8. Oktober 2010. Werner Herzog, um den es ja hauptsächlich ging, ließ sich durch seinen Halbbruder Lucki Stipetić, der auch der Produzent seiner Filme ist, und seinen langjährigen Kameramann Thomas Mauch entschuldigen. Er musste sich unerwartet kurzfristig einer Operation unterziehen und ließ sein tiefes Bedauern vom Krankenbett aus bestellen. Mauch erzählte launige Kinski-Anekdoten und einigermaßen Überraschendes von den Dreharbeiten. Aguirre war eine Low Budget-Produktion, bei der es nicht einmal Lampen am Drehort gab. Ein Drittel des Budgets wurde durch Kinskis Gage verbraucht und man hat improvisiert. Wenn die Haltung grandios ist, überzeugt auch die improvisierte Variante. Die Frage ist, was man selbst davon hält. Wenn sich irgendein Krempel manifestieren will, setzt sich der Impuls durch, egal ob mit oder ohne Lampe. Auf Pappkarton oder Leinwand. Das Medium ist zweitrangig. Allerdings nicht unerheblich bei jenen Filmstills, in welcher Qualität sie als exhumiertes Folgeprodukt dargeboten werden. Ich weiß nicht, wer auf die Idee mit dieser grellen Hochglanzvariante auf Alu-Dibond gekommen ist. Matter wäre weit schöner gewesen. Das ist offenbar zur Zeit das Prinzip bei Lumas. Es wirkt ein bißchen beliebig. Schade dann, wenn man nicht nur aus Sparsamkeit nichts kauft, sondern weil der Druck nicht wirklich gefällt, obwohl man das Motiv mag. Dabei gibt es dort auch Überzeugendes zu sehen. Hendrix und Jagger von Baron Wolman zum Beispiel. Und noch so manche andere Begegnung.
Und Kürbissuppe. Immer Kürbissuppe. Fünfter Tag ohne Bordeaux, Côtes du Rhône etc. Keinerlei Entzugserscheinungen. Von dem liebgewonnenen Ritual abgesehen (man kann sich da auch hineinsteigern). Im Gegenteil. Freitag entgegnet Freundin S. auf mein Bekenntnis, schon sehr regelmäßig, also mehr oder weniger allabendlich, ein bis zwei Gläser Rotwein zu trinken, und meinen Einschub, dass diese Menge, also ein bis zwei Gläser ja immer wieder von Ärzten empfohlen würde, gut für's Herz wäre usw. usf., "jahaha, aber das was da drin ist, was da wirkt, diese Gerbstoffe sind auch in rotem Traubensaft drin, meine Liebe. Also wenn es das ist..." Ich mein Tun verteidigend: "Aber ich mag den Geschmack, ich würde den Wein auch ohne Alkohol trinken, nur Traubensaft schmeckt eben anders, schmeckt mir nicht so." Wie auch immer, drei Gläser sind zuviel. Ich hatte letzte Woche ein Drittes zu viel, es ging mir nicht gut, am nächsten Tag. Seitdem keine Lust mehr auf alkoholhaltige Getränke. Man schläft jedenfalls besser und wacht ganz ohne Eintrübung auf. Ich bin auf dem besten Weg zur Asketin. Wenn ich aufzähle, was ich seit geraumer Zeit sonst noch alles unterlasse, kriegen meine Leser Mitleid oder Minderwertigkeitskomplexe.