18. Oktober 2012




Fast hätte ich geschrieben, ein ereignisloser Tag. Unfug. So etwas gibt es doch gar nicht. Gestern allerdings sind prägnantere Dinge geschehen. Zum Beispiel habe ich mir ein zartes Scheibchen vom rechten Mittelfinger abgehobelt, mit dem Gemüsehobel. Ich wollte die Karotte möglichst schnell kleinkriegen und bin etwas zu temporeich und grobmotorisch vorgegangen. Der Mittelfinger, die Mohrrübe haltend, so leicht abgewinkelt, einmal nicht an der Klinge vorbeigeschrammt. Oberhalb, da wo das Nagelbett aufhört. Das blutet irrsinnig an der Stelle, wenn ein ungefähr ein Quadratzentimeter großes Stückchen Haut mit ein bißchen Fleisch fehlt. Aber weh getan hat es gar nicht, komisch. Ob das Adrenalin so schnell ins Hirn schießt, bei so einer brutalen Verletzung? Schnell ins Bad und vierlagiges Klopapier gefaltet, mehrfach um den Finger gewickelt und fixiert. Damit das Blut möglichst viele Schichten zum Aufsaugen hat und das Ganze in Ruhe trocknen kann. Dann vor dem Schlafengehen, als es gut durchgetrocknet schien, mit der Nagelschere das überflüssige Klopapier wegoperiert, immer vorsichtig an der verkrusteten Wunde entlang. Sieht heute schon wieder erstaunlich gut aus. Heute Vormittag bis Nachmitag noch mit schützendem Pflaster, öfter mal geguckt, ob die Zellstoff-Schicht noch mit der Wunde verklebt ist und dann nach leichter Ablösung entfernt. Da muss immer Luft ran.



Sieht jetzt mehr so aus wie nach einer ziemlich großen Brandblase, kein Blut mehr zu sehen, nur der Klebstoff vom Körper. Ich kann schon wieder sehr gut tippen. War gestern etwas schwierig, mit dem dicken Verband, als ich über das Propellermädchen schrieb, aber es musste raus! Niemals würde ich ein Foto von so einer ekligen Verletzung machen. Das war ja vor ein paar Jahren bei ein paar Bloggern in Mode, ihre lädierten Stellen zu präsentieren. Wahrscheinlich sollte das mutig oder gewagt wirken. Auf mich wirkte es nur abstoßend und gleichzeitig langweilig. Worin die Attraktion liegen soll, mit heillosen Zuständen zu kokettieren, will sich mir nicht erschließen. Ah, schon Mitternacht, muss schlafen gehen, weil morgen früher als sonst raus. Ach so Ereignisse - diverse Arbeit, viel geredet, konstruktive Überlegungen, private Gespräche und weniger private Gespräche.



Später ewig bei Edeka nach einem Produkt für neunundsiebzig Cent gesucht, weil ich unbedingt wollte, dass nach meinem Einkauf mit Karte und allen Abzügen des Monats ein bestimmter glatter Kontostand dasteht. Das Spielchen treibe ich öfter. Wenn ich morgen einen Auszug holen würde, wäre nach der Abbuchung eine Zahl mit drei Nullen am Ende. Die erste Zahl bleibt mein Geheimnis! Ich habe eine Tafel Milka Vollmilch mit ganzen Nüssen gekauft, die kostet genau so viel. Ich hätte auch Sarotti nehmen können oder Schogetten, aber Milka war mir geschmacklich am angenehmsten in Erinnerung, habe ich seit Jahren nicht mehr gegessen, die Vorliebe ist mir irgendwie abhanden gekommen. Aber ich war sehr enttäuscht von der veränderten Verpackung. Das ist jetzt so eine Kunsstofffolie, wie bei Ritter Sport schon länger.



Als Kind und Mädchen, eigentlich bis zu meinem ungefähr fünfundreißigsten Lebensjahr war meine Lieblingsschokolade Milka Noisette und Vollmilch Nuss. Ich habe es geliebt, das lila Papier aufzuklappen und dann vorsichtig das Silberpapier am Rand zu entfalten, ich habe die Tafel nie brutal aufgerissen, sondern immer sorgsam ausgepackt und dann wieder zugeklappt. Es sei denn, ich habe die ganze Tafel auf einmal gegessen. Das mache ich heute nicht mehr. Ich habe gelernt, mir Schokolade einzuteilen! Der Geschmack ist aber noch wie früher. Ich habe vorhin eine Rippe gegessen und mit einem Täfelchen, so einem Minitäfelchen 80-prozentige Schokolade von Moser Roth kombiniert, also so sandwichmäßig. Das gibt der Milchschokolade den entsprechenden, von Hause aus fehlenden Charakter, es hat mir gut geschmeckt. Ach ja, und Voice of Germany geguckt. Ich kenne eine Frau, die war neulich, im August, bei einer Blind Audition-Aufzeichnung in Adlershof. Sie hat von den umständlichen Sicherheitsvorkehrungen berichtet, dass man praktisch alles abgeben muss und das Studio vergleichsweise winzig ist, im Gegensatz zum Eindruck im Fernsehen. Das Publikum hört den Gesang nur relativ leise, ziemlich dürftige Qualität, nur die Coaches, also Nena, Naidoo, Boss Hoss und Dingens, ach wie heißt er noch, der Engländer eben, die hören alles exzellent, durch die Ohrstöpsel, die sie drin haben. Die Begeisterung vom Publikum beruht also eher auf der Anheizerei durch diverse Profianimateure.



Wobei bei den größten Talenten schon auch mal ein echter Funke überspringt. Und Talent ist da ja immer reichlich vertreten, kann man nicht meckern. Aber richtig interessant wird es erst durch den Zusammenschnitt. Also sie würde nicht noch mal hingehen, auch weil man auf dem Trockenen sitzt, nichts zu trinken, dauernd still sein, na ja, ziemlich anstrengend wohl. Vor dem Fernseher ist es wohl nicht nur tausendmal interessanter, sondern auch komfortabler. Auch mal schön zu hören, dass live dabei sein nicht immer unbedingt das Nonplusultra ist. Morgen kommt ja schon der zweite Teil der zweiten Staffel. Ist ja alles immer schön in den Mediatheken heutzutage. Die Show von vorhin bestimmt auch schon. Hab keine Lust, den Link zu suchen, aber hat sich gelohnt zu gucken. Vor allem die Frau aus dem Ruhrpott war lustig, die im Krankenhaus einen Job hat, wo sie Handtücher verteilt und so weiter. Die hat unsere Nena so richtig zum Lachen gebracht, das war fein. Ich habe auch sehr gelacht, schon am Anfang wo sie sich als jemanden aus dem "normalen Mittelstand" bezeichnet hat, der sich auch mal ruhig was trauen kann. So, genug Ereignis für heute.

17. Oktober 2012




Heute in der S-Bahn eine junge Frau, ein Mädchen, vierzehn? Fünfzehn? Sechzehn? Älter? Kann ich kaum genauer sagen. Ein Gesicht mit asiatischer Herkunft, karamellbraune Haut, dunkle seidige Haare, schulterlange, glatte Haare mit einem langen, ganz exakt gerade geschnittenen Pony, so exakt und glatt wie bei einer Perücke. Faszinierend. Sie hatte Grübchen und sah neugierig aus und genau genommen so unfassbar hübsch, wie sich jemand nur das liebreizendste Puppengesicht ausdenken könnte. Ich musste hinschauen, am liebsten wollte ich sie ununterbrochen anstarren, ich war ganz verliebt. Sie lächelte die ganze Zeit über sehr feinsinnig aber auch wie jemand, der zu Streichen aufgelegt ist. Dann aber doch auch wieder so artig, wie ein putziges Kind, das man sofort adoptieren möchte. Ich verstand kein Wort von dem, was sie zu dem Mädchen, der jungen Frau neben ihr sagte, die auch exotische Gesichtszüge hatte. Ich dachte erst an eine asiatische Sprache, ich kann ja keine, kenne nur den unterschiedlichen Klang. Sie war zu weit weg, als dass ich es genauer einordnen hätte können. Später, als sie ausstieg, sah ich, dass sie zu einer ganzen Gruppe gehörte, die dann ganz nah an mir vorbeiging. Sie stiegen am Hauptbahnhof aus. Ich erkannte aus der Nähe, dass es niederländisch war. Ist aber nicht wichtig. Viel wichtiger ist, dass ich endlich beschreibe, was die Zuckerpuppe angehabt hat. Das war nämlich das Unfassbarste, was ich seit langem gesehen habe. Also ich denke, sie war schon Ende der Pubertät, die anderen Mädchen sahen auch ungefähr wie sechzehn, siebzehn aus. Aber sie hatte sich angezogen wie eine kleine freche Puppe, die man einem fünfjährigen Mädchen gerne in den Arm drücken würde. So gerne hätte ich sie fotografiert. Niemals hätte ich mich getraut. Nicht in der S-Bahn. Ich hatte auch keine Kamera dabei. Also um nun endlich auf den Punkt zu kommen: sie hatte allen Ernstes eine Schleife im Haar, hinter dem Pony gebunden - und so auf der Seite - ich war völlig aufgelöst vor Entzücken, einen Propeller. Also ich meine: sie hatte eine große Schleife wie Daisy Duck, wie ein Geschenk, aus einem roten Stoffband mit weißen Tupfen um den Kopf gebunden und auf der Seite einen Propeller, wie eine Puppe in der Schießbude auf dem Jahrmarkt und dazu dieses wundervolle Puppengesicht mit den Grübchen. Um den Hals hatte sie einen dunkelroten Schal und ihre Jacke sah aus wie ein kamelfarbener Dufflecoat, der sich beim Aufstehen als Jacke entpuppte. Der kleine Jackenmantel hatte eine ähnliche Farbe wie ihre Haut und der Stoff sah sehr gut aus, eine ganz feine Wolle, vielleicht sogar Kaschmir. Auf ihrem Schoß lag eine Tasche mit Leoparden-Teddyfell, kleingemustert, die sich später als Rucksack entpuppte, den sie sich beim Aussteigen umschnallte. Ich glaube, sie hatte eine dunkelblaue oder schwarze Hose an, die Schuhe kann ich nicht mehr erinnern. Aber ihr freundliches Lächeln und die Grübchen. Und die Propellerschleife. Sie sah überhaupt kein bißchen albern damit aus. Am Rand der Schleife war sogar eine kleine gehäkelte Spitzenborte, und wenn man sich das jetzt alles zusammen vorstellt, muss man denken, das passt doch überhaupt nicht zusammen, so eine sommerliche hellrote-Tupfen-Propeller-Schleife auf dem Kopf und so ein herbstlich elegantes Dufflecoat-Jäckchen. Aber es war eines der schönsten Outfits, das ich seit langem gesehen habe. Aber nur an ihr. Und nur wegen ihr. Und wegen dem Propeller. Unvergesslich.

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P.S. Meine Neue: Canon...
04.08.25, 13:34
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Bernward Reul sry!...
04.08.25, 13:34
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Ina Weisse Und ich...
01.08.25, 14:31
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kid37
Ja. Unangenehm. Ich...
30.07.25, 08:34
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29.07.25, 18:06
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29.07.25, 14:16
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24.07.25, 09:37
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Saskia Rutner Die...
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Missionieren liegt...
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Wie gesagt, ich mag...
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Zucchini rangieren...
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Doro oh, das erinnert...
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Cosima Wald Deinen...
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Ähm - mir erschließt...
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