11. Juni 2014
Delikatessen im Speisezimmer. Ich fahre mit der Handfläche vorsichtig über die Tapete mit der tausendfach vervielfältigten, urtümlichen Fruchtbarkeitssilhouette, um zu verifizieren, ob es sich nach dem anfühlt, wonach es aussieht: Wildseide. Es sitzt sich exzellent in dem gepolsterten Sessel in der Ecke. Die übrigen Fauteuils sind dicht unter die Glasplatte des ovalen Esstischs geschoben. Wie eine geschlossene Muschel steht er da. Ich lese, dass in dem Raum das frühere Badezimmer des Architekten Otto Wagner verortet wird. Als Ernst Fuchs Anfang der Siebziger Jahre die Villa erwarb, war sie seit Jahrzehnten dem Zahn der Zeit ausgeliefert. Die architektonischen Elemente hat er restaurieren lassen, die gegenwärtige Einrichtung, die Wandbespannung und Möblierung trägt seine eigene Handschrift. Als wir die Räume betraten, gab mir die Assistentin eine kleine bebilderte Fibel mit auf den Rundgang durch die Räume, von der ich später ein Exemplar kaufte. Wie die Räume heißen und wie ihre Geschichte ist, habe ich erst viele Tage später, zurück in Berlin, nachgelesen. Das brachte mich auch auf den Gedanken, nicht alle Bilder aus der Villa in eine Strecke zu zwingen, sondern all den Räumen Raum zu geben. So ist das. Ganz wundervolle Sitzmöbel. Ungeheuer aufwändig in jedem Detail. Alles wurde mit Bedacht gewählt, angeordnet, in diesem Universum. Rhythmisch, nach Regeln der Musik. Das sage ich einfach so, obgleich ich keine Noten lesen kann und nur äußerst rudimentär mit Harmonielehre befasst habe.
: : alle Wiener Geschichten : :
g a g a - 11. Juni 2014, 23:58
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