31. März 2012

Im Kino gewesen. Metropolis gesehen. Die restaurierte Fassung wie bei der Premiere 1927. Alle waren mucksmäuschenstill. Hundertfünfzig Minuten lang. Das war toll. Bei "Ende." nach dem letzten Titel "Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein", nachdem sich der Arbeiterrebell und der Herr von Metropolis die Hand gereicht haben, haben alle vor Freude und Begeisterung geklatscht. Und das, obwohl der Regisseur und die Hauptdarsteller nicht anwesend waren! Super. In Metropolis kann man genau sehen, dass Fritz Lang Skype erfunden hat. Der Herr von Metropolis hat nämlich Skype, wenn er telefoniert. Ich habe kein Skype, weil ich nicht so gerne telefoniere. Und auch nicht Leute dabei angucken will. Und auch nicht beim nicht wirklich gesehen werden angeguckt werden will. Aber das ist eine andere Geschichte. Jetzt muss ich schlafen gehen.
kid37 - So, 1. Apr, 00:19

Ich glaube, so lange könnte ich gar nicht stillsitzen. Auch nicht (beim) Skypen. Das ist nur was für junge Leute.

g a g a - So, 1. Apr, 06:41

Metropolis ist für Jung und Alt ein Erlebnis. Es waren auch viele alte Menschen da. Und nur zwei (2!) haben aufs Klo gemusst! (ca. mittelalte Männer). So artig waren die Zuschauer noch nie in einer Kinovorstellung, in der ich auch war. Kein Geknusper und Geraschel! Alle haben sich an mir ein Beispiel genommen! Obwohl ich absichtlich in der letzten Reihe gesessen habe. Ich war nämlich zeitig da und habe einen Platz nach Wunsch gekriegt. Die Vorstellung war ausverkauft. Fünf Euro! Metropolis lockt immer! Hübsche junge Frauen waren auch da. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Und im Kassenhäuschen sitzt die Hübscheste von allen. Ein Fräulein mit etwas Asiatischem im Blut und einem liebreizenden Wesen.

Beim Skypen ist für mich Problem Numero Eins, dass man sich gegenseitig vormacht, man hätte sich in echt getroffen und verschiebt deswegen das Treffen im richtigen Leben auf irgendwann. Problem Numero Zwei sind die verrauschten Bilder, das falsche Seitenverhältnis der Kopfmaße und der grottige Sound sowie die Verzögerung der Sprachübermittlung. Als ob man mit Neil Armstrong in der Mondrakete telefoniert. Wie früher die komischen Fernsehbilder von Apollo 13 aus dem All! Und Problem Numero Drei ist das Allerwichtigste, nämlich dass ich mich dann ja auch noch daheim dauernd zurechtmachen müsste, für die große Kinovorstellung beim Telefonieren! Viel zu anstrengend! Außerdem würde ich dabei dauernd auf das kleine Bildchen in der Ecke schielen, wo ich mich selber sehen kann und gucken, wie ich aussehe beim Erzählen. Dann wird das ganze ein Gaga Nielsen-Opus nach dem anderen und die Beschäftigung mit mir selber verbraucht meine ganze Aufmerksamkeit, die eigentlich dem Gesprächspartner geschenkt werden sollte. Das wäre nicht recht. Ich gucke ja auch fast in jede Fensterscheibe, die sich mir bietet. Für Patienten wie mich ist Skype eindeutig das Falsche. Zu eitel!
kid37 - So, 1. Apr, 12:58

Die letzte Reihe ist ja eigentlich zum Fummeln, nicht zum Gucken. Die Kamera bei dieser Internettelefonie finde ich nicht so schlimm, ich mache mich auch zum normalen Telefonieren zurecht. Ich kämme mir ja sogar die Haare, ehe ich unter die Dusche gehe. Man darf sich nicht gehen lassen.
g a g a - So, 1. Apr, 16:48

Ich kämme mich selbstverständlich auch, bevor ich die Duschkabine betrete. Niemals würde ich mich gehen lassen! Aber als angehendem Stummfilmstar werden Sie mir zugestehen, dass bei mir natürlich auch privat strengere Maßstäbe angelegt werden, wenn die Kamera läuft, als zum Beispiel beim technischem Personal, das hinter den Kulissen tätig ist. Ich kann mir da keine Schnitzer erlauben, wie schnell bleiben die Rollen aus! Dann heißt es "Ach, die Nielsen, die habe ich neulich erst bei gewöhnlicher Wohnzimmerbeleuchtung über Skype gesehen, die hat ihre besten Zeiten auch hinter sich!"

Bei Giga-Leinwand im maximal Siebzehn-Reihen-Kino findet man mich jeweils ganz hinten. Im Giga-Filmpalast in der zehnten Reihe, aber nie weiter vorne! Ich brauche den Überblick ohne Hals nach oben Verrenken und keine Blicke im Rücken sind so ein Wellness-Dings. Ich sitze nicht nur gerne ganz hinten inkognito sondern auch gerne ganz am äußersten rechten Rand. Man kann diskreter flüchten oder eben tun, was man gerne möchte, ohne Blicke auf sich zu ziehen und das Publikum unnötig abzulenken. Geräuschlos versteht sich.
g a g a - So, 1. Apr, 07:20

Interessant, Brigitte Helm, die "Maschinen-Maria", war bei den Dreharbeiten 1925 erst siebzehn Jahre alt. Es war ihre erste Rolle überhaupt. Hat sie sehr gut gemacht.

"(...) Brigitte Helms Karriere begann wie ein Illustrierten-Roman. Die Mutter schickte dem Regisseur Fritz Lang 1924 ein Bild ihrer Tochter, der berühmte Regisseur machte mit ihr eine Probeaufnahme, und die gänzlich Unbekannte bekam die weibliche Hauptrolle in dem teuersten Film der deutschen Filmgeschichte. "Metropolis" ruinierte beinahe die Ufa und machte Brigitte Helm über Nacht berühmt.

Die Ufa gab ihr einen Vertrag; genau zehn Jahre und 29 Filme lang spielte sie im deutschen, französischen und englischen Film. Genau so plötzlich wie sie im Kino aufgetaucht war, verschwand sie wieder. 1935 zog sie sich vom Film zurück, spielte nicht auf der Bühne, trat nie im Fernsehen auf, lehnte alle Einladungen ab und gab nicht ein einziges Interview. Wer, um alles in der Welt, war Brigitte Helm, und was war passiert? Brigitte Helm (ihr richtiger Name war Schittenhelm) wurde in Berlin geboren. Schauspielerfahrungen sammelte sie bei Theateraufführungen ihrer Schule, aber an eine Schauspiel-Ausbildung dachte sie nicht. Nach dem Abitur wollte sie Astronomin werden, war offensichtlich neugierig auf alles Moderne.

Und dann spielte sie 1925, 17jährig, die Doppelrolle in "Metropolis". Ihre Mimik und Gestik sind noch ganz vom Expressionismus geprägt; sie reißt als Jungfrau Maria die Augen auf, ringt die Hände vor der Brust und spitzt den Mund zum keuschen Kuss. Als Maschinen-Maria aber ist sie nur noch sexueller Körper und Objekt der Begierde, die personifizierte Sünde, Hexe der Lust und erotisches Wahnbild der Nacht. (...)"

Werner Sudendorf, Die Welt, 18.03.08; Ein Vamp der lieber kochen wollte

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