26. Mai 2009

Noch derselbe Tag. Aber besser. Auch furchtbar, nicht nur für den Leser, mit diesem vorangegangenen Beitrag empfangen zu werden. Auch für mich unangenehm. Und ich schreibe das, die immer wettert, dass man die Dinge nicht beschwören darf, nicht in Worten, weil man sie ruft. Und dennoch lasse ich den Absturz stehen und beschwöre die - na - wie nennt man das - wenn man am Boden lag und sich wieder berappelt, seine Gliedmaßen sortiert und weiter macht, sich wieder erhebt, das Rückgrat streckt - Wiederauferstehung ist ja doch etwas sehr pathetisch. Ah! Diese Gratwanderung! Wir wollen, wir müssen, wir wollen diskret sein, mit unseren zarten, zartesten Befindlichkeiten und dann stürzen wir ab und dürfen es nicht erzählen. Weil wir es uns selbst verbieten, weil wir ein Schutzbedürfnis haben. Und weil wir - zum Glück - noch ein, zwei, drei, vier Freunde haben, denen wir Vertrauen schenken. Aber Ihr wisst schon, Ihr, die Ihr meine bizarren Bilder trinkt, seht, lest - ich kompensiere. Sehr stark. Ich erlebe, ja auch das. Aber viel mehr noch kompensiere ich. Und transformiere meine Kompensation. Das ist das, was ich euch zeige. Meinen imaginierten, kultivierten Silberstreifen am Horizont, den es manchmal nur in meinem Herzen gibt. Ja, die Bilder sind alle echt. Die Menschen sind alle echt. Die Umarmungen sind echt. Die zusammengesteckten Köpfe sind echt. Was für ein Glück. Sekundenglück. Wisst ihr, wie wenig Zeit es braucht, um solche Bilder entstehen zu lassen? In einer halbe Stunde, einer schönen Stunde an einer schönen Bar kann man sich für einen Moment, und ich meine durchaus einen wertvollen Moment, sehr nahe kommen. Und dann greift jemand zur Kamera und alle haben Freude dabei. Das ist das was ihr dann seht. Ja, sehr schöne Momente. Aber nicht das ganze Leben.

Manchmal höre ich von Menschen, die das hier mitlesen, dass sie den Eindruck haben, ich sei sehr viel unterwegs. Es ist nicht so oft und es sind mitunter sehr schöne, aber kurze Momente. Aber nicht das ganze Leben. In Wahrheit gehöre ich zu den Menschen, die immer noch darauf warten, dass ihr Leben endlich anfängt. Ein bißchen hat es schon angefangen. Manchmal sogar ein bißchen sehr. Manchmal denke ich sogar ich bin undankbar. Manchmal denke ich, ich bin ein armes Würstchen. Manchmal denke ich, ich halte es nicht mehr aus. Manchmal denke ich, wie heute, was wäre die beste Art, den irdischen Lebenskampf zu beenden. Aber ich halte durch. Ein Skorpion-Aszendent gibt nie auf! Vor ein paar Tagen sage ich zu Cosmic: "Von wegen Hartnäckigkeit... auf einer Skala von eins bis zehn, liege ich bei zwölf." Das sage ich nicht etwa, um jemanden zu beeindrucken, eher als sachliche Information.

Vorhin lange mit Jan telefoniert. Er ist zurück aus New York, heute morgen. Das muss ja alles erst einmal verarbeitet werden. Was für ein schönes Gespräch. Aber da war ich sowieso schon viel besserer Stimmung. Einen großen Teller Tagliatelle, in Butter geschwenkt, viel Käse, Coke Zero! Die netten Kommentare. Dann wurde der Himmel wieder heller. Wir hatten hier in Berlin so einen eigentlich sehr schönen dramatischen Gewitterhimmel. Dunkel am frühen Nachmittag - im Mai - ! Ich wollte fast Licht anmachen, tat es aber doch nicht. Ein gutes Essen, ein bißchen Licht, eine kleine Mail. Ein Anruf. Und noch ein Anruf.

Oh ja, ich habe das Bedürfnis, persönliche Dinge zu vermitteln. Etwas, das noch atmet. Ohne indiskret zu werden - ja die Grenze... das ist ein kleiner Seiltanz. Dieser Tag endet nicht so traurig und trübsinnig wie er begann. Ich erzählte Cosmic gerade, dass er mit dieser kleinen Lesebrille, die er fast nie (in meiner Gegenwart) aufsetzt, und die ich deswegen fast nie an ihm sehe, eine Dimension bekommt, die ihn auf eine völlig andere Art anziehend macht, als man es sonst von ihm kennt. Und ich werde ihn mit dieser Brille fotografieren, so Gott will. Das ist die gute Nachricht. Und ich bin ein bißchen betrunken*. Und jetzt eine gute Nacht.


*Höfflin Cuvée Pfister II Trocken 2004 Kaiserstuhl/Baden Schambachhof
schneck08 - 27. Mai, 01:05

wenn man wirklich wirklich ist, dann benötigt man keine imitation. die frage von bildern, vorbildern und selbstbildern stellt sich dann ja ganz neu, weil man ja immer wieder 'ganz klein' anfangen will, wenn ehrliche häute vorhanden. zu fragen, das ist immer sympathisch und "räume", so klein sie sein mögen, sind immer "räume", also von jeher nicht klein, sondern weit. hingegen "weit" sind auch die verhagelten rapsfelder hier im süden, und damit gleichermaßen unsympathisch... was also soll man machen, WIE soll man's denn (noch) machen? ich... weiß es nich (und ich bin mehr und mehr froh deshalb)... ;-)

gute nacht*


*erdinger weißbräu

nanou - 27. Mai, 18:00

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