09. Juni 2022






In einem Liebenburger Fachwerkhaus versteckt sich eine Zauberwelt, von der man unzählige Bilder machen könnte, aber das gehört sich nicht. Es ist mir nicht oft passiert, dass ich mich in einer Wohnung, die nicht meine ist, so sehr daheim fühle. Die schönsten Wohnräume, die ich bisher betreten haben, waren von Frauen, nur wenige von Männern. Jan hat sehr virtuos und liebevoll gestaltete, ja eklektische Räume in Frohnau. Auch Alban. Volkers Refugium in der Lausitzer Straße war mir gleich vertraut, und so ist es auch mit diesem in Liebenburg. Die wenigen Details, die ich zeige, sind Zitate, die etwas erahnen lassen. Natürlich gibt es viele Bücherregale und Bilder an den Wänden, kleine Kommoden und Truhen und Tischchen, schönste Trouvaillen, bequeme, antiquarische Sessel aus den Fünfziger Jahren, sehr warmes, subtiles Licht, das von alten, gefältelten Lampenschirmen verströmt wird. Einen großen, gemütlichen Küchentisch, ein Schlafzimmer mit einer Wand wie in einem venezianischen Palazzo, so schön ist der Putz von Hundert Jahren abgetragen. Ein geliebtes Filmarchiv und eine sich schwer biegende Kleiderstange mit verheißungsvoll glitzernden Gewändern. Und immer Musik - die mir selbst unbekannterweise vertraut vorkommt. Da ich in der Post direkt nebenan schlief, musste ich irgendwann doch aus dem Sessel aufstehen und in mein eher profanes Zimmerchen wechseln. Aber eigentlich war ich innerlich immer noch in der Zauberwelt nebenan, bei Marilyn und Audrey und David und Glam.

g a g a - 9. Juni 2022, 23:55