05. Juni 2019
Neuere Erkenntnisse! Physiotherapeut ist ein sehr toller Beruf. Ich habe jetzt zwei kennengelernt. Natürlich fand ich diese Tätigkeit schon immer sehr gut und respektabel, aber wenn man selber behandelt wird, erweitert sich die Wahrnehmung sehr stark. Der eine hat mit mir letzte Woche "exzentrisches Loslassen" gemacht, der Florian. Das hat sich schon sehr gut angefühlt. Florian hat eine Textmarker-gelbe Irokesenfrisur und sechzehn Jahre Erfahrung. Ich schätze ihn auf ungefähr 37. Der andere heißt Roman und war heute dran. Wir sehen uns jetzt öfter. Ich nenne ihn heimlich Clark Kent, weil er genauso ausschaut. Also bevor er den Superman-Anzug anzieht. Clark hat ganz neue Sachen mit mir gemacht, ich musste mir das Oberteil ausziehen, er hat mich dann sehr forsch angefasst, aber es hat nicht wehgetan. Dann durfte ich mir das Oberteil wieder anziehen und wir sind in den Turn-Raum gegangen. Da ist ein großer Spiegel, über die ganze Wand, wie im Ballettsaal. Er hat vorgeturnt und ich habe nachgeturnt. Wir haben auch zusammen geturnt. Als ich in den Spiegel geschaut habe, ist mir aufgefallen, wie groß und athletisch er neben mir aussieht. Dabei bin ich doch auch schon nicht klein. Nächste Stunde ist Freitag, also übermorgen. Ich soll wieder mehr tanzen, regelmäßig, findet er. Ich finde auch! Zusammen turnen macht eigentlich Spaß. Aber auch wenn man alleine turnt und dann einer korrigiert oder anleitet, indem er einen an den Armfesseln festhält. Es hat mir gut gefallen. Habe mir dann auch gedacht, dass Jenny wahnsinnig privilegiert ist, dass sie einen Mann hat, der das auch kann. Toll. So ein sinnvoller Beruf. Zu keinem Zeitpunkt fragt man sich, was das eigentlich soll. Selbst wenn es nicht die Krankenkasse zahlen würde, wäre es kein rausgeschmissenes Geld. Ich bin ganz beeindruckt, wie so ein junger Mensch - ich schätze Clark auf Ende Zwanzig, Anfang Dreissig - auf so einen sinnvollen und hilfreichen Beruf kommt. Ich meine, er hätte auch Model oder Schauspieler werden können. Das Aussehen hätte er! Der Grund für die Turnstunden ist mein noch nicht ganz wiederhergestellter Ellbogen. Ich hatte - ich meine ich habe da gleichzeitig einen Tennis- und Golferarm, die Folge von einem Muskelanriss durch Gewalteinwirkung. Ich habe mich selber verletzt, als ich eine blöde Eisenstange mit einer Zange verbiegen wollte. Ist aber fast schon wieder heil. Aber nur fast! Sonst müsste ich ja nicht mehr zu Clark! Ich möchte das unbedingt feinsäuberlich mit viel professioneller Anleitung auskurieren, nicht dass man dann noch was verschleppt!
g a g a - 5. Juni 2019, 15:43
Der leise Verdacht steht im Raume, dass Frau N. nun ab- und an weitere leichte Selbstzerstörungstendenzen an den Tag legen wird, um Herrn Kents Kenntnisse auch zukünftig zu nutzen.
Gaga Nielsen
Niemals! Ich habe gehört, dass man auch Personal Trainer beschäftigen kann, die so etwas Ähnliches mit einem machen. Ich kann aber natürlich heute noch nicht absehen, ob es nicht doch den einen oder anderen Rückschlag während meines Genesungsprozesses zu verzeichnen geben wird. Wenn es nach den sechs Behandlungen noch nicht weg ist, muss ich wieder zu Doktor Finkbeiner und mir neue Stunden verschreiben lassen.