16. August 2013



Alte Bilder angeschaut. Von Zweitausendzehn. Unterwegs. Schön. Wirklich schön. Musik gehört. Diana Krall hat The Look of Love im Weißen Haus gesungen. Schon toll, wen man als Präsident so einladen kann. Hab die Tonspur gezogen. Wahnsinnig gute Version von dem Song. Sie ist ja sowieso besessen. Da sitzt sie und klimpert so aus dem Handgelenk an diesem unfassbar schön, warm und tief klingenden Flügel und holt alles heraus und schafft es noch dabei zu singen. So. So zu singen. So erzählt, geflüstert, unprätentiös, innig. Beinah zu intim. Meine Bilder von Zweitausendzehn waren auch sehr innig. So hatte ich sie gar nicht in Erinnerung. Aber mit Abstand sieht man manches deutlicher. Sie sollten und durften es auch sein. Nie lag es anders in meiner Absicht. Überrascht war ich dennoch. Nicht die Motive, nicht die Gesten. Aber die Nähe. Wann man nah rangeht. Keine Nacktheit, keine Berührungen. Eine andere Nähe, Annäherung. Ja, man kann jemanden mit der Kamera streicheln. Überhaupt keine Frage. Ich hatte beinah vergessen, wie gut ich das kann. So lange die Kamera nicht mehr in der Hand gehabt. Außer die wenigen, fast bewusstlos eingefangenen Bilder vom siebten August. Ich wusste immerhin noch, was wie funktioniert, ohne Nachdenken. Ich gehe wieder früher als sonst ins Bett. Ich brauche das. Mein Körper will irgendetwas nachholen, ausgleichen, obwohl ich mich nicht körperlich anstrengen musste. Wahrscheinlich alles zusammen. Man muss viel schlafen und träumen, um einen neuen Anfang zu finden. Bereit für neue Taten und Pläne zu werden. Ein- und Ausatmen. Wieder 23.47 Uhr. Und wieder wünsche ich gute Nacht.
maphisti - Sa, 17. Aug, 01:22

Danke noch einmal! Wieder eine schöne Nacht! Und irgendwie immer noch Halbmond!

maphisti - Sa, 17. Aug, 15:59

Da ich Sie, liebe Frau Gaga, nächtens nicht beunruhigen wollte, möchte ich Sie jetzt gern wissen lassen, dass mir Ihr letztes Foto sehr vertraut ist, und damit meine ich nicht das Motiv.

g a g a - Sa, 17. Aug, 19:38

Nicht beunruhigen? Meint wohl, nicht über Gebühr wachhalten, hm? Das ist sehr mitfühlend, aber ein Kommentar lässt mich in jedem Fall noch besser schlafen. Ich kriege zwar nicht viele, in diesen Zeiten, aber sehr zugetane. Bitte jetzt eine kleine Verbeugung visualisieren. Mich bewegt in diesen Tagen auch, wie ich die Kurve kriege, meinen Lesern zu vermitteln, dass ich trotz dieser Erschütterung ansprechbar bin. Man möchte ja nicht wie ein Wesen aus einer anderen, jenseitigen Welt dastehen, nur weil man sich plötzlich wieder einmal mit dem Jenseitigen konfrontiert sieht. Ich bin allzeit bereit, Fragen zu beantworten, gerade was diesen fragilen Bereich angeht. Auch weil ich mich da jetzt irgendwie - blöder- oder glücklicherweise besser auskenne als vielleicht andere in meinem Alter. Ich wache nicht weinend auf und gehe auch nicht weinend schlafen. Dazwischen kommen schon Tränen. Aber auch oder gerade wegen Menschen, die noch leben, und die man vielleicht nicht genug bedacht hat. Und so weiter und so fort. Ich will nur sagen: ja, ich brauche eine Schonzeit, aber nicht was den Austausch angeht. Sonst hätte ich bestimmt viel weniger darüber geschrieben. Mir hilft das, es ist auch eine Art, Ehre zu erweisen. Mein Neffe hätte das - oder findet das bestimmt total super, dass ich das hier öffentlich mache. Wie sein Vater hätte er gerne ein öffentliches Publikum erreicht. Oh Mann, ich tue was ich kann. Ich sehe ihn schon wieder lächeln, auf seiner Wolke. Ach was, er grinst. Breit. Nein, man wird nicht irre und faselt wirr, wenn jemand gestorben ist. Man wird sehr, sehr feinfühlig. Ich kenn' mich da aus.
montez - Sa, 17. Aug, 20:31

Ich, finde, es gelingt Ihnen sehr gut, Ihre Gefühle deutlich zu machen. Das ist sehr ergreifend.

g a g a - Sa, 17. Aug, 20:42

Danke sehr. Das bewegt mich, was Sie da schreiben.
(ich habe gerade versucht, bei Ihnen einen Kommentar unter dem aktuellen Eintrag zu schreiben, aber ich konnte das Eingabefeld für die verdrehten Buchstaben, diesen blöden Code im Firefox nicht sehen, da war kein Rahmen und nix und nun ist mein Geschreibsel verloren. Es war eine Ermutigung. Weil ich selbst gerade wagte, wage mit jemandem Kontakt aufzunehmen, der mir über viele Jahre sehr fern war, obgleich einst sehr nah...)
montez - So, 18. Aug, 15:48

Liebe Gaga, das habe ich ein bisschen blöd gemacht, als ich bestimmt habe, alle Linien sollen weiß sein. Man muss einfach ein bisschen ins Weiße schreiben, und dann auf sichern drücken. Mehr weiß ich auch nicht. Ich befürchte, mein Kontaktversuch wird sich nicht weiter fortsetzen, ich traue mich nicht, da noch einmal nachzuhaken. Ansonsten habe ich eigentlich ganz gute Erfahrungen gemacht, Leute wiederzusehen, die ich lange nicht getroffen hatte. Auch wenn es mal Verstimmungen gab. Oder man war sich schnell einig, dass man sich nichts mehr zu erzählen hat. Auch gut.
kaltmamsell - So, 18. Aug, 15:36

"mit jemandem Kontakt aufzunehmen, der mir über viele Jahre sehr fern war, obgleich einst sehr nah"
Uah, mutig. Ich bin sehr wissbegierig, wie das wird. Selbst verwehre ich mir solche Anläufe (ein, zwei Ausnahmen in den vergangenen zehn Jahren), weil es doch den Menschen, der mir einst nah war, gar nicht mehr gibt. Ebensowenig wie die, die ich damals war. Ist mein Blick zu oberflächlich? Sehe ich am unveränderbaren Kern vorbei? Gibt es den überhaupt?

g a g a - So, 18. Aug, 17:36

Früher hätte es Mut erfordert, heute weniger. Denn ich bin eine Andere und er ist ein Anderer und die Motivation hat nicht mehr das Geringste mit der zu tun, oder nur sehr wenig, die den früheren Kontakt zustande kommen ließ. Mir geht es nur um Versöhnung im menschlichen Sinne, ohne erotische Komponente. Weil ich heute den Wert auf anderen Ebenen erkenne, dass ich die geworden bin, die ich bin, weil kreative Kräfte freigesetzt und provoziert wurden. Das war zwar früher im Kern von erotischer Anziehung gesteuert, aber heute sehe ich, dass es zusätzlich eine übergeordnete, wertvolle Ebene gab, die ich heute erst identifizieren kann. Es gibt keine Missverständnisse oder alten Mechanismen mehr, keine Hintergedanken. Es ist nicht in jedem Fall interessant, einen alten Kontakt zu beleben, als Prinzip ist das Unfug. Aber wenn sich ein Kreis nicht geschlossen hatte, und man die Möglichkeit erkennt, um des Seelenfriedens willen, kann es nur gut sein. Fatal hingegen wäre, wenn es die vage Idee gäbe, etwas zu beleben, was früher die Substanz ausmachte. Dank Internet kann man sich heutzutage von Menschen, die ihrerseits sehr internetaffin sind und außerdem berufsbedingt mit der Öffentlichkeit zu tun haben, ein Bild machen. Ein wacher Verstand auch in der Gegenwart und ein warmes Herz reicht in meinem besonderen Fall aus. Mehr ist nicht gefordert. Es gibt niemanden sonst, wo es für mich relevant wäre. Ich erwarte auch keine Begegnung oder Gespräche. Ich will nur etwas erzählen und er darf mir zuhören und ein bißchen nicken, während er meine Buchstaben liest. Das reicht mir schon. Witzigerweise ist es ausgerechnet jemand, mit dem ich die andere Version von Wiederbegegnung vor dreizehn Jahren hatte. Ich kenne ihn seit 1983, in diesem Jahr dreißig Jahre. Dann ging ich nach Berlin, eine ungelebte Geschichte hinter uns lassend. Im Jahr Zweitausend gab es dann nach fünfzehn Jahren ohne Kontakt ein Wiedersehen, das mit einer Mail angefangen hatte, weil ich zufällig seinen Namen in einem Berliner Theaterprogramm las. Aber das ist eine lange verrückte Geschichte. Damals haben wir etwas nachgeholt. Wenn ich schon aus dem Nähkästchen plaudere: ich schreibe derzeit einen mehrteiligen Abriss meiner Verarbeitungsstrategien, nachdem unser Kontakt Ende 2002 zu Ende war. Bin inzwischen bei Teil 15. Ist aber nicht für das Blog hier bestimmt. Schade eigentlich. Schon sehr persönlich. Deswegen blogge ich in den letzten Tagen eher wenig. (Das wird auch kein Roman, lediglich ein E-Mail-Mehrteiler für ihn. Die ersten vierzehn Teile hat er schon. Die Menge ist mir fast schon unangenehm. Wie soll man darauf reagieren. Aber na ja, er kriegt das schon irgendwie hin. Schreibt ja auch selber gerne. Aber schon ein ganz schöner Brocken. Schöner Brocken.)
montez - So, 18. Aug, 18:28

Ja, das ist der Punkt: Es geht um Versöhnung. Ein bisschen Neugier ist bei mir allerdings auch mit dabei. Bei Ihnen nicht?
g a g a - So, 18. Aug, 19:03

Meine Neugier konnte dank Internet ganz gut gestillt werden. Ich hätte bei realer Begegnung, die ich wie gesagt, nicht unbedingt für notwendig (Not wendig) halte, eher die Befürchtung, dass man sich unsinnigerweise doch irgendwie in Szene setzt, aus alter Gewohnheit (ob er oder ich, sei dahingestellt) und dadurch eine Irritation entsteht, wenn der Mechanismus unausgewogen arbeitet. Ich suche kein Abenteuer, ich will einfach nur tiefen Frieden. Zumindest konnten wir uns schon darauf verständigen, dass man jeweils zur Beisetzung des anderen kommen möchte. Haha. Ich bin eben Spezialistin für die letzten Dinge. Schon irgendwie makaber. Er möchte mir ein Lied singen und ich eventuell etwas zur angemessenen Dramaturgie seiner Totenfeier beitragen. Bloß blöd, dass dann zwangsläufig jeweils einer von beiden tot ist. Also nur einer dem anderen die letzte Ehre in Form von körperlicher Anwesenheit erweisen kann. Kompliziert. Das Leben ist kompliziert.
maphisti - So, 18. Aug, 23:10

Es gibt ja soo viele Spielarten menschlicher (Wieder-) Begegnungen! Obwohl manche für den einen oder auch für beide Partner schmerzlich und auch enttäuschend sein können, sind sie (fast) immer ein Gewinn. Es ist ein Abenteuer, nach dem man wieder ganz neu erkennt, wo man den (die) anderen und dann auch sich einzuordnen hat.

g a g a - So, 18. Aug, 23:38

Man spürt sich. Und seine Entwicklung. Das ist allerdings aufregend. Aber nicht unangenehm.
kid37 - So, 18. Aug, 23:58

Ich habe da sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Menschen, die sich quasi nicht an mich erinnern konnten oder mochten. Aber auch gute und (tief-)sinnige Wiederbegegnungen nach vielen Jahren, verschlungenen Wegen und Abzweigungen. Vielleicht das, was sich andere bei sogenannten Abi-Treffen erhoffen, zu denen ich grundsätzlich nicht gehe. Es ist jedenfalls schön, wenn man erkennt, daß es beständige Kerne und unzertrennbare Bänder gibt, die einen zusammenhalten - egal, wie man de facto zu einander steht.
g a g a - Mo, 19. Aug, 00:46

Ja...
Die Beisetzung hatte auch etwas davon.."Klassentreffen" - - - keine ehemaligen Gefährten meiner schulischen Laufbahn, aber der Rebellion und des Erwachens in den Achtzigern. Eine Begegnung, beiläufiger, als ich es für möglich gehalten hätte, tat mir beinah körperlich weh. Ein Freund von früher, ein guter Freund, der mir viele Briefe schrieb, nachdem ich nach Berlin gegangen war, stand so gebrochen vor mir, so unnerreichbar in sein Innerstes zurückgezogen... ich habe ihn kaum wiedererkannt. Er war auch sehr tief betroffen, denn er war der Namenspate meines Neffen. Doch ganz unabhänig davon, ist etwas in mir gestorben, als ich ihn sah. So viel Vergänglichkeit war zu viel für mich. Ich musste die ganze Zeit seine beiden erwachsenen Söhne anschauen, verstohlen, die so viel Ähnlichkeit mit ihm haben, als er jung und neugierig und lebenshungrig war. Und so unfassbar gutaussehend. Aber ihre Mama, seine frühere Gefährtin, mein Jahrgang, fit wie ein Turnschuh, sehr souverän, immer noch das Feuer der Jugend. Sie ist aber auch eine extra coole Mama. Drummerin in einer Band. Sie zu sehen, hat mich wirklich aufgebaut. Und auch ein paar Andere... Ich meine, es wäre auch verrückt, wenn bei Vielen der Zahn der Zeit nach dreißig Jahren kaum genagt hätte. Mich haben ja auch einige nicht erkannt. Ich hatte allerdings damals kurze Haare, mitunter irgendwie punkig gestylt und blauschwarz gefärbt.

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