ich habe heute nachmittag leo kaplan von leon de winter (von dem ich bislang - leider - noch nichts gelesen hatte) beendet. ich habe es in vielen etappen gelesen, obwohl es mich ungeheuer gefesselt hat. gefesselt ist beinahe zu schwach. es hat mich immer wieder um- gehauen. ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt bei einem buch so oft bis ins mark getroffen war. meistens nur wegen ein oder zwei sätzen. mitten ins schwarze. wenn man rezensionen sucht und findet, liest man zwar nichts unzutreffendes aber auch nicht, dass es im wesentlichen von der sehnsucht nach einer verlorenen liebe handelt. ich habe beim lesen eine seltene nähe zu dieser geschichte empfunden.
eine betagte und hoffentlich gewiss mittlerweile mausetote nachbarin meiner vorangegangenen heimstatt in wilmersdorf bemängelte oft und gerne die wüste bepflanzung meines küchenfensterbretts: "das gestrüpp da, vor ihrem fenster - schön sieht das ja nicht aus". auch mein zerrupfter fussabtreter fand keine gnade: "ihr fußabtreter. schön sieht das ja nicht aus". ich muß wohl nicht extra erwähnen, dass es mir nicht schwer gefallen ist, dort wegzuziehen. sie hat wahrscheinlich ganz richtig erkannt, dass ich im tiefsten inneren ein struppiges dschungelkind bin. am suggestivsten ist wahrscheinlich meine große astgabel. aber ich weiß ja nicht, woran sie denken.
so gesehen handelt es sich um eine amazone. sie hat nur einen, die gute astgabel. das zweite exemplar ist ein schatten (den ich mir allerdings logisch nicht erklären kann). ja. ungepierct. was sie so sehen.
Das ist nur ein Schatten? Kaum zu glauben. Vielleicht ging grad ein kalter Wind und... ach egal, ich will hier nicht driften. Die ganze Strecke sieht wirklich nach einem schönen Nachmittag aus. Ich habe heute weitere Kleingartengebiete bei mir hinter dem Haus erkundet. Eine wilde, wahnsinnige, gartenzwergbevölkerte Welt. (Die Gärten hier sind z.T. furchtbar alt und haben richtige befestigte Häuser mit zwei Etagen, nicht so Bretterbudenlauben.)
Man könnte denken, es wird doch noch mal Sommer...
es wird! ich habe eine feste schönwetter-zusage von meiner ferien- wohnungsvermieterin auf hiddenssee. und die muß es ja schließlich wissen - immerhin steht dort das wetterstudio von herrn kachelmann. hoch edda kommt mit aller macht!
kleingärten sind ein gar bizarres universum. dass die dort feste häuser haben, wundert mich nun wenig, da es ja schon lange eine subversive bewegung in dieser szene gibt, ungeachtet von bauvorschriften, überdimensionale kleinfamilienhäuser auf der wiese zu errichten. man kriegt dann manchmal das geheule und gejammer mit, wenn das ganze auffliegt, und die pracht wieder abgerissen werden soll.
mir ist ja immer ein bißchen komisch, wenn ich durch so ein schrebergartenlabyrinth laufe. irgendwie habe ich immer das gefühl, dass alle hinter den häkelgardinen gucken, was die fremde frau mit den zotteligen haaren und den düsteren klamotten in ihrer puppen- stube macht. unheimlich... man hat immer das gefühl, man müsste die anwohner grüßen, weil das dort so üblich ist - aber wenn man es täte, wären sie noch irritierter.