ihn an. Er blieb vor dem Auto vor meiner Haustür stehen. Dann malte er schnell und routiniert ein Gesicht auf die Kühlerhaube. Ich blieb stehen und sagte oh schön...! Er sagte danke! Dann malte er den Mund. Mit großen, vollen Lippen. Ein lachender Mund. In einem großen Rund.
Ich weiß nicht, ob Sie es wussten. Aber das Leben ist bedeutend angenehmer, wenn man sich mit Menschen umgibt, die die Möglichkeiten sehen (anstelle der Unmöglichkeiten).
Ethnophaulismusist eine abwertende Bezeichnung für eine Ethnie. (...) „Ethnophaulismus“ setzt sich aus den griechischen Wörtern ἔθνος, ethnos, „Volk“, und φαῦλος, phaulos, „gering; wertlos; böse“ zusammen. Fachsprachlich definiert ist ein Ethnophaulismus ein pejoratives exonymisches Ethnonym, also eine abwertende Fremdbezeichnung für eine Volksgruppe. (...) Auf die Deutschen bezogen gibt es etwa im Englischen die Bezeichnungen Kraut, Hun („Hunnen“) sowie das auch im Französischen, Russischen und Polnischen gebräuchliche Fritz, zu nennen sind außerdem französisch Boche, italienisch Crucco, niederländisch Mof, dänisch Sakse („Sachse“), finnisch sakemanni oder niksmanni, polnisch Szwab („Schwabe“), Szkop und Hanys, kroatisch Švabo und serbisch Švaba | Шваба, und tschechisch skopčák.[3] In Österreich werden Deutsche oft als Piefkeverfemt, in der Schweiz als Schwabe oder Gummihals, in der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens als Prüss („Preuße“, ähnlich dem bayerischen "Preiß").
Wien Berlin. Das ist nicht nur eine Ausstellung, das ist eine Auseinandersetzung. Eine private. Oder Zusammensetzung. Demnächst eine Zusammensetzung. Einiger Fragmente, Puzzleteilchen. Erinnerungen. Ich schreibe nicht so gerne über Ausstellungen, das wird schnell langweilig. Man kann hingehen und sich das mit eigenen Augen ansehen. Meine Fotos zeigen auch viel, wenn auch nicht die Exponate, Fotografieren ist in dieser Sonderausstellung nicht erlaubt. Nur das: da sind so berühmte Sachen wie das Mädchen von Christian Schad mit dem Pagenkopf, das jeder von der Briefmarke kennt. Tatsächlich aber ist der Antrieb, mir die Ausstellung gerade jetzt anzusehen, vor einer Woche vielmehr, ein privaterer Bezug. Ich treffe im Mai jemanden in Wien. Für ihn ist Wien ungefähr das, wie für mich Berlin. Nur, dass er gerade nicht da wohnt. Ich habe eine Wohnung im vierten Bezirk gefunden. Nur für wenige Tage. Da war dieses kleine Hin- und Her per Mail, an irgendeiner Stelle die Frage von ihm, ob ich Wien überhaupt kennen würde. Ein paar Mails und Nächte später dachte ich mir: soll er mir doch sein "Wien, Wien nur du allein" zeigen. Flug habe ich auch gebucht. Ja, sollte man gesehen haben, bin ich mir sicher, keine Frage. Wie eben so manche europäische Metropole. Ich war nur einmal ganz kurz dort, auf der Durchreise, 1981 oder 1982. Sehr bizarrer Hintergrund. Hatte mit dem psychotischen Aktionskünstler Otto Mühl zu tun. Bei dem war ich, in seiner Alternativ-Kommune. Fürchterliche Sache. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich freue mich auf "baba" und "waast es eh" und "heast". Mir ist der Dialekt entweder zu geknödelt oder auf eine zeitweise vulgär anmutende Art gedehnt. Die Langsamkeit wirkt auf mich auch nicht gemütlich sondern, grob gesprochen, lahmarschig. Wenn ich ab und zu aus Versehen den Fernseher anmache und auf die 3-Sat-Taste drücke und dann zufällig die Nachrichtensendung vom ORF kommt, bin ich nicht elektrisiert von den österreichischen Kollegen. Das hat immer so einen fünfziger Jahre-Vibe, ich bin da ja auch sehr auf Äußerlichkeiten fixiert. Schlecht geschnittene Anzüge, vernuschelte Endsilben, schwerfällige Bewegungsabläufe. Ich möchte gar nicht wissen, worüber die reden. Aber sei's drum. Ich schaue mir die dekorativen Bauwerke, das Haus der Sezession und die Kaffeehäuser an und vielleicht das Ernst-Fuchs-Museum und durchaus auch die Klimts im Belvedere und vielleicht das Sissi-Museum und das vom Freud. Lustigerweise wurde meine Idee, meinen lieben alten Freund als Fremdenführer zu engagieren, mit dem Hinweis beantwortet, er hätte ja einen ganz schlechten Orientierungssinn, aber er könnte sich da ja bestimmt so eine App oder weiß der Geier... Nun gut. Ich sehe schon, bis Mai kenne ich nicht nur den Stadplan grob auswendig, sondern werde ihn zu mancher Sehenswürdigkeit lotsen. Einiges wird wahrscheinlich sowieso unter den Tisch fallen, weil ich ja unheimlich gerne ausschlafe, was ja in einer Ferienwohnung exzellent möglich ist. Und nun habe ich kurzfristig auch noch ein Lebenszeichen von meinem früheren Freund von 1985, der nach Wien gezogen ist, der von dem ich dachte, er wäre womöglich tot. Vielleicht kann man sich auch für einen Abend treffen. Mal sehen, was das wird! Auf jeden Fall freue ich mich auf die Wohnung und endlich mal wieder Geld in den Wirtschaftskreislauf zu bringen! Ich habe mir auch gleich am Freitag zwei Bildbände und einen Reiseführer und einen Stadtplan gekauft. Aber den Stadtplan tausche ich morgen wieder um. Ich dachte, die hätten alle die typische Falk-Patentfaltung, aber der nicht, der ist wie so ein großer Lappen. Ich will den anderen. Sehr angetan hingegen war ich vom Namen meines Vermieters der Wohnung in Wien. Ein Name wie aus einem Roman. Alter österreichischer Adel. Habe die Ehre! Und den monströsen zehn-Kilo Schinken mit allen Klimtwerken von Taschen bestellt. Und die Heller-Autobiographie. Also ich denke, ich bin bis Mai bestens vorbereitet. Voraussichtlich werde ich dann Führungen zu meinen persönlichen Highlights anbieten können, dann ist die Miete gleich wieder drin! In den Bildbänden habe ich schon ganz viel gesehen, was mich überhaupt nicht interessiert, die ganzen Kirchen, keinerlei Bedarf. Ich war in genug Kirchen in meinem Leben. Tipps brauche ich auch keine, das vewirrt mich eher. Bei den größeren Museen mit den Gemäldesammlungen habe ich auch schon das meiste gestrichen. Kennst du eines, kennst du alle! Die Wohnung ist in der Nähe vom Belvedere, ich denke das reicht in der Hinsicht. Ja, die haben in einem anderen auch die größte Schiele-Sammlung der Welt, aber bin ich so ein Schiele-Fan? Da gerade in der Ausstellung war wieder einiges. Ich bin da eher zwiespältig. Wenn man dann womöglich anstehen muss, ist ja der Nachmittag schon wieder erledigt. Also Hauptsache draußen herumlaufen und schauen und immer schön viel trinken. Kaffee mit Schlagobers und später Alkohol! Womöglich rauche ich auch. Und dann natürlich noch die Gespräche. Vergangenheitsbewältigungsgespräche. Haha. Ich bin ja wirklich gespannt. Den einen habe ich vor zwölf Jahren zuletzt gesehen, über die Umstände möchte ich hier nicht näher ins Detail gehen, den anderen vor 8 6undzwanzig Jahren. Na servas! So, nun sind Sie im Bilde, warum ich beim "Wien Berlin"-Plakat erst in zweiter Linie an die Ausstellung denke. Um nicht zu sagen: in dritter Linie.
Schon lange nicht mehr an Miezi gedacht. Aber vorhin.
g a g a - Sa, 01:23 ich habe als Kind auch eine gehabt, so bis ich ungefähr zwölf war, dann ist sie gestorben, sie hat einmal Junge gehabt und ist dann sterilisiert worden und mit der großen Wunde und dem Verband um den Bauch wild im Garten herumgesprungen, da ist die Wunde nicht geheilt und hat sich entzündet und sie ist gestorben. Da war ich sehr traurig. Ich habe ihre Pfote gehalten, als sie das einzige Mal Junge gekriegt hat, fünf Stück, die ganzen Wehen lang. Sie hat immer auf meiner Bettdecke geschlafen. So eine schöne große Wärmflasche auf meinem Bauch. Ihr Name war Miezi. Nicht sehr originell, aber mir hat der Name gefallen.
P.S. komisch... kann mich gar nicht erinnern, dass ich mal von ihr geträumt hätte. Aber ich vergesse auch fast alles, was ich träume... leider
g a g a - Sa, 01:29 P.P.S. ich kann mich noch erinnern, dass ich immer ganz fasziniert in ihre Ohren geguckt habe, die zarten rosa Gehörgänge mit den flaumigen Härchen und ein bißchen reingepustet. Und mit den Ohren gespielt. Umgeklappt und so. Klingt irgendwie nach Tierquälerei, aber ich habe nur Sachen gemacht, die sie sich hat gefallen lassen. Sonst hätte sie mich bestimmt angefaucht.