Und dieses Lied mag ich auch sehr. Immer wenn ich es höre, denke ich, wie gut es doch auf Rumours gepasst hätte. Es hätte sich nahtlos eingefügt. Hätte kein Mensch gemerkt. Aber dieser Song von den Magnetic Fields ist viel jünger als die alte Scheibe von Fleetwood Mac. Ich würe ihn gar nicht kennen, wenn ein unersetzlicher Caféhausbesitzer ihn mir nicht hätte zukommen lassen. Ich hör diesen Song nicht oft oder er kommt zufällig, aber wenn, dann ein paar mal hintereinander. Einmal lief das Lied einen ganzen Abend lang stundenlang. Es wurde mir erst zuviel, als es Zeit war, schlafen zu gehen.
Vor achtzehn Jahren auf Santorin. Ich war mit dem Schiff angekommen, sechseinhalb Stunden Fahrt von Piräus. Ein Häuschen bezogen, das ich erst bei meiner Ankunft suchte, in Oía, es war schon Abend, als das Schiff anlegte. Die Rückwand Fels, in den Berg der Kaldera gehauen. In einem winzigen Lokal mit liebevoll gedeckten Tischen aß ich zum ersten mal zu Abend. Bestimmt irgendeinen Fisch. Blick auf die anderen Kykladeninseln in der Ferne. Ein Blick wie aus dem Flugzeug. Wer Santorin kennt, weiß sofort, was ich meine. Analoge Bilder. Ich hab sie nie hochgeladen. Bis auf jene Seite, die den Beginn der Strecke markieren sollte.
Und da lief diese Musik. Von Wim Mertens. Ein Soundtrack, ein score. "Der Bauch des Architekten". Und die Sonne sank in irgendeinem furiosen Kupferton in die Ägäis. Das war ein guter Moment. Und auch der Wein. Ich mochte damals sehr gerne Weißwein, gerade den aus Santorin. Die Weinreben kringelten sich auf der Erde. Ende April, Anfang Mai. Die Touristen waren noch nicht da, die Saison hatte noch nicht richtig begonnen. Überall wurden die Mauern neu gekalkt, die Blumenbilder auf dem Asphalt erneuert. Solche Bilder hatte ich nie irgendwo zuvor gesehen in Griechenland. Blumen, wie von Kindern gemalt, so breit wie die Straße, mit dickem, weißem Pinselstrich. Und der Wind aus der Kaldera wehte jede Nacht den Sand unter der klappernden Tür in mein Schlafzimmer. Der Wind trägt einen Namen. Ich habe ihn vergessen.