29. August 2017



Mag ich auch. Juni 2012 im Tacheles. Mein mildes Lächeln und Jans strenger Blick. Dabei waren wir in ähnlicher Stimmung, zogen durch die Straßen, zum nach der Renovierung neu eröffneten Al Contadino, gegenüber von meinem Adlerhorst, und in die Johannes-Evangelist-Kirche in der Auguststraße, und zur Mädchenschule, zum Pauly-Saal, und ins KW und am Ende ein letztes mal ins Tacheles, das nur wenige Wochen später, Anfang September 2012 für immer die Türen schließen musste. Im Al Contadino filmte ich das Opus, in dem Jan von seinen Begegnungen mit Bruno Ganz in den Achtziger Jahren in Mailand und später bei der Berlinale erzählte.

24. August 2017

Ich starre gerade leicht benommen auf meinen Regiestuhl. Wie einfach es ist, auf alles Mögliche sein Logo drucken zu lassen. Den Stuhl hat dieselbe Firma gemacht, die die Regiestühle für die Jury von Germany's Next Topmodel herstellt. Erstklassig gearbeitet. Der hält ein Leben lang und darüber hinaus. Seltsamer Gedanke, dass ein Stuhl mit dem eigenen Namen darauf, länger existieren wird, als man selbst. Aber das ist ja mit jeglicher Materie, die man berührt und bearbeitet hat, der Fall. Ich habe das Bedürfnis mit dem Stuhl anzustoßen, mein neuer Lebensgefährte. Ich überlege, ob mir jemand einfällt, der so drauf ist wie ich, so verliebt in die Vorstellung, jedem Ding einen Stempel aufzudrücken. Customizen nennt man das ja heutzutage. Es muss unbedingt gut aussehen, jedes Detail, jedes Werkzeug, das kleinste Equipment. und die Cases und Transporttaschen. Ich glaube, Prince hätte das verstanden. Oder Harald Glööckler. Gestern 14 Kabel beschriftet und zwei Verteilerbuchsen, damit ich nicht jedesmal überlegen muss, welches der beiden Setups wie verkabelt wird. Setup I ist Toshiba - Acer - Bose, Setup II ist Samsung - Epson - Marshall. Ich bin gewappnet. Getestet, mit welcher Länge AUX-Kabel in Verbindung mit welcher Länge HDMI-Kabel die Tonübertragung am synchronsten ist, da gibt es erstaunliche Unterschiede. Solche Sachen muss man ausprobieren, vorher versteht sich, nicht erst vor Ort, wenn der Projektor angeworfen wird. Muss noch verschiedene Setlists für die Bilderloops und die Filme machen, bißchen thematisch bündeln, damit es dann im Automodus abläuft, ohne dass ich dauernd daneben siitze. Und dann noch die Bilder für Modeste fertigstellen, wir hatten ein schönes Shooting letzten Sonntag bei ihr zuhause. Durfte ich endlich ihren kleinen Racker kennenlernen. Schon ganz groß, der Kleine. Und so heiter. Und in meinem Atelier muss ich die Kammer weißen, der Maler hat die Fenster gemalert und repariert, alles rausgeräumt aus dem Kämmerchen und bei der Gelegenheit muss da mal endlich wieder gestrichen werden, nach vierzehn Jahren. Und ein paar Reliquiien von dort holen. Aus dem materialisierten sentimentalen Archiv. Die Serie von 2010, die Cosmic-Gaga Collection. Die Karten werde ich einfach rituell anordnen, wo es sich ergibt. Noch einiges in der Schwebe, was die konkrete Raumsituation in SOEHT7 angeht, die Dramaturgie. Ich bin da ja entscheidungsfreudig und experimentierbereit, brauche aber angemessene Gegebenheiten für den Projektionsbereich, meine beiden schönen Setups. Und natürllich meinen schönen Regiestuhl. Der ist ja schon alleine sehenswert, sollte die Technik zusammenbrechen. Aber an mir soll nichts scheitern. Ich gebe alles.

02. September 2016

Ich verrate ein Geheimnis. Die analoge Qualität digitaler Bilder entsteht nicht bei der Nachbearbeitung, sondern bei der Aufnahme. Das gilt sowohl für Fotografien als auch für Filmaufnahmen. Wer bei der Aufnahme mit der falschen Einstellung arbeitet, kann es kaum mehr mit Filtern und so weiter herbeizaubern. 'Einstellung' technisch gemeint, aber auch mental. Den Human Touch fängt man beim Auslösen ein. Die meisten digitalen Aufnahmen kranken an zu ausgezirkelten porentiefen Details. Messerschärfe ist bei Portraits nur in seltenen Fällen eine atmosphärische Aufwertung. Das gilt auch für den inflationären Gebrauch von Weichzeichnereffekten im Kontrast mit punktueller Tiefenschärfe. Das Ergebnis ist fast immer steriler Kitsch. Tausendmal gesehen, tausendmal nix gespürt. Bis auf die Absicht. Ein gutes Bild braucht eine kleine Schaufel Dreck.

31. August 2016

Lack und Leder


Anoplotrupes stercorosus

31. August 2016

ein Bett im Kornfeld

31. August 2016

Schon interessant, die Natur.



[ DISCLAIMER: INHALTE WURDEN ZU BILDUNGSZWECKEN GEPOSTET ]


Grunewald

31. August 2016



Schönhauser Allee 165. Gebäude sind Persönlichkeiten. Es gibt edle, großzügige Charaktere, die Eleganz als formvollendete Rücksichtnahme, als höfliche Tugend verstehen. Und es gibt die anderen. Die kleinlichen, sparsam dahingeschluderten. Die für den Kontrast sorgen und einem in Zehntelsekunden vorführen, was Anmut ist - oder eben leider nicht.

30. August 2016



So vieles schon einmal durchdacht. Vor sechs Jahren schrieb ich einen Eintrag, der mir nachdem ich ihn im Blog gepostet hatte, passend schien, um ihn auf flickr im Profil als Text einzufügen. Seither ist er da. Er handelt davon, was in mir vorgeht, wenn ich jemanden erfasse. Innerlich und mit der Kamera. Er handelt von Projektion. Ich hatte in den letzten Tagen das Bedürfnis, meine timelinepostings auf facebook ins Archiv zu schieben. Ich habe nichts gelöscht, nur den Zugriff auf mich beschränkt und sie auch für mich nicht mehr auf der timeline sichtbar ("hidden from timeline"). Es ist also leer geworden, bis auf eine ältere Fotografie, die meine Hand mit einer Kamera zeigt. Diese Kamera hat die meisten meiner Bilder auf flickr gemacht. Jetzt ist sie in einem Karton im voraussichtlich ewigen Schlaf, denn das Display ist kaputt. Ich habe mich so sehr daran gewöhnt, über das Display zu fokussieren, ich will nicht mehr anders. Über den Sucher ist es nicht dasselbe, ich kann nicht aus der Hüfte schießen. Und für Filmaufnahmen ist sie auch nicht mehr geeignet, sie kann kein HD und produziert ein Nebengeräusch beim Ton. Jedenfalls ist da jetzt nur noch dieses Hand-und-Kamera-Bild von 2012 zu sehen und ich beließ diesen Projektions-Eintrag, weil er etwas Wesentliches über mich erzählt. Er fand einen gewissen Zuspruch, was mich freute.



Aber in meinem Blog, meiner ersten virtuellen Heimat habe ich das noch nicht erzählt. Nachdem ich die Archivierung mit meinen externen Festplatten angegangen hatte, was immer eine Zäsur durch das umfangreiche Löschen auf meinen Arbeitsrechnern bedeutet, spürte ich, dass ich auch anderweitig, auf dieser facebook-timeline, ein Gefühl von einem Neubeginn brauche. Ich hätte beinah angefangen, die postings komplett zu löschen, das schien mir aber unangemessen. Zu viele schöne Kontakte sind darin dokumentiert. Aber ich möchte nicht mit diesen vielen Aktivitäten der letzten Monate konfrontiert werden. Ich brauche einen Neuanfang. So wie das Gefühl, eine Wohnung, in der man zu lange nichts renoviert hat, zu weißen. Man haut die frische, weiße Farbe an die Wand und fühlt sich, als ob man in eine neue Wohnung zieht, alles auf Anfang. Die letzten Augusttage, die ich sehr liebe. Ich schreibe das gerade auf meinem Balkon. Man hört schon dieses leichte Blätterrauschen, das zum Herbst gehört, aber noch ist Sommer.

30. August 2016

Ich liebe diesen Eintrag. Besonders nach der ewig langen Einleitung. Bedeutet mir viel. Und ich habe es geschafft, all das in Worte zu fassen. Ja, ich lese mich selber hin und wieder. Rückblickend. Auf das, was wesentlich war. Dreissig Jahre später kann man das manchmal. Wenn alle Halbwertzeiten überwunden sind. Über Wunden. Als ich das vor zwei Jahren (be)schrieb und auch sicher war, keine unangemessene Grenze überschritten zu haben, versicherte ich mich dennoch, kurz nach der Veröffentlichung. Es war mir wichtig. Ich bekam - - .grünes Licht wäre zu wenig gesagt. Und ich glaube mich zu erinnern, dass Duke auch so etwas wie ein Angerührtsein und Überraschung zum Ausdruck brachte. Ich könnte auch das wieder aus einer Mail, die er mir schrieb, copypasten, aber ich habe da dann auch Grenzen. Obwohl im Moment ist es ehrlich gesagt eher Faulheit, in den Mailaccount zu wechseln und die Mail zu suchen etc. Na ja. So bin ich. Immer das Schöne verbreiten wollen. Spread the news. Ja, ich weiß wie man Diskretion buchstabiert. Aber ich fühle auch, wann der richtige Augenblick gekommen ist, dass etwas eine Bereicherung für die große Bibliothek des Weltwissens und der großen Gefühle darstellt.

28. August 2016



»Nur die wirklichen Heiden, wie ich eine bin, können wirkliche Katholiken sein. Die Verschmelzung des Heidentums und des Christentums ist nur im Katholizismus ganz gelungen. Die Protestanten stehen vor der Himmelstür und bitten um ein bißchen Brot. Wein wird ihnen nicht gereicht werden.«

Alma Mahler-Werfel, Dezember 1938

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