der himmel im osten, zwischen nacht und tag. vier uhr, vorgestern. es ist der blick über die dächer durch eines der beiden fenster zur joachimstraße, das zimmer, in dem ich das hier schreibe. die beiden anderen fenster und ein in das dach geschnittener balkon im süden gehen zur auguststraße. so wohne ich, genau genommen, in zwei straßen. es ist ein eckhaus. dann gibt es noch einen kleinen grünen balkon im nordwesten zum innenhof. ich wollte dem himmel nah sein.
ich fand die wohnung vor sechs jahren an einem regentag. und als ich sie betrat, war mir, als ob es heller wurde, als ob die sonne schiene. ich war ganz aufgeregt, als ich den kleinen quadratischen südbalkon im dach, mit dem blick auf die türkisblaue kuppel des berliner doms und die großen bäume sah, uneinsehbar. nachdem ich anfängliche jahre in berlin in ersten eigenen schattigen schöneberger hinterhof- wohnungen verbracht hatte, später sonniger in wilmersdorf, doch mit blick auf allzu nahe gegenüberliegende häuserwände, war das wie ein geschenk.
eine junge frau besichtigte gleichzeitig mit mir die kleine wohnung und stellte der maklerin viele vernünftige fragen wie, ob es einen fahrradkeller gäbe. nein? wie? gar keinen keller? betriebskosten? ich taumel- te mit kleinen sonnen in den augen durch das nest mit den schiefen wänden und hoffte, dass die maklerin merken würde, dass die woh- nung doch eigentlich zu mir gehört. es schien mir vollkommen un- wichtig, ob keller oder nicht.
die forsche mitinteressentin betonte beim abschied mit scharfem ton und seitenblick in meine richtung, dass sie definitiv an der wohnung interessiert sei. ich sagte gar nichts weiter, und gab der maklerin nur mit etwas bangem lächeln und einem kindisch aufgeregt gestammelten "die wohnung ist ja schön" meine karte. sie erwähnte, dass es noch einen weiteren besichtigungstermin mit zwei interessenten am nächsten tag geben würde und lächelte warm. den keller habe ich noch nie vermisst.