10. Juli 2011



Hier sollten eigentlich Erkenntnisse über das Erlangen geistiger Klarheit stehen. Ich hatte heute so einige, im Laufe dieses sonnigen Sonntags. Im Augenblick fehlt mir nur ein wenig die - äh ja - geistige Klarheit, um meine tollen Einsichten angemessen wiederzugeben, ohne mich allzusehr zu verheddern. Ich finde es angenehmer, wenn jemand einen klaren Gedanken auch klar ohne unnötiges Geschwurbel formulieren kann. Zumal bei diesem Thema. Ich bitte um Nachsicht.



Auf jeden Fall rührten die Gedankengänge daher, dass ich mich heute spürbar klareren Geistes fühlte, als die Tage zuvor. (Was mit Verlaub nur zum Teil an hormonellen Schwankungen liegt, ich kenne mich auch langsam gut genug.) Ich habe mich durch mehrmaliges Schlafen zunehmend innerlich von einem Störfaktor entfernt, eine mich eine Weile beschäftigende, unkonstruktive Kommunikation. Es fühlt sich von Nacht zu Nacht, von Tag zu Tag mehr an, als ob es mir endlich gelingt, meinen eigenen Sender wieder störungsfrei einzustellen. Damit hat es wesentlich zu tun.



Ich bin überzeugt, dass man geistige Klarheit nicht erlangen kann, wenn man störende Sender nicht aus dem eigenen Frequenzbereich entfernt. Genauer: man muss sich veritabel räumlich und geistig von dem entfernen, was den eigenen Weg beeinträchtigt, den Rückenwind nimmt. Sich fernhalten, oder die Störfaktoren fernhalten. Zum Beispiel von Menschen fernhalten, die einem den ureigenen Weg nicht zugestehen, steuernd einzuwirken versuchen. Um einen solchen störenden Einfluss zu überwinden, ist es ratsam, sich aus dem Einflussbereich zurückzuziehen. Man muss (sich) nicht daran (ab)arbeiten, das nützt meistens nichts. Keinen lauen Konsens suchen. Das macht einen nicht frei und glücklich. Es sei denn, man will vor allem Frieden mit Hinz und Kunz. Dann mag das eine Lösung sein. Aber man entfernt sich dann ganz sicher von der ureigenen Motivation, sofern diese - wie gesagt - nicht vorrangig aus Harmoniestreben besteht.



Zeitlich begrenzte, wenn auch rituell gebetsmühlenhaft wiederholte Meditationsübungen führen nicht zu einem klaren, ruhigen Geist, wenn die Eckdaten der Situation nicht geändert werden. Dann ist Meditation nur Kompensation. Ein Pflaster auf einer viel tieferen Wunde. Der unruhige Geist findet nicht tiefen Frieden in stundenweisen Verdr Meditationsübungen sondern in grundlegend zuträglichen, gesunden, entspannten Lebensbedingungen. Dann kann man sich das Meditationsstündchen sparen, weil der Zustand der Ruhe dann dauerhaft ist. Man kann es auch mit der langfristigen Nutzlosigkeit zeitlich begrenzter Diäten, phasenweiser Ernährungsumstellungen oder punktueller Fitnessübungen vergleichen. So lange das Dienliche als Ausnahmezustand zelebriert wird, nicht so selbstverständlich wie Atmen geschieht (damit hört man ja auch nicht mehr auf), handelt es sich um eine Ausnahmehandlung, die kein Teil der eigenen Natur werden kann.



Menschen, die eine grundlegende Veränderung in ihrer Lebensweise fest installiert haben, kommen in den Genuss einer dauerhaften Ernte. Wenn man in fünfzehn wachen Stunden wiederholte geistige 'Verunreinigung', Vereinnahmung, Infiltration zulässt, wird es äußerst schwierig, eigentlich unmöglich, in einer einzigen sechzehnten Stunde des Rückzugs in einen inneren Raum geistiger Ruhe, diese fünfzehn Stunden Unfug-Overflow zu transformieren und zu peace of mind oder womöglich 'weißem Licht' zu transzendieren. Das mag der Grund sein, warum viele Menschen, die mit großer Ernsthaftigkeit an Meditationstechniken arbeiten, keine wirkliche innere Ruhe finden, die nennenswert über die Meditationsstunde hinausginge, obwohl sie es mit großer Regelmäßigkeit, Disziplin und Ehrgeiz angehen. In einer unruhigen Welt dauerhaft geistige Klarheit zu finden, in dem Sinne, dass man in der Lage ist, glasklar die ureigenen Lebensimpulse und unverstellten Gedanken, Wahrnehmungen zu erleben, ist nur möglich, wenn man lernt, wie man sich schützt. Tapfer bei sich bleibt und Vereinnahmung in der Kommunikation mit anderen ohne schlechtes Gewissen weit von sich weist. Ich übe da auch noch. Mal sehen, ob ich es hinkriege. Und viel schlafen. Gute Nacht.

books and more - Mo, 11. Jul, 08:11

Sehr richtig!

g a g a - Mo, 11. Jul, 14:02

Gerade ist mir eingefallen, dass ich ursprünglich doch eigentlich noch was ganz anderes zu der Bildstrecke schreiben wollte, nämlich wie existentiell wichtig in einer Wohnung ein nicht durch Nachbarschaft einsehbarer Sonnenplatz für angemessene Lebensqualität von Gaga Nielsen ist. Glatt vergessen! Was bin ich doch sprunghaft. Unkonzentriert! Es fehlt eben immer noch ein Quentchen geistige Klarheit. Ich muss daran arbeiten!

Mir ist nämlich aufgefallen, dass ich in den letzten vier Jahren nicht recht motiviert war zu verreisen, weil ich einerseits keinen rechten Plan hatte wohin, mehr Lust auf Berlin und meine kleine Ferienwohnung hier, aber auch schon so viel gesehen und erinnert, dass der Komfort eigentlich nie so groß war, wie in meiner Hütte hier. Natürlich auch eine Frage des Bankkontos. Wenn man sich zum Beispiel so ein Haus wie das von David Beckham in Los Angeles leisten kann, wo man halbnackig und hochschwanger unbehelligt im Innenhof sonnenbaden kann und dann nur von den dreihundertfünfzigtausend facebook-Beckham-Fans gesehen wird, weil einen der Mann halt mal schnell fotografiert hat, obwohl man im "letzten großen Interview vor der Geburt" ausgiebig verkündet hat, niemals würde man ein Foto mit nackigem Schwangerschaftsbauch veröffentlichen, da sei man einfach nicht der Typ dafür, dann ist das freilich schon etwas anderes!

Finden Sie nicht auch als Hobby-Architekt, dass in diesem Punkt häufig versagt wird? Hochherrschaftliche Gutshäuser gut und schön, aber man möchte doch den einen oder anderen Sonnenwinkel für sich haben, wo einen auch das Personal nicht sieht. Das sind die Dinge, die mich wirklich beschäftigen!
books and more - Mi, 13. Jul, 12:24

Uneinsehbarkeit ist eines der unbedingten Dinge, die mich unters Dach trieben, wo ich ihrer nun - bei eigener herrlichster Aussicht - in vollen Zügen genieße (schöner Genitiv, finden Sie nicht auch?). Extrem wichtig (auch die Bewahrung des Genitivs)! Wenn ich etwas hasse, dann ist es das Gefühl des Beobachtetwerdens oder allg. der verletzten Privatsphäre. Herrliche Wortprägung von Ihnen: 'Uneinsehbarkeit'! Z.B. um an sommerlichen Tagen in freizügigster Bekleidung und vom Luftmeer umspielt zu schreinern, gipsen oder interiordesignern!

Wie immer ziehe ich bewundernd und von Lektüre & Bildern erbaut den Hut, wenn das im Moment auch keiner sehen kann, und das - wenn ich eine bekannte Persönlichkeit Ihrer schönen Stadt zitieren darf - ist gut so! :-)
Ihr
B.

PS: Wozu übrigens verreisen. In Ihrer Bilderstrecke hat man doch alles, was man braucht: Orient, Urwald, Sonne, Schatten, schöne Menschen!
Frau Klugscheisser - Mo, 11. Jul, 15:07

Soviel dazu.

g a g a - Mo, 11. Jul, 21:27

[ ah - kommentieren geht wieder - twoday war ein paar Stündchen kaputt ]

(...) und jede Annäherung der Seele auf einen Gegenstand ist zugleich eine Entfernung von den übrigen«

Der dazu kontrastierende Fetisch des Multi Tasking (dem ich in praktischen Dingen* aus Gründen der Zeitersparnis zuweilen auch anhänge) sollte im Zwischenmenschlichen mit äußerster Vorsicht angewendet werden. Man könnte die angemessenen Abstufungen in der Würdigung der persönlichen Kontakte durcheinanderbringen. Tatsächlich eine Gefahr der virtuellen Kommunikation. Da wird das oben genannte schöne Gesetz als Wert zuweilen völlig ausgehebelt. Innerhalb der Kontakte-Inflation, die manche Menschen auf - z. B. - facebook pflegen, ist es mir schon untergekommen, dass jemand ungeniert zugab, während eines chats mit mir (was ich in meinem ganzen Leben ungefähr fünf mal gemacht habe und keinen Bedarf auf mehr habe) jetzt eben mal schnell einer anderen Person zwischendurch antworten zu müssen, mit der ebenfalls gechattet wurde. Ich nahm das ganz entspannt hin, weil es nur eine Bekannte war. Wenn mir die Person nähergestanden hätte, wäre ich beleidigt gewesen. Inflationäres Geplapper. Ab und zu lustig, aber auch Zeitverschwendung. Es bleibt ein kurzes, sehr flüchtiges Gefühl von sich ein bißchen amüsiert haben. Könnte man von dem Kommentieren hier und so weiter auch voreilig sagen, empfinde ich aber anders. Hier werden kulturelle Werte geschaffen und hochgehalten! Sie wissen ja hoffentlich, dass jeder Kommentar hier dereinst in den heiligen Hallen der Museen für Kommunikation der Welt landen wird. In einem heiligen (nicht nur virtuellen) Gaga Nielsen-Schrein**! ;-)


*) z. B. morgens auf dem Klo Zähne putzen und beim Haare föhnen Wimpern tuschen

**) mit dieser Behauptung versuche ich seit geraumer Zeit meine Leser dazu zu bringen, sich eifriger an den Kommentaren zu beteiligen, aber es funktioniert nicht so recht! Irgendetwas mache ich falsch! Zu lahmes Selbst-Marketing! Da müssen wohl andere Kampagnen her. Ich bin etwas ratlos!
g a g a - Mi, 13. Jul, 14:40

Genau!

In einer Mußestunde, womöglich schon heute Abend, werde ich Ihnen en detail darlegen, welches Ferien(wohnungs-)erlebnis die Entscheidung in mir reifen ließ, meiner Berliner Ferienwohung (s. o.) in der kommenden Sommerfrische abermals den Vorzug zu gewähren.

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