06. August 2013

Ich bin auf dem Weg zu Keitas letzter Reise. Kurz vor zwei fährt mein Zug. Muss noch ein paar Sachen packen. Morgen am siebten August um zehn Uhr ist es so weit. Ich würde das Bild gerne neben ihn stellen. Und nach der Feier meinen Eltern schenken. Es ist auf der Terrasse bei meinen Eltern entstanden. Am elften Mai Zweitausendzehn. Er hat das Bild gerne gehabt. Auch deswegen.



Ich habe es gestern überstürzt ausgedruckt und dann ein schönes Passepartout und einen Rahmen dafür gesucht. Ewig habe ich mit einer Fachverkäuferin die verschiedenfarbigen Passepartous ausprobiert. Lieber das graugrüne? Oder das gebrochen weiße? Oder das elfenbeinfarbene? Oder schwarz? Ich habe dann das Hellste genommen. Die Verkäuferin hat mir von einem größeren Rahmen abgeraten, den ich zuerst nehmen wollte. Sie sagte "das verliert sich". Sie hatte recht. Ich habe auf sie gehört. Das Passepartout hab ich über die Glasscheibe gelegt, das sieht schöner aus. Und rechts unten seinen Namen gekritzelt, mit so schwarzem Faserschreiber. Und rechts auf der Seite senkrecht das Datum, wann das Bild entstanden ist. Und Gaga Nielsen. Ordnung muss sein. Ich trödle hier herum und hab noch gar nichts an. Um dreizehn Uhr wollte ich los. Unterwegs noch eine Flasche Wasser kaufen, ich glaube das Wasser auf dem Klo im ICE ist nicht unbedingt die gute Qualität wie das Berliner Leitungswasser. Blöderweise hab ich keine leichte Plastikflasche, wo ich welches abfüllen könnte, sonst hätte ich das längst gemacht. Also muss ich noch eine kaufen, irgendwo am Berliner Hauptbahnhof, da fährt der Zug los. Außerdem muss ich noch eine CD fertig brennen. Die vier schönsten Lieder von Esther & Abi Ofarim, hab ich schon für meine Mutter eine gebrannt, die die beiden immer sehr geliebt hat und jetzt fällt mir ein, dass Valerian das vielleicht auch schön fände, wenn er die vier Lieder hat. Jetzt mache ich noch eine. Am Freitag bin ich wieder zurück. Oder hab ich das schon geschrieben? Also ich mache mich dann mal fertig. Ich hab ein schönes Hotel mit WLAN, aber viel zum Bloggen werde ich wohl nicht kommen, die nächsten zwei Tage. Mal gucken. Ich komme jedenfalls zurück. Versprochen.

04. August 2013

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Warum erzählt ihr nichts vom Strand
von weißen Küsten, einem fernen Land
wo das Meer blau ist und die Wiesen grün und schön

Und wenn es schwarz ist
und nur schwarz und windumtost
dann malt uns diesen Wind als Trost

Als Vogel, der uns rüberträgt ins Licht
wir Menschen schaffen's ohne Bilder nicht
uns die Verwandlung vorzustellen

Euern Saum hab ich geküsst
seitdem weiß ich, wie das ist
das Glück des Lebens



Duke Meyer 2013




Lieber Duke,

warmen Dank für deine Gedanken und behutsamen Worte von einer nächtlichen Terrasse in Andalusien. Ein schönes Bild. Auch hier wird die kühlere, laue Nacht herbeigesehnt. Ich habe deine Songskizze, deine Ode an den Tod gehört. Es gibt darin mich sehr berührende Momente und Zeilen, besonders diese.

Wenn man mich vorgestern, noch ahnungslos, gefragt hätte, was ich glauben würde, wie ich angesichts einer kommenden Todesnachricht reagieren würde, ich hätte es nicht einmal beantworten können. Man geht von einer Art Verzweiflung aus, einer Hilflosigkeit, Fassungslosigkeit, so wie ich sie kannte und erlebte, als ich als einundzwanzigjährige junge Frau vom Tod meines Bruders erfuhr. Doch diesmal ist es anders, ganz anders. Vielleicht, ja sicher sogar, kann ich diesmal allen anderen, die von tiefer Trauer erfasst sind, Trost geben, denn ich bin zutiefst getröstet. Ich würde meinen Frieden mit diesen letzten Dingen gerne weitergeben, verschenken, verströmen, auch dir. In einem Kommentar letzte Nacht, wo mir ein lieber Freund aus Hamburg unter meinem Blogeintrag sein Beileid aussprach, habe ich vieles formuliert, wie meine Gefühle dazu sind, nicht nur angesichts dieses Todes meines Neffen.

Was ich nicht schrieb, Duke, ist - dass es sich für mich stimmig anfühlt, was geschah. Ebenso wie damals bei meinem Bruder, auch wenn es ein tieferer Schmerz und über Jahre dauernde Fassungslosigkeit war. Ein Lebenskreis hat sich geschlossen und ist vollendet. Ein flammender Kreis katapultiert ins Universum, vereint mit allen anderen Flammen vergangener Leben. Keita Richard war auch im Zeichen der Fische geboren, so wie du. Das hat eine große Nähe zwischen ihm und mir gezaubert, weil mir diese besondere Sensibilität und Phantasie so nah war, mir so gemäß. Wir verstanden uns auf den ersten Blick ohne Worte. Ja, Keita hatte keine Todesangst. Man konnte ohne jede Scheu mit ihm über diese letzten Dinge sprechen, er war ein tief spiritueller Mensch, was ihm in die Wiege gelegt war. Da war nichts Angelesenes, es kam tief aus seiner Seele, diese Gewissheit, dass alles gut ist, was uns am Ende widerfährt, auf dieser letzten Reise.

Wie gerne würde ich dir von meiner tiefen Ruhe und Zuversicht, ja Heiterkeit in dieser Hinsicht abgeben. Diese Gewissheit hat keinen Hintergrund, der auf einer Religion beruhen würde, die ich praktiziere. Ich bin weder Christin noch Buddhistin noch Muslimin, noch bete ich namentlich nennbare Gottheiten an. Mir ist der Lauf der Sonne und der Regen und der Wind und die Musik Religion genug. Aber so war es schon immer. Ich respektiere alles und jeden, woran jemand glaubt. Jedoch dieser tiefe Frieden, den ich nun damit habe, ist ein Geschenk der späten Jahre, die mir das Universum mit seinem Füllhorn bereitet. Vielleicht, weil ich viele Verluste zu beklagen hatte, musste ich sehr viel unternehmen, um die irdische Existenz als die ebenso schöne Seite zu sehen. Die Idee von Erlösung war aber immer mit dem Ende der körperlichen Existenz verbunden, eine seltsame tiefe Gewissheit. Es ist schon gut, aber es kann sogar noch besser werden. Ich freue mich auf diese letzte Reise ins Ungewisse. Sehr. Und habe dabei keine Todessehnsucht in diesen Tagen mehr. Ich möchte sogar Hundertsieben werden. Und dann ist es aber auch gut. Naja, Hundertsieben ist schon wirklich lange. Ich denke, ich habe noch so viel zu tun und zu geben, da brauche ich einfach noch ein ordentliches Päckchen Jahre zum Fertigwerden, bevor ich zu den Sternen fliege.


(aus einer Mail vom 3. August 2013)


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