23. Februar 2011

Da bin ich jetzt aber schon froh, dass wenigstens Herr Fichtenbrenner den armen Bub mit einem hochanständigen Kanalkommentar in Schutz nimmt "Die Leute sind ziemlich undankbar. Ich meine, er hat immerhin den Buchdruck erfunden." Prinzessin Barbie zu G. macht jetzt sicher auch Schweres durch. Und dann die ganzen respektlosen jungen Leute vom Internet, die böse Lieder komponieren. Überhaupt zeigt sich dieses Internet, in dem heutzutage jeder kleine Mann von der Straße, ohne Respekt vor Amt und Würden schreiben kann, was er gerade denkt, in dieser Sache wieder einmal recht pietätlos. Als ob der Verlust der akademischen Würde für den Herrn Baron nicht schon schmerzlich genug wäre, muss nun obendrein der gesamte exzellente, hart erarbeitete berufliche Werdegang in Frage gestellt werden. Derlei Intimitäten gehen nur die Person selbst etwas an, maximal die Gattin von Herrn Dr. Dr., Gräfin Barbie von und zu Dings usw. usf.

17. Februar 2011



Weil es gestern sieben war, ist es nun das achte Jahr. Gestern morgen, unter der Dusche, versuchte ich mich zu erinnern, wie das alles anfing, wie es dazu kam. Ich brauchte eine ganze Weile, bis mir einfiel, wie es war. Irgendwann um die Jahrhundertwende hatte ich eine Seite auf meiner Seite, in die ich mit html in knappen Einträgen schrieb, was ich gerade aktualisiert hatte. Das ging ein gutes Weilchen so. Man hoffte ja inständig, dass irgendwer oder womöglich sogar einer, der einem nahe stand, das eigene Tun verfolgt und der sollte dann gleich wissen, wo es etwas Neues zu entdecken gab. Die kleinen Ankündigungen wurden immer wieder überschrieben, mit dem was dann eben gerade neu war. Irgendwann schrieb ich in dieses Aktualisierungs-Protokoll mehr als nur, was ich nun wieder hochgeladen hatte. Ich erinnere mich dunkel, vielleicht war ich auch betrunken, dass mir lauter albernes Zeug über die Tastatur kam und ich fand, dass das doch diesmal ein viel unterhaltsamerer Aktualisierungshinweis als die anderen wäre. Man merkte schon an der unseriösen Art des Eintrags, dass es sich bei mir um eine unterhaltsame Persönlichkeit handeln muss, fand ich. Jedenfalls brachte ich es nicht mehr so leicht über mich, bei der nächsten Aktualisierung den Unsinn darunter zu löschen. Doch ich zog die Sache knallhart durch. Unfug! Aber das Löschen der lustigen kleinen Buchstaben schmerzte doch jedesmal ein wenig mehr.



Ich überlegte, ob ich es mir nicht einfach gestatten könnte, auch einfach mal so Kraft meiner Wassersuppe ein paar persönliche Worte zu schreiben und die dann auch stehen zu lassen. Und so habe ich das Bloggen erfunden. Jetzt werden sicher viele protestieren und reklamieren, dass die ersten Blogger schon viel, viel früher Blogs geschrieben haben als ich. Und das stimmt natürlich auch. Aber ich hab es für mich selber eben parallel erfunden. Solche Phänomene gibt es immer wieder! Allerdings steckte meine Blog-Erfindung mächtig in den Kinderschuhen. Es war halt eine selbergeklöppelte Seite ohne Kommentarfunktion, auf die ich aber trotzdem recht stolz war. Das kann man nun nicht mehr ganz glaubwürdig nachvollziehen, weil der erste Eintrag, wie alle anderen bei twoday hochgeladen ist. Die Einträge aus dem ersten selbstgemachten Tagebuch wurden dann rückwirkend hierher geschoben, später als ich diesen freundlichen Anbieter aus Österreich entdeckte. Was mir aber unter der Dusche nicht so leicht mehr einfiel war, wie ich eigentlich bemerkt habe, dass es noch andere Blogger gibt. Das Wort kannte ich damals ja gar nicht. Und dann kam nach und nach das Erinnern. So von Zweitausend bis Zweitausendzwei hatte ich durch menschliche Verstrickungen Kontakt zu einem Verein, der sich auch eine Seite im Internet gebastelt hatte, und unter Links kam man zu privaten Seiten einiger Mitglieder des Vereins. Da es nicht viele waren, nur ungefähr fünf, die sich mit einer eigenen Homepage präsentierten, hatte man schnell den Überblick. Einer dieser privaten Links ging zur Seite von Jens. In seinem ersten Eintrag am Mittwoch, 22. August 2001 vermerkte er: "Log ist online Dieses Blogger ist schon was schickes, technisch eine hervorragende Geschichte, auch überhaupt nicht aufdringlich, was Werbung oder sowas angeht... irgendwie frage ich mich aber, wie die letztendlich damit Geld verdienen wollen."



Überrascht stellte ich fest, dass er ja so etwas ähnliches machte wie ich, also so Sachen schreiben wie, in welchem Film man war und wie es so geht. Und das ziemlich oft. Da ich ihn nur äußerst flüchtig von zwei Festen kannte, eigentlich so gut wie gar nicht, war es irgendwie komisch so einen Einblick zu bekommen. Aber auch interessant. Und noch viel interessanter war, dass er auf der rechten Seite so eine komische Liste hatte, wo man draufklicken konnte und zu anderen Internet-Tagebüchern kam. Die Idee hatten also schon ganz viele! Fein. Ich fing an, mich an seiner Blogroll entlangzulesen und ziemlich schnell fiel mir auf, dass sich die meisten Leute untereinander verlinkten. Manche Leute kamen auf jeder Blogroll vor, die mussten echt gut sein. Dachte man so im ersten Moment. Manche waren es auch wirklich. Also ihre Schreibe. Har har! Einer, den man so gar nicht übersehen konnte, war Don Dahlmann. Obwohl er nicht einmal ein Foto von sich herzeigte, wurde er so gut wie immer verlinkt. Ich musste das überprüfen und stellte fest, dass er tatsächlich recht flüssig formulierte und auch lustige Gedanken in seinem Kopf herumspazierten. Er war sich damals auch nicht zu schade, in einem eigenen Blogeintrag der Welt das Geheimnis seines Erfolges zu verraten. Ich denke heute, es war vielleicht doch ein Fehler, seine Ratschläge nicht zu befolgen. Er meinte es schließlich nur gut mit uns. Wenn er einen dann auf seine Blogroll nahm, konnte man sich was drauf einbilden, ein Ritterschlag! Außerdem war Don bei Antville. Das war damals ganz wichtig. Leute mit Antville-Blogs, die man nicht kaufen und nicht erzwingen konnte, waren entweder schon sehr alte Blogger oder hatten irgendwelche insidermäßigen Kontakte. Nur so konnte es kommen, dass Isa ein Antville-Blog geschenkt kriegte, das dann einen komischen Namen hatte, weil man konnte sich den Namen von einem Blog, das man geerbt hat, schließlich nicht aussuchen. Wer das nicht mitgekriegt hat, denkt ich rede hier wirres Zeug. Ja stimmt! Ist ja auch reichlich wirr. Isa hat ihrer Freude in angemessenen Worten in ihrem letzten Eintrag auf ihrem kurzfristig gepflegten Erstblog zum Abschied Ausdruck verliehen: " "(...) is a blog wird heute genau einen Monat alt und bekommt zum Geburtstag ein neues Zuhause, (...) Bei antville soll alles viel toller sein, hab ich gehört, und überhaupt ist das irgendwie kuhler."



Ein bißchen früher als Isa hat die Kaltmamsell die Sache mit dem Selber-Bloggen entdeckt. Am 14. September 2003, in einem ihrer ersten Blogeinträge "Ich als Blogger" schreibt sie: "(...) Gerade fühlte ich mich drei Tage lang als Speerspitze der Web-Technik, weil niemand in meiner Umgebung von Blogs wusste - da muss ich mich bereits von Herrn Praschl darüber aufklären lassen, dass ich bereits in der äußeren Umlaufbahn des Mondes gelandet bin. (...)" Kid37 erfand gut drei Monate nach der Kaltmamsell und sieben Wochen vor mir ebenfalls das Bloggen. Zum Weihnachtsfest Anno 2003 schenkt er sich ein liebevoll verpacktes kleines Blog, überreicht mit den feierlichen Worten von Herrn Carl Einstein aus dem Jahre 1917: "bei einer gewissen Stufe der Intelligenz interessiert man sich für das Korrekte, Vernünftige gar nicht mehr." Solche Sprüche waren natürlich ein guter Grund, den ernsten jungen Mann häufiger zu lesen. Vielleicht wäre er mir gar nicht aufgefallen, wenn ich nicht plötzlich auf die verwegene Idee gekommen wäre, auf einem sogenannten 'kollaborativen' Blog namens "Meine kleine Stadt" (insidermäßig mks abgekürzt, Antville natürlich) selber Fotos von meiner kleinen Stadt zu posten. mks hatte ich auf der Blogroll von Don entdeckt. Ohne seine Blogroll wäre ich dumm gestorben. mks war jedenfalls echt cool und ist es eigentlich immer noch. Meiner damaligen Freude habe ich auch Ausdruck verliehen. Begeistert fing ich an, Fotos von Bauarbeitern bei mks zu posten und man rechnete es mir hoch an! Wie Schuppen fiel es mir aus den Haaren, dass es ja noch ganz viele andere kollaborative Blogs gab. Überall wollte ich nun mitmischen. Ich kriegte nicht genug! Menschen, Tiere, Sensationen! Zu den anderen Menschen mit zu wenig Tagesfreizeit, die sich nach einem harten Tag bei mks trafen, um sich etwas zu entspannen, gehörte auch kid37, der sich auf seinem Blog immer intellektuell gab, doch bei mks da ließ er die Sau raus. Und die anderen erst! Stundenlang könnte man erzählen! So kam es jedenfalls, dass mir irgendwann Pappnase hinter den Kulissen eine charmante hilfsbereite Mail mit dem Rat schrieb, doch mal eine Kommentarfunktion auf meiner html-Seite einzubauen. Er schickte dann auch links, wie das geht, aber ich habe nichts verstanden. Außerdem wollte ich sowieso ganz lange keine Kommentare in meinem privaten Boudoir haben, wo dann womöglich gemeine Sachen drinstehen. Weil ich dann aber doch neugierig geworden bin, wie es wäre wenn und meine html-Seite auf den zwei verschiedenen Brausern, die es damals gab, immer mehr Kraut und Rüben ausgeschaut hat, hab ich mich doch für diese Sache mit den Blogs mit Kommentaren drin entschieden und ich habe es nicht bereut. Das Umziehen nicht und das Bloggen auch nicht. Und getroffen habe ich sie natürlich alle.



Viele Erinnerungen. Schöne.

13. Februar 2011



Sehr faszinierend. Irgendwo in einem anderen Teil dieses Landes lebt eine intensiv träumende Frau, die seit langer Zeit ein sinnenfrohes Traumtagebuch führt, und hin und wieder tauche ich in ihren Träumen auf. Sie kennt mich nicht persönlich, aber das zauberhafte und mitunter komische Zeug, das sie von mir träumt, könnte von mir stammen. Unglaublich. Gerade hat sie wieder einen Gaga Nielsen-Traum aufgeschrieben:

"In einer Dunkelkammer (ähnlich wie obiger Screenshot) entdecke ich eine unerwartet große Auswahl hochwertiger älterer Filme. Diese wurden von vier Frauen produziert, die in den Filmen auch die Hauptrolle spielten. Ihre Gesichter sind auf den meisten Covern abgebildet. Na hey, das ist doch … na klar! Ich mache die Frau an meiner Seite darauf aufmerksam: „Schau mal, ich glaube, das ist Gaga Nielsen.“ Ich werfe einen Blick auf die Coverrückseite, um zu schauen, welchen der Filme ich abspielen muss, will ich Gaga sehen. Im Zwielicht der Dunkelkammer schlecht zu erkennen und ich halte das Cover ganz nah vor die Augen. Beim Betrachten des Fotos wird es bewegt und ich gewinne einen Einblick in einen Film, der in der Hippiezeit spielt. Der Höhepunkt des Filmes läuft: [...] "

Wie kann man sich nur an eine solche Fülle an Details erinnern. Dazu ihr wunderbares Talent, diese nächtlichen Begebenheiten in ihrem absurden oder womöglich sogar visionären Witz festzuhalten. Bin im wahrsten Sinne des Wortes begeistert. Die anderen Träume von Marianne Masters mit mir sind unter der Geschichte verlinkt.

12. Februar 2011



"Wenn Männer mich und meine Identität respektieren, habe ich eine sehr gute Beziehung zu ihnen. Wer das allerdings nicht tut, wird ein ganz schlimmer Feind, und ich bin stärker als er. Wenn jemand über eine gewisse Grenze geht, an diese Verletzbarkeit des genialen Kindes in mir, dann werde ich ganz böse und furchtbar wütend."
Lena Vandrey

12. Februar 2011

Im Hollunder wuchsen blaue Märchen und reiften an den großen Dämmerungen. Und die heiteren, roten Mittage rauschten mit dem Wind vorbei (...) RMR


07. Februar 2011



Ich gebe Dir drei Teile Gold für den Klang Deiner Stimme, Lapislazuli für Deinen Blick, Rosenholz für Deine schlafende Haut, und Safran für die erste Sonne auf Deinem Haar. Brotfrucht für die ersten Umarmungen, Umbra für Deinen Mund und Deine Lider, Anemonen für Deinen Schoß. Ich gebe Dir zwei Tropfen aus Jade, um Dich zu haben und zu halten. Ich gebe Dir Crêpe de Chine für Dein Schweigen, Ambra für den Duft Deiner Bewegungen und roten Mohn für die Klugheit Deiner Stirn. Ich gebe Dir zwei weiße Tauben für Deine Verwandlungen und Topase für unsere Liebe im November. Mandragora, um Deine Liebe zu stärken, blaue Schlehen zu ihrem Schutz und eine Fingerspitze Anis für Dein Lächeln, für Dein sonderbares Lächeln. Perlmutt für Deine Wehmut, Rubine für Deinen Stolz. Ich gebe Dir weiße Lilien für den Mut Deiner Verzweiflung, Daunen für Deinen freien Fall und eine handvoll Magnolienblüten für Dein Lächeln, für Dein sonderbares Lächeln. Dein sonderbares Lächeln. ANTEK KROENUNG

07. Februar 2011

"Die Illusion, welche nicht zur Täuschung wird, ist ein labyrinthischer Park, in dem sich der Verstand und die Verführung auf einen Spaziergang verabreden. Was geschieht im Illusionären und insbesondere im Kino? Es entsteht ein Pakt zwischen der Leinwand und dem Zuschauer, und ein Sehnsuchtsraum konkretisiert sich, immateriell, aber sinnlich und auf zauberhafte Weise greifbar." Tom Tykwer, 7. Februar 2011, Trauerfeier für Bernd Eichinger

05. Februar 2011



"(...) Ich bin der Meinung, daß man dem anderen und sich immer erlauben muß, ein neues Konzept von sich selbst zu haben, sich selbst immer wieder eine Art Renaissance zu sein. (...) Sicher muß man sich auf sich selbst beziehen, um irgendwie das Bewußtsein von der eigenen Person zu bekommen, aber wenn man sich selbst ein wenig kennt, sollte man sich nicht darauf ausruhen, sondern auf einer bescheidenen Ebene versuchen, exemplarisch zu sein."
Maren Sell

03. Februar 2011

Diese wahnsinnig dicken Leni-Riefenstahl-Memoiren halten mich derart innerlich auf Trab, ich habe nicht einmal mehr die Muße, an meiner eigenen Legende weiterzuarbeiten. Wie jeden Abend die letzten Tage, werde ich mit Vorfreude früh ins Bett gehen und im Schein der Lampe lesen, bis mir die Augen von selber zufallen.



Inzwischen ist der Krieg vorbei und Leni haust mit ihrer Mutter in einem Zimmer einer Dachgeschoßwohnung, deren Miete sie nicht bezahlen kann und deswegen die anderen zwei Zimmer untervermietet, an einen Filmregisseur, der heiße Parties mit den Stars der Fifties feiert. Durch die Wand hört Leni die Feierei, Hildegard Knef ist auch dabei, aber sie versteckt sich. Aus bekannten Gründen will man lieber nicht mit ihr zu tun haben. Was für ein Lebenslauf. Und wie oft ich denke, genauso sehe ich das auch, wenn sie von ihren filmischen Idealen erzählt, was Rhythmus bedeutet, warum man musikalisch sein muss, um einen Film zu schneiden. Diese Dinge. Und dann diese Zerrissenheit, ihre Bestürzung über ihren Irrweg und die Briefe von ihrem jüdischen Lebensfreund Manfred George an sie, der im Exil in New York die jüdische Zeitschrift Aufbau gründete. Alles sehr aufwühlend und so vieles nachvollziehbar. Über keinen Kamm zu scheren. Muss weiter lesen.

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Margarete 20. November...
21.11.24, 00:01
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Margarete 20. November...
20.11.24, 23:03
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Sebastian Rogler mit...
19.11.24, 00:30
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Margarete 17. November...
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