17. juli 2005
operation kleiderschrank dauert etwas länger als erwartet. jetzt räume ich schon den dritten tag den schrank aus. ich bin bei weiß angekommen. ich habe irgendwann die klamotten nach farben sortiert. jedes fach eine farbe. das größte abteil für schwarz.
warum es so lange dauert, liegt daran, dass ich manche teile anprobiere. schon seltsam, wie die erinnerung in den kleidungsstücken hängt. situationen, tage, nächte. zu manchen sage ich „du hast mir kein glück gebracht!“ und weg. auf den stapel für den container. dann gibt es teile, wo ich nur noch den kopf schüttle und mich frage, ob ich zeitweise ambitionen hatte, ins horizontalgewerbe einzusteigen.
einige kleidchen probiere ich an – oder versuche es – und kriege sie nicht mehr über die hüften. ich habe zugelegt. nicht spektakulär, dass es jemand merken würde, der mich lange kennt, aber einige sachen kneifen zunehmend.
dann gibt es kuriose stücke darunter, wie den overall, den ich 1986 dem schauspieler weggenommen habe, der mir einen teil meiner schallplattensammlung gestohlen hat. ich fand diesen overall immer klasse. mit vielen reißverschlüssen, sehr robust. man sieht darin irgendwie pilotenmäßig aus. ursprünglich war er hellblau. dann wurde er jadegrün. jetzt ist er verwaschen und ich mag ihn immer noch und will ihn demnächst schwarz färben. fast zwanzig jahre alt.
dann gibt es alte pullover, bei denen ich mich nur wundere, dass keine mottenlöcher drin sind. oder den lieblingspullover meines bruders. ein dunkelgrauer pullover von louis estère, den er in paris gekauft hatte und den er fast immer trug, wenn ich ihn traf. ich liebte diesen pullover. das einzige kleidungsstück, das ich nach seinem tod von ihm haben wollte. ich trug ihn sehr oft.
irgendwann fand ich ihn zu weit und nähte ihn ein bißchen enger. gestern hielt ich ihn in der hand und dachte, er wäre mir mittlerweile zu eng, und vielleicht auch unbequem. ich könnte diesen pullover nicht einfach auf den haufen zu den anderen sachen werfen. das geht einfach nicht. ein bißchen bang zog ich ihn über. und er passt immer noch, ist nicht zu eng. und die wolle ist erstaunlich weich. da war ich richtig froh, weil ich ungern kleidung nur um der erinnerung willen aufheben möchte.
dann gibt es ein kleid, das ich aus einem bestimmten grund gekauft habe. ich wollte irgendwann unbedingt so ein weißes kleid haben, wie es romy schneider als hélène in „les choses de la vie“ von claude sautet getragen hat. in der schlußszene, als sie zum krankenhaus fährt.
ich suchte eine weile nach so einem kleid und fand immerhin eines, das eine gewisse ähnlichkeit hat. wenn auch die angeschnittenen ärmel fehlten. es war dieser courregès-stil. für jene zeit geradezu futuristisch simpel und schnörkellos. in den mitte der neunziger neueröffneten berliner galeries lafayette fand ich dann endlich das kleid. ein kleid aus paris. es passt immer noch. aber man sollte braungebrannt sein. und meine beine sollten etwas trainierter dafür aussehen.
und dann sind kleider dabei, die zwar noch passen und nicht un- interessant sind, aber irgendetwas stört. so wie bei jenen hoch- hackigen, unbequemen schlangenleder-sandaletten. ich staune, wie viele ausgehkleidchen ich doch in meinem schrank habe. man könnte denken, ich müsste dauernd unterwegs sein.
ein kleid, von dem ich mich auch trenne, ist aus einem silbernen paillettenstoff. ein kleid, das man wirklich nur nachts anziehen kann. es passt, sieht witzig aus, aber der paillettenstoff kratzt wie die hölle. obwohl ein futter drin ist. grauenhaft.
allerdings käme ich mir etwas blöd vor, einen solchen fummel in den container vom roten kreuz zu schmeißen. irgendwie bin ich aber auch zu faul, die sachen auszusortieren und second hand zu verscherbeln. bei einigen kleidchen, die ums becken spannen, habe ich die schere angesetzt und das rockteil abgeschnitten. schöne oberteile.
wenn man das liest, könnte man bestimmt denken, ich bin so eine ganz raffinierte modepuppe. das ist bei mir dasselbe phänomen wie bei schuhen: ich habe alles, um mich mit allen extravaganzen für sämtliche gelegenheiten auszustaffieren – aber tatsächlich trage ich am liebsten klamotten, wie sie kinder auf dem abenteuerspielplatz anhaben.
meine lieblingsschuhe sind seit mehr als fünf jahren ein paar schwarze turnschuhe, die mich treu und unverwüstlich durch die wildnis begleiten. sie sind federleicht und ich habe in ihnen das gefühl, so leicht zu laufen, dass ich beinahe fliege.
jetzt langsam zeigen sie abnutzungserscheinungen an den nähten und ich habe schon mehrmals geflucht, dass ich damals nicht zwei paar davon gekauft habe. sie werden leider nicht mehr hergestellt. ich sage es ja, ich bin anhänglich. eine wirklich treue seele.
g a g a - 17. Juli 2005, 21:44
Dieser Overall war bestimmt von Charles Wilp, der hat am Ende auch immer so was getragen. In Orange, allerdings. Heute würden Mägde und Knechte sinnige Sprüche draufsprühen und teuer verkaufen.
Viele Dinge, das habe ich schon oft gedacht, sollte man doppelt besitzen. Gerade bei Schuhen ist das wichtig, denn der vernünftige Herrenschuh ist ja noch schwerer zu finden als ein herausragender Damenschuh. Vor allem im zurückhaltenden Hamburg, wo man nur die Wahl zwischen Fransenslipper und Ludenstiefel hat.
f r a n s e n s l i p p e r
sie dürfen mir ruhig glauben, dass ich ein paar ganz schlimme sachen aus dem schrank geklaubt habe. ich rede nicht von unterwäsche, die ist in einem extra schränkchen im badezimmer, welches ich mir irgendwann später einmal vornehme. denn noch wartet ja der andere schrank mit den ganzen jacken, mänteln, anzügen, gehröcken was weiß ich. den habe ich ja auch noch vor mir! sie haben jetzt außerdem gerade mal ein kleidungsstück gesehen, da kann man ja eigentlich noch keine rückschlüsse auf meinen qualitätsanspruch treffen.
von wegen nicht billig: ein ganz schlimmes teil ist zum beispiel aus hundert prozent plastik: ein zwar langärmliges oberteil, das aber bock- wurstmäßig hauteng sitzt, mit einer lackschicht überzogen und in diese schicht eingeprägten reptilienschuppen in schwarzbraun. ich weiß, das klingt jetzt wahnsinnig interessant - es macht auch einen ein- schlägigen eindruck. ist mir dann aber doch für die öffentlichkeit zu grenzwertig. und vor allem: es ist total unbequem und eklig auf der haut. aber ich fand es scharf. ist noch gar nicht mal so lange her, dass ich den plunder gekauft habe. ich habe es ab und zu vorm ausgehen anprobiert und dachte mir dann unabhängig vom ekelfaktor auf der haut: nee nee nee. es ist auch einfach obenrum zu eng. ich krieg keine luft.
dieser overall ist garantiert nicht vom seligen charles wilp und besticht durch die völlige abwesenheit irgendwelcher aufnäher. aber er war bestimmt mal teuer, denn der kleinkriminelle, dem ich ihn wegge- nommen habe, hat nur teures zeug getragen. einer, der monatelang im kempinski wohnt und die zeche prellt, trägt nur vom feinsten. leider kann ich kein markenetikett finden. ich habe ja die angewohnheit, als erste amtshandlung bei neuerwerb von klamotten, etiketten sofern kratzig, zu entfernen.
Dieses Reptilienteil ist wirklich scharf. Man muß bei solchen Sachen immer ein wenig aufpassen. Das ist wie mit Kleidung aus Raubtierfell(-imitat). Kann großartig aussehen - aber auch schnell wirklich billig.
Ist Ihnen eigentlich klar, was ihre nonchalante Bemerkung "demnächst räume ich dann meinen Unterwäscheschrank aus" für Folgen haben wird? Ich sehe Ihre Klickraten bereits einen Raketenstart machen.
Die Tauschaktion ist eine tolle Idee. Vermutlich würde ich in das Kleid passen, aber es kleidete mich wohl aus anderen Gründen nicht so recht. Ich habe gerade leider nur ein dämliches Batik-T-Shirt mit einer "8" vorne drauf anzubieten, das mir noch nie gefiel. Auch so eine "ach-ich-kauf-jetzt-einfach-mal-was"-Aktion.
oh je.
GEHEN SIE BITTE WEITER. ES GIBT HIER NICHTS ZU SEHEN.
es wäre natürlich bei dem von mir neu aufgebrachten trend der t-shirt-tausch-parties zu überlegen, ob man nicht auch spezial-events men/women only macht, wo dann eben nur schlipse oder kleidchen getauscht werden. "gibst du mir dein kleines schwarzes, geb ich dir mein kleines schwarzes". oder sockenhalter. badehosen. da sind keine grenzen gesetzt! an der t-shirt-idee gefällt mir besonders gut der unisex-aspekt. wenn ich mir zum beispiel vorstelle, wie herr dahlmann und frau kaltmamsell ihre t-shirts tauschen - das hätte schon was! man könnte doppelumkleidekabinen anbieten, für die etwas schüch- terneren (wie mich jetzt - ich geniere mich bei so was ja immer). dann könnte man auch mitmachen und würde sich vorsichtig die t-shirts über die trennwand reichen. ja. so könnte es gehen.
wenn sie kein t-shirt zum tauschen finden, würde ich mich zu einer großzügigen spende bereit erklären, damit sie auch mitmachen können. sie müssen das ding dann halt zum partybeginn vorüber- gehend anziehen und so tun, als wäre es immer schon ihres ge- wesen. ich bin da ganz zuversichtlich, dass wir in meinem fundus etwas passendes finden werden. am besten ich lege gleich alle t-shirts zurück, die ich ursprünglich dem roten kreuz spenden wollte.
Leider habe ich wirklich keine spektakulären (von den rock'n'rolligen Band-T-Shirts abgesehen, von denen ich mich aber nicht trennen werde) Leibchen zu bieten. Bedankt also, daß Sie mich mit diesem feinen Trick hereinschmuggeln wollen.
sie sollen ja nicht ihre schönsten sachen opfern, sondern einfach mal davon ausgehen, dass es irgendwo in der weiten welt ein mädchen geben wird, das schon immer von einem batik-shirt mit einer großen acht drauf geträumt hat!
es hat natürlich auch einen tieferen sinn, dass teilnahmebedingung ist, das mitgebrachte t-shirt selber anzuhaben. denken sie nur an die lockstoffe die hier getauscht werden können! das wird das zuein- anderfinden ungemein, ja rasant! beschleunigen. nicht mehr der blog- content entscheidet über die paarbildung, sondern die kleinen nied- lichen lockstoffe! ich bin schon sehr gespannt, welche menschen dort zueinanderfinden werden!