JULIMOND. April/Mai u. Juli 2020, Stoffreste, Papier, Gesso, Acryl auf Baustellenkarton, 60 x 80 cm, Jenny Kittmann & Gaga Nielsen
Es ist mir eine Freude, ein Bild zu zeigen, das
Jenny und ich gemeinsam erschaffen haben. Sie hat im Frühjahr begonnen, die Stoff-Fragmente mit ihrer Nähmaschine zu verbinden und am 15. Juli hat sie ihr Werk an mich weitergegeben, ursprünglich als Verpackung einer Leinwand mit Potenzial als Lappen zum Pinsel-Auswaschen von ihr avisiert. Aber so wie man manchen Musikern das absolute Gehör attestiert, bescheinige ich mir den absoluten Blick, und der hat sofort das Potenzial für etwas Erhabeneres erkannt. Ich fragte Jenny, ob ich damit machen darf, was ich will. Sie hat mir freie Verfügung erteilt. Da ich gerade ein Bild beendet hatte und kein neues begonnen, schritt ich am Freitag zur Tat und habe bis Sonntagabend daran gearbeitet. Alle Stoffteile und Nähte sind von Jenny, der Untergrund, die Gesamtsilhouette und die ausgeschnittenen und übermalten Bereiche sind von mir.
Während ich daran zugange war, habe ich immer wieder dem Lied von der Erde von Mahler mit dem Gesang von Fischer-Dieskau gelauscht, eine
Einspielung, auf die mich
Alban Nikolai Herbst vor einigen Wochen aufmerksam gemacht hat. Ich kannte diverse andere, aber keine so fein, so subtil gesungen und instrumentierte. So ging mir der Julimond auf, der über dem nachtblauen Fluß einer Sommernacht schwebt. Das ist keine Anspielung auf Rio Reisers Junimond, sondern ein Wort, um den Vollmond in einer Nacht im tiefen Spätsommer zu beschreiben (obwohl ich Rio und sein Junilied immer geliebt habe.) Jenny muss auch noch signieren, verso. Sie kommt am Dienstag zu mir ins Atelier, sie kennt bis jetzt nur die Fotos von dem Bild. Es ist ja auch ganz frisch geschlüpft.