11. März 2011

Die unbekannten Leser. In irgendeinem jüngeren Lied bezeichnet sich Wolf Biermann als Legende ohne Totenschein, wie er da so durch altvertraute Straßen um den Hackeschen Markt schlendert, sich zurück erinnert. Als ihm die Ecke Heimat war. An sich gefällt mir das Prinzip, die eigene Legende noch beobachten, reflektieren und kommentieren zu können besser. Besser, als von einer Wolke erste und zugleich letzte kondolierende Kommentare zu entziffern. Man braucht dann ja auch ein gutes Fernrohr. Öffentlich gemachte schwere Körperkrankheiten mit dem Risikopotenzial kurzfristigen Ablebens sind geeignet, die Zunge zu lösen. Hingegen öffentlich gemachte gute Körpergesundheiten mit dem Risikopotenzial langfristigen Weiterlebens sind eher geeignet, unkommentiert zu verpuffen. Wobei ich persönlich inzwischen mehr daran interessiert bin, zu erfahren, wie es sich im Detail anfühlt, mit sehr gesunden Zellen ein dreistelliges Geburtstagsjubiläum vorzubereiten.

Allerdings gebe ich zu, dass ich intensive Lesephasen mit autobiographischen Büchern hatte, die dramatische Krankheiten zu Gegenstand hatten. Alle denkbaren Ängste inbegriffen, die solche Menschen durchstehen. Eigentlich war aber nur ein Buch dabei, das tödlich endete. Zwangsläufig aus der Perspektive einer Beobachtenden geschrieben, nur indirekt Betroffenen. Es war Isabel Allendes Paula, über den langen Tod ihrer Tochter. Sehr bewegendes Buch. Die anderen Krankengeschichten gingen gut aus, soweit ich mich erinnere. Mut machend. Eines ist mir besonders in Erinnerung, irgendwann ausgeliehen in einer Bücherei. Den Titel habe ich vergessen. Es ging um eine Frau mit einer Brustkrebserkrankung. Nach der Operation, in ihrem Fall eine Amputation, ließ sie sich eine Rose auf die lange Narbe tätowieren und sich wie eine Amazone ablichten. Schöne, starke Geste. Wie kommt es, wie kam es, dass du dich so stark damit beschäftigst, fragte mich Jan vorhin am Telefon. Er meinte diese geradezu wissenschaftlich akribische Beschäftigung mit der Wirkkraft der Nahrung, aus denen die nächsten Zellen gebildet werden. Ich sagte, es läge unter anderem daran, dass ich zunehmend mit Krankheitsbildern konfrontiert bin, bei Menschen meiner Generation, die mich erschrecken. Wohlstandsverwahrlosung. Ein selbstkritisches Reflektieren, wo man immer noch in übernommenen Traditionen verhaftet sein könnte, die einem nicht gut tun. Und das sind oder besser waren, trotz jahrzehntelanger, vermeintlich autonomer, eigenmächtiger Entscheidungen, viele. Sehr viele. Die zu hinterfragende Tradition gutbürgerlicher, mitteleuropäischer Ernährungsweise, dem Nutzen ihrer Bestandteile, abgesehen von hedonistischen Genusserwägungen.



Interessante Situation heute. Eine Einladung zu einem Frühstück, die ich wegen der Konstellation der Gäste wahrnahm. Es gab sehr liebevoll zubereitete Häppchen mit feinen Belägen. Eine Vanille-Joghurt-Creme mit Pflaumen, Obstspießchen. Ich bestellte einen Cappuccino und sondierte, was für mich dabei wäre. Als ich darum bat, sich bitte nicht zu wundern, wenn ich von dem und dem nichts essen würde, weil soundso, bekam ich dieselbe freundlich respektvolle Reaktion wie die anderen Male im Laufe des letzten Jahres, als ich offenbarte, dass ich bestimmte Substanzen nicht mehr esse, weil nach dreißig Jahren Leiden beschwerdefrei. Interessant auch zu sehen, wie bekannt oder unbekannt dieses bislang durch keine prominente Untersuchung* bei mir nachweisbare Phänomen** ist, das ich seit geraumer Zeit an mir studiere.



*) Patientin (Allergietest-Profi) = Besitzerin eines in Anbetracht der Realität in vielerlei Hinsicht widersprüchlichen "Allergiepasses", der keine diesbezügliche Unverträglichkeit ausweist, dafür vorgeblich andere, die ich zum größten Teil noch nie bei mir beobachten konnte.

**) Asthma, Heuschnupfen, Herzrhythmusstörungen, Migräne weg.
g a g a - Sa, 12. Mär, 13:04

Allergien, Migräne, Stoffwechselstörungen

Diese Form der Gluten-Unverträglichkeit ist übrigens nicht zu verwechseln mit der hardcore-Diagnose Zöliakie. Ich hatte noch nie Magen- oder Verdauungsprobleme.

(...) (...) (...)

g a g a - Sa, 12. Mär, 13:10

von wegen "gesundes" Vollkornbrot


Anousch - Mi, 16. Mär, 22:18

*** Interessiert mich alles. Wir sollten uns mal zu einem Plausch treffen. Wie wärs?

g a g a - Mi, 16. Mär, 22:39

ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass sich sonst niemand dafür interessiert. Überall Migräne- und Allergiengejammer. In meiner Umgebung fällt mir wie nie zuvor, die getreide- und zuckerhaltige Ernährung auf. Es ist sehr schwer für Menschen, die Brot und Kuchen und Nudeln als essentiell betrachten, sich vorzustellen, dass es eine reine Gewohnheit sein könnte, die sich durch Genuss zuträglicherer Stoffe ersetzen lässt. Mir fehlt gar nichts. Ich hätte inzwischen das Gefühl, Gift zu essen. Brot ist ja auch geradezu religiös besetzt. Das letzte Abendmahl etc. pp. Gibt übrigens auch alles mögliche glutenfrei, aber ich bin ja der alles-oder-nichts-Typ. Im englischsprachigen Netz gibt es sehr viel darüber und skandinavische Länder sind da viel weiter. Ich habe gehört, es gäbe dort in dem meisten Restaurants in der Speisekarte eine Seite mit glutenfreien Gerichten. Hier wird es zum Teil sogar als Modeleiden gehandelt (von Blinden, die von Farbe reden bzw. von Lakaien der Pharma-Industrie, da ja beträchtliche Medikamentierung ersatzlos gestrichen wäre, wie in meinem Fall. Die nun überflüssigen Asthma-Sprays waren nicht billig) so lange man nicht selbst das Wunder erfahren hat. Einige Ärzte vertreten die Meinung, dass der größte Prozentsatz der Bewohner Deutschlands das Zeug nicht gut verträgt. Ich würde mich gerne öffentlich darüber austauschen. Vor allem über die Selbst-Erfahrung damit. Gerede, Berichte und Statistiken aus zweiter und dritter Hand sind immer so eine Sache. Das ist eigentlich das, was Blogs wirklich können: unzensierte Erfahrungswerte veröffentlichen. Eine Freundin von mir hat nach meiner Beobachtung auch ein Problem in der Richtung, aber sie will das nicht an sich ranlassen. Sie muss jeden Tag ihre Käsebrote verdrücken. Nervensache. Wenn ich zarte Andeutungen in der Richtung mache, wird sie ziemlich aggressiv. Jetzt macht sie eine Hypersensibilisierungs-Therapie gegen Hausstaub-Milben. Dass sie eine Laktose-Unverträglichkeit hat, akzeptiert sie, weil vom Doktor bescheinigt. Aber der Doktor hat den neuesten Stand noch nicht weit genug studiert, um zu wissen, dass sich Laktose-Unverträglichkeit mit glutenfreier Ernährung in den meisten Fällen in Luft auflöst. Man kriegt einen scharfen Blick für potenzielle Behandlung von Lebensmitteln. Fertig-Suppen im Restaurant haben fast immer Speisestärke drin, muss aber nicht unbedingt Weizenstärke sein. Man wird ganz schön schlau! Ich fange übrigens nächsten Montag wieder an, ausgehen zu üben. Ich bin nämlich aus der Übung. Aber wenn das Einstein Geburtstag feiert, ist das ein schöner Wieder-Einstieg ins soziale Leben. Wenn ich dann ein bißchen routinierter bin, gehen wir beide mal wohin!
Anousch - Do, 17. Mär, 15:55

Ach, Gaga, so gehts mir auch: völlig aus der Übung, was das Ausgehen betrifft. Was vor allem an meinen respiratorischen Beschwerden liegt. Ich versuche immer wieder meine Ernährung umzustellen, aber mir mangelts an Disziplin und Kreativität. Bei Allergie-Tests kommt nie was überzeugendes raus, aber ich spüre, dass sich über Ernährung einiges ins Lot bringen ließe. Ich mache zwar seit 1 1/2 Jahren eine Heilpraktiker-Ausbildung, aber momentan bin ich insgesamt zu skeptisch. Ich will nicht alles in Frage stellen, weil ich mich ohnehin in den vergangenen Jahren so stark eingeschränkt habe. Aber ich baue auf Erfahungsberichte aus erster Hand, so wie deine eben. Danke und wenn wir beide so weit sind, dann machen wir das mal!
g a g a - Do, 17. Mär, 19:07

Ich habe eine sehr lange Weile nichts dazu geschrieben, weil ich unsicher war, ob es eine zufällige Entwicklung ist, die ich vielleicht falsch interpretiere. Gerade bei dem Krankheitsbild Asthma (incl. Neurodermitis) wird auch immer der psychosomatische Aspekt ins Spiel gebracht. Wenn man keine abschließende andere Erklärung hat, erklärt man sich dann halt auch schon mal gerne als hypersensibel, deprimierende Lebenserfahrungen hat man ja auch immer wieder mal. Das letzte Jahr war für mich in dieser Hinsicht auch deshalb so erhellend, weil ich trotz tiefer seelischer Erschütterung, die parallel zu meiner Veränderung der Lebensgewohnheiten passierte, eine beständige Verbesserung meiner Konstitution bis zum ungläubig beobachteten völligen Verschwinden gewohnter Beschwerden erfahren habe. Das war für mich der Beweis, dass meine phasenweise angeknackste körperliche Verfassung nicht deshalb dürftig war, weil die seelischen Täler so tief waren, sondern weil mein Körper gegen eine permanente Provokation kämpfen musste, die jahreszeitengemäß unterschiedlich stark ausgeprägt war. Ich interpretiere es inzwischen so, das dieses Eiweiß mein Immunsystem in Teilen lahmgelegt hat, dass überhaupt die Grundlage gegeben war, um saisonal allergische Reaktionen auf Gräserpollen u.s.w. zu entwickeln. Ist das körpereigene Immunsystem intakt, juckt mich nicht, was so herumfliegt. Ich hatte die Asthma-Anfälle immer sehr regelmäßig in den Sommer-Monaten, von Mitte Juni bis Ende August, vor allem nachts. Kaum eine Nacht ohne Spray. Ich konnte meistens noch ganz gut einschlafen, bin aber ziemlich pünktlich um halbdrei aufgewacht, weil ich keine Luft mehr bekam und das Spray brauchte. Das Einschlafen danach war oft anstrengend, ich bin meistens gerädert aufgewacht, oft noch die Nebenwirkungen des Sprays gespürt. Ein Druck im Kopf bei Überdosierung, weil manchmal der erste Stoß nicht gereicht hat. Ich kann meine Dankbarkeit nicht in Worte fassen, dass ich 2010 den ersten Sommer nach dreißig Jahren erlebte, in dem ich Nacht für Nacht ohne dieses Spray durchschlafen konnte. Ich hatte immer Vorbehalte vor dem nahenden Sommer, niemals reine Vorfreude. In den letzten ca. 5 Jahren, in denen ich meine Ernährung bereits geringfügig umgestellt hatte, aber nicht derart konsequent, ich wusste auch nicht in welche Richtung ich da genau vorgehen sollte (trial and error), hatte sich das Symptombild insofern verändert, als die Asthmaanfälle zwar pünktlich Mitte Juni anfingen, aber nicht mehr jede Nacht kamen. Dafür kam, ganz neu für mich, ein leichter Heuschnupfen dazu. Hatte ich im letzten Jahr auch nicht mehr. Es ist keine Geheimwissenschaft, wie ich mich ernähre. Ich lasse einfach komplett jegliche Produkte weg, in denen Getreide oder Getreidestärke ist. Vollkornreis kann übrigens auch glutenhaltig sein. Dagegen kann man Sesam, Leinsamen und sämtliche Nussarten essen. Völlig tabu sind natürlich vegetarische Fleisch-Ersatzprodukte aus Seitan. Das reine Gluten. Aber darauf war ich auch noch nie scharf. Ich gehe durchaus in konventionelle Restaurants und finde immer etwas. Bei paniertem Fisch mache ich einfach die Kruste weg. Am sichersten sind Produkte, die kaum verabeitet sind. Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch. In Wurst ist oft Speisestärke verarbeitet. Ein bißchen ist auch nicht das Problem, das kriegt man ja überall mit. In Schokolade zum Beispiel. Aber das esse ich nicht in nennenswerten Mengen. Das verliert sich. Man kann auch Gebäck mit Nussmehlen machen. Im Netz gibt es auch online-shops für glutenfreie Produkte. Der größte Luxus, den ich mir seit einiger Zeit leiste, ist das Müsli 107 von Seitenbacher, das einen unverschämten Preis hat, doppelt so teuer wie jedes andere. Darin sind keine Getreideflocken, dafür viele Sorten getrocknetes Obst und Nüsse, Kokosflocken und Sesam. Das ist sehr gut gemixt. Ich wollte es, um Geld zu sparen einmal selber nachmischen, hab aber nicht die richtigen Mengen ausgecheckt, irgendwas war immer zu viel oder zu dominant. Die habe das wirklich gut gewichtet. Deswegen leiste ich mir diesen Luxus. Migräne-Attacken haben mich durch die letzten Jahrzehnte ebenfalls wie ein treuer Feind begeleitet. Vor allem an Wochenenden kamen die Attacken. Mir half allerdings simples Aspirin, was bei vielen nichts bewirkt. Und ich meine schon Migräne mit allem drum und dran, Lichtempfindlichkeit, Brechreiz, hämmernder Kopfdruck mit Sehstörungen. Ich hatte einen sehr großen Aspirin-Verbrauch. Jetzt habe ich nur noch zyklische Beschwerden, ab und zu ein bißchen vormenstruelle, leichte Zipperlein. Wann ich die letzte Migräne-Attacke mit Übelkeit und komplett Flachliegen hatte, kann ich absolut nicht erinnern. Doch! Ich weiß es wieder. Allerdings spielte da Alkohol eine Rolle. Am Abend des 24. November 2010 hatte ich ein Glas Rotwein zu viel und es ging mir am nächsten Tag gar nicht gut. Seitdem hab ich keinen Alkohol mehr getrunken, was natürlich zusätzlich erholsam für den Organismus ist. Alkohol kann Migräne sicher unterstützen, aber das war etwas anderes. Ich habe auch durchaus vor, mir wieder einmal ein Glas Bordeaux zu gönnen. Bei einem öffentlichen gesellschaftlichen Anlass. Schon alleine wegen der super Anti-Oxydantien, die nachweislich nicht in rotem Traubensaft in der Form wirksam werden, da der gesunde Farbstoff nur öl- und alkoholöslich ist, aber nicht wasserlöslich ;-) Aber letztlich war der November-Absturz alkoholmissbrauchbedingt, keine unerklärliche Migräneattacke. Ich hatte zwischen Mai und November keine nennenswerten Kopfschmerzprobleme mehr, trotz regelmäßigem Gläschen Wein. Dass die Herzrhythmusstörungen weg sind, ist mir eher nebenbei aufgefallen, weil ich das nur unregelmäßig hatte und nur im Schlaf. Manchmal bin ich panikartig, mit Todesangst hochgeschreckt. Neulich ist mir aufgefallen, dass das sehr lange nicht mehr passiert ist.

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