02. September 2024



Mit der S7 nach Wannsee, zum LCB. Jan im Wintergarten getroffen, wo er jedes Jahr die Gäste des Sommerfests verewigt.





31. August 2024





Heute vor einundsechzig Jahren war die kirchliche Trauung meiner Eltern, am 31. August 1963. Der letzte Hochzeitstag, den sie gemeinsam erleben konnten, war vor vier Jahren. Die Erinnerung an diesen Tag trug Karin bis zuletzt in ihrem Herzen. Ihr großer Herzenswunsch hatte sich an jenem Sommertag erfüllt. Den Brautschleier krönte eine Pillbox aus weißer Spitze. Ein Zeichen der Verehrung für Jackie Kennedy, die damals alle liebten, so auch Karin. Ihre enge Freundin Ingrid, mit der sie verreist war, ist auch auf einem der Bilder, mit Stola, links von Alma, und ich glaube, sie war Trauzeugin. Und die immer fröhliche Tante Walli war auch da, mit ihrem Mann und ihrem Sohn. Mit diesen Bildern schließe ich für heute mein Erinnerungsalbum an Karin - und meinen Vater Hans.



31. August 2024



Das Jahr 1961 war wirklich ein ganz besonderes, besonders schönes Jahr für Karin. Aber auch für ihre Eltern, die am 17. Oktober 1961 mit einer großen Festtafel ihren fünfundzwanzigsten Hochzeitstag feierten. Ich entdeckte vorhin, dass der 17. Oktober auch der Hochzeitstag von Karins Großeltern gewesen war. Und es war auch im Oktober 1961, als sie Johann, genannt Hans, meinen Vater, traf. Knapp zwei Jahre später, am 30. August 1963 sagten sie auf dem Standesamt "Ja", einen Tag später war die kirchliche Hochzeit, sie traten am 31. August 1963 vor den Altar.

31. August 2024







Willkommen in Zell am Ziller. Am 10. September 1961 wurde also ein Farbfilm eingelegt. Eines der Fotos ist hinten mit dem Datum beschriftet, Karin war da sehr genau. Nur gut zwei Wochen nach ihrer Rückkehr vom Urlaub in Velden und Grado mit ihrer Freundin Ingrid, packte Karin schon wieder ihren Koffer. Diesmal reiste sie gemeinsam mit ihren Eltern ins Zillertal. Es gibt mehrere Außenaufnahmen von der recht schönen Unterkunft. "Unserem Quartier", wie Karin auf einem Foto schreibt. Leider konnte ich es nicht mit Streetview identifizieren. Ich habe speziell Hotels mit auffälligen (dunkelgrünen) Fensterläden gesucht, da gab es zentral nur eines, das älteste am Platz, Hotel Gasthof Bräu, das aber (heute) im Eingangsbereich sehr viel anders aussieht, nicht so schön wie auf den alten Fotos. Da man sich beim Umbau ja nicht verschlechtern will, denke ich, dass es ein anderes Haus gewesen sein muss. Aber wer weiß, vielleicht war es das doch. Mich treibt ein detektivischer Ehrgeiz, herauszufinden, ob es damalige Hotels noch gibt. Die Adresse ist nicht vermerkt. Wie hilfreich sind doch alte Quittungen! Falls man sich hin und wieder fragt, was man (ggf. digital) aufheben soll: datierte (!) Fotos die Personen inclusive Laden-, Straßen- oder Hinweisschildern zeigen, Tagebücher, Briefe, Postkarten, Eintrittskarten und Hotel-Quittungen für überaus eifrig recherchierende, Detektiv spielende Nachkommen wie mich!

31. August 2024











Am Donnerstag, dem 17. August 1961 unternahmen Karin und ihre Freundin Ingrid einen Tagesausflug nach Grado in Italien, gar nicht so sehr weit weg von Kärnten. Die Quittung vom Reisebüro Fritz Politzky, ansässig am Korso in Velden, klebt in einem weiteren Album. Das waren in meiner Kindheit die Bilder von ihr, die ich mir am liebsten angeschaut habe und Mama immer wieder gefragt habe, ob es dort an der Adria schön für sie war. Ja, war es. Sehr. Ich glaube, 1961 war eines der glücklichsten Jahre ihres Lebens.















31. August 2024









Sommer 1961. Karin macht Ferien und verreist mit ihrer Freundin Ingrid nach Velden am Wörthersee. Von dort schreibt sie am 18. August 1961 bei einer Rast beim Wanden nach Pörtschach diese Ansichtspostkarte an ihre Eltern, in der sie erwähnt, dass der Urlaub nun bald rum ist und sie am 21. August wieder heimkommt.





30. August 2024







Besuch von Andrés Schwestern. Karin ganz rechts, wieder größer als ihre Tanten. Ganz links Walli, die ich nur wenige Male traf und am liebsten mochte, weil sie so gerne lachte wie Alma und außerdem malte, richtige Ölbilder. Und Hüte liebte. Mein Herz flog ihr zu, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Immer wieder fragte ich meine Mutter: "Wann kommt denn Tante Walli endlich wieder?" Die etwas matronenhafter wirkende Trude daneben, sicher auch älter, war mir im Vergleich dazu etwas unheimlich. An die ganz rechts kann ich mich gar nicht erinnern. Sie sieht auch etwas anders aus. Vielleicht doch keine Schwester. Laut Album-Beschriftung auf der Seite der Fotos, angeblich 1959, aber mein Auge für Karins Frisuren und Looks ist inzwischen so geschult, dass ich 1960 oder 1961 für wahrscheinlicher halte. Mein Großvater hat da immer wieder was durcheinandergebracht. Er hat das Album ja auch erst bestückt, nachdem die Ereignisse schon Jahre zurücklagen und hat wohl teilweise so herumgeraten wie ich nun. Der Bub im Matrosenanzug und der Mann gehörten wohl zu (Groß)Tante Walli.



Karin trägt hier das Haar etwas im Stil von von Ruth Leuwerik, von der sie ein ganz großer Fan war. Die Leuwerik erschien mir als unwissendes Kind vor dem Fernseher in den coolen Siebzigern, betulich und altbacken. Mama musste sich ständig rechtfertigen, was sie an der mir bieder erscheinenden Dame so ins Schwärmen brachte. Nun muss ich aber Abbitte leisten. Ich habe letztes Wochenende in meinem Wohnzimmer ein regelrechtes Ruth Leuwerik-Filmfestival veranstaltet, indem ich alle Filme von ihr recherchierte, die in der Gegenwart der Fünfziger spielten, um die Mode und die Frisuren usw. zu studieren. Ich muss nun feststellen, dass ich ihrem gewissen, subtilen, etwas spröden Charme, der viel mit elegantem Understatement zu tun hatte, ebenfalls erlegen bin.



Ein paar Filme kann man gratis komplett im Internet finden. Sie hat zumeist recht eigenwillige, starke Persönlichkeiten verkörpert, oft ist nur das Happy End am Ende der Filme etwas an den Haaren herbeigezogen und dem Zeitgeist geschuldet, etwas zuckrig und altbacken, aber sie selbst eigentlich recht modern. Empfehlen möchte ich die folgenden Kinofilme mit Ruth Leuwerik: "Ein Herz spielt falsch" von 1953 mit O.W. Fischer und "Bildnis einer Unbekannten" von 1954, auch an der Seite von O.W. Fischer, in dem sie zudem sehr schön ein paar Chansons vorträgt. Außerdem "Die ideale Frau" von 1957, geradezu eine cineastische Kampfschrift für die berufliche Emanzipation der Frau, ich war überrascht. Nur das Ende ist etwas arg kompromisshaft, aber egal. Der Großteil des Films zeigt die Leuwerik souverän als erste weibliche Bürgermeisterin, die die Fahne für einen höheren Kultur-Etat schwenkt. Nett, zumal 1957. Dann gibt es noch einen Film, wo sie eine resolute Mathe-Lehrerin spielt, die sich von den jungen Männern nicht auf der Nase rumtanzen lässt, und gewaltigen Respekt erringt, es ist der Film "Immer wenn der Tag beginnt" ebenfalls aus dem Jahr 1957. Nachdem ich diese Filme nochmals gesehen hatte, wurde mir klar, dass Mama hier kein Frauchen vom alten Schlag verehrte, sondern eine durchaus moderne Frau, die für ein neues Selbstbewusstsein stand, die aber gleichzeitig auch dem Privatleben Raum gab. Liebesfreud- und Leid gehörten immer dazu, sonst wären die Kinosessel leer geblieben. Kluge Mischung. Meine Verehrung, liebe Frau Leuwerik.

30. August 2024



Weiter geht es mit einem sommerlichen Foto vom Rasenmähen. Karin schiebt einen Elektrorasenmäher, aber nicht über den Rasen ihres Elternhauses, sondern bei einem Verwandtschaftsbesuch. Der Apparat kam zwischen 1957 und 1958 in den Handel und galt als der erste elektrische Rasenmäher in Europa. Ich vermute, das Foto ist aus dem Jahr 1960 oder 1961. In meinem Elternhaus gab es hingegen nie einen elektrischen Rasenmäher, nur einen stromlosen. Ich habe oft damit den Rasen gemäht. Mein Vater fand es unnötige Kinkerlitzchen, das elektrisch zu machen. Außerdem war ihm der Lärm ein Graus, den so ein Apparat machte, der schon durch das Rasenmähen der Nachbarn seine Nerven überstrapazierte. Ich gebe ihm heute Recht. Unerträglicher Radau.



30. August 2024

Anfang 1961 erhält Karin einen Brief ihrer Freundin Evi. Leider kann ich nicht verifizieren, ob Evi auf irgendeinem Foto zu sehen ist. Das im Brief erwähnte Gruppenfoto liegt nicht im Brief, der bedauerlicherweise keinen Umschlag mehr hat. Ich vermute, dass die Umschläge, die selten bei den Briefen vorhanden sind, die ich habe, einem Briefmarkensammler übereignet wurden. Das war ja damals ein recht beliebtes Steckenpferd. So schade, dass ich das Foto nicht sehen kann. Vielleicht ist es noch irgendwo und wird zu einem späteren Zeitpunkt von mir exhumiert. Interessant in dem Brief ist für mich, dass Evi ihr tröstende Worte zukommen lässt, die sich offenbar auf das Ende einer Liebelei mit einem Felix beziehen, von dem ich noch nie gehört habe. Meine Mama war natürlich nicht verpflichtet, mir ihr Vorleben ausführlich auszubreiten, aber ihre früheren Schwärmereien für Toni Sailer oder Hansjörg Felmy hat sie mit verklärtem Erinnerungsblick unverblümt preisgegeben. Die Sache mit Felix hat aber vermutlich auf eine Weise geendet, dass sie es vorzugsweise aktiv verdrängt hat, was ja auch ganz gesund sein kann. Im Januar 1961 war Karin siebzehneinhalb Jahre alt.



Die gute Evi vermutlich ähnlichen Alters. Mit dem Zeitraum Januar 1961 exakt korrespondierende Fotos von Karin zu finden, gestaltet sich für mich wieder einmal kompliziert. Es gibt eine Serie undatierter Winterfotos, wo sie unter anderem vor dem Schaufenster vom Einrichtungshaus ihrer Eltern zu sehen ist. Mutmaßlich zwischen 1958 und 1959 aufgenommen. Ein weiteres, späteres Foto (mit einer Doppelbelichtung) könnte auch in etwa hinkommen, Karin mit einem Kind (nicht ihrem), das offenbar eine Faschingsverkleidung trägt. Sie sieht aus, als hätte sie etwas an Gewicht zugelegt oder die dicke Jacke trägt auf. Oder es ist schon ein deutlich späteres Foto von 1963 und sie war schwanger. Ich weiß es nicht. Sie sah also ungefähr so aus, wie auf den Fotos hier, irgendwas dazwischen. Der Junge ist entweder ein Nachbarskind oder vielleicht auch wieder ein Pflegekind von Alma, davon gab es wohl auch mitunter welche, als Karin schon da war.



24.1.1961

Liebe Karin!

Herzlichen Dank für Deinen lb. Brief. Diesmal habe ich Dich ja ziemlich lang warten lassen, aber bitte, sei mir nicht böse. Die Bilder sind ja alle ganz gut. Ich schicke Dir auch eins mit, auf dem wir alle drauf sind. Es ist auf einer Party aufgenommen, die eine von unseren Mädchen gegeben hat. Am Samstag ist von unseren Handballern Faschingsball, da wird es bestimmt ganz toll. Wir maskieren uns auch. Ich eine Zigeunerin, Siggi eine Japanerin. Wir verraten es natürlich keinem, obwohl sie es alle wissen wollen. Sie behaupten zwar, daß sie uns erkennen, aber das wollen wir erst einmal abwarten. Am Sonntag steigt bei mir eine kleine Party, wenn Du Lust hast, kannst Du kommen. Du bist herzlichst eingeladen. Warst Du schon recht viel auf Faschingsbällen? Ich gehe das 2. Mal heuer.





Liebe Karin, das was Du mir von Felix geschrieben hast, ist ja weniger schön, aber die Hauptsache ist ja, wenn Du wieder drüber hinweg kommst. Deine Bemerkung unter der Briefmarke habe ich ja auch entdeckt. Bei mir ist noch alles beim alten. Mit Gerd ist auch alles in Ordnung. Ich hätte nie geglaubt, daß ich es so lange aushalten könnte. Na das kommt halt davon, wenn man sich wirklich verknallt hat. Auch in der lb. Schule hat das seine Auswirkung. Mir wird schon ganz schlecht vor dem Zeugnis. Am Freitag ist Notenkonferenz. Wir gehen mit der Schule in "Faust". Der Film soll ganz gut sein. Vorigen Samstag waren wir in Altdorf. Unsere Jugend hat gespielt. Hinterher sind wir dann alle in den Sonnenhof tanzen gegangen. Da hat es mir gefallen. Peter sagte mir, daß Gerd und ich doch gar nicht zusammenpassen, denn er ist doch so ernst veranlagt ud ich bin immer so lustig und gut gelaunt. Ich gab ihm darauf zur Antwort, Gegensätze ziehen sich an, was ja wahrscheinlich auch stimmt. Gerd ist noch dazu mein nächster Nachbar, wenn ich zum Fenster rausschaue, kann ich ihm direkt auf den Küchentisch sehen. Gestern war er krank - der Hals - bin gespannt, ob er heute wieder gesund ist. Ich habe ihm gleich, als er über Halschmerzen klagte gesagt, er soll blanken Zitronensaft schlucken, aber auc mich hat er nicht gehört und jetzt hat er den Salat. Eine Karte hat er direkt auch geschrieben vom Skiurlaub. Sie hat 6 Tage gebraucht. Nun muß ihc Schluß machen, denn es ist 1/2 12 h und um 12 h muß ich zum Zug. Schreib doch auch bald wieder! Herzliche Grüße an Deine Eltern!

Bis zum nächsten Mal
Deine Evi



ps. Ich schicke Dir heute von Deinen Bildern nur die Hälfte zurück, die andere folgt das nächstemal. (es folgt Steno:) DAS BILD, DAS ICH DIR MITSCHICKE, ZEIGT VON LINKS NACH RECHTS: HERBERT, INGE, GERHARD, HANNE, ROLAND, KLAUS, ALEXANDER, KARIN, ME, SIGGI, FRANK unten DIETER UND REINER UND OBEN GERD UND STRUPPI (Struppi)

Hoffentlich kannst Du das Geschmier lesen. Laß Dich mal blicken!

30. August 2024





Wieder wildes Datums-Raten. Alma mit einem Kind, aber nicht ihrer Karin. Es muss vor ihrer Geburt gewesen sein, vielleicht ein, zwei Jahre davor, Anfang der Vierziger. Alma hatte manchmal ein Pflegekind, um das sie sich kümmerte. Vielleicht auch, weil ihr Kinderwunsch so lange nicht erfüllt wurde. Aber dann kam ja zum Glück doch noch ein eigener kleiner Wildfang. Auf dem Foto vom Tag der Einschulung, dem 1. September 1949, hält die kleine Karin ihre große Schultüte wie einen Hauptgewinn in die Luft. Aber Almas Hauptgewinn war ganz ohne Frage ihr Töchterlein Karin.



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