09. Juni 2012

[...]



Meine kleine Stadt, mein kleines Refugium. Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, ob für jemandem außerhalb von Berlin, der hier noch nie zu Besuch war, die Ortsbezeichnung Gendarmenmarkt eine Hausnummer ist. Der Ehrlichkeit halber muss man sagen, dass zu Mauerzeiten recht wenig in [WEST-] Berlin vom Gendarmenmarkt die Rede war. Man konnte ja auch nur sehr schwer hin. Also nur unter erschwerten Bedingungen. Mit dem Berechtigungsschein zum Empfang eines Visums der DDR. Den Zirkus habe ich einmal mitgemacht, im Juni 1989. Ich kann mich absolut nicht daran erinnern, dass ich mit meiner Großkusine aus Grünau und meiner Tante und Großtante aus Treptow über den Gendarmenmarkt gelaufen wäre. Das hätte mir doch in Erinnerung bleiben müssen. Aber wir waren auf jeden Fall in Mitte und ich war wie erschlagen von den feudalen alten Bauten. Aber das hab ich ja erst neulich irgendwo hier erwähnt. Auf jeden Fall kommt man sich jetzt, wo man sich an die Existenz des Gendarmenmarktes dreiundzwanzig Jahre mit Haut und Haar gewöhnen konnte, ein bißchen vor, als ob man das Brandenburger Tor beschreiben wollte.



Das kennt ja nun wirklich jeder Deutsche zumindest von den alten Mauerfall-Filmberichten und von der Briefmarke und von der John F. Kennedy-Rede seinerzeit. Und von den Fernsehübertragungen der Silvesterfeiern der ungefähr letzten zwanzig Jahre. Ich schreibe aber trotzdem eine Kleinigkeit zum Gendarmenmarkt. Das Besondere ist, dass links und rechts vom alten Konzerthaus zwei Dome stehen, der Französische und der Deutsche Dom, die eine Zwillingskuppel haben. Die beiden Dome sehen zum Verwechseln ähnlich aus, besonders die Kuppeltürme. Aber innen drin sind sie komplett unterschiedlich, auch die sonstige Bauweise ist unterschiedlich. Aber auf den ersten Blick ist man wie in einer Spiegelung. Das hat schon etwas von feudalem Überfluss. Die Kuppel vom Deutschen Dom kann man nicht begehen, jedenfalls nicht die Außenbalustrade. Die vom Französischen sehr wohl, und das ist sehr, sehr schön. Aber das ist ein anderer Ausflug, irgenwann später. Jetzt laufen wir einfach nur mal über den Gendarmenmarkt, vorbei am Konzerthaus, wo ein paar recht attraktive, junge italienische Touristen Fotos hinter den alten Säulen machen und dann weiter zum Restaurant Refugium. Ich könnte jetzt behaupten, dass ich drin war und ein mehrgängiges Menü genossen habe, aber das wäre glatt gelogen. Ich habe bei diesem schönen Ausflug leider gar kein Lokal frequentiert, was mir im Nachhinein beinah ein bißchen unangemessen erscheint. Es war aber auch so ein Sonntagsspaziergang aus dem Bilderbuch.

zuckerwattewolkenmond - So, 10. Jun, 12:27

Beim Festival of lights

lohnt es sich auch immer dort vorbeizuschauen:
http://weltentanz.twoday.net/stories/5278253/

g a g a - So, 10. Jun, 12:48

Ich habe ja leider derzeit (selbst auferlegtes) Ausflugsverbot bis alle anderen Ausflüge der letzten Monate verarbeitet und gebloggt sind. Bin ich streng! Sonst wäre ich am Pfingstwochenende zum Carillon-Festival in den Tiergarten und heute vielleicht zum Tag der offenen Tür zum Konzerthaus. Aber ich muss halt nun daheimbleiben und nachsitzen, wegen der vielen Bilder, die ich im Vorbeigehen mache und dann nicht wegschmeißen kann, weil mir irgendein Detail daran zu gut gefällt. Dafür verarbeite ich alle Eindrücke gründlich und kann wirklich sagen: ich war da und kenne die Hedwigskirche und den Gendarmenmarkt und Hastenichgesehen wie meine Westentasche.
zuckerwattewolkenmond - So, 10. Jun, 12:53

Dazu

wiederhole ich nur, was ich gerade zu deinem Kommentar schrieb: Bilder können warten, schönes Wetter und vor allem Gelegenheiten aber nicht. ;o)
g a g a - So, 10. Jun, 12:59

Die Bilder warten schon zu lange! Außerdem kommt noch ganz viel schönes Wetter! Ich werde ja wohl hoffentlich nicht bis zum Herbst brauchen, aber auch der Herbst hat schöne Seiten! Mir ist auch gerade gar nicht nach vor die Tür gehen und neues Material fabrizieren. Das Festival of Lights wird ja auch immer ausgiebig dokumentiert, ich bin jetzt gar nicht so eine Freundin von pinken und quietschblau angestrahlten Fassaden. Oder sagen wir: es ist auch ein bißchen inflationär, ich staune gar nicht mehr so darüber. Eher wenn mich so ein Effekt überraschend im Alltag erwischt, da kann ich mich sehr begeistern. Aber die machen da bestimmt auch was mit Musik oder? Das ist sicher schon toll, aber ich kann nicht überall sein. Und Massenveranstaltungen passen auch gerade nicht zu meiner augenblicklichen Verfassung. Ich wünsche nichtsdestoweniger allen viel Spaß dabei und ein tolles Festival of Lights und freue mich, dass Berlin dem Volk und unseren Gästen verlässlich dauernd neue Highlights serviert! Berlin ist eine der großartigsten Städte der Welt. Für mich die allerbeste von allen! ♥
zuckerwattewolkenmond - So, 10. Jun, 13:23

Wenn du

einfach keine Lust hast, ist das ok, ich habe auch nicht immer Lust. Es hörte sich nur so an, als würdest du dir versagen, was du eigentlich gerne tun würdest. Das Festival of lights findet übrigens immer im Herbst statt, wenn die Tage schnell dunkel werden. Und für diese dunkle Jahreszeit finde ich so ein bißchen Lichtzauber immer sehr aufmunternd, zumal Weihnachten ja noch eine Weile hin ist. Und gerade im Dunkeln würde man sonst von den Gebäuden gar nichts mehr viel sehen. Allerdings muß es natürlich nicht unbedingt pink sein, aber das Schöne ist, daß man sich jedes Jahr neue Farbgestaltungen und Effekte einfallen läßt.
g a g a - So, 10. Jun, 13:39

Haha, kannste mal sehen, ich dachte, das ist schon wieder, weil die Zeit wie im Flug vergeht und ich auch keine Zeit habe mich dauernd auf dem Laufenden zu halten, was alles im Angebot ist. Dachte, das wären aktuelle Bilder!

Ich spiele gerne mit selbstauferlegten Disziplinierungsmaßnahmen, weil die eine starke Erlebnis-Intensität zur Folge haben. Klingt ein bißchen nach s/m fällt mir gerade auf, ist aber eher auf den Alltag bezogen gemeint. So ein skorpionisches Thema. Disziplin und Ekstase im dramaturgischen Wechsel. Sozusagen ein Kompositions-Instrument des Alltags. Das Sparen macht mir deshalb so einen Heidenspaß, weil es ein unglaublich stärkeres Gefühl an Luxus nach sich zieht, wenn man von einem absichtsvoll reduzierten Lebensstil dann einmal absichtsvoll abweicht. Selbst bei minimaler Abweichung (zum Beispiel eine gute Flasche Bordeaux, alle vierzehn Tage) ist das Gefühl des Überflusses überdimensional. Früher hatte ich das NIE. Da waren immer mehrere Flaschen bester Bordeaux auf dem Küchenschrank und es war beinah schon langweilig alltäglich eine Flasche zu entkorken. Ich mache das Ganze aus rein hedonistischen Gründen ;-)
zuckerwattewolkenmond - So, 10. Jun, 13:48

Ah ja,

das macht Sinn. Wobei das bei mir meist ganz von alleine geht. Wenn ich eine Zeit lang ausschweifend war, bekomme ich ganz von allein Lust, mich mal wieder auf das Essentielle zu konzentrieren. Nur was die Konzentration und Ausdauer betrifft, bräuchte ich manchmal strengere Disziplinierungsmaßnahmen. *gg*
g a g a - So, 10. Jun, 13:57

Ich meine nicht die rhythmische Abwechslung von Kontrolle und "haltloser" Extase sondern die Erhöhung des Potenzials, die maximale Ausschöpfung von Ekstase versprechenden Maßnahmen durch Reduktion der Verfügbarkeit. Ich war früher völlig hemmungslos was Mengen und Dauer von solchen Dingen angeht und anschließend war dann eher unfreiwillig, aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen, eine knallharte Abwendung zu Regenerationszwecken für eine gewisse Zeit erforderlich. Bei kontrolliertem Über-die-Stränge-Schlagen kann man das Lust-Potenzial ausschöpfen ohne diese üblen Konsequenzen mitzunehmen. Ich habe früher den Spruch "Wenn es am Schönsten ist, soll man gehen" verabscheut, ja gehasst, weil er in einem Kontext benutzt wurde, von dummen Spießern, die ihn selber nicht richtig verstanden haben". Sehr spät habe ich begriffen, welche geniale Erkenntnis darin liegt. Man muss den dramaturgischen Höhepunkt eines Ereignisses, einer Situation (einer Verbindung...) sensibel erkennen und gehen, bevor die Kurve nach unten geht. Ich dachte früher immer "Hä? Wieso gehen, wenn es am Schönsten ist? So ein Quatsch! Es kann doch noch ewig schön bleiben und vielleicht noch schöner werden, als man es für möglich hält und dann gehen? Nie! Never ever!". Heute bin ich besser darin, die dramaturgische Kurve, die Qualität des Moments einzuschätzen und kann gehen, bevor es weniger schön wird. So behält man die Dinge in bester Erinnerung. Nicht bleiben, bis der Letzte das Licht ausmacht. So ist es auch mit Exzess beim Trinken und beim Essen und Kiffen etc. Wenn die Kurve nicht mehr nach oben geht, aufhören. Ich höre jetzt diszipliniert nach einem kleinen Glas Rotwein auf zu trinken, und habe nie mehr unangenehme Folgen am nächsten Tag zu spüren. Das können die wenigsten virtuous handhaben, es ist auch schwer, wenn es gerade noch schmeckt, ich weiß das. Man erinnert sich oft im gegenwärtigen Moment mit verführerischer Intensität zu stark an das Ansteigen der Kurve, obwohl der Anstieg bereits in der Vergangenheit liegt.
zuckerwattewolkenmond - So, 10. Jun, 14:10

Ich

handhabe das genauso, allerdings empfinde ich das nicht als Disziplinierung. Im Gegenteil. Inzwischen ist es mir als das einzige, das sich "gesund" und richtig anfühlt, totale Normalität. Bei mir wäre es eher so, daß ich mich disziplinieren müßte, um häufiger über die Stränge zu schlagen (also was Alkohol, Essen u.ä. betrifft), aber da ich weiß, daß es sich das nicht gut anfühlt, hege ich auch keine großen Absichten dahingehend. Nur sehr selten tue ich es bewußt die Normalität brechend, weil ich gut weiß, daß mich dies bestätigt und auf diese geistige Weise stärkt.
g a g a - So, 10. Jun, 14:14

Ja, das ist ein besserer Begriff. Von der Normalität abhweichend. Mir ist es auch in Fleisch und Blut übergegangen, ich muss mich nicht im Sinne von einer knebelnden Maßnahme und Selbstermahnung von irgendetwas zurückhalten, die Zurückhaltung ist verinnerlicht, mittlerweile. Ich benutze wahrscheinlich deshalb den Begriff Disziplinierung, weil ich mich noch so stark erinnere, dass es das früher für mich gewesen wäre. Und vielleicht auch, weil für die meisten ein solcher Lebensstil ungewöhnlich ist. Du bist darin offenbar auch virtuos und das ist sehr gut so. Sehr gesund! In Beziehungsangelegenheiten war ich ebenso auslotend und blieb, bis der Letzte das Licht ausmacht. Man muss da genauso vorsichtig sein. Weil es auch nicht gesund ist, sondern am Ende nur schmerzhaft. Sehr schwieriges Thema, darin souverän zu werden. Aber man lernt ja dazu. Hoffentlich ich auch.

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