03. August 2010



Puppenspiele kommen mir in den Sinn. Ich wollte das eigentlich als Kommentar unter meinen letzten Eintrag schreiben, aber manche meiner Kommentare geraten so lang, dass sie einen eigenen Eintrag wert sind. Ich erinnere mich, dass ich keine Baby-Puppe hatte und nur deshalb dachte, ich bräuchte auch eine, weil alle eine hatten. Eine Freundin hatte so eine, wo man oben Wasser einfüllen konnte und dann kamen Tränen oben und Pipi unten raus. Das war das einzige, was mich daran fasziniert hat, der Show-Effekt. Ich liebte meine einzige Puppe Michaela viel mehr.

Sie war schon groß und hatte Haare. Nicht so ein hilfloses Wesen, das umsorgt werden musste. Windeln wechseln, dieser ganze Kram. Puppenwagen mit reglosem Plastikbaby schieben. Doofe rosa Strampelanzüge an- und ausziehen. Ich hab das auch mal ausprobiert, aber es wurde mir schnell langweilig. Meine Puppe musste wie eine große Freundin sein, jemand, mit dem ich mich vergleichen konnte. Michaela hatte so ein schönes Gesicht. Man konnte Frisuren machen mit den langen blonden Haaren. Nicht nur eia eia, hast du dir in die Windel gemacht. Michaela kriegte glamouröse Abendkleider aus den Seidentüchern meiner Mama verpasst. Sie ging dann aus. Tanzen. Michaela machte Sachen, die ich später machen wollte. Wenn ich groß war.

Die Freundinnen hatten Spaß daran, die immer selben Baby-Pflege-Rituale mit ihren Plastik-Säuglingen nachzuspielen. Immer dasselbe. Jeden Tag. Und sie sprachen mit ihrem Plastik-Baby als wäre es lebendig und müsste erzogen werden. Es wurde auch viel geschimpft mit den Plastik-Babies. Gemahnt, gerügt. Dass es schon wieder gewickelt werden muss, das unerzogene Baby. Die Puppenmuttis guckten dann streng auf das Plastikwürmchen und drohten mit Papa.

Was mir alles einfällt... wieviel Erinnerung verschüttet ist und ausgegraben werden kann. Ich wollte immer attraktive Frauen als Puppe haben. Deswegen liebte ich meine Fake-Barbie Petra auch so. Barbiepuppen fand ich viel interessanter. Die hatten tolle Sachen zum Anziehen, keine langweiligen Baby-Strampler und hatten sogar schon Busen. Puppen nackig ausziehen und untersuchen, wie sie unten und überall ausschauen war auch interessant. Leider fehlten meistens die wichtigsten Sachen am Körper. Also die interessantesten, die man auch in echt nicht so oft sehen konnte. Ken hatte kein Geschlechtsteil und auch bei den Barbiepuppen fehlten wichtige Körperöffnungen. Barbie hatte nicht mal Brustwarzen. Das war wohl nicht wichtig, weil die Brüste bei der gängigen Mode sowieso verdeckt bleiben. Aber die Augen wurden sehr detailliert ausgearbeitet. Lange Wimpern waren aufgemalt. Zum Klimpern. Um Ken zuzuzwinkern.

Ich erinnere mich, wie es war, einen meiner Neffen zu wickeln. Nur zum Spaß, ich besuchte meinen Bruder und er zeigte es mir, sagte, "mach doch auch mal!". Ich liebte das kleine Wesen und wunderte mich, dass es so einfach war, dass er nicht quäkte und nicht schrie sondern mich nur wohlig anlächelte. Das war ganz einfach. Auch nicht eklig. Ich fragte mich, warum so ein Gedöns um Babywickeln gemacht wird. Na gut, ich musste es ja auch nicht alle paar Stunden machen. Aber mein Bruder fand es auch nicht der Rede wert. Das machte er mal ebenso nebenher. Er hatte ja viel Zeit. Da hat er dann einfach mal die Gitarre beiseite gelegt.


(Die Geschichte von Michaela)

(Michaela lernt Selbstverteidigung)

(Die Geschichte von Arielle)

(Michaela auf Flickr)

03. August 2010



16. Juli 2010. Ich weiß immer noch nicht, ob es Haselnussbrand oder Haselnussgeist ist. Aber man muss ihn unbedingt probieren. Balkon, Animalprint-Fähnchen. Jam & Spoon, Silly, Erinnert. Das Teehaus, in dem kein guter Platz frei ist, der schöne Hofgarten voll besetzt. Kein Wunder. So ein schöner Sommerabend. Eine Weile sitzen wir, unentschieden, weil das Essen so gut ist da. Glücklicherweise kommt ewig keiner, um wenigstens die Getränkebestellung entgegenzunehmen. Erleichtertes Aufstehen. Guten Gewissens doch weiter. Das Licht war auch so seltsam, da in dem Durchgang, eine grelle Funzel, die geisterhaft grün aus dem Bambus leuchtete. Mir fällt das Pan Asia ein. So schön hatte ich das gar nicht in Erinnerung. Eine große Holztreppe im Hof, wie ineinandergeschobene Podeste, darauf prall gefüllte große Bodenkissen aus Leinen, in weiß und pink. Kleine Windlichter auf niedrigen Tischen. Schön ist das. Wie Ferien. In dieser Stadt kann man Urlaub machen. Ich spüre, was für ein Luxus es ist, in dieser Ecke der Stadt, des Landes, des Erdteils, der Erde zu leben. Mir wird ganz demütig. Der Kellner ist genauso nett wie er attraktiv aussieht. Normalerweise ist immer irgendwas, über das man hinwegsieht. Aber dieser szenige Typ ist charismatisch, charmant, ein bißchen flirty und sehr zuvorkommend. Und das Essen ganz und gar wie ich es mag. Mit frischen Zutaten, alles hat noch Biss, die zarten Zuckerschoten... Kein versupptes Geschwurbel. Eiskalter Chardonnay.

Ich weiß nicht mehr genau, worüber wir sprachen, aber ich holte nach dem zweiten Glas weit aus. Sagte Sachen wie, dass ich mir als Kind, als Mädchen, nie vorgestellt, erträumt habe eine Familie zu gründen, Mit Kind und Mann und Haus und Hof. Ich dachte eher, das wäre ein unheilvolles Schwert, das jede Frau früher oder später ereilt. (Das hab ich nicht gesagt, das fällt mir nur jetzt wieder ein). Ich hab von etwas ganz anderem geträumt. Ich wollte unbedingt frei sein. Frei von Bindungen an Menschen, die mir irgendetwas diktieren könnten, mich vereinnahmen würden, in einem vorstrukturierten Leben, dessen weiterer Verlauf das Potenzial an Unwägbarkeit verloren hat. (Das hab ich auch nicht gesagt, das schreib ich jetzt nur). Aber ich hab mich an einen Platz geträumt, als erwachsene Frau gesehen, die in einem Adlerhorst lebt, über den Dächern einer Stadt, einer Metropole. Die niemandem Rechenschaft schuldig ist. Es ist wahr geworden. Ich lebe in einem Adlerhorst über den Dächern der Stadt. Der schönsten Stadt, die ich kenne, in der meine Sprache gesprochen wird. Ich bin dankbar. Ja, schon wieder. Ich bin überhaupt in letzter Zeit ganz oft dankbar. Ganz ungeplant. Ohne Vorsatz. Ich weiß nicht, ob man sich sein Schicksal erarbeitet. Das wissen die Götter. Meines ist schon sehr seltsam. Sie haben mir auf jeden Fall einen sehr eigenwilligen und sehr mäandernden Weg zugedacht, für den man auch viel Kraft braucht. Innerlich. Innere Stärke. Widerstandskraft. Was so leicht aussieht, von Außen, ist das Ergebnis von Arbeit. An mir selbst. Da ist ein großer Aufruhr in mir. Kräfte sind am Werk, die mich von einem Pol zum anderen ziehen. Ich versuche ein inneres Ideal eines schöneren Ichs zu bewahren, zu behüten. Die Schönheit kommt nicht von Außen abhanden. Von innen. Das ist die einzige Gefahr. Aber so lange man einem Menschen ansieht, dass er darum kämpft, den guten Geist zu bewahren, gibt es diese Spur im Gesicht. Diesen Silberstreifen. So ein zartes Glitzern. Etwas Filigranes. Die Schönheit eines schüchternen Gebets.

02. August 2010



20. Juni 2010. Balkonzimmer. Auguststraße. Synagoge. Sommer. Spielplatz. Kids. Vielleicht weil sie Ringelshirts anhatten und die Haare des Jungen so schön wehten. Und manchmal sah es aus wie Absicht, fast wie eine Choreographie. Obwohl die Mädels ein bißchen anmutiger hätten sein können. Aber hey - sie hatten Spaß. Ich glaube, je älter ich werde, umso mehr komme ich wieder dahin, absichtslosem Spiel ohne vorführbare Ergebnisse am Ende, von der schönen Erinnerung abgesehen, Freude abzugewinnen. Am Ende eines Tages zählt, woran man Freude hatte.

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27.04.24, 17:05
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