Hier kommt ein kleiner Nachtrag. Ich habe in meiner virtuellen Schublade noch eine Handvoll Nürnberg-Fotoalben. Eines davon ist dieses hier. Eigentlich gehören die Fotos auch in das Album von der Burgstraße, da habe ich sie gerade auch dazugepackt. Ich hatte wohl beim Ordnen der Bilder im letzten Jahr die Idee, dass das hier zu sehende Fembo-Haus ein extra
Album bekommen sollte. Es befindet sich in der Burgstraße 15, gegenüber vom alten Dominikanerkloster. Ich habe ehrlich gesagt keine besondere Verbindung dazu, die aus meiner Jugend rühren würde. Museumsbesuche fanden innerhalb von Schulausflügen statt, nicht in meiner schulfreien Teenager-Freizeit. Mir ist das Fembo-Haus daher nur als Name ein geläufiger Begriff. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich damals dachte, dass es eine Art Frauen-Museum ist, zur Geschichte des Feminismus oder so. Ich habe im Alter von siebzehn bis zwanzig durchaus einige feministische Standardwerke gelesen, auch Bücher, die speziell in den Achtziger Jahren angesagt waren, wie Anja Meulenbelts "Die Scham ist vorbei". Das wurde mir empfohlen. Oder die wichtigsten Werke von Simone de Beauvoir. In den Achtziger Jahren war ich auch ein-, zweimal im "Feministischen Frauen-Gesundheitszentrum", durch eine Freundin initiiert, wo neben heterosexuellen Feministinnen zuhauf offen lesbische Frauen anzutreffen waren. Von selber wäre ich da nicht hingegangen, weil ich gedacht habe, das ist eine Art Ärztehaus für weibliche Patientinnen mit Spezialisierung auf Frauenkrankheiten. Nachdem ich dort war, lernte ich, dass es zwar Gesundheits-, Schwangerschafts-, Schwangerschaftsabbruch-, Menstruations- und Sexualberatung gab, aber auch Shiatsu-Workshops, Meditations-Stunden, Gesprächstherapie- und Diskussions-Gruppen, Vorträge, Filmabende, Vaginafoto-Ausstellungen und etliche andere männerfreie Veranstaltungen, kulinarisch begleitet von Kaffee, Fencheltee und Möhrenvollkornkuchen vom Blech. Im Prinzip war das "FFGZ", wie es abgekürzt wurde, und das es auch in anderen Städten gab, das, was ich vom Klang her phantasierend dem Fembo-Haus zudachte.
Nun mache ich mal ordentlich Schularbeiten und lerne, dass das Fembo-Haus nach einem Christoph Fembo benannt ist. Ob der irgendwie feministisch drauf war, ist nicht überliefert, ich vermute aber eher nicht. Erbaut wurde das prachtvolle Gebäude, wohl das einzige nahezu komplett unzerstörte Kaufmannshaus der Renaissance in Nürnberg, zwischen 1591 und 1596 von einem niederländischen Kaufmann. Dann im 17. Jahrhundert war es das Wohnpalais eines Patriziers, der es luxuriös ausbauen ließ und barocke Deckengemälde in Auftrag gab. Vom 18. bis 19. Jahrhundert war darin Deutschlands größte Kupferstich-Landkartenmanufaktur, aufgekauft vom Kunsthändler und Buchdrucker Christoph Fembo, der dort weiter Landkarten verlegte und auch Globen herstellen ließ. Nach dessen Tod erwarb das Gebäude 1876 ein Tabakfabrikant. 1928 kaufte die Stadt Nürnberg das Haus und nutzte es bis nach dem zweiten Weltkrieg als Dienstgebäude. 1953 wurde das
Fembo-Haus seiner heutigen Bestimmung als Museum zur Geschichte von Nürnberg zugeführt.
