16. März 2011



"Meine Frau hat nur gefragt: "Was willst Du denn da machen?", erzählt er. Ganz genau habe er das zu diesem Zeitpunkt selbst nicht gewusst. Aber er wollte helfen, irgendwie. (...) "Wir hatten genug Medikamente und Material dabei, um eine Gruppe von 2000 bis 3000 Menschen 14 Tage lang behandeln zu können." Aber so weit kam es gar nicht. Schon am Flughafen war Schluss für den Katastrophenmediziner. Es habe einfach keine Möglichkeit gegeben, die Unglücksregion überhaupt zu erreichen, erzählt der 72-Jährige. Außerdem hatte sich die Lage an den Atomreaktoren während des langen Flugs deutlich zugespitzt. "Man hätte Schutzanzüge und Masken haben müssen, aber die hatten wir nicht." (...) Überall liefen Fernseher mit den Berichten über die sich zuspitzende Lage in den Atomreaktoren. "Irgendwann mussten wir uns dann eingestehen: Das hat keinen Sinn." Nach 72 Stunden auf dem Flughafen von Tokio reiste der Tübinger Arzt nach Deutschland zurück. Enttäuscht sei er, weil er nicht helfen konnte.
dpa

16. März 2011

Montag vor dem Kanzleramt. Fast in Wowi gerannt. Wie ein gemütlicher Bär guckt er in die Runde der Mikrofonhalter und sagt ungemütliche Sachen. Auf dem Hinweg noch schnell den Ausweis griffbereit in der Brusttasche der Lederjacke deponiert. Hätte ja sein können, dass Personalien aufgenommen werden wollen, so wie früher. Das neue Dunkelblau steht ihnen gut, den Berliner Polizisten. Auch die Mützen sehen fescher aus. Irgendwie mehr wie eine königliche Wache. Freundlich nickend und ruhig stehen sie abseits im Hintergrund. Alles friedlich. Zwei schwer bewaffnete Fotografen gehen auf einmal in die Hocke und knattern los, wie man das nur kennt, wenn der Star des Abends den Raum betritt. Ein kleines Kind. Ich sehe zuerst nur den Rücken. Auf dem kleinen Anorak klebt ein DIN A 4-Blatt mit der Atomkraft-Nein Danke-Sonne. Drumherum so asiatische Zeichen statt der bekannten Buchstaben. Atomkraft Nein Danke auf Japanisch, denke ich. Das Kind sieht ein bißchen asiatisch aus. Ich frage die Mama, ob das denn wirklich Japanisch ist? Sie lacht und meint: "Ja, das ist Japanisch. Und das Kind auch." Dann erkenne ich, dass sie auch ein asiatisches Gesicht hat. Wegen der großen Mütze und den eher hellen Haaren habe ich es nicht sofort erkannt.



Später, auf dem Nachhauseweg Christian Ströbele lieber nicht beim Telefonieren gestört, obwohl er gerade besonders fotogen versteckt mit seinem Fahrrad hinter dem geparkten ARD-Hauptstadtstudio-Auto stand und mich immer noch jedesmal an Mick Jagger erinnert. Da an der Kreuzung zur U-Bahn Bundestag. Ein bißchen überlegt hab ich schon. Ach nein, so etwas tut man nicht, jemanden beim Telefonieren unterbrechen. Seit zwanzig Jahren läuft er mir immer mal über den Weg und immer hat er sein Fahrrad dabei. Ach, nicht so wichtig. Hauptbahnhof. S-Bahn zum Hackeschen Markt. Noch zu Roßmann. Auf dem Nachhauseweg fallen mir plötzlich ganz andere Sachen ein. Da links, in der Tapas-Bar in der Rosenthaler Straße war ich zweimal, nicht allein. Ich schiebe die Erinnerung weg, obwohl sie sich gerade schwer schiebt. Ich gehe schnell weiter, zum marokkanischen Laden in der Sophienstraße. Vor ein paar Tagen sah ich morgens im Vorbeieilen aus dem Augenwinkel zwei Schälchen im Schaufenster. Blau mit einem weißen Muster, wie Federn. Ich hatte gerade meine kleine Lieblingsschüssel mit dem Seemannsanker und dem Segelschiff, die ich auf der Insel Föhr gekauft hatte, zertöppert und könnte eine in der Größe brauchen. Aber sie sind gar nicht aus Marokko, sondern aus Kopenhagen. Wie unfassbar sorglos und luxuriös es mir plötzlich vorkommt, zwei Schälchen aus Kopenhagen kaufen zu können und in eine heile Wohnung zu kommen. Ganz unzertrümmert. Heil und warm. Daheim mache ich das Fenster zur Auguststraße weit auf. Dunkelblaue Nacht. Ich hole tief Luft. Ganz mild ist die Abendluft. Man kann sie tief einatmen, ohne Angst haben zu müssen. Ohne Mundschutz. Die Berliner Luft vor meinem Fenster am vierzehnten März Zweitausendelf.

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