Die Scherben des Bierglases waren auch scharf, das mir ein besoffenes Arschloch 1987 ins Gesicht drücken wollte. Blutige Rache, weil ich partout nicht mit ihm reden wollte, ihn ignorierte, während er mich unausgesetzt volllaberte, immer näher kam, direkt in mein Ohr quatschte. Zum Glück war ich größer als er, sonst wäre die Sache anders ausgegangen.

Komisch, wie genau ich noch das Gefühl erinnere, als es mir zuviel wurde und ich ihn am Revers seiner schwarzen Ledermontur packte und schüttelte. Seine wütende Hand landete mit dem Glas an meinem Kinn, zum Glück nicht am Hals und nicht mitten im Gesicht. Das hätte im Wortsinne ins Auge gehen können. Schöne Blutspur in der nichtdestoweniger wunderbaren Dominabar in Schöneberg. Ich bin immer betrübt, wenn sich keiner mehr an diese schönste aller Bars im Westberlin der Achtziger erinnert. Und der Notfallchirurg, der mich nähte, hatte nicht minder wunderbare Unterarme. Dichter blonder Flaum, braungebrannt. Dabei stehe ich eher selten auf blond. Ich habe die Nummer von Nick Cave heute ungefähr dreissigtausendmal hintereinander gehört, obwohl ich die Platte schon länger habe. Ich bin schon ganz hypnotisiert. Und dann noch die Sonne. Diese Musik in der Sonne. Augen zu. Kopf himmelwärts.

Ein Text aus lauter Lieblingszeilen. Ich kann mich gar nicht entscheiden. Und die Musik. Dieser hypnotische Flow... You came on like a punch in the heart

Wenn ich sehr gut drauf bin, bringe ich Ihnen am Sonnabend womöglich Selbstgebackenes Selbstgebranntes mit. Das hängt natürlich auch von Ihrem Benehmen in den nächsten zwei Tagen ab. Umsonst ist der Tod!

Küss die Hand, gnä' Frau Gaga!

Ich werde ja leider nicht kommen können, sonst würde ich jetzt aus ehrlichster Empfindung etwa solches zu Papier bringen: 'Ach Frau Gaga, Teure, Ihr Blog ist ja schon optisch ein Genuss mit seinen herrlichen Illustrationen und schönen Menschen, aber wie schön Sie dazu noch schreiben! Dieser Inhalt, diese Form!'

Herr B&M, Sie kennen nicht rein zufällig das schöne Wort "Der kluge Mann baut vor", hm? Sicher liegt ihren süßen Worten keinerlei Berechnung zugrunde, schließlich sind Sie mir als Ehrenmann nur in allerbester Erinnerung geblieben!

List und Berechnung sind mir ferne,
Selbstgebranntes nehm' ich gerne.

[Die 3. und 4. Zeile bleiben Fragement. Es geht darin um meine festesten Pläne, hin und wieder in Berlin vorbeizuschauen, übezeugend durchwoben vom Ausdruck selbstlosester Freundlichkeit. Schließend mit so etwas wie 'noch ein Gläschen? Ich sag nicht nein.']

Ich sag auch nicht nein!

(Und das sage ich nicht aus sozialer Abwehrschwäche!)

Belastet mich nicht seelisch, nur ästhetisch hin und wieder. Ich weiß, Ihre Narben-Odyssee war bedeutend schlimmer und tiefgreifender als meine. Damit möchte ich mich gar nicht vergleichen. Außerdem habe ich immer eine nette Geschichte. Wenn die Geschichte dazu noch nicht mal anekdotenreif ist, ist man definitiv weniger gut bedient. Die körperliche Narbe ist bei Ihnen doch vergleichsweise ein Klacks. (ich sage ja, die körperliche.)

Schön, dass Sie zurück sind. Heil zurück sind.

Es ist zum Glück schon lange her. Mehr eine dunkle Erinnerung, der viel Helles folgte. Ab und an dachte ich daran, sie weglasern zu lassen, weil sie dort ist, wo man unwillkürlich immer auf die Uhr schaut (einfach eine Rechnung schicken). Aber dann vergesse ich es auch immer wieder und will sie als Teil von mir behalten. Die anderen Schnitte und auch die, die folgten, sind eh schlimmer.

Es war gut, wegzufahren. Da sind Menschen, die mich mögen. Gut aber auch, wieder heimzukommen.

Sie lässt sich immerhin lasern. Ich war bei einem Schönheitschirurgen, um mich schlau zu machen, was man so machen kann (äh also an der Narbe!). Bei mir müsste alles nochmal aufgeschnitten und sauber genäht werden. Aber das sind eitle Kinkerlitzchen. Luxus-Probleme. Schlimmeres soll mir nicht widerfahren.