08. September 2014

Neues Motto. Nebenmotto. "Mut zur Lücke". "Go with the Flow" und "Mut zur Lücke". Ich bin gerade ganz stark am Überlegen, ob ich mir das Streichen vom Fensterrahmen vom Schlafzimmerfenster nicht schenke, so ein grelles Weiß würde da sowieso nicht passen, und stattdessen einfach mal gründlich schrubbe. Mit Seifenwasser und Topfreiniger den Film abwasche, so dass am Ende ein zart vergilbter aber blitzeblanker Fensterrahmen übrig bleibt. Die Scheibe würde ich natürlich auch putzen. Habe mir sogar unlängst Fensterreiniger geholt. Ein Wundermittel! Sogar hartnäckige Flecken verschwinden aus dem Teppich (außer Rost, leider). Man spritzt die blaue, durchsichtige Flüssigkeit auf die Scheibe, da ist so ein Zerstäuber dran, und wischt mit einem trockenen Tuch gleich hinterher. Ein- bis zweimal langt. Glasklar! Unglaublich. Ein Jammer, dass ich dieses Putzmittel nicht früher entdeckt habe. Da ist Fensterputzen ja gar nicht mehr so schlimm, wie die ganze tropfende Sauerei mit dem Wasser, wo am Ende dann doch immer Schlieren übrig bleiben. Ich hasse Fensterputzen! Aber mit so einem Reiniger - ein Kinderspiel! Ich könnte direkt dafür Reklame machen! Zum Beispiel könnte ich mit meiner neuen HD-Kamera und meinem neuen Ultra-HD-Computer einen schicken Werbefilm für Glasreiniger drehen! In meiner Wohnung natürlich. Den Film könnte ich dann auch gleich der Maklerin zur Verfügung stellen, dann sieht ihre Kundschaft gleich, wie die Wohnung - zumindest im Fensterbereich ausschaut - und dass ich ich stets für einen "gepflegten Zustand" sorge, wie es ja schon im Exposé behauptet wird.

Heute nach dem Aufstehen habe ich noch vor meinem Termin bei der Hausärztin (die Auswertung von der Blutprobe und Impfung gegen Kinderlähmung und Diphterie) das kleine, quadratische Fenster im Bad geschrubbt und anschließend gestrichen. Also den ersten Anstrich. Idealerweise macht man ja drei. Zumindest bei der Farbe von Obi, die ich nehme. Aber ich belasse es jetzt bei zwei mal. Mut zur Lücke! Am oberen Rahmen sieht man ein bißchen die horizontalen Pinselstriche, da könnte man noch mal drüber. Aber so ein paar Unregelmäßigkeiten haben ja auch Charme. Das ist eben der "Human Touch". An der Ecke habe ich auch ein bißchen an der Decke gepinselt. Sieht ein bißchen archaisch aus, weil das Weiß natürlich vom sehr gebrochenen nicht-mehr-Weiß von vor siebzehn Jahren, als das gestrichen wurde, ein bißchen absticht, obwohl ich mich um einen fließenden Übergang bemüht habe. Aber das ist praktisch gar nicht zu schaffen. Mut zur Lücke!

Dann war ich bei meiner Hausärztin im Ärztehaus am Rosenthaler Platz. Ich habe ihr gleich das "Screening", auch so eine Standard-Untersuchung gegen Hautkrebs, ausgeredet, weil ich ja im letzten Juni, also 2013 meine ich, bei einer Hautärztin war, um was weglasern zu lassen, und da hat die mich ja wohl gründlich untersucht, gehe ich mal davon aus! Dann hat sie Blutdruck gemessen, 120 zu irgendwas, jedenfalls wohl total in Ordnung. Dann gab es in den rechten Oberarm die Kinderlähmungsimpfung und in den linken gegen Diphterie. Und Pflaster drauf. Und dann hat sie mir die Auswertung meiner Blutprobe berichtet. Schilddrüse einwandfrei. Blutzucker einwandfrei. Cholesterin einwandfrei. Kein Herzinfarktrisiko! Aber ich sollte mal darüber nachdenken, ob ich nicht vielleicht doch mal ein bißchen Sport machen wollte. Sie hat mich gefragt, ob ich irgendeinen Sport mache. Weil es mir etwas peinlich war, dass ich eben keinen handelsüblichen Sport treibe, wollte ich ihr weismachen, und eigentlich bin ich auch der Meinung, dass es sich dabei um eine kurze Sporteinheit handelt, dass es ja auch irgendwie Sport ist, wenn ich es morgens eilig habe, sehr zügig zur S-Bahn laufe. Und auch das Einkaufen immer zu Fuß erledige. Mit schweren Einkaufstüten. Hm. So ganz zufrieden war sie mit meiner Sportart nicht. "Nur ein bißchen mehr!" Das wäre in meinem Alter wichtig, das empfiehlt auch die WHO! Ich glaube, sie hat bestimmt recht. Aber es ist wirklich so, dass ich gerne sehr lange Strecken bei meinen täglichen Besorgungen zu Fuß erledige. Und ich laufe ziemlich schnell! Oft sind die Touristen, gerade die händchenhaltenden Liebespärchen auf Urlaub am Hackeschen Markt, ein bißchen irritiert, habe ich so das Gefühl, dass ich ungefähr doppelt so schnell da rum laufe. Also gut, das ist dann eben kein Sport. Mut zur Lücke! Aber sonst alles tipptopp. Jetzt mache ich mal eine längere Pause für heute, und faulenze. Habe ich mir eigentlich auch verdient.

P.S. da fällt mir noch ein: wo sie das mit der Schilddrüse gesagt hat, dass die einwandfreie Werte hat, musste ich ihr erzählen, dass mir ein Arzt, ein Facharzt für Schilddrüsenerkrankungen, als ich ungefähr 14 war und oft sehr müde, eine schwerwiegende Unterfunktion diagnostiziert hat und mir eröffnete, ich müsste bei dieser schweren Unterfunktion bis zum Ende meines Lebens (es hatte ja gerade erst angefangen und er sprach schon vom Ende) Hormone einnehmen, um das auszugleichen, sonst würde ich - und das sei so sicher wie das Amen in der Kirche - einen Kropf kriegen. Ich habe dann brav ungefähr vier oder sechs Wochen L-Thyroxin Hennig oder so ähnlich, geschluckt und überhaupt keine Veränderung feststellen können. Dann habe ich eigenmächtig beschlossen, dass Tabletten, die keine Verbesserung meines Wohlbefindens erkennen lassen, eigentlich auch ungeschluckt bleiben können. Ich würde dann ja merken, wenn der angedrohte Kropf zu wachsen anfängt, das würde ich einfach todesmutig riskieren. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals Beschwerden in der Richtung bekommen hätte. Bis heute nicht. Und auch noch konnte ich mir nicht verkneifen, ihr mitzuteilen, dass ich mich besonders über die Cholesterin-Werte freue, da ich ausgesprochen viel Schlagsahne und Butter konsumiere. Glaube ich sowieso nicht dran, dass diese beiden hervorragenden Geschmacksträger mir schaden. Wenn der Fettpegel erreicht ist, höre ich schon von selber auf zu essen. Ansonsten übrigens falscher Wetterbericht für Berlin. Es war die letzten Tage immer wieder schön sonnig, nicht regnerisch. Gefilmt habe ich noch nicht mit der neuen Kamera, außer mal gleich nach dem Kauf einen Test. Ich kann mich nicht zerteilen! Sie wissen schon: Mut z. usw.

P.P.S. das ist der Fensterreiniger. Von Aldi, der blaue ("Meeresfrisch"). "Leider liegen noch keine Nährwertangaben vor."
iGing - Mo, 8. Sep, 18:59

Genau dasselbe hat mir der Arzt auch gesagt, als ich etwa 17 war: Bis zum Ende meines Lebens täglich eine Levothyroxin. Ich hab sie genau wie Sie nach einer Weile einfach abgesetzt. Später las ich in dem Buch "Bittere Pillen" (1. Bd.) über Nebenwirkungen und finde es einfach unverantwortlich, sowas jemandem "bis an sein Lebensende" zu verordnen.

g a g a - Mo, 8. Sep, 19:06

Es mag ja sein, dass es Menschen gibt, die unfähig sind, ihre körpereigene Hormonproduktion wieder anderweitig in Schwung zu bringen (oder nicht wissen wie, oder wirklich nichts mehr geht), aber so einem jungen Menschen so eine Diagnose mit so einer dramatischen Aussage zu servieren, ist schon fragwürdig. Unabhängig von der Diagnose - rein psychologisch finde ich das nicht sehr aufbauend oder mental gesundheitsfördernd, einem pubertierenden Mädchen, wo die Hormone ja sowieso Purzelbäume schlagen, so etwas als ultimativ zu präsentieren. Ich weiß noch, dass ich mich damals ganz schön mutig gefühlt habe, und auch ein bißchen Panik hatte, ob er nicht vielleicht doch Recht hat, aber dann habe ich beschlossen, meinem Instinkt zu folgen. Und dass er einfach von seiner Tabelle einen Wert abgelesen hat, der davon ausgeht, dass im menschlichen Organismus ein bestimmter Wert als vertretbar vorliegen muss und Abweichungen medikamentös zu behandeln sind. Na ja, er wusste es eben auch nicht besser.
zuckerwattewolkenmond - Mo, 8. Sep, 23:22

Früher war

ich ja beim Renovieren ziemlich perfektionistisch, aber inzwischen tendiere ich auch mehr zum Mut zur Lücke. Das Leben ist einfach zu kurz und seit ich fotografiere, haben sogar Unregelmäßigkeiten, Abnutzung und Fehler ihren Charme.

g a g a - Mo, 8. Sep, 23:40

Absolut. Manchmal ist die absolute Fehlerlosigkeit ein Mangel. Das sage ich nicht zur Beschönigung meiner Bequemlichkeit. Ich werde definitiv nicht alle Räume streichen, weil es nicht überall wie ein Mangel wirkt. Im Badezimmer und im Schlafzimmer werde ich auf keinen Fall die Heizkörper streichen, weil der leichte Elfenbeinton, der durch die Jahre entstanden ist, besser zu allem anderen passt, als es ein viel zu neues Weiß könnte. Und in meinem Schlafzimmer kommt Weiß sowieso nicht vor, da bleiben die Wände in den unterschiedlichen Farbtönen, die mir jetzt sogar besser gefallen, als beim ersten Anstrich, weil Terrakottatöne leicht verblichen noch schöner sind. Ich finde auch den Kontrast interessant, innerhalb einer Wohnung einen Raum mit blendend weißen Wänden zu haben, in den man erst tritt, nachdem man eine ganz andere Atmosphäre hatte, die Patina hat. Das bedeutet nicht ungepflegt. Wenn alles einigermaßen sauber ist, liegt die schöne Zeit in der Luft, die man darin verbracht hat. Genau genommen, habe ich nur einen, den größten Raum, komplett renoviert. Interessanterweise aber so gut wie kein Möbelstück oder sonst etwas danach an einen anderen Platz geräumt, sondern exakt wieder an den vorherigen. Weil es seit Jahren der ideale war. Das hat mich selbst erstaunt. Ich bin keine große Möbelrückerin. Ich beziehe eine Wohnung und dann wächst ein eigener Kosmos in jedem Raum, indem jedes Stück seinen ureigenen Platz findet. Auch die Pflanzen in meinem kleinen Dschungel an der verglasten Loggia haben eine Reihenfolge, in der sie sich ineinanderschlingen, die ich bis auf den letzten Millimeter wieder hergestellt habe.
iGing - Di, 9. Sep, 13:42

Ohne Möbelrücken kann ich mir ein Leben gar nicht vorstellen!
Habe den ganzen Sonntag damit verbracht, einen Eckschrank von einem Zimmer ins andere zu schaffen (nachdem ich ihn letztes Jahr schon aus einem anderen Zimmer geräumt hatte). So gefällt es mir wieder viel besser und so will ich es jetzt auch lassen. Mal sehen, wie lange es anhält!
g a g a - Di, 9. Sep, 14:20

Da mir bekannt ist, dass einige Menschen (vorwiegend Frauen) Möbelrücken als Hobby betreiben, schien es mir überhaupt erwähnenswert, dass das nicht zu meinen Freizeitaktivitäten gehört. Ich mache das nur im äußersten Notfall, wie jetzt, im partiellen Renovierungszustand. Ich weiß immer nicht genau, ob bei den Möbelrückerinnen immer noch der perfekte Endzustand gesucht wird und noch nicht gefunden wurde, oder ob die Rückerei an sich ein Ausdruck des Wunsches nach irgendeiner Veränderung im Leben ist, und man eben bei der nächsten Umgebung anfängt. Andere gehen vielleicht zum Friseur und legen sich einen neuen Haarschnitt zu. Oder jemand wie ich kauft sich eine HD-Kamera und einen zeitgemäßeren Computer. Wieder andere machen vielleicht eine Reise oder suchen sich einen neuen Arbeitsplatz. Oder einen neuen Liebhaber.
arboretum - Di, 9. Sep, 20:17

Ich habe auch noch nie in einer meiner Wohnungen Möbel gerückt. Das habe ich immer vor dem Einzug auf Papier gemacht, geht doch viel leichter. Und jedes Mal eine so gute Lösung gefunden, dass ich nie den Wunsch hatte, irgendetwas umzustellen.

Vorhin habe ich von einem Nachbarn im Haus erfahren, dass die einen Nachbarn direkt neben mir, hässliche Pläne schmieden. Deren Drei-Zimmer-Wohnung steht ebenfalls zum Verkauf, sie erzählten mir neulich auch schon, dass sie die Wohnung kaufen würden. Was sie mir nicht sagten: Dass sie auch die Wohnung, in der ich wohne, kaufen wollen, um mich rauszuwerfen und ihre Wohnung zu erweitern. Sie brauchen angeblich ein zweites Badezimmer und ein zweites Arbeitszimmer (sie arbeitet jetzt zeitweise im Homeoffice, er ist bei einer Airline angestellt - nein, nicht als Flugbegleiter oder Pilot, dazu ist er viel zu übergewichtig).
g a g a - Di, 9. Sep, 22:06

So generalstabsmäßig könnte auf dem Papier planen, könnte ich auch nicht. Mir ging es immer so, dass ich in der leeren Wohnung vor dem Einzug so eine grobe Vorstellung hatte, was Schlaf- und was Wohnzimmer werden wird, und wo das Bett dann stehen könnte und die zwei Schränke und zwei Regale und das Sofa. Mehr hatte ich ja nie. Der Rest waren keine Möbel, sondern Bücher, Bücher, Bücher, CDs, zahllose Kissen und die eine oder andere Kiste mit Devotionalien und Pflanzen. Wo aber ein bestimmtes Bild hängen wird, das ergibt sich dann organisch, wenn man vor der Wand steht.

wie lange ist denn noch mal die Frist wegen Eigenbedarf in dem besonderen Fall? Wird die wirklich nicht auch erst nach Eintrag ins Grundbuch gerechnet... ach Mist - die Nachbarn haben da ja einen netten Plan, zwei Bäder und Arbeitszimmer klingt ja sehr komfortabel. Aber die Umsetzung muss dann doch trotzdem noch ein paar Jahre warten...? Oder?
arboretum - Di, 9. Sep, 22:38

Die Idee, welches Zimmer was wird, kommt mir auch immer sofort, wenn ich die Wohnung gesehen habe - und oft auch, wo für manche Möbelstücke der beste Platz ist. Auf dem Papier probiere ich aus, ob und wie der Rest passen könnte* und probiere auch noch verschiedene Variationen aus, durchaus auch welche, bei denen auch die Möbelstücke, für die mir spontan eine Idee kam, auch noch einmal anders platziert werden. Das erspart viel Plackerei. Selbst leere Bücherregale mag ich nicht hinterher wieder umräumen müssen. Und Umzugshelfer bzw. Möbelpacker freuen sich, wenn man ihnen auf Anhieb und konkret sagen kann, wo sie die Möbel hinstellen sollen und sie nicht unnötig strapaziert werden. Es stehen anfangs eh noch genug Kisten im Weg herum. Bilder kommen immer ganz zuletzt dran, wenn alle Kisten ausgepackt sind.

* manchmal hängt es ja an wenigen Zentimetern, ob etwas passt. Ging mir in der Küche so, deshalb musste anstelle des Kühlschranks der schöne alte Küchenschrank den Platz hinter der Tür bekommen, obwohl es mir anders lieber gewesen wäre.

In meinem Fall gilt nur die reguläre Kündigungsfrist, weil die Wohnung bereits vor meinem Einzug als Eigentumswohnung verkauft worden war. Meine Kündigungsfrist beträgt sechs Monate. Wohnungen sind in dieser Stadt knapp und teuer - und ich habe weder Geld für einen Makler noch für einen Umzug und gehöre beruflich auch nicht zu der Sorte Mieter, um die sich Vermieter reißen. Sprich: Eine Eigenbedarfskündigung wäre ein ernsthaftes Problem. Abgesehen davon hänge ich an dieser Wohnung, ich wohne ausgesprochen gerne hier.

Vielleicht habe ich ja Glück und deren Wohnung gelangt doch in die Zwangsversteigerung - das steht nämlich zur Debatte -, und die Nachbarn werden bei der Versteigerung überboten. Ich denke über Online-Voodoo nach. ;-)
g a g a - Mi, 10. Sep, 20:01

@Voodoo

(ich schreibe mal in regulärer Schriftgröße zum Kleingedruckten, weil ich gerne Herrschaftswissen teilen möchte, das auch in anderer Hinsicht für manche Leser/innen von Interesse sein könnte)

In Sachen Voodoo habe ich exakt eine einzige Erfahrung, die komplett erfolgsgekrönt war, und über die ich zu berichten wage, weil es keine schwarze Magie sondern eher schöne, freundliche (harhar) weiße Magie und ihre Möglichkeiten beschreibt. Eine Freundin und ich, mit der ich auch zusammenarbeitete, waren zu der Erkenntnis gelangt, dass es jemanden in der Hierarchiekette über uns gab, den wir gerne weit weg von uns sehen wollen würden. Weil ich aber immer schon Bedenken hatte, ob zerstörerische Gedanken, die auf andere abzielen, nicht im Extremfall eine Art Reflexion im Sinne von Rückwurf, einem Boomerang auslösen könnten, wenn die Wurfenergie sehr machtvoll ist und womöglich wie an einer Betonwand abprallt und dann auf einen selbst zurücktorpediert, eröffnete ich meiner lieben Freundin eines Tages, dass unsere Strategie eine andere sein müsste, um sicher gestellt Schaden von allen Beteiligten abzuwenden. Der Betreffende war einfach noch nicht am richtigen Platz in seinem Leben angelangt, was man ja schon an der unfruchtbaren Konstellation mit uns beiden sehen konnte. Jedenfalls beschloss ich, dass wir positiv und konstruktiv an die Sache herangehen müssten, indem wir laut ausgesprochen den Wunsch für ihn (und uns natürlich) artikulierten, dass er ein Angebot für eine höhere Ebene in der Hierarchiekette nach seinem Geschmack, an einem anderen Ort (also weit, weit weg von Berlin) bekommen sollte, das ihn dermaßen bauchpinseln würde, dass er nicht nein sagen könnte und stark beglückt den Umzugswagen von Berlin nach - sagen wir - irgendwo in Süddeutschland, und zwar ganz weit unten - bestellen würde, um sich einen neuen Lebensmittelpunkt zu schaffen, gepaart mit neuen beruflichen Herausforderungen. Mit diesem Wunsch wären wir auf der sicheren Seite. Keine destruktiven Energien wären involviert. Nun begab es sich zeitgleich, dass die Gerüchteküche uns zutrug, dass der mehrfache Familienvater in Scheidung leben würde, so war es ja ohnehin ein guter Zeitpunkt, um ihm alles erdenklich Gute und vor allem Neue zu wünschen, um WOANDERS noch einmal richtig durchzustarten. Guter Dinge bekräftigten wir erheitert unseren durch und durch positiv besetzten Voodoo-Wunsch. "Liebes Universum, lieber (Voodoo-)Gott, bitte mach, dass XXXX XXXXXXXX in den nächsten drei Monaten nach Süddeutschland befördert wird." Schon alleine die lustige Vorstellung, dass das passieren könnte, weil wir ihn ja auch als irgendwie ehrgeizig einschätzten, war den albernen Gedankengang und das laute Artikulieren wert.

Etwa zweieinhalb Monate später erhielten wir die Mitteilung dass s. o. aus Berlin wegziehen würde, weil er das Angebot für eine leitende Position in Passau erhalten hat, und sich die leitende Position mit ganz, ganz hoher Führungsverantwortung auch noch auf die ganze Region darüber hinaus erstrecken würde. Also ganz Niederbayern oder so ähnlich. Er hat dann noch zu einer Abschiedsrunde mit Umtrunk eingeladen. Freudestrahlend. Wir waren auch bestens gelaunt. Ich glaube, das ist vielleicht das, was immer mit win-win-Situation bezeichnet. wird. So weit ich weiß, ist er immer noch dort. Das ist inzwischen ungefähr zehn Jahre her. Als wir diese Neuigkeit erfahren haben, waren wir dann doch einigermaßen sprachlos. Das Schöne war, dass man bei diesem Wunsch überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben brauchte. Man könnte zum Beispiel in dem Sinne jedem, der einen irgendwie beeinträchtigt, einfach etwas Wunderbares wünschen, das dafür sorgt, dass es keine Verbindung mehr mit der eigenen Existenz gibt, und damit keine Beeinträchtigung mehr. Also wünscht man nicht so angenehmen Kaufinteressenten, die etwas für sich selbst suchen, einfach NOCH schönere und kaufwürdigere Objekte.
arboretum - Do, 11. Sep, 11:18

Der Smiley deutete an, dass es mir damit nicht ernst ist. Mit bösen Wünschen sollte man wirklich vorsichtig sein. Den Nachbarn eine schönere Wohnung zu wünschen, wird wohl nicht funktionieren, die wollen ja gar nicht wegziehen. Sondern nur ein zweites Badezimmer - und zwar hier. Dem derzeitigen Eigentümer kann ich deshalb nur wünschen, dass er die geforderte Summe oder sogar noch mehr bekommt (er hat schließlich Schulden bei der Bank, die Eigentümergemeinschaft hat außerdem einen Titel über 14.000 € gegen ihn). Wenn ich meinen werten Nachbarn neulich richtig verstanden habe, wollen sie ihm nämlich nicht so viel zahlen wie er fordert.

Die schöneren und besseren Kaufobjekte wünsche ich eh schon dem Paar, das sich neulich meine Wohnung ansah (und wie üblich, mehr auf die Aussicht als auf die Bausubstanz achtete).
g a g a - Do, 11. Sep, 13:14

Das war mir schon mehr oder weniger klar, dass keine ernsthaften Püppchen-Pieksereien geplant sind. Wer das allen Ernstes betreibt, wird kaum darüber sprechen!
zuckerwattewolkenmond - Di, 9. Sep, 14:28

Ich glaube,

wenn ich den Platz dafür hätte, wäre ich ebenfalls eine große Möbelrückerin. Ich träume davon, so eine große Wohnung mit einem Extra-Zimmer zu haben, daß ich alle zwei Jahre zum Beispiel mit dem Schlafzimmer umziehen oder ein spezielles Zimmer neu einrichten kann. Doch in meiner kleinen Wohnung ist dies ausgeschlossen. Hier ist jedes Möbelstück für seinen Platz sozusagen millimetergenau ausgemessen und ausgesucht worden.

g a g a - Di, 9. Sep, 15:18

Ach ja, ich könnte mir schon auch vorstellen, noch ein paar weitere Räume einzurichten. Aber ich wollte eben zu dem Zweck nicht die bisherigen auflösen. Zum Beispiel hätte ich noch gerne einen großen Raum, den ich als Esszimmer mit einer großen, langen Tafel einrichten würde. Und noch eine weitere Dachterrasse, die richtig groß ist.
iGing - Di, 9. Sep, 15:25

Das Möbelrücken dient bei mir hauptsächlich der Prokrastination! Wiki: "Drei Kriterien müssen erfüllt sein, damit ein Verhalten als Prokrastination eingestuft werden kann: Kontraproduktivität, mangelnde Notwendigkeit und Verzögerung." Nur der erste Punkt ist beim Möbelrücken nicht erfüllt - denn ich schaffe ja was, was ich gut finde. Nur das, was dringend anliegt, schaffe ich erstmal nicht, nämlich diese blöde St...., wie heißt das Ding? Stolperstein? Aber ich räume mir ja nur den Weg frei, dann schaffe ich das auch. Nur etwas später halt. Wenn meine Konzentration es zulässt.

g a g a - Di, 9. Sep, 15:43

Ach, daher weht der Wind.
Also keine semi-professionelle Ambition in Richtung Innenarchitektur. Bei mir wirkt sich das Prokrastinieren immer so aus, dass ich nicht das mache, was ganz oben auf der to do-Liste ist, sondern etwas an vierter, dritter oder sogar zweiter Stelle. Es geht schon voran, aber halt mit etwas anderem, das durchaus auch von mir erledigt werden wollte. Insofern bin ich innerhalb der Verschieberitis noch sehr diszipliniert. Einfach nur unnötige Zusatzbeschäftigungen kreieren, ist meine Sache nicht. Bzw. kann es schon mal vorkommen, dass ich eine angenehmere Beschäftigung dann kurzerhand nach weit oben auf meine to do-Liste setze, um mich wieder tatkräftig zu fühlen. Das funktioniert recht gut. Das meine ich mit "Go with the Flow". Man muss im Grunde nur immer checken, in welcher Aktivität man gerade die höchste Effizienz entfalten kann, und sich dann einfach dem flow hingeben. Dann ist man sehr produktiv. Zum Beispiel Fenster nicht putzen, wenn sie einem gerade besonders dreckig vorkommen und man trotzdem keine Lust hat, sondern wenn man gerade den total überraschenden Energieschub verspürt, der es einem ermöglicht, die Fenster in Nullkommanix zu putzen, weil man gerade überragende Putzkräfte verspürt und weiß, dass man den Punkt vergleichsweise energiesparend von der Liste bekommt. Und wenn es mitten in der Nacht ist oder volltrunken. Oder beides.
iGing - Di, 9. Sep, 21:33

Ganz genau deshalb habe ich mir solche Arbeiten zwecks Prokrastination ausgesucht: Statt sinnloser Tätigkeiten arbeite ich Dinge ab, die ich sowieso vorhabe! Manche springen halt auch erst in dem Moment ins Auge, wo sie "gebraucht" werden, um das Aufzuschiebende aufschieben zu können.
Was Sie zum "Go with the flow" schreiben, trifft genau den Punkt. Habe neulich mitten in der Nacht einen Schrank aufgebaut. Der Vollmond machte es möglich.

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