05. Februar 2010

Vielleicht kehrt Rio ja wirklich zurück. Es wäre doch auch schön, ihn hier zu haben. Sein Haus würde ich gerne noch einmal vorher sehen, seinen Zaubergarten und den Tisch mit der aufgeschlagenen Bibel. Das hat mich doch sehr bewegt, heute beim Mittagessen. Wenn er umgebettet wird, dann auf den Matthäi-Kirchhof, wo auch die Kapelle steht, in der er getauft ist, in Schöneberg, wie wunderbar.

Viele Jahre wohnte ich um die Ecke, in einer schattigen Wohnung im Parterre, meine erste eigene kleine Wohnung in Berlin. An schönen Tagen ging ich manchmal gerne auf den kleinen Kirchhof, um ein Sonnenbad zu nehmen, Nerudas Gedichte auf dem Schoß. Auf der Sonnenbank mit Vogelgezwitscher. Nur wenige Schritte daneben war ein Waschsalon, in dem sich meine Wäsche drehte. 19hundertsechsundachtzig.

Im Mai Zweitausendacht war ich nach vielen Jahren wieder dort. Diesmal mit Jan zu einer Gedenkfeier im kleinen Kreis, zu Ehren des dort beigesetzten Malers und Poeten Friedrich Schröder Sonnenstern. Einer der Nachfahren dieses phantastischen Surrealisten, dessen Werk mich verwirrend und elektrisierend an das Werk von Victor Brauner erinnert, hatte uns herzlich eingeladen. Es war der Geburtstag meines Bruders. Daran dachte ich. Dass es irgendwie passt, an so einem Tag, am Grab eines anderen Verrückten zu gedenken. Rio hätte die Bilder von Sonnenstern auch geliebt.

Weiter stand heute nichts meine kleine Welt bewegendes in der ulkigen Zeitung mit den großen Überschriften. Nur, dass Udo Walz ab 22. Februar die Galerie Bremer unter seine Fittiche nimmt und es dann ein kleines Restaurant mit Pasta geben wird. Das wird bestimmt fein. Und Rolf Eden wird Achtzig und ist gut drauf. Das stand aber nicht in der B.Z., sondern hat mir Jan gestern am Telefon erzählt. Er traf ihn vorgestern in der kleinen Weltlaterne. Ich gab ihm den Hinweis, dass einer der Stammgäste, ein Maler eine slideshow mit tausend Fotos der letzten Jahrzehnte in der Weltlaterne zeigt. Mit Klaviergeklimper. Eigentlich wäre ich gerne hin, aber ich hörte so kurzfristig davon und war nicht in Stimmung, alles stehen und liegen zu lassen. Jan hat ein ganz schönes Foto von Rolf Eden gemacht. Mir ist er ja sympathisch, mit seinen augenzwinkernden Macho-Sprüchen, die man nicht zu ernst nehmen sollte. Ein echtes Berliner Urgestein. Ach ja, Butterfisch mit Dillsauce und Gemüse hatte ich zu meinem Käseblättchen. Und bald ist Wochenende.

05. Februar 2010

Warum ich wieder zum Papier mich wende?
Das mußt du, Liebster, so bestimmt nicht fragen
Denn eigentlich hab ich dir nichts zu sagen
Doch kommts zuletzt in deine lieben Hände

Weil ich nicht kommen kann, soll, was ich sende
Mein ungeteiltes Herz hinübertragen
Mit Wonnen, Hoffnungen, Entzücken, Plagen
Das alles hat nicht Anfang, hat nicht Ende

Ich mag vom heutgen Tag dir nichts vertrauen
Wie sich im Sinnen, Wünschen, Wähnen, Wollen
Mein treues Herz zu dir hinüberwendet

So stand ich einst vor dir, dich anzuschauen
Und sagte nichts. Was hätt ich sagen sollen
Mein ganzes Wesen war in sich vollendet.


Johann Wolfgang von Goethe



(das erste, das ich fand)

05. Februar 2010


14. August 2006

Kinder und Tiere gehen immer. Sonne in Berlin. Heute tut sie nicht weh. Ohne Arg scheint sie durchs Fenster. Ich tippe ein Passwort und trinke Kaffee. Vor mehr als zwanzig Jahren sagte eine Frau, die mich und meinen Bruder recht gut kannte, "Ihr beiden seid Wesen aus einer anderen Zeit. Ihr gehört in die Epoche der Romantik, mit euren großen verträumten Augen." Sie sagte noch etwas sehr schönes, das mich rührte, aber ich habe es vergessen. Sie lebt nicht mehr, ich kann sie nicht fragen. Ich fühlte, sie hatte recht. Sie war Astrologin und amüsierte sich über mein Horoskop, weil sie halb scherzend, halb ernst meinte, ich wäre womöglich die Reinkarnation von Goethe. Da wären so viele Parallelen in unserem Geburtsbild. Die Sonne, der Skorpionmond und Aszendent, wenn ich es recht erinnere. Das chinesische Zeichen der Schlange. Das starke zwölfte Haus. Dies und das und jenes. Na ja. Ich nahm es heiter hin, ohne daran zu glauben. Wie komme ich jetzt darauf... Als ich in Weimar war, hatte ich jedenfalls kein déjà vu und bin auch sonst nicht immer hin und weg von seinem Werk. Aber natürlich voller Respekt. Vielleicht sollte ich ihm mehr Aufmerksamkeit schenken. Die Magie in seinen Zeilen finden. Das hat er bestimmt verdient. Im Grunde las ich nur den Faust und ein paar verstreute Gedichte und Zitate. Ich sehe mal nach und komme wieder. Mit Johann Wolfgang. Ich bin gut im Querlesen und Finden. Ihr müsst nicht lange warten.




"Getret'ner Quark wird breit nicht stark!"

05. Februar 2010



Niemand soll mich weinen sehn
Als in Feld und Aue

Blumen, deren Augen stehn
Meinen gleich, im Thaue

Zu den Blumen will ich gehn
Denen ich vertraue

Niemand soll mich weinen sehn
Als in Feld und Aue

Blumen schweigen still bescheiden
Wollen trösten nicht mein Leiden

Noch an meinem Weh
sich weiden

Niemand soll mich weinen sehn
Als in Feld und Aue

Blumen, deren Augen stehn
Meinen gleich, im Thaue

Friedrich Rückert

04. Februar 2010


3. März 2007

Gerade war ich versucht, März da oben hinzutippen. Da ganz oben. Wo das Datum steht. Aber heute ist immer noch Februar. Der vierte Februar 2010.

04. Februar 2010

Ein Kind voll Wehmut und voll Treue
Verstoßen in ein fremdes Land
Ließ gern das Glänzende und Neue
Und blieb dem Alten zugewandt

Nach langem Suchen, langem Warten
Nach manchem mühevollen Gang
Fand es in einem öden Garten
Auf einer längst verfallnen Bank

Ein altes Buch, mit Gold verschlossen
Und nie gehörte Worte drin
Und wie des Frühlings zarte Sprossen
So wuchs in ihm ein innrer Sinn

Und wie es sitzt und liest und schauet
In den Kristall der neuen Welt
An Gras und Sternen sich erbauet
Und dankbar auf die Kniee fällt

Verkündiger der Morgenröte
Des Friedens Bote sollst du sein
Sanft wie die Luft in Harf und Flöte
Hauch ich dir meinen Atem ein

Novalis

04. Februar 2010

Soljanka

04. Februar 2010

04. Februar 2010

Kennst du sie, die selig, wie die Sterne
Von des Lebens dunkler Woge ferne
Wandellos in stiller Schöne lebt

Die des Herzens löwenkühne Siege
Des Gedankens fesselfreie Flüge
Wie der Tag den Adler, überschwebt?

Die uns trifft mit ihren Mittagsstrahlen
Uns entflammt mit ihren Idealen
Wie vom Himmel, uns Gebote schickt

Die die Weisen nach dem Wege fragen
Stumm und ernst, wie von dem Sturm verschlagen
Nach dem Orient der Schiffer blickt?

Die das Beste gibt aus schöner Fülle
Wenn aus ihr die Riesenkraft der Wille
Und der Geist sein stilles Urteil nimmt

Die dem Lebensliede seine Weise
Die das Maß der Ruhe, wie dem Fleiße
Durch den Mittler, unsern Geist, bestimmt?

Die, wenn uns des Lebens Leere tötet
Magisch uns die welken Schläfe rötet
Uns mit Hoffnungen das Herz verjüngt

Die den Dulder, den der Sturm zertrümmert
Den sein fernes Ithaka bekümmert
In Alcinous Gefilde bringt?

Kennst du sie, die uns mit Lorbeerkronen
Mit der Freude beßrer Regionen
Ehe wir zu Grabe gehn, vergilt.

Die der Liebe göttlichstes Verlangen
Die das Schönste, was wir angefangen
Mühelos im Augenblick erfüllt?

Die der Kindheit Wiederkehr beschleunigt
Die den Halbgott, unsern Geist, vereinigt
Mit den Göttern, die er kühn verstößt

Die des Schicksals eh'rne Schlüsse mildert
Und im Kampfe, wenn das Herz verwildert
Uns besänftigend den Harnisch löst?

Die das Eine, das im Raum der Sterne
Das du suchst in aller Zeiten Ferne
Unter Stürmen, auf verwegner Fahrt

Das kein sterblicher Verstand ersonnen
Keine, keine Tugend noch gewonnen
Die des Friedens goldne Frucht bewahrt?


Friedrich Hölderlin

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