29. Juni 2013



Ich könnte mir minutenweise auch vorstellen, als Inspektorin beim Ordnungsamt zu arbeiten. Kontrollgänge durch Berlin Mitte zu machen, immer adrett mit Krawatte und Offiziersmütze. Eventuell auch noch mit weißen Handschuhen. Damit könnte ich dann über eingestaubte Kühlerhauben fahren und den Fahrzeughalter, wie seinerzeit in der Reklame für diese Möbelpolitur, darauf hinweisen, dass dringend wieder einmal Staub gewischt werden müsste. Möglicherweise würde mir das auch die Berechtigung geben, Fahrzeuge abschleppen zu lassen, die nach meiner ordnungsamtlichen Überprüfung und fachlichen Einschätzung nicht den ästhetischen Maßstäben entsprechen, die ich für Berlin Mitte und insbesondere den Bereich um das Gipsdreieck, wo ich wohne und ja immer hingucken muss, in einer noch zu verabschiedenden Verordnung festgelegt habe. Zum Beispiel rote oder metallicfarbene Autos, die ja zum Glück langsam aus der Mode kommen, oder einfach unelegante Modelle, die das Straßenbild in keinster Weise aufwerten. Wenn ich mir kein elegantes eigenes Fahrzeug leisten kann, dann fahre ich eben Taxi oder mit der BVG. Das Berliner U-Bahn- und S-Bahn-Netz ist immer noch hervorragend ausgebaut, auch Busse und Straßenbahnen stehen zur Verfügung. Notfalls kann man sich ja auch ein leichtes Fahrrad anschaffen, wenn das Geld noch nicht einmal für wenigstens einen schicken, kleinen Mini reicht. Am wenigstens ästhetisch belastend ist jedoch immer noch der Fußgänger, der Flaneur. Natürlich sollte auch dieser, und ich würde auch das in meiner ordnungsamtlichen Kontrollfunktion von Zeit zu Zeit überprüfen, ebenfalls einem gewissen Standard, wie er einer Metropole zukommt, in seinem Erscheinungsbild entsprechen. Man kann sich zum Beispiel, bevor man das Haus verlässt, die Frage stellen: würde Gaga Nielsen mich fotografieren wollen, wenn sie mir heute so begegnet? Das ist eine einfache Regel, die sich jeder leicht merken kann. Wenn die Frage mit einem eindeutigen Ja beantwortet werden kann, ist aus ordnungsamtlicher Sicht alles im grünen Bereich und der Einwohner darf unbesorgt die Wohnung verlassen, um das Straßenbild zu bereichern, ja ich möchte sagen: aufzuwerten. Man muss auch an unsere ausländischen Gäste denken. Jeder Bürger repräsentiert in dem Moment, wo er den Fuß auf die Straße setzt, seine schöne Stadt. Und wir wollen doch, dass unsere Freunde aus dem Ausland die frohe Botschaft mit nach Hause, nach Übersee und Afrika tragen: Berlin ist nicht nur eine schöne Stadt mit wenigen, eleganten Fahrzeugmodellen, die hin und wieder vereinzelt am Straßenrand parken, sondern auch mit ebenso sehenswerten Bewohnern. Der Gast muss das Gefühl haben, Berlin ist eine der tollsten Städte der Welt, samt Einwohnern. Und ich, Gaga Nielsen, werde in meiner Funktion als oberster Inspektorin des Ordnungsamtes unermüdlich dafür sorgen, dass dieser Spitzenstandard erreicht und gehalten wird. Mein Ehrenwort.




Opus 71.
arboretum - 29. Jun, 16:37

Könnten Sie dann auch gleich noch dafür sorgen, dass all die gut gekleideten Flaneure nicht wegen der vielen Tretminen Slalom laufen und vor allem nicht dauernd auf den Boden schauen müssen? Die können sonst all die anderen gut gekleideten Menschen gar nicht richtig wahrnehmen. Vielleicht brauchten Sie gar nicht mit harter behandschuhter Hand gegen die nachlässigen Hundebesitzer vorgehen,um sie zur Einsicht zu bewegen.

g a g a - 29. Jun, 16:56

hm.. ich überlege, wieso ich noch nie in Hundescheisse getreten bin. So viele Hündchen scheint es am Gipsdreieck nicht zu geben. Ab und zu eine ältere Dame mit Hündchen. Und die lassen ihr kleines Tier ihr Geschäft am Baum machen, vermute ich. Mein Zuständigkeitsbereich ist ja nur das Areal zwischen Gips-, August- und Joachimstrasse, also das Gipsdreieck. Sonst würde ich das alles gar nicht schaffen, ich kann einfach nicht überall sein!
arboretum - 29. Jun, 21:05

DIE ARMEN BÄUME

Den Hund die Baumscheibe vollkacken zu lassen, ist aber auch nicht die feine Art. Und selbst wenn es nur Hundeurin ist, der macht den Bäumen auch zu schaffen.
g a g a - 29. Jun, 21:09

Die Bäume hier unten in dem kleinen Park sehen super aus. Ich denke eineinhalb kleine Hündchen in drei Straßenzügen können da nicht viel Schaden anrichten. Wir sind ja nicht in Wilmersdorf, wo die alten Witwen zuhauf Getier als Lebenspartner-Ersatz halten müssen. Diese seltsamen Jammergeschichten über Hundekacke in Berlin kenne ich nur aus der Presse aber nicht aus der Realität. Nicht in meiner. Das Bild mit dem Baum ist reine Vermutung. Kein Grund zur Aufregung hier. Man muss hier schon sehr nach dem Haar in der Suppe suchen. Die Mietpreise sind deswegen ja auch der einzige Diskussionspunkt und die böse, böse Gentrifizierung. Die wahrscheinlich auch dafür verantwortlich ist, dass in der Gipsstraße die ersten Plattenbauten eine neue Fassade bekommen. Meinethalben hätte man den Schrott besser abreißen sollen. Aber immer noch besser als vorher. Mein tägliches Nachtgebet: lieber Gott, mach, dass endlich der alte DDR-Mietskasernen-Schrott mit dem gruseligen Raumklima hinter seltsamen Gardinen abgerissen wird. Der Mist hat ja noch nicht mal interessante Patina. Schöne neue Häuser will ich sehen. Platz für die großzügigen Phantasien eines David Chipperfield. Amen.
arboretum - 29. Jun, 23:34

Oh, ich sah schon viel Hundekacke in Berlin, glaube Ihnen aber gern, dass die Öffentlichkeit Rücksicht nimmt und Ihr Gipsdreieck nicht damit verunziert. Der Queen kackt bestimmt auch kein Hund vor den Buckingham Palace.

Auch kleine Hunde kacken ganz schön viel und vor allem jeden Tag. Bekomme ich regelmäßig an den Baumscheiben an der hiesigen Hauptstraße zu sehen.
g a g a - 29. Jun, 23:42

Ich bin ja unter anderem auch die "Königin der Scheuklappen", deswegen gibt es in meinem kleinen gaganischen Königreich nur Goldstaub auf allen Wegen ;-) Woanders freilich überall unkönigliche Hundekacke! Mir fallen glaube ich immer eher so Sachen aus nicht ökologisch abbaubarem Material auf dem Asphalt usw. auf. Schon rein farblich! Oft zum Beispiel sehe ich auf dem Bürgersteig herrenlose leere Flaschen, in denen eindeutig keine nichtalkoholischen Getränke waren. Wenn die Flasche eine gewisse Eleganz hat und das Etikett ein gutes Design, bin ich da aber nicht so streng. Die Sachen, die herumliegen, müssen einfach einen interessanten Charakter haben, dann kann ich gut damit leben.

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