31. Oktober 2025



Schädelabguss mit original Knochenfragmenten eines ausgestorbenen Menschenaffens, evt. Australopithecus Afarensis (nicht gesichert), Naturkundemuseum in Berlin. Mein Beitrag zu Halloween. Mehr fällt mir da leider nicht ein. Schöner Moment vorhin, Blick aus dem S-Bahnfenster, Bahnsteig Bellevue. Zwei Halbwüchsige am Fahrkartenautomaten. Der eine als Roboter oder Marsmännchen verkleidet, der größere Junge als Gärtner (vermute ich). Ganz putziges Roboterkostüm aus eckigem Karton mit Alufolie beklebt, zwei Armlöcher, eins für den Hals. Der Kopf komplett in einer silbernen Kugel mit Gucklöchern für die Augen und einem Loch für den Mund. Supersüß, komplett ungruselig. Sein Kumpel mit brauner Cordhose und kariertem Hemd und rustikalen Hosenträgern und Strohhut. Ich dachte, das müsste ein Gärtnerkostüm sein. Was anderes fällt mir dazu nicht ein. Wieder der Beweis: Halloween ist inzwischen wie Fasching, nur im Herbst und mit Kürbissen. Mit Grusel habe ich auch nicht so viel am Hut, langweilt mich eher, ich grusle mich schwer. Obwohl ich neulich eine wirklich gruselige Begegnung hatte. Davon erzähle ich ein anderes Mal. Hätte ich am liebsten ganz schnell vergessen.

30. Oktober 2025

Bekam endlich ein Date. Eintrag im Terminkalender: Fr, 21. November. Zehn Uhr dreißig: Rendezvous Dr. Nicolai van der Meer. Kapazität meines Vertrauens (etwas Vorschusslorbeer). Kein Roman - ein neues Kapitel fängt an. Fr. v. Kampen berichtet dann.

29. Oktober 2025



Gestern nicht erzählt, dass mich mein schöner Hausarzt gestern wie ein Schulkind gerügt hat. Wörtlich sagte er zu mir: "Das geht so nicht, wir sind nicht im Kindergarten!" Ich habe mich wie ganz früher gefühlt, richtig jung. Als wäre meine Erziehung noch nicht abgeschlossen. Hat mir ausnahmsweise (vielleicht nur deswegen) gefallen. Diese väterliche Autorität erlebe ich sonst nie. Als ob es jemandem nicht völlig schnuppe ist, ob ich genug für mein Wohlbefinden tue. Kenne ich sonst gar nicht. Ging um diese Neurologen-Überweisung. Er hat mir im Frühjahr 2024 schon mal eine ausgestellt, daraufhin versuchte ich bei verschiedenen Neurologen in gut erreichbarer Nähe einen Termin zu machen und wurde bereits von automatisierten Telefonansagen abgewehrt, die mitteilten, keine neuen Patienten aufzunehmen. An eine Praxis schickte ich eine Mail mit der Bitte um Terminvereinbarung, die wurde nie beantwortet. Bei Doctolib kam ich auch nicht weiter. Er meinte, das sei sehr unwahrscheinlich, dass ich seit Frühjahr 2024 keinen finden hätte können. Nun hat er mir gestern eine spezielle Nummer gegeben, die angeblich dafür sorgt, dass ein Termin vereinbart wird. Aber die gilt nur dann für Überweisungen zum Facharzt, wenn man im Überweisungsschein im Feld "Auftrag" einen bestimmten Zahlen-Code eingetragen hat. Da hat mein schöner Arzt leider zwei Wörter geschrieben, anstatt einer Nummer. Morgen will ich mir eine neue Überweisung mit dem Code drin holen, aber ohne Rücksprache bei ihm, nur am Empfangstresen. Habe mal recherchiert, wofür Neurologen überhaupt so zuständig sind. Als ich gelesen habe, dass die auch mit psychiatrischen Krankheitsbildern zu tun haben, kam mir in den Sinn, dass die vielleicht die rasant zunehmenden Burn Out-Patienten bewirtschaften müssen und deswegen Kapazitäts-Engpässe haben. Das ist aber nur eine laienhafte Vermutung.

28. Oktober 2025



Von Kopf bis Schuh. Heute nach Arzttermin. Mein Hausarzt hat mir nochmal eine Überweisung zur Neurologie ausgestellt. Sehr schwierig, eine Praxis in Berlin zu finden, die noch Patienten aufnimmt. Nach Brandenburg wollte ich deswegen auch nicht. Mein Hausarzt ist irritierend attraktiv. Als ich das erste Mal bei ihm war, vor ca. zwei Jahren, als dem Nachfolger meiner vorherigen Hausärztin, war ich erschüttert, dass ich ausgerechnet beim ersten Kontakt in derart schlechter, unattraktiver Verfassung war. Ich war richtig krank und sah fix und fertig aus. Kann mich nicht mehr erinnern, ob das eine Bindehautentzündung oder was anderes war. Jedenfalls dachte ich die ganze Zeit nur: "Meine Güte, der sieht ja aus wie vom Hauptcast aus einem Hollywood-Film". Wobei mir gerade kein einziger Hollywood-Schauspieler einfällt, der derart gut aussehend wäre. Und dann auch noch witzig. Etwa Ende Dreißig. Vielleicht inzwischen Vierzig. Ich rate nur. Dunkle, lockige, Haare, guter Haarschnitt. Melancholische, dunkle, scharfsinnig blickende Augen mit vielen Lachfalten. Macht schwarzhumorige Bemerkungen, ist schnell, labert nicht rum. Zum Schluss der Sprechstunde sagt er gerne: "Alright." So ein kleiner Tick von ihm.



28. Oktober 2025



Nähen ist kein Hobby von mir. Nicht mehr. In meiner Jugend habe ich mir viele Sachen selbst genäht. Weniger aus Sparsamkeit, eher aus einem Bedürfnis nach Extravaganz. Ich erinnere mich dunkel, dass ich einmal einen alten Vorhang aus den Fünfziger Jahren in vielen Ocker-Tönen mit einem typischen Fifties-Muster, zu einer Hose verarbeitet habe. Ich erinnere mich sogar noch an das Gefühl der Oberfläche des Stoffs. Er war leicht glänzend und fein gerippt.



Heute nehme ich nur noch Nadel und Faden in die Hand, um etwas zu reparieren oder zu optimieren. Es gibt immer noch die uralte "Privileg"-Nähmaschine in meinem Haushalt, sie funktioniert noch, in den Achtzigern aus dem guten alten Quelle-Katalog bestellt. Wir Kinder sprachen immer vom "Quelle-Katalog". "Oh! Der neue Quelle-Katalog ist da!" Mit Begeisterung wurde er dutzende Male monatelang immer wieder durchgeblättert. Der war aber auch dick. Nur die älteren Leute sprachen immer von "Schickedanz". Man bestellte bei Schickedanz. So hießen die Gründer des Versandhauses: Grete und Gustav Schickedanz. Nun gehört Quelle zur Otto-Gruppe. Wusste gar nicht, dass es den Quelle-Versand wieder gibt. Woher auch. Seit ich bei meinen Eltern ausgezogen bin, habe ich keinen Quelle-Katalog mehr gesehen.

28. Oktober 2025





Den übrigen Stoff nähe ich an Ärmel an. Weiß noch nicht, welche.



27. Oktober 2025

Lasse nebenher "Maigret kennt kein Erbarmen" von 1959 mit Jean Gabin (gerade auf arte) laufen. Ich verfolge die Geschichte gar nicht richtig, liebe aber die Tonspur mit der vertrauten Synchronstimme und der feinen Musikuntemalung. Wie eine Lampe in der Ecke, die sehr warmes Licht spendet, diese alten Filme....

27. Oktober 2025



Mein finnischer Anorak. Vorgestern angehabt. Ich war mal total ausgeschlafen, das sieht man mir richtig an. Leider zu selten. Aber selber schuld. Heute Mittag habe ich meinen Teller nur halb leer gegessen. Es gab "Blutwurst Berliner Art" mit Sauerkraut und Salzkartoffeln. Das vegetarische Gericht hat mich noch weniger angelacht. Ich finde "Blutwurst" hört sich nicht sehr appetitanregend an, kann aber hin und wieder auch gut schmecken. Nur einmal habe ich vorher Blutwurst freiwillig gegessen. Das war vor einundzwanzig Jahren an einem Lagerfeuer in Utah. Scheibchen von Blutwurst wurden scharf in einer Pfanne über dem Feuer angebraten, ich probierte und es war sehr delikat, so ähnlich wie angebratene Salamischeibchen. Heute aber gab es keine Blutwurst nach Cowboy- und Indianer-Art, sondern Berliner Art. Vielleicht war der Koch auch nicht routiniert genug, um alles aus der Blutwurst herauszuholen. Ich probierte den breiigen rotbraunen Haufen, hatte sicherheitshalber noch frisch gemahlenen Pfeffer drüber getan. Das war ja gar nicht meins. Der Blutgeschmack ist deutlich hervorgetreten. Ob das so sein soll, weiß ich nicht. Konnte ich nicht essen. Zweimal gekostet. Auch nicht in Kombi mit Kraut oder Kartoffel auf der Gabel. Das Sauerkraut und die Salzkartoffeln alleine waren ok, habe ich aufgegessen. Beim Teller-Zurückbringen war es mir ein Bedürfnis zu erklären, wieso ich heute ausnahmsweise mal nicht aufgegessen habe, wo ich doch sonst so ein artiges Kind bin. Ich habe entschuldigend erklärt, dass ich es wirklich wirklich versucht habe, aber es einfach nicht essen könnte. Es tut mir so leid. "Die Blutwurst schmeckt so nach Blut". Ähm. Die supernette Dame vom Service, die weiß, wie es mir sonst immer schmeckt, hat nicht pikiert geguckt, sondern als ob sie Verständnis hat. Ich wollte dann noch ein Dessert kaufen, um ein bisschen satter zu werden und einen guten Nachgeschmack zu haben, aber sie hat mitleidig geblickt und wollte kein Geld dafür haben. War Joghurt mit roter Grütze obendrauf. Hat mir gut geschmeckt. Nach dem Essen hab ich erst mal gegoogelt, ob "Blutwurst Berliner Art" ein klassisches Gericht ist und wie das sonst so aussieht. Auf den Fotos im Internet sah die Blutwurst nicht so breiig aus, mehr krümelig. Und in den Rezepten stand immer, dass man die Wurst vorher in Scheiben schneidet und in der Pfanne anbrät, bevor dann wohl noch Gewürze drankommen. Das hörte sich doch recht schmackhaft an. Die Blutwurst von heute hatte kein einziges Röstaroma drin. Es ist vielleicht doch irgendein Verarbeitungsschritt ausgelassen worden. Warum die Wurst so breiig war, weiß ich nicht. Ob der Koch Wasser reingerührt hat? Jedenfalls bin ich nicht sehr stark motiviert, demnächst ein neues Blutwurst-Experiment einzugehen.



Was mir am Wochenende auch nicht geschmeckt hat, war ein griechischer Joghurt von Edeka, von einer Marke mit griechischem Namen (Greco). Der andere, der mir ganz gut schmeckt (Apostels) war ausverkauft. Eigentlich bevorzuge ich Bulgaria-Joghurt stichfest, den gibt es aber leider nicht überall. Jedenfalls hat der griechische Joghurt in der dunkelblauen Packung im Abgang einen unangenehmen Nachgeschmack nach Kalzium-Pulver oder Stärke. Als hätte man hinterher was eingerührt, nicht delikat. Ich rate ab!



Nachher hab ich unterwegs noch überschaubares Abendprogramm: zu Rossmann, Großpackung Glitzi-Schwämme holen und dann nebenan zu Edeka, Getränke, Obst et cetera. Daheim dann in bequeme Klamotten, Sachen wegräumen, was brutzeln, essen, trinken und faulenzen. Komplett unspektakulär und äußerst erholsam. Die Versace-Borte hab ich schon gestern fertig angenäht. Keine Handarbeiten! Gäbe zwar noch eine Hose, wo ein Stück Naht auszubessern ist, aber darauf hab ich keine Lust. So wichtig ist die Hose nicht. Lieber ausführliches Schonprogramm!

27. Oktober 2025

In der kleinen Pause während der Lesung hatte ich eine angeregte Konversation mit der blonden Lady im Animal Print. Manchmal hat man sofort einen Flow, ohne jede Mühe, als ob man sich bereits kennt. Einfach so. Sie fing die Unterhaltung an, schon vor der Lesung, als ich reinkam, kommentierte sie angetan meinen Anorak mit dem großen grafischen Muster, gefiel ihr ausnehmend gut. In der gar nicht so langen Pause, vielleicht gut zehn Minuten, ging es dann weiter. Sie reichte mir die Flasche mit dem Schaumwein und dann stellten wir fest, dass wir beide in der Nähe wohnen, sie erzählte, wie sie zu der Wohnung gekommen war und dass sie eigentlich den größeren Teil ihres Lebens, wohl vierzig Jahre in Südafrika verbracht hatte, in Kapstadt. Sie plauderte über einige familiäre Einzelheiten (die ich nicht erfragt hatte). Ich war aber auch auskunftsfreudig. Später stellte sich heraus, dass sie eine enge Freundin der Mutter des Inhabers des Antiquariats war. Die Mutter, die auch da war, hatte ähnliche Lachfalten um den Mund wie ihr Sohn, aber sonst wenig Ähnlichkeit. Ich weiß ja nicht, ob er der leibliche Nachkomme ist, aber falls ja, ein schönes Beispiel, was für ein breites Spektrum an Ergebnissen zwei mutmaßlich sehr konträre Genpools hervorbringen können. Ich tippe darauf, dass er äußerlich überwiegend nach dem Vater kommt. Die Lady im Leopardenprint und ich verabschiedeten uns nett, beinah familiär.



Wer der junge Mann links im Foto mit Bart und Brille ist, weiß ich nicht. Er kam als einer der letzten Gäste und verhielt sich sehr merkwürdig. Er kam hinein, es wurde bereits gelesen, er stellte sich an eine freie Stelle, nah der improvisierten Bühne und hörte erkennbar nicht zu, sondern tippte in sein Smartphone oder las, was auf dem kleinen Monitor seines Apparats geboten wurde. Dachte ich so bei mir: der hat ja überhaupt keine Kinderstube, obwohl er insgesamt, zumindest von der Kleidung her, nicht unkultiviert wirkte. Später setzte er sich an die Rückwand auf einen Stuhl, da hatte ich ihn nicht mehr auf meiner Sichtachse (außer bei diesem Foto nach der Lesung), insofern kann ich nicht beurteilen, ob er sich zu irgendeinem Zeitpunkt erkennbar auf die Lesung konzentrierte. Ich konnte auch nicht sehen, dass er mit irgendwem gesprochen hätte. Mysteriös, was ihn dorthin führte. Ich langweile mich auch schnell bei uninteressanten Lesungen, aber hier war das Programm ausgesprochen kurzweilig und inhaltlich und stilistisch sehr verschieden, es gab keine nennenswerten durchzustehenden Längen. Ein Text ging in eine elendiglich uferlose Wiederholung, die aber genau deswegen sehr wirkungsvoll und unterhaltsam war. Ich glaube, es war Clemens Schittko, der uns einen Text präsentierte, der aus gefühlt sämtlichen Schlagzeilen der vergangenen dreißig Jahre bestand, in denen Hitler vorkam. Immer gut für eine Überschrift. Dauerbrenner. Evergreen. Gruseliger Superstar der Weltgeschichte. Niemals mehr auszuradieren. Bizarr unterhaltsam.

26. Oktober 2025





Applaus. Am Samstag, dem dreizehnten Dezember gibt es eine Fortsetzung der Reihe. Um 19.30 Uhr in der Gipsstraße 4 in Mitte.

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Margarete 2. November...
02.11.25, 18:14
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Saskia Rutner Mir...
02.11.25, 02:28
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Margarete 1. November...
01.11.25, 21:43
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Margarete 31. Oktober...
31.10.25, 10:36
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Margarete 29. Oktober...
30.10.25, 10:31
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Margarete 29. Oktober...
29.10.25, 12:30
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Lydia Gebel Sieht...
28.10.25, 21:38
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Diese so vertraute...
27.10.25, 21:23
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Bernward Reul Der...
27.10.25, 21:01
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Clemens Schittko Ja,...
27.10.25, 15:14
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Margarete 27. Oktober...
27.10.25, 15:04
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Margarete 26. Oktober...
26.10.25, 13:23
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Margarete 26. Oktober...
26.10.25, 11:57
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Lydia Gebel Frau von...
23.10.25, 18:17
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Nora Sturm Ich hab...
20.10.25, 10:24
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Nora Sturm Der Charme...
20.10.25, 10:23
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Margarete 18. Oktober...
18.10.25, 19:34

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