14. August 2012



Update Schlossplatz. Also neulich, dritter März. (zum Vergleich). Das Zwischenstadium. Auch wenn es unvorstellbar ist, an diesem Platz stand der Palast der Republik. Ich erinnere mich noch gut an die kupferfarben verspiegelte Fassade. Und die letzte Ausstellung. Jetzt ist es vorübergehend eine große freie Fläche und neben dem Holzsteg verläuft parallel ein Zaun, hinter dem eine Ausgrabung erstaunlichen Ausmaßes stattfindet. Ich bin immer fasziniert, wenn mitten in der dichtesten Urbanität der Asphalt aufgebrochen wird und das Unterirdische oder Irdische preisgibt. Den märkischen Stadtwüstensand. Immer wieder Sand unter den Straßen. Überall Sand. Und auch Berliner Erdgräber sind nicht braun und feucht und dunkel, sondern hell und trocken, wie an einem Strand. Vielleicht nicht alle, aber ich habe ein schönes, frisch ausgehobenes gesehen, in Dahlem. Seither habe ich Lust auf ein Erdgrab. In Berlin. Aber so sollte ein Blogeintrag nicht aufhören, die meisten haben ja Angst vor solchen Überlegungen. Ich meine auch, man kann es übertreiben mit der Beschäftigung mit den letzten Dingen.



Einmal ausloten und dann ist aber auch gut. Es färbt auf Dauer dunkel aufs Gemüt ab, wenn man sich gedanklich zu sehr in dunkle Vergangenheiten und Verlust- End- und Abschiedsthemen verstrickt. Das habe ich vor fünfundzwanzig Jahren sehr stark gemacht, nicht aus Langeweile sondern aus Forscherdrang und um irgendwie zu begreifen, warum ich so oft Abschied nehmen musste. Ich glaube gar nicht, dass der Verlust durch den Tod eines Menschen das Dunkelste ist, was einem widerfahren kann. Es ist zwar schmerzhaft, aber nicht auf eine unheilvolle Weise, wenn man im Guten auseinanderging. Wenn man mit einem Gefühl der Liebe hinterblieb. Hinterbleibt. Viel dunkler und schwerer zu verarbeiten sind Verluste, schmerzhafte Trennungen und Trauerprozesse im Zusammenhang mit Lebenden. Man erfährt eine noch einsamere Einsamkeit, weil die Illusion einer ewigen liebevollen Verbindung nicht projizierbar ist, wie es das Ende durch den Tod ermöglicht. Ja, ich glaube, wer von der Liebe verlassen wurde, dem Gefühl und von der Illusion, hat schwerer daran zu tragen, als jemand, dem der Tod jemanden in lebendiger Liebe entrissen hat. Auch das ist unendlich hart, unfassbar schwer. Aber man hat ein Grab, an das man Blumen legen kann. Oder schaut zum Himmel und spricht miteinander wie früher. Das ist dann sehr schön und trostreich. Die im Leben Verlassenen haben lange keinen Trost. Bis sie das Leben wiederfindet. Ich habe viel darüber nachgedacht, in den letzten Jahren. Das soll nicht traurig klingen. Ich denke nur oft, wenn jemand Kummer hat, Liebeskummer hat, wie schwer es so jemand hat, sich zu erklären. Niemand kondoliert, man bekommt keinen freien Tag für ein Begräbnis. Man wird nicht verschont vom Leben. Nicht von der Arbeit, nicht vom Alltag. Man hat gelernt, sich zusammenzureißen, weil alles unsagbar ist. So entwickeln sich meine Gedanken manchmal. Vom Schlossplatz zu gebrochenen Herzen. Der Schlossplatz ist auch so ein gebrochenes Herz. Gebrochenes Mitteherz. Mir fällt gerade ein altes Lied von Bernd Begemann ein, als ich es vor vielen Jahren hörte, war es zwar nicht akut, aber ich erinnere, dass ich anfing zu weinen, weil ich erkannte, dass ich auf dieser Seite stehe. Immer und wieder stand.

13. August 2012



Ist nur die auf Liebe begründete Ehe sittlich, so auch nur die, worin die Liebe fortbesteht. Die Prostitution degradiert unter den Frauen nur die Unglücklichen, die ihr verfallen, und auch diese bei weitem nicht in dem Grad, wie gewöhnlich geglaubt wird. Dagegen erniedrigt sie den Charakter der gesamten Männerwelt. Der Antisemitismus ist das Merkzeichen einer zurückgebliebenen Kultur. Leben, von seinen niedrigsten bis zu seinen höchsten Formen, ist nichts anderes als die normale Daseinsweise der Eiweißkörper. Jeder von uns wird mehr oder weniger beeinflußt von dem intellektuellen Medium, indem er sich vorzugsweise bewegt.



Die Leute, die sich rühmten, eine Revolution gemacht zu haben, haben noch immer am Tag darauf gesehen, daß die gemachte Revolution, jener, die sie machen wollten, durchaus nicht ähnlich sah. Die Befreiung der Frau wird erst möglich, sobald diese auf großem gesellschaftlichem Maßstab an der Produktion sich beteiligen kann und die häusliche Arbeit sie nur noch in unbedeutendem Maße in Anspruch nimmt. Friedrich Engels 1820 - 1895



Alle Revolutionen haben bisher nur eines bewiesen, nämlich, daß sich vieles ändern läßt, bloß nicht die Menschen. Jede Befreiungsbewegung verändert ihren Charakter, wenn sie von der Utopie zur Realität übergeht. Wer nichts achtet, ächtet sich selbst. Arbeit ist das Feuer der Gestaltung. Karl Marx 1818 - 1883

12. August 2012



Den Teufel werde ich tun, zu erklären, was mich in die Berliner Kultstätte des Totentanzes getrieben hat. Soll der Leser doch selber recherchieren, warum dort lauter Totenschädel und Menschenknochen in FC-Sankt-Pauli-Manier in das mittelalterliche Gemäuer gemeißelt sind. Ich für meinen Teil hatte meine Gründe und die gehen niemanden etwas an! Es braucht schließlich keiner zu wissen, dass ich zum siebenhundertfünfundsiebzigsten Mal an dem Bauwerk vorbeigekommen bin und aus schierer Abenteuerlust die blitzartige Eingebung hatte, spaßeshalber endlich mal hineinzugehen und zu überprüfen, ob es sich womöglich um eine Kirche handelt. Das ist ja nicht so selbstverständlich in Berlin, wie wir wissen, dass Bauwerke, die aufgrund ihrer dunklen Baugeschichte eine kirchenähnliche Silhouette aufweisen, auch noch in unserer abgespacten Ära der Huldigung der Profanisierung als solche aufrecht erhalten werden. Auf jeden Fall ist das in der Marienkirche durchaus der Fall. Der Totentanz lebt! Und jetzt aufgepasst: dieser alte skorpionische Tempel des Obskuren wird am 28. Oktober 2012 in besonderem Glanz erstrahlen. Es gibt einen Geburtstag zu feiern. Am 28. Oktober 1237 wurde Berlin geboren. Auch unser Wowi, der keine angesagte Party auslässt, wird beim feierlichen Gottesdienst dabei sein. Also alle mal im Kalender notieren. Später Feuerwerk und alles. Wenn ich mit Hundertsieben noch so fit und jugendlich wirke, wie Berlin mit Siebenhundertfünfundsiebzig, bin ich vollauf zufrieden. Ich für meinen Teil werde alles in meiner Macht stehende tun, dass St. Marien fürderhin als sakrale Kultstätte besteht und keine aufklärerischen politischen Schautafeln Einzug halten, wie man es



an manch anderer Stätte bitterlich zur Kenntnis nehmen muss. Sollte je die Gefahr bestehen, bin ich mir sicher, dass auch alle Sankt Pauli-Fans tatkräftig für die gute Sache einstehen werden. Übrigens ist in Berlin nicht das große Baumsterben ausgebrochen, wie bereits in den Achtzigern düster prognostiziert, sondern die Bäume hatten jahreszeitlich bedingt noch nicht mehr zu bieten. Auch laufe ich in diesem etwas divenhaft launisch-koketten Sommer nicht mit dickem Winterschal herum. Die Aufnahmen sind vom 3. März, und zwar 2012. Also mehr oder weniger topaktuell!

12. August 2012

Besonders schöne Doku. Nicht irritieren lassen wie ich - ich dachte zunächst, das sei diese bekannte Dokumentation über das letzte Shooting von Marilyn von Bert Stern. Aber gar nicht, es geht um den Fotografen Bert Stern selbst. Noch sechzehn Stunden im sieben-Tages-Archiv von arte. Die vertraute Stimme von Christian Brückner brummelt die deutsche Übersetzung von Bert Sterns Erzählung.

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