07. Oktober 2012




Ja also, ich hätte da dann mal wieder etwas vorbereitet! Ein schickes Fotoset mit zweieinhalb Motiven auf fünfundzwanzig Fotos verteilt, wenn Sie mal schauen möchten. Von der Margarete-Steffin-Straße kommend, bin ich in die Luisenstraße gebogen, wo auf der Ecke das neue Haus mit der aparten grau-weißen Zebrastreifen-Fassade steht. In google-streetview ist das Haus noch nicht drauf, da sieht man nur die Baustelle, also echt neu! Dann durch die S-Bahn-Brücke durch, dann sieht man links das beliebte Künstlerhotel Luise und gegenüber, auf der Ecke, wo es in die Marienstraße geht, die Dings Origami- äh - Mori Ogai-Gedenkstätte mit den ebenfalls sehr aparten japanischen Schriftzeichen an der Wand. Ich könnte jetzt natürlich so tun, als ob ich wüsste, wer Mori Ogai war und worin seine Verdienste bestehen, aber das wäre aalglatt gelogen und lügen soll man nicht! Ich hab auch schon mal gegoogelt, habe es mir aber nicht gemerkt. Aber immerhin, dass es der Name von einem Mann ist und nicht der Name von einem Restaurant! Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich beim Vorbeifahren mit der S-Bahn immer gedacht, dass wäre ein schickes neues, besonders edles Sushi-Restaurant. Also nicht nur Sushi, sondern echte japanische Spezialitäten und bestimmt sauteuer! Wo man reservieren muss und alles mit Leinenservietten serviert kriegt. Mittags treffen sich dort die schicken Geschäftsleute aus den umliegenden Büros und Anwaltskanzleien. Die Männer in grauen Halbleinen-Anzügen mit weißen Hemden. Also nicht so New Media, sondern gesettelter, beinah konservativ. Und nun ist es eine Gedenkstätte. Muss ich meine Phantasie wieder umprogrammieren, das wilde kleine Ding.

07. Oktober 2012



Berlin gibt's auch in bunt. Quietschbunt. Spielzeugbunt! Ich habe mich beim Parlament der Bäume einmal umgedreht und die S-Bahn-Schienen gesehen. Da, wo ich sonst immer genau andersrum gucke. Knallrote Baustellencontainer, neue bunte Häuschen, aber schönes Bunt! Und ein knallroter Zug. Und knallblauer Himmel. Und ich mitten drin in der Spielzeuglandschaft.



Das musste ich natürlich gleich für die Ewigkeit festhalten. Dabei eine neue Straße gelernt. "Margarete-Steffin-Straße". Die gibt's noch nicht so lange glaube ich, nie davon gehört. Immer nur aus der S-Bahn draufgeguckt. Die geht so an den S-Bahn-Bögen entlang, bis zur Luisenstraße. Also ich kann auch bunte Fotos, sogar superbunte Fotos. Um nicht zu sagen: ich kann SUPER bunte Fotos!! Ich glaube, SUPER ist mein Lieblingswort!!!!! Einfach super.

06. Oktober 2012



Ben Wagins Parlament der Bäume.



Sieht man auch aus der S-Bahn, macht sich seine Gedanken. Vielleicht, dass es irgendeine bekritzelte Mauer ist, gibt es ja oft. Aber es ist das Parlament der Bäume. Ich bin Ben Wagin einmal flüchtig begegnet, in einer Galerie in Charlottenburg, mit Jan. Er kennt ihn ganz gut. Ben Wagin ist ein Urgestein unter den Aktionskünstlern. Was er macht, bleibt. Auch an einem Ort, der so ein Filetstück ist, nah dem Schiffbauerdamm, zwischen Bundespressekonferenz und Elisabeth-Lüders-Haus. Für solche Orte liebe ich Berlin. Für weit mehr als geduldete Brüche. Genau zwischen den staatstragenden Gebäuden müssen die Totenköpfe stehen und die toten Soldaten liegen. Daneben eine Baustelle. Immer weiter machen. Immer wieder anfangen. Immer wieder neu.

06. Oktober 2012





Dass das Gebäude der Bundespressekonferenz einen schönen Mondrianbeat hat, muss man nicht extra schreiben. Ich erfreue mich immer daran, wenn ich mit der S-Bahn zwischen Friedrichstr. und Berliner Hauptbahnhof daran vorbeirausche. [und gratuliere.]

05. Oktober 2012




Spreebogen. Der siebzehnte März war vielleicht der erste Tag, an dem man, ohne Risiko zu spielen, ohne Schal vor die Tür konnte. Die Luft muss sehr mild gewesen sein. Ich habe mir zum ersten Mal das Elisabeth-Lüders-Haus aus der Nähe angeschaut, ohne hineinzugehen. Wie in einer Spielzeuglandschaft fahren die Ausflugsboote daran vorbei. Eigentlich müssten Playmobil-Männchen mit schwarzgelackten Prinz-Eisenherz-Frisuren drinsitzen. Keine blonden deutschen Touristen-Püppchen. So kleine Pärchen mit dunklem Pagenkopf. Japaner vielleicht - ja genau, Japaner könnten die Playmobil-Männchen spielen. Ich wäre bestimmt eine super Casting Direktorin geworden. Mir fällt eigentlich bei jedem, der mir entgegenkommt, die passende Filmrolle ein. Neulich habe ich durch die Scheibe von einem Fenster einen korpulenten Mann in einem Büro telefonieren sehen. Gegenüber von seinem Schreibtisch, der Richtung Fenster stand, war noch ein Schreibtisch mit einer jungen Frau. Ich glaube sie hatte einen blonden Pferdeschwanz und eine hochgeschlossene adrette Bluse an. Der Mann telefonierte und drehte sich dabei auf seinem Stuhl so ein bißchen nach Gutsherrenart hin und her. Er hätte sich eine Zigarre anstecken müssen, hat er aber nicht gemacht, was ich sehr schade fand. Es hätte ein original Fünfziger Jahre-Film mit Hans-Joachim Kuhlenkampff und Lilo Pulver sein können. Also nicht in dern Rollen von dem Mann und der Frau in dem Büro, sondern in weiteren Hauptrollen. Jedenfalls war der Dicke mit dem Telefon der Chef oder ein kleiner Abteilungseiter und die Blondine seine Stenotypistin. Also in meiner Phantasie. Sie hätte irgendwann das Diktat aufnehmen müssen und würde heimlich für den Sohn von ihrem komischen Chef schwärmen, was sie auch artig bei der Stange hält, den öden Job weiter zu machen, abgesehen vom kleinen Gehalt natürlich. Sie wäre ein bißchen rebellisch, innerlich, aber traut sich noch nicht so damit nach außen, weil sie ja in den Fünfziger Jahren gefangen ist. Sie tut mir ein bißchen leid. Bestimmt kriegt der alte Mann mit dem Telefon bald einen Herzinfarkt. Dann ist es vorbei mit "Fräulein Müller, bitte zum Diktat". Dann hat es sich ausgemüllert! Wenn der Alte dann tot ist, kommt heraus, dass sein Sohn gar nicht sein leiblicher Sohn war, sondern von einem heimlichen Geliebten seiner Witwe stammt, ihrer großen Liebe. Er schaut ihm auch gar nicht ähnlich, das hat sich Fräulein Müller schon immer gedacht, dass es doch komisch ist, dass so ein unangenehmer, etwas grobschlächtiger Mann so einen zartfühlend und kultiviert wirkenden Sohn hat. Aber nun ist das Rätsel gelöst und die blöden Fünfziger Jahre sind auch endlich vorbei. Die Sixties stehen vor der Tür und Fräulein Müller darf jetzt Hippie werden und ihr Haar lösen und die blöde gestärkte Bluse ausziehen und wilde Musik hören. Schon super, wie sich die Zeiten so ändern. Ein Glück. Fräulein Müller weiß noch gar nicht, dass jetzt immer alles noch besser werden wird, aber sie hat schon so ein Gefühl. Fräulein Müller ist zum Tanzen aufgelegt. Wenn das so weiter geht, müssen die Siebziger ja ein Knaller werden und erst die Achtziger. Das entzieht sich der Vorstellungskraft von Fräulein Müller, dafür muss sie wahrscheinlich erst mal ein paar Drogen und LSD ausprobieren. Ich glaube, ich höre jetzt auf, Fräulein Müller durch die Jahrzehnte zu jagen. Wenn sie wüsste, dass es am Ende des Jahrhunderts sogar Internet gibt, wird ihr schwindlig. Und das möchte ich natürlich nicht. Außerdem muss ich wie üblich immer noch völlig oldschoolmäßig schlafen, das wurde trotz der abgespacten Evolution hier leider immer noch nicht geregelt. Scheiße, 02:27 Uhr!!! - aber dafür wissen Sie jetzt beinah alles über Fräulein Müller.

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